David LagercrantzVerschwörung

E-Book (EPUB)

Heyne; Norstedts Förlagsgrupp AB (2015)

608 Seiten; Karten

ISBN 978-3-641-15356-4

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Kurztext / Annotation
Mikael Blomkvist steht vor einer Entscheidung. Böse Zungen behaupten, er sei nicht länger der Journalist, der er einst war. Lisbeth Salander hingegen ist aktiv wie eh und je. Die Wege kreuzen sich, als Frans Balder, einer der weltweit führenden Experten für künstliche Intelligenz, ermordet wird. Kurz vor seinem Tod hatte er Mikael Blomkvist brisante Informationen versprochen. Als Blomkvist erfährt, dass Balder auch in Kontakt zu Lisbeth Salander stand, nimmt er die Recherche auf. Die Spur führt zu einem amerikanischen Softwarekonzern, der mit der NSA verknüpft ist. Mikael Blomkvist wittert seine Chance, die Enthüllungsstory zu schreiben, die er so dringend braucht. Doch wie immer verfolgt Lisbeth Salander ihre ganz eigene Agenda.

David Lagercrantz, 1962 geboren, debütierte als Autor mit dem internationalen Bestseller »Allein auf dem Everest«. Seitdem hat er zahlreiche Romane und Sachbücher veröffentlicht. 2013 wurde er vom Originalverlag und Stieg Larssons Familie ausgewählt, die Millennium-Trilogie fortzusetzen. 2021 hat er eine neue Reihe mit einem genialen Ermittler-Duo begonnen: Rekke und Vargas. Die Krimis waren in Schweden Nr.1-Bestseller. David Lagercrantz lebt in Stockholm.

Textauszug

1. Kapitel

Anfang November

Frans Balder hatte sich immer für einen erbärmlichen Vater gehalten.

Obwohl August schon acht Jahre alt war, hatte Frans bisher kaum je versucht, die Vaterrolle zu übernehmen, und auch jetzt fühlte er sich dieser Aufgabe nicht unbedingt gewachsen. Aber er betrachtete sie als seine Pflicht, denn bei seiner Exfrau und ihrem schrecklichen Mann, dem Schauspieler Lasse Westman, musste der Junge leiden.

Deshalb hatte Frans Balder seine Stelle im Silicon Valley gekündigt und war nach Hause geflogen, und jetzt stand er fast schon in Schockstarre vor dem Terminal in Arlanda und wartete auf ein Taxi. Es war ein Teufelswetter: Regen und Sturm peitschten ihm ins Gesicht, und er fragte sich zum hundertsten Mal, ob er das Richtige tat.

War es nicht völlig absurd, dass ausgerechnet ein egozentrischer Idiot wie er ganz urplötzlich Vollzeitvater werden wollte? Im Grunde hätte er genauso gut einen Job im Zoo annehmen können. Er wusste nichts über Kinder, ja nicht einmal über das Leben im Allgemeinen, und was am allermerkwürdigsten war: Niemand hatte ihn darum gebeten. Keine Mutter, keine Großmutter hatte ihn angerufen und angefleht, er möge endlich seinen Teil der Verantwortung übernehmen.

Es war seine eigene Entscheidung gewesen, und jetzt wollte er trotz einer anderslautenden Sorgerechtsverfügung und ohne Vorwarnung bei seiner Exfrau auftauchen und den Jungen abholen. Bestimmt würde das einen Mordszirkus geben. Und sicher würde dieser verdammte Lasse Westman auf ihn losgehen. Aber daran ließ sich nun mal nichts ändern. Er sprang in ein Taxi, dessen Fahrerin manisch Kaugummi kaute und mit ihm Small Talk betreiben wollte. Das wäre ihr nicht einmal an einem seiner besseren Tage gelungen. Für Plaudereien hatte Frans Balder nämlich nicht viel übrig.

Er saß auf der Rückbank und dachte an seinen Sohn und alles, was in letzter Zeit passiert war. August war nicht der einzige und nicht einmal der wichtigste Grund für seine Kündigung bei Solifon gewesen. Sein ganzes Leben befand sich derzeit im Umbruch, und für einen Moment fragte er sich, ob er all das wirklich würde bewältigen können. Auf dem Weg nach Vasastan fühlte er sich plötzlich komplett blutleer, und er unterdrückte den Impuls, spontan einen Rückzieher zu machen. Nein, das durfte er jetzt nicht.

In der Torsgatan angekommen, zahlte er das Taxi, nahm sein Gepäck und stellte es direkt hinter dem Hauseingang ab. Lediglich den leeren Koffer mit der aufgedruckten bunten Weltkarte, den er am San Francisco International Airport gekauft hatte, nahm er mit, als er die Treppe hinaufstieg. Dann stand er atemlos vor ihrer Wohnungstür, schloss die Augen und malte sich Schreckensszenarien mit Wutausbrüchen und Wahnsinn aus. Im Grunde, dachte er, kann man es ihnen nicht einmal verübeln. Niemand taucht einfach unangemeldet auf und reißt ein Kind aus seiner vertrauten Umgebung, schon gar nicht ein Vater, dessen einziges Engagement bislang in regelmäßigen Überweisungen bestanden hat. Aber dies war eine Notsituation, so schätzte er es jedenfalls ein, und deshalb richtete er sich gerade auf und klingelte, so gern er auch auf dem Absatz kehrtgemacht hätte.

Zunächst reagierte niemand. Dann flog plötzlich die Tür auf, und vor ihm stand Lasse Westman mit seinen eindringlichen blauen Augen, seinem bulligen Oberkörper und seinen riesigen Pranken, die wie dafür geschaffen schienen, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen, und derentwegen er in Filmen oft den Bösewicht mimen durfte, wenngleich er in keiner seiner Rollen auch nur annähernd so böse war wie im echten Leben. Davon war Frans Balder überzeugt.

»Du lieber Himmel«, rief Lasse Westman. »Wenn das mal keine Überraschung ist. Das Genie höchstpersönlich gibt sich die Ehre.«

»Ich bin hier, um August abzuholen«, sagte Frans Balder.

»Wie bitte?«

»Ich habe vor, ihn mitzunehmen, Lars.«

»Du machst Witze.«



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