Christian FelberThis is not economy

E-Book (EPUB)

Paul Zsolnay Verlag (2019)

304 Seiten

ISBN 978-3-552-06407-2

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Kurztext / Annotation
Zündstoff für ÖkonomInnen: In seinem neuen Buch nimmt Christian Felber, der Initator der 'Gemeinwohl-Ökonomie', die Wirtschaftswissenschaft ins Visier.
'Why did nobody notice it?', nicht nur Queen Elizabeth fragte sich 2008, warum die Finanzkrise auch ÖkonomInnen zu überraschen schien. An den Wirtschaftsfakultäten brodelt es: Weltweit setzen sich Studierende für eine plurale Wirtschaftswissenschaft ein. Sie wollen implizite Annahmen, versteckte Werturteile und blinde Flecken offenlegen und die Ökonomie wieder in breitere Kontexte einbetten.
Nach einem Überblick über die Bandbreite der Kritik stellt der Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie Grundsatzfragen nach den Wurzeln der Disziplin und den Gründen der fatalen Verirrungen. Und er macht einen konkreten Vorschlag für eine ganzheitliche Wirtschaftswissenschaft. Zündstoff für die Wirtschaftswelt!

Christian Felber, geboren 1972, lebt in Wien. Er hat Attac Österreich mitbegründet und initiierte 2010 die internationale Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung sowie das Projekt 'Genossenschaft für Gemeinwohl'. Zuletzt erschienen bei Deuticke: Die Gemeinwohl-Ökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft (2010), Retten wir den Euro! (2012), Geld. Die neuen Spielregeln (2014), für das er den 'getAbstract International Book Award' für das Business Buch des Jahres erhielt, und Ethischer Welthandel. Alternativen zu TTIP, WTO & Co (2017). 2019 folgte sein neues Buch This is not economy.

Textauszug


Einleitung

Moderne Makroökonomie ist bestenfalls spektakulär nutzlos und schlimmstenfalls klar schädlich.

PAUL KRUGMAN (2009) 1

Als ich die Gemeinwohl-Ökonomie, angespornt von einer Gruppe Unternehmer innen und in Zusammenarbeit mit ihnen, entwickelte, wollte ich nicht primär eine wissenschaftliche Theorie vorlegen, sondern eine konkrete Alternative, die Menschen ohne abgeschlossenes Studium verstehen und Unternehmer innen, Bürgermeister innen und Schulen praktisch anwenden und weiterentwickeln können. Wir hatten selbstverständlich nicht nur mit Zustimmung gerechnet. Jede gesellschaftliche Veränderung löst Kritik, Befürchtungen und Widerstand aus. Nicht alle Menschen sind gleich offen für Innovation und Weiterentwicklung. Vor allem war uns klar, dass einige der Eckpunkte wie die Infragestellung grenzenloser Ungleichheit bei einem Teil der Besitzenden Abwehrreflexe hervorrufen würden - einschließlich eher unbeholfener Versuche, die GWÖ in verschiedene Ecken zu stellen: Sozialismus, Kommunismus, Nationalsozialismus, Populismus, Greenwashing, Esoterik ... Fast alles war dabei. Einen konstruktiven Diskurs kann das verzögern, aber nicht verhindern. Umso erstaunter waren wir, dass ein vergleichsweise schroffer Gegenwind aus akademischen Kreisen pfiff. Mainstream-Ökonomen fühlten sich offenbar in ihrer Domäne gestört und in ihrer Deutungshoheit infrage gestellt, was Wirtschaft ist oder wie sie anders verstanden, praktiziert und politisch gestaltet werden könnte.

Sonderbare Argumente

Stutzig wurde ich durch die Argumente: Ich hätte "grundlegende Prinzipien der VWL" und "die Märkte nicht verstanden", die GWÖ sei "keine Theorie", "nicht wissenschaftlich", ich sei ein "politischer Aktivist", und schließlich, der Hauptvorwurf, dass die GWÖ ein "normativer" Ansatz sei - ja was denn sonst? Die GWÖ sagt ja prominent und transparent von sich, dass sie auf Beziehungs- und Verfassungswerten aufbaut, dass sie primär ein Wertesystem ist. Das gilt aber für jede Theorie über die Wirtschaft, egal ob Kapitalismus, Kommunismus, soziale Marktwirtschaft, Postwachstums- oder Care-Ökonomie. Und hier tat sich der Kernwiderspruch auf: Der Mainstream der Wissenschaft glaubt tatsächlich, dass die neoklassische Ökonomik eine wertfreie Wissenschaft sei. Das ist nicht nur eine mächtige Selbst- und Publikumstäuschung; wenn das eigene Wertesystem nicht transparent gemacht wird, handelt es sich um Ideologie. Umso mehr, wenn damit die bestehende Ordnung legitimiert wird, anstatt dringend benötigte Alternativen zu entwickeln.

Ideologie

Bei der neugierigen Nachschau, was sich unter der Oberfläche der merkwürdigen Abwehr von Alternativen verbirgt, stieß ich auf ein unübersehbares Ausmaß an vernichtender Kritik an der Mainstream-Ökonomik - von Ökonom innen selbst! Die Kritik betrifft alle Ebenen der Wirtschaftswissenschaft - ihr wissenschaftstheoretisches Selbstverständnis, ihre Geschichtsvergessenheit und Undefiniertheit, die Theorie- und Methoden-Einfalt, die haarsträubenden Annahmen und die Realitätsferne, die Mathematisierung und Modellversponnenheit, die Resistenz gegen Kritik und Interdisziplinarität, die Arroganz und die Machthierarchien, die Dominanz der Männer. Die Breitband-Kritik existiert seit vielen Jahren und in vielen Punkten sogar seit Jahrzehnten - doch sie prallt am orthodoxen Theoriegebäude und am Wissenschaftsbetrieb wie an der Chinesischen Mauer ab. "Neoklassische Ökonomen bewältigen Kritik, indem sie sie ignorieren", schreibt der Renegat-Ökonom Steve Keen. 2 Eine weitere Schwierigkeit: Durch das Undefiniertlassen mancher Kernkonzepte - allen voran des "freien Marktes" - entwindet sie sich der

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