Trevor NoahFarbenblind

E-Book (EPUB)

Karl Blessing Verlag; Spiegel & Grau (2017)

336 Seiten

ISBN 978-3-641-20643-7

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Kurztext / Annotation
Trevor Noah kam 1984 im Township Soweto als Sohn einer Xhosa und eines Schweizers zur Welt. Zu einer Zeit, da das südafrikanische Apartheidsregime 'gemischtrassige' Beziehungen weiterhin unter Strafe stellte. Als Kind, das es nicht geben durfte, erlebte er Armut und systematischen Rassismus, aber auch die mutige Auflehnung seiner Eltern, die einfallsreich versuchten, Trennungen zwischen Ethnien und Geschlechtern zu überwinden. Heute ist er ein international gefeierter Comedian, der jahrelang die legendäre The Daily Show in den USA hostete und weltweit - ob Sydney, Dubai, Toronto, San Francisco oder Berlin - in ausverkauften Sälen auftritt.

In »Born A Crime - Als Verbrechen geboren« erzählt Trevor Noah - »das größte internationale Comedy-Talent seit Jahren« (Die Zeit) ebenso feinsinnig wie komisch in achtzehn Geschichten von seinem Aufwachsen in Südafrika, das den ganzen Aberwitz der Apartheid bündelt: warum ihn seine Mutter aus einem fahrenden Minibus warf, um Gottes Willen zu erfüllen, welche Musik er für einen tanzenden Hitler aufzulegen pflegte, um sein erstes Geld zu verdienen, und wie ihn eine Überwachungskamera, die nicht einmal zwischen Schwarz und Weiß unterscheiden konnte, vor dem Gefängnis bewahrte.

  • 'Er ist ein außerordentliches Talent, ein großartiger Geschichtenerzähler.' (Der Spiegel)
  • "Das größte internationale Comedy-Talent seit Jahren" (Die Zeit) erzählt von seiner Kindheit in den Townships
  • Die Absurditäten der Apartheid und der Humor als Waffe
  • Gesellschaftskritisch, pointiert - und unglaublich komisch


Trevor Noah, geboren 1984 in Johannisburg, ist als Fernseh- und Radiomoderator, Comedian und Schauspieler tätig. 2011 zog er in die Vereinigten Staaten, im selben Jahr erschien die mehrfach preisgekrönte Netflix-Dokumentation »You Laugh, But It's True« über seinen Werdegang als Künstler bis zu seinem ersten Soloprogramm. 2015 wurde er als 'Personality of the Year' bei den MTV Africa Music Awards ausgezeichnet und übernahm die Präsentation der einflussreichen US-amerikanischen Satiresendung »The Daily Show«, die er bis 2022 hostete. Noah, der sieben Sprachen spricht, darunter Deutsch, lebt in New York.

Textauszug

1    Lauf!

In Hollywoodfilmen gibt es manchmal diese verrückten Verfolgungsjagden, bei denen jemand aus einem fahrenden Auto springt oder gestoßen wird. Er stürzt auf die Straße und überschlägt sich. Doch dann steht er wieder auf und klopft sich den Staub ab, als ob das kein großes Ding wäre. Wenn ich so etwas sehe, denke ich jedes Mal: So ein Blödsinn. Wenn man aus einem fahrenden Wagen gestoßen wird, ist das verdammt schmerzhaft.

Ich war neun, als meine Mutter mich aus einem fahrenden Wagen stieß. Es war an einem Sonntag. Ich weiß, dass es an einem Sonntag war, weil sich die Geschichte auf dem Heimweg von der Kirche zutrug. Wir waren jeden Sonntag in der Kirche. Wir verpassten nie den Gottesdienst. Meine Mutter war - und ist es immer noch - eine sehr religiöse Frau. Sehr christlich. Wie viele eingeborene Völker übernahmen die schwarzen Südafrikaner die Religion ihrer Kolonialherren. Mit »übernahmen« meine ich, dass sie uns aufgezwungen wurde. Der weiße Mann war ziemlich streng mit den Eingeborenen. »Ihr müsst zu Jesus beten«, sagte er. »Jesus wird euch erretten.« Woraufhin die Eingeborenen antworteten: »Ja, wir müssen errettet werden - errettet von euch, aber das ist ein anderes Thema. Na, dann probieren wir es eben mal mit diesem Jesus.«

Meine ganze Familie war gläubig, doch während meine Mutter voll und ganz auf Team Jesus abfuhr, ergänzte meine Großmutter den christlichen Glauben durch ihre traditionelle Xhosa-Religion, mit der sie aufgewachsen war, und kommunizierte mit den Geistern unserer Vorfahren. Ich verstand lange nicht, warum so viele Schwarze ihre traditionelle Religion für den christlichen Glauben aufgegeben hatten. Aber je öfter wir in die Kirche gingen und je länger ich die Kirchenbank drückte, desto besser begriff ich, wie das Christentum funktioniert: Wenn ein amerikanischer Ureinwohner zu den Wölfen betet, ist er ein Wilder. Wenn ein Afrikaner zu seinen Vorfahren betet, ist er primitiv. Aber wenn Weiße zu einem Typen beten, der Wasser in Wein verwandelt, tja, dann ist das vollkommen vernünftig.

Gottesdienste oder ähnliche Veranstaltungen waren an mindestens vier Abenden in der Woche fester Bestandteil meiner Kindheit. Dienstagabends war Gebetskreis. Mittwochabends war Bibelkreis. Donnerstagabends war Jugendgruppe. Freitags und samstags hatten wir frei. (Zeit zu sündigen!) Und sonntags gingen wir dann in die Kirche. Genauer gesagt gingen wir in drei verschiedene Kirchen. Der Grund war der, dass meine Mutter sagte, jede Kirche gebe ihr etwas anderes. Die erste Kirche bot die jubilierende Lobpreisung des Herrn. Die zweite Kirche bot eine tiefgründige Analyse der Heiligen Schrift, die meine Mutter so liebte. Die dritte Kirche Leidenschaft und Katharsis. Dort spürte man wirklich die Gegenwart des Heiligen Geistes. Durch Zufall, weil wir zwischen den verschiedenen Kirchen hin und her pendelten, fiel mir auf, dass jede Kirche ihre eigene rassische Zusammensetzung hatte: Die jubilierende Kirche war gemischt. Die analytische Kirche war weiß. Und die leidenschaftliche, kathartische Kirche, die war schwarz.

Die gemischte Kirche war die Rhema Bible Church. Rhema war eine dieser riesigen, supermodernen Megakirchen in der Vorstadt. Der Pastor Ray McCauley war ein ehemaliger Bodybuilder mit breitem Lächeln und der Ausstrahlung eines Cheerleaders, der sich redlich bemühte, Jesus als coolen Typen zu präsentieren. Die Sitzreihen waren wie in einer Arena angeordnet, dazu gab es eine Rockband, die aktuelle christliche Popsongs spielte. Alle sangen mit, und wenn man den Text nicht kannte, war das auch okay, weil er auf einem riesigen Bildschirm eingeblendet wurde. Eine Art Christen-Karaoke. Ich fühlte mich in der gemischten Kirche immer bestens unterhalten.

Die weiße Kirche war die Rosebank Union Church in Sandton, einem sehr weißen und wohlhabenden Stadtteil von Johannesburg. Ich li



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