Colin CotterillDr. Siri und der verschwundene Mönch

E-Book (EPUB)

Goldmann Verlag; Soho Press (2019)

416 Seiten

ISBN 978-3-641-23464-5

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Kurztext / Annotation
Der Pathologe Dr. Siri Paiboun teilt sein kleines Haus in Laos mit einigen ungewöhnlichen Mitbewohnern. Doch eines Tages verschwindet einer von ihnen aus heiterem Himmel. Das Einzige, was der buddhistische Waldmönch hinterlässt, ist eine mysteriöse Nachricht im Kühlschrank, in der er Siri bittet, einem anderen Mönch bei der Flucht über den Mekong zu helfen. Natürlich kann Siri solch einem Abenteuer nicht widerstehen, und schon bald findet er sich in einem verworrenen Netz aus Mitarbeitern des Geheimdienstes und Spiritualisten wieder. Denn offenbar gibt es jemanden, der unter dem Deckmantel der Religion furchtbare Verbrechen begeht ...

Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.

Textauszug
3
DER SESSHAFTE NOMADE

Noo war die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen, und Siri fragte sich, ob das zwangsläufig zu bedeuten hatte, dass etwas passiert war. Jedenfalls lag der Waldmönch nicht wie sonst auf der hinteren Veranda und schlief. Aber da er ja angeblich ein Wandermönch war, gab es vermutlich keinen Grund zur Sorge. Siri hatte Noo immer wieder damit aufgezogen, dass er für einen Nomaden recht sesshaft sei. Und tatsächlich hatte Noo seit seiner Flucht nach Laos keinen Fuß mehr vor das Gartentor gesetzt. Wahrscheinlich handelte es sich um bloßes Trotzverhalten. Zugegeben, dass sein Verschwinden zeitlich mit der Nachricht zusammenfiel, war vielleicht etwas zu viel des Zufalls, dennoch beschloss Siri, erst einmal in Ruhe abzuwarten, bevor er etwas unternahm.

Weitaus größere Schwierigkeiten bereitete es ihm, Richter Haengs Memos zu ignorieren. Stücker drei schon vor dem Morgenkaffee! Er radelte über den ausgestorbenen Samsenthai Boulevard, und Köter trottete neben ihm her. Der Doktor war im Osten aufgewachsen und im Teenageralter nach Frankreich gegangen. Nach seiner Rückkehr hatte er als Feldarzt in den Provinzen gearbeitet. In die Hauptstadt war er erst 1975 einmarschiert, zusammen mit den Revolutionären Streifkräften. Ein Großteil der Bevölkerung war geflohen, und die meisten Geschäfte hatten dichtgemacht. Er kannte das Zentrum Vientianes nur als menschenleere Geisterstadt und vermochte sich die rauschhafte Zeit der Clubs, der Drogen und der Prostitution nicht einmal vorzustellen: amerikanische Dollars, Touristen und Läden, in denen es interessante Dinge zu kaufen gab. Er bog in die Lane Xang Avenue. Es war später Vormittag, und er und Köter waren allein auf den laotischen Champs-Élysées.

Der Richter kauerte in einer Ecke seines justizministerialen Dienstzimmers. Als Siri die Tür aufstieß, schrie Haeng vor Schreck laut auf und ließ die Akte fallen, in der er zum Schein gelesen hatte.

»Siri«, fragte er, »warum die Verspätung?«

»Mangelndes Interesse«, sagte der Doktor.

Steif hievte der Richter sich von seinem Badhocker. Wie ein Greis schleppte er sich an seinen Schreibtisch und plumpste in seinen gepolsterten Kunstledersessel.

»Sparen Sie sich Ihre Witze«, sagte er. »Ich habe zwei Nächte kein Auge zugetan. Ich trage mich ernsthaft mit dem Gedanken, einen befreundeten Psychologen in Hanoi zu konsultieren.«

»Das ist aber eine ziemlich weite Reise, nur damit Ihnen jemand attestiert, dass hinter Ihrer Stirn die eine oder andere Schraube locker sitzt.«

»Was meinen Sie, Siri? Bin ich verrückt?«

»Ohne den geringsten Zweifel.«

»Aber Sie haben ihn doch auch gesehen.«

»Halten Sie mich etwa für zurechnungsfähig?«

Siri musterte den Richter und empfand wider Willen so etwas wie Mitleid für den jungen Mann. Die Achseln seines zerknitterten weißen Hemdes waren schweißgetränkt. Sein schwarzer Plastikgürtel hatte ein oder zwei Schlaufen zielsicher verfehlt. Er sah noch abgerissener aus als sonst.

»Ich habe die Gerüchte gehört, Siri«, sagte Haeng. »Ihre Beziehungen ins Jenseits. Ich habe selbstredend kein Wort davon geglaubt.«

»Sehr klug.«

»Und jetzt ... und jetzt sehe ich auf einmal einen Mann, der ohne jede Frage unter den Toten weilt.«

»Und wenn sich jemand als der Genosse Koomki ausgibt?«, gab Siri zu bedenken. »Und sich nur verkleidet hat?«

»Das habe ich auch erst gedacht, Siri. An diesen Strohhalm habe ich mich lange geklammert.«

Siri setzte sich auf die Kante von Haengs Schreibtisch und wartete auf ein »Aber«.

»Aber er verändert seine Größe, Siri«, sagte der Richter. »Mal ist er ein Zwerg. Wie Sie sich vielleicht erinnern, entspricht das seiner Statur zu Lebzeiten. Dann wieder ist er riesig wie ein Wetterballon. Und bisweilen könnte man ihn bequem in einem Zahnputzbecher unterbringen.«

»Sie scheinen ihn ja ziemlich oft zu sehen.«

»Er is



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