Tom SegevDavid Ben Gurion

E-Book (EPUB)

Siedler Verlag (2018)

800 Seiten; mit 27 Schwarz-Weiß-Abbildungen

ISBN 978-3-641-15981-8

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Kurztext / Annotation
Die große Biographie des Staatsgründers David Ben Gurion
Er ist eine der großen politischen Gestalten des 20. Jahrhunderts: David Grün, geboren 1886 im Russischen Reich, der sich seit seiner Ankunft in Palästina 1906 Ben Gurion nannte. Schon früh engagierte er sich für den Zionismus und die Unabhängigkeit eines jüdischen Staates in Palästina. Als er 1948 schließlich den neuen Staat ausrief, setzte er die Interessen Israels um jeden Preis durch, nicht zuletzt auf Kosten der Palästinenser, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Der international renommierte Journalist und Bestsellerautor Tom Segev (»Die siebte Million«) widmet sich in seiner großen Biographie dem Leben und Wirken des Gründers des Staates, der aus Palästina hervorgegangen ist - und erzählt zugleich eine Weltgeschichte Israels im 20. Jahrhundert.

Tom Segev ist Historiker und einer der bekanntesten Journalisten Israels, dessen Bücher alle weltweit große Beachtung finden. Seine Eltern flohen 1935 aus Deutschland nach Palästina. Tom Segev wurde 1945 in Jerusalem geboren und gehört seit über 50 Jahren zu den klügsten Beobachtern der deutsch-israelischen Geschichte. In Deutschland wurde er durch sein Buch »Die siebte Million. Der Holocaust und Israels Politik der Erinnerung« (1995) bekannt. Für »Es war einmal ein Palästina« (2005) wurde er mit dem National Jewish Book Award ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihm bei Siedler seine viel gerühmte Geschichte des Sechstagekrieges »1967. Israels zweite Geburt« (2007), »Die ersten Israelis. Die Anfänge des jüdischen Staates« (2008), die Biografie »David Ben Gurion. Ein Staat um jeden Preis« (2018) sowie seine Lebenserinnerungen »Jerusalem Ecke Berlin« (2022). Segev lebt in Jerusalem.

Textauszug

VORWORT

Ein Platz in der Geschichte

An einem Wintertag des Jahres 1940 fuhr David Ben Gurion hinab zum Hotel Kalya am Toten Meer, und dort, am tiefsten besiedelten Punkt der Erde, wälzte er die Frage, wie er wohl dargestellt sein würde in dem Buch, das ein Biograf einst über seine Lebensgeschichte schreiben würde. »Ich stelle mir vor, all unsere Leute sterben plötzlich einer nach dem anderen, sagen wir innerhalb eines halben oder ganzen Jahres«, schrieb er und zählte sie namentlich auf, die Mitbegründer des zionistischen Aufbauwerks im Land Israel, die damals alle noch lebten. Eines Tages würde »ein kluger und guter junger Pionier« ihre Lebensgeschichte erforschen, träumte er weiter. Er würde die Nachrufe und Biografien, Würdigungen und Erinnerungen lesen, die nach ihrem Tod veröffentlicht wurden, und sehr bald erkennen, dass diese frühen Anführer »Schwächen, Fehler und Mängel« gehabt hatten und keineswegs »Dienstengel, Seraphim und Cherubim« gewesen waren. Ben Gurion fragte sich, ob der zukünftige Biograf vielleicht bedauern würde, nicht selbst in jenen Gründerzeiten des Staates Israel gelebt zu haben: Wie schön wäre es gewesen, wenn die Gründer schon zu Lebzeiten Anerkennung gefunden hätten, dachte er, aber würden sie sie wenigstens nach ihrem Hinscheiden erhalten?1 Er beschäftigte sich häufig mit dem Tod.

Wie viele andere Staatsmänner auch verwandte er viel Mühe auf die Gestaltung der historischen Erzählung seiner Epoche und seiner selbst. Beim zehnten Jubiläum des Staates Israel sah er im Geist einen Archäologen 3000 Jahre später Ausgrabungen auf dem Territorium des Landes vornehmen. Er fände vielleicht ein Buch von Jigael Jadin, der den erkrankten Generalstabschef Jaakow Dori von 1947 an im Feld ersetzte, und erführe daraus vom Sieg Israels im ersten israelisch-arabischen Krieg von 1948/49. Aber er könnte auch Zeitungsfetzen aus Ägypten und Syrien, Jordanien und Irak freilegen, die ihm vom Sieg der Araber berichteten. Wem würde der Archäologe im Jahr 4958 Glauben schenken?, überlegte der Ministerpräsident.2

Ben Gurions Tagebücher, Aufsätze, Bücher, Briefe und Reden enthalten Millionen von Wörtern; fast täglich schrieb er mehrere Stunden lang. »Zuweilen staune ich selbst, dass ich so viel geschrieben habe«, bemerkte er einmal.3 Vieles zielte darauf, künftige Generationen für sich zu gewinnen, weshalb er auch versuchte, die Schriften anderer zu beeinflussen. Einmal mischte er sich ein, als das Verteidigungsministerium eine Publikation zum Unabhängigkeitskrieg vorbereitete. Ben Gurion wollte seine Bemühungen um die Waffenbeschaffung, die den Sieg erst ermöglicht hatte, hervorgehoben wissen. »Waffen fallen nicht vom Himmel«, erklärte er dem Autor. Über ein Buch von Militärs, die nicht zu seinen Verehrern zählten, schrieb er: »Die Herausgeber haben den Unabhängigkeitskrieg und den Tod von Tausenden Gefallenen entweiht.«4

Er las gern Biografien und versuchte, die Motive der Verfasser zu entschlüsseln: »Plutarch scheint Marius nicht gemocht zu haben«, schrieb er über ein Buch, das er in jenem Winter nach Kalya mitgenommen hatte, »er hat keine Mühe gescheut, ihn zu erniedrigen und zu schmähen, und doch konnte er dessen ehrwürdige Männlichkeit nicht verhehlen«.5 Gaius Marius war ein römischer Feldherr und Staatsmann, der Ben Gurions Interesse vor allem wegen der Widersprüche in seinem Wesen und der Höhen und Tiefen in seiner Karriere wecken konnte.

Zu Lebzeiten kooperierte Ben Gurion verschiedentlich mit Biografen, die ihn als Staatsgründer feierten. Aber es gab auch andere. Anfang 1967 entbrannte ein Streit um das Stichwort »Ben Gurion« in der Hebräischen Enzyklopädie. Der Verfasser war deren Chefredakteur Jeschajahu Leibowitz, Professor an der Hebräischen Universität und ein alter Gegner Ben Gurions. »Ich denke, Ben Gurion ist das größte Unheil, das



Beschreibung für Leser
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Tom Segev ist Historiker, Journalist und schreibt als Kolumnist für "Ha'aretz". Er wurde bekannt mit seinen Büchern zur israelischen Geschichte. Auszeichnung mit dem National Jewish Book Award für "Es war einmal ein Palästina", das auch von der "New York Times" zu den neun besten Büchern des Jahres 2000 gezählt wurde. Der Autor lebt in Jerusalem.

Ruth Achlama, geboren 1945, lebt seit 1974 in Israel und übersetzt seit fast dreißig Jahren aus dem Hebräischen ins Deutsche, darunter Werke von Amoz Oz, Abraham B. Jehoschua und Meir Shalev. 2015 wurde sie mit dem ersten "Deutsch-Hebräischen Übersetzerpreis" ausgezeichnet.