Ayesha Harruna AttahDie Frauen von Salaga

E-Book (EPUB)

Diana Verlag; Cassava Republic (2019)

336 Seiten

ISBN 978-3-641-23900-8

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Kurztext / Annotation
Westafrika, Ende des 19. Jahrhunderts. Aminah, ein verträumtes junges Mädchen, wird brutal aus ihrem Zuhause gerissen und als Sklavin verkauft. Wurche ist eine privilegierte Frau, doch ihr Vater zwingt sie, eine ungewollte Ehe einzugehen. Als Aminah und Wurche sich auf dem Sklavenmarkt von Salaga begegnen, verbinden sich ihre Schicksale unwiderruflich miteinander. Beide hadern mit den Grenzen, die ihnen Zeit und Gesellschaft auferlegen. Beide riskieren ihr Leben. Und beide verlieben sich in denselben Mann.

Ayesha Harruna Attah wurde in Ghana geboren, studierte in den USA u.a. an der Columbia University und der NYU und lebt heute mit ihrer Familie im Senegal. Ihr Roman »Die Frauen von Salaga« ist von dem Schicksal ihrer Ururgroßmutter inspiriert.

Textauszug
Aminah

Die Karawanen konnten bei Tagesanbruch eintreffen. Die Karawanen konnten eintreffen, wenn die Sonne am höchsten stand. Die Karawanen konnten auch gegen Mitternacht eintreffen, wenn die ganze Welt in samtenes Blau gehüllt war. Fest stand nur, dass die Sokoto-Karawanen weit vor Ende der Trockenzeit eintreffen würden. Nicht so dieses Mal: Seit Wochen waren sich Aminah und die übrigen Einwohner von Botu nicht einmal mehr sicher, ob die Karawanen überhaupt noch eintreffen würden. Auch wenn sich die dunklen Wolken nach wie vor nicht abgeregnet hatten, zuckte in der Ferne ein Blitz über den Himmel, und es donnerte. Das Gras stand bereits hoch. Außerdem hieß es, Reiter seien im Anzug, die alles dem Erdboden gleichmachten. Reiter, die die Karawanserei in die Flucht schlugen. Reiter, die Menschen raubten. Das war gar kein gutes Zeichen. Aminahs Vater musste nach Dschenne, um Schuhe zu verkaufen. Und Aminahs Familie die von ihr erzeugten Lebensmittel an den Mann bringen.

Eine Woche bevor der Regen kam - Aminah bereitete gerade das Abendessen zu -, hörte sie die Trommeln. Sie ließ die Zwiebeln fallen, dankte ihrem Gott Otienu, dass er sie vor Unglück bewahrt hatte, und eilte in die Hütte ihrer Mutter zu ihren Zwillingsschwestern. Die Mädchen beeilten sich, einer ganzen Schar von Dorfschwestern und Dorfbrüdern zu folgen, die Willkommensgesänge schmetterten. Sie konnten ihre eigenen Lieder allerdings kaum verstehen, weil sie von den Trommeln der Karawane übertönt wurden. Aminah und die Zwillinge zwängten sich durch die Menge, um weiter nach vorn zu gelangen.

Kamele und ihre Reiter zogen vorbei, bewegten sich fast im Gleichschritt zum Rhythmus der Trommeln, gefolgt von Frauen, die riesige, wolkenförmige Bündel auf den Köpfen balancierten. Ihre Nachhut wurde von Eseln gebildet, bepackt mit turmhohen Lasten. Dann kamen die Träger, Mitleid erregende Männer und Frauen, die unter schweren Körben und Töpfen gebückt gingen - in nichts als Stoffstreifen gehüllt, die ihre Genitalien bedeckten. Hassana, die ältere der Zwillinge, zeigte aufgeregt auf eine Gestalt in der Ferne, die alle anderen in dieser endlosen Prozession zu überragen schien. Der Madugu! Aminahs Herz hüpfte vor Aufregung. Der Karawanenführer, eine majestätische Gestalt auf einem riesigen Pferd, hob die Hand, um die Menge zu grüßen. Wenn er vorüberzog, schien die Erde zu beben. Das lag an seiner Kleidung, an seinem Pferd, an seinen eleganten Bewegungen - daran, dass er Orte auf der Welt gesehen hatte, an denen niemand von ihnen je gewesen war. Das lag an seiner Macht. Er war der Höhepunkt der Karawane. Den Schlusspunkt bildeten zerlumpte Jungen, die auf Kalebassen eintrommelten und Geld von denen erbettelten, die bereit waren, ihnen welches zu geben. Ihr Anblick stimmte Aminah traurig. Als die Menge die Bettler sah, drängte sie nach vorn, um auf Höhe des Madugu zu bleiben. So als würde allein durch seinen Anblick etwas von seiner Pracht auf sie übergehen. Die Luft war von Regen, herbem Viehgeruch, Gewürzen und dem Duft brodelnder Suppen erfüllt. Als sich der Abendhimmel rosa verfärbte, wuchs die Erregung der Menge.

»Macht Platz für das Oberhaupt aus Botu, macht Platz für Obado«, sagte eine Stimme, die nur Eeyah, Aminahs Großmutter, gehören konnte.

Eeyah und ihre Griottes, die anderen Sängerinnen, hatten sich so dicht um Obado geschart, dass er kaum noch zu erkennen war. Aminah stellte sich seinen flatternden Kaftan, seine schief sitzende Kappe, seine ernste Miene und seine kurzen Arme vor, mit denen er selbstgefällig wackelte. Als Obado dann auftauchte, trug er zwar einen Kaftan, aber keine Kappe. Er setzte sich an die Spitze des Zuges, den großen Lederbeutel quer vor seinem kleinen beleibten Körper, zum Zeichen, dass er gekommen war, um Geld einzutreiben.

Der Madugu lenkte sein Pferd zu Obado, um über den Karawanenzoll zu verhandeln. Der von der Sokoto-Karawane geforde



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