Kathrin HartmannDie grüne Lüge

E-Book (EPUB)

Karl Blessing Verlag (2018)

240 Seiten

ISBN 978-3-641-22001-3

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Kurztext / Annotation
Grüne Lügen - je absurder sie sind, desto bereitwilliger werden sie geglaubt
Aus der Zusammenarbeit mit Werner Boote, mit dem zusammen sie das Drehbuch für seinen Film 'The Green Lie' (ab März 2018 in den Kinos) verfasste, in dem sie auch selbst mitwirkt, entstand dieses aufrüttelnde Buch.

Greenwashing, also das Bemühen der Konzerne, ihr schmutziges Kerngeschäft hinter schönen Öko- und Sozialversprechen zu verstecken, ist erfolgreicher denn je. Aber jenseits der grünen Scheinwelt schreitet die Zerstörung rapide fort. Laut dem Global Footprint Network lebt die Weltbevölkerung derzeit so, als hätte sie 1,6 Erden zur Verfügung. Würden alle auf der Welt so konsumieren, wie es Menschen in reichen Ländern wie Deutschland tun, bräuchte es 3,1 Erden, um den 'Bedarf' zu decken. Der Verbrauch pflanzlicher, mineralischer und fossiler Rohstoffe hat sich zwischen 1980 und 2010 von 40 auf 80 Milliarden Tonnen verdoppelt. Die Artenvielfalt nimmt ab, Wälder schwinden, Böden degradieren, Emissionen steigen und der Hunger wächst.

Alle wissen das. Trotzdem hält Greenwashing jedweder Aufklärung stand. Je gebildeter die Zielgruppe, je schädlicher das Produkt ist und je absurder das daran geknüpfte Öko-Versprechen, je offensichtlicher also die grüne Lüge ist, desto eher wird sie geglaubt.

Doch die Menschen wehren sich weltweit gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen. Wie der peruanische Bauer Saúl Luciano Lliuya, der den Energiekonzern RWE vor einem deutschen Gericht verklagt.



Kathrin Hartmann, geboren 1972 in Ulm, studierte in Frankfurt/Main Kunstgeschichte, Philosophie und Skandinavistik. Nach einem Volontariat bei der »Frankfurter Rundschau« war sie dort Redakteurin für Nachrichten und Politik. Von 2006 bis 2009 arbeitete sie als Redakteurin bei »Neon«. 2009 erschien bei Blessing 'Ende der Märchenstunde. Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt.', 2012 erregte ihr Buch über die neue Armut - 'Wir müssen leider draußen bleiben' - großes Aufsehen. Kathrin Hartmann lebt und arbeitet in München.'Die grüne Lüge' (2018) wurde sowohl als Film (zusammen mit Regisseur Werner Boote) wie auch als Buchveröffentlichung ein großer Erfolg. Kathrin Hartmann lebt und arbeitet in München. Sie schreibt regelmäßig für den 'Freitag' und die 'Frankfurter Rundschau' und 'Dogs'.



Textauszug

»Let's drill, baby, drill, not stall, baby, stall - you betcha!«

Sarah Palin, republikanische US-Politikerin12

II.  NACHHALTIGE KATASTROPHE

Wie BP die größte Ölpest aller Zeiten im Meer versteckte

Die Abendsonne erleuchtet die pastellfarbenen Holzhäuser, die auf Stelzen über dem Strand stehen. Pelikane schweben in Formation über eine goldene Welle, leise hört man das Summen ihres Flügelschlags. Ein Delfin hüpft dem roten Feuerball entgegen, der jeden Moment in den Golf von Mexiko zu plumpsen scheint. Aber für dieses Naturschauspiel hat Scott Porter gerade gar keinen Sinn. Vielleicht weil kaum einer so gut weiß wie er, dass diese Idylle trügt. Folgt man seinem Blick, erkennt man weit hinten am Horizont eine Reihe von Giganten im Meer stehen: Ölbohrplattformen.

Wir sind auf Grand Isle, einer Insel im Golf von Mexiko, 170 Kilometer südlich von New Orleans. Porter hält eine Lampe in den Händen. Unter dem Arm trägt er eine Kiste, darin einige in Alufolie eingewickelte Objekte. Aus seiner Jackentasche lugen Schutzhandschuhe. »Da vorn, ein kleines Stück rechts vom Steg«, sagt er und stapft voran zum Wasser. Dunkel heben sich hier schwarze Klumpen vom hellen Sand ab, wie verkohlte Holzstücke sehen manche aus, manche wie geschmolzene Autoreifen. Ich bücke mich nach einem großen Exemplar. »Nicht anfassen!«, ruft Scott Porter. Erst als ich Handschuhe angezogen habe, darf ich den Klumpen aufheben. Er fühlt sich an wie Gummi und riecht seltsam. Porter schiebt mich sanft zur Seite. Unter meinen Füßen liegt ein weiterer schwarzer Brocken. »Das sind Teerklumpen. Hochgefährlich. In ihnen versteckt sich Vibrio Vulnificus, ein fleischfressendes Bakterium. Wenn das in den Körper gelangt, kann man davon eine Blutvergiftung bekommen, die so aggressiv ist, dass man Arme oder Beine amputieren lassen muss. Oder daran stirbt.«

Die schwarzen Teerklumpen, die hier im Süden des US-Bundesstaates Louisiana, Tag für Tag an den Strand gespült werden, sind lediglich die sichtbaren Überbleibsel der schlimmsten Ölpest in der Geschichte und der wohl verheerendsten Umweltkatastrophe in den Vereinigten Staaten.

Am 20. April 2010 explodierte rund 70 Kilometer von der Küste entfernt im Golf von Mexiko die Ölbohrplattform Deepwater Horizon. Elf Arbeiter kamen ums Leben. Binnen weniger Tage wuchs der Ölteppich rund um die Plattform auf die Größe der Insel Hawaii heran. Weil es BP über 87 Tage nicht gelang, das Bohrloch im Macondo-Ölfeld eineinhalb Kilometer unter der Meeresoberfläche zu schließen, strömten 780 Millionen Liter Öl in den Golf von Mexiko - fast zwanzig Mal so viel wie bei der Havarie des Öltankers Exxon Valdez 1989. Damals hatte das Öl rund 2 000 Kilometer der Küste von Alaska verseucht und eine Viertelmillion Seevögel umgebracht. Fast dreißig Jahre später sind die sozialen und ökologischen Auswirkungen dort immer noch zu spüren: Trotz intensiver Reinigung finden sich Reste von Öl.

Im Golf von Mexiko aber ist alles wieder in bester Ordnung. Das sagen jedenfalls BP und die Behörden. Daher stellt der Ölkonzern die Aufräumarbeiten schon 2014 ein. Im März 2015, nur fünf Jahre nach der Explosion der Plattform, legt BP einen Abschlussbericht über die Folgen der Katastrophe vor. Offenbar ist der Strand des knallblauen Meeres jetzt so schneeweiß wie der Reiher, der im sattgrünen Marschland steht. Das zeigen jedenfalls die Fotos auf dem Umschlag des BP-Reports »Gulf of Mexiko: Environmental Recovery and Restoration«. Nach den darin ausgewerteten Untersuchungen sind die betroffenen Regionen im Golf von Mexiko, Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida, »wieder in den Zustand vor der Ölpest zurückgekehrt«.13 Natur und Ökosysteme hätten keine signifikanten Langzeitschäden davongetragen; die meisten Umweltschäden seien unmittelbar nach dem Unglück aufgetr



Beschreibung für Leser
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Kathrin Hartmann, geboren 1972 in Ulm, studierte in Frankfurt/Main Kunstgeschichte, Philosophie und Skandinavistik. Während des Studiums arbeitete sie als freie Autorin für die »Frankfurter Rundschau«, »taz« und »Titanic«. Nach einem Volontariat bei der »Frankfurter Rundschau« war sie dort Redakteurin für Nachrichten und Politik. Von 2006 bis 2009 arbeitete sie als Redakteurin bei »Neon«. Kathrin Hartmann lebt und arbeitet in München.