Ferdinand von Schirach; Alexander KlugeTrotzdem

Hardcover

Luchterhand Literaturverlag (2020)

80 Seiten; 5 mm x 42 mm

ISBN 978-3-630-87658-0

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Trotzdem

Besprechung
»'Trotzdem' ist eine anregende Handreichung zu den eigenen Bemühungen, das Verhalten während einer Epidemie zu verstehen und ihm zugleich rational und emotional gerecht zu werden.« Harry Nutt / Berliner Zeitung

Langtext
Das Corona-Virus hat uns an eine Zeitenwende gebracht. Beides ist jetzt möglich, das Strahlende und das Schreckliche.

Ist der aktuelle Shutdown unserer Gesellschaft auch ein Shutdown unserer Grundrechte? Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge gehen der Frage nach, was die Corona-Pandemie für unsere Gesellschaftsordnung und unsere bürgerliche Freiheit bedeutet.

"Niemand hätte sich vor zwei Monaten vorstellen können, dass wir diesen Ausnahmezustand erleben. Es wird heute von manchen behauptet, das sei die Zeit der Exekutive. Aber das ist falsch. Wir leben in Demokratien, wir haben eine Gewaltenteilung. Noch immer muss das Parlament entscheiden, und daran darf sich auch nichts ändern. Noch scheint unsere Demokratie nicht gefährdet. Aber die Dinge können kippen. Autoritäre Strukturen können sich verfestigen, die Menschen gewöhnen sich daran. Erosionen sind langsame Abtragungen, keine plötzlichen Ereignisse."

Ferdinand von Schirach, geboren 1964 in München, Jurist, Dramatiker und Schriftsteller. Er lebt in Berlin. Seine letzten Bücher: »Strafe« und »Kaffee und Zigaretten«.

Alexander Kluge, geboren 1932 in Halberstadt, Jurist, Filmemacher und Schriftsteller. Er lebt in München. Von Alexander Kluge ist zuletzt erschienen das Buch »Russland-Kontainer«.

Von Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge ist bei Luchterhand außerdem erschienen: "Die Herzlichkeit der Vernunft".

Alexander Kluge, geboren 1932 in Halberstadt, Jurist, Filmemacher und Schriftsteller. Er lebt in München. Seine letzten Bücher: »Kongs große Stunde. Chronik des Zusammenhangs« und - mit Georg Baselitz - »Weltverändernder Zorn. Nachricht von den Gegenfüßlern«.


Zum Zeitpunkt der Ausgangsbeschränkungen während der akuten Phase der Corona-Pandemie führten die literarischen Juristen Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge ein philosophisches Gespräch über die weltweite Ausnahmesituation. Sie stellten fest, dass Reichtum und Macht keinen Schutz vor dem Virus bilden, die Folgen in Ländern ohne adäquate medizinische Versorgung jedoch ungleich brutaler ausfallen. Ärzte standen deshalb unter einer starken seelischen Belastung, weil sie statt zu heilen über den Tod entscheiden mussten. Räumlich umgrenzte Ereignisse wie z.B. Naturkatastrophen erschüttern das gesellschaftliche Gefüge nur kurz, während die schleichende Ausbreitung eines Krankheitserregers für größere Furcht sorgt. Das Virus bringt eine Zeitenwende mit sich, wobei Ferdinand von Schirach die beunruhigende Tendenz wahrnimmt, dass sich autoritäre Strukturen verfestigen, weil die Menschen in ihrem Bedürfnis nach Sicherheit weitgehende Einschränkungen in der Freiheit akzeptieren. Im Gespräch spannen die beiden Schriftsteller einen weiten Bogen von den Seuchen des Mittelalters über große Aufklärer und autoritäre Herrscher bis hin zur Feststellung, dass der Mensch die Chance nutzen sollte, innezuhalten und ein gerechteres und nachhaltigeres Gleichgewicht der Kräfte in der Welt zu schaffen. Die Eigendynamik des intelligenten Austausches zwischen den Autoren unterstreicht die Wichtigkeit von offenen Gesprächen, die neue Denkansätze generieren und den Geist herausfordern.
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