Markus ZusakNichts weniger als ein Wunder

E-Book (EPUB)

Limes Verlag; Alfred A. Knopf, New York 2018 (2019)

640 Seiten

ISBN 978-3-641-24235-0

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Kurztext / Annotation
Von Millionen Lesern sehnsüchtig erwartet - der neue große Roman vom preisgekrönten Autor des Weltbestsellers »Die Bücherdiebin«.
Dies ist die Geschichte der fünf Dunbar-Brüder. Nach dem Tod der geliebten Mutter und dem Weggang ihres Vaters leben sie nach ihren ganz eigenen Regeln. Sie trauern, sie lieben, sie hassen, sie hoffen und sie suchen. Nach einem Weg, mit ihrer Vergangenheit klarzukommen, nach der Wahrheit und nach Vergebung. Schließlich ist es Clay - angetrieben von den Erinnerungen an ihren tragischen Verlust -, der beschließt, eine Brücke zu bauen. Eine Brücke, die Vergangenheit zu überwinden und so sich selbst und seine Familie zu retten. Dafür verlangt er sich alles ab, was er geben kann, und mehr: nichts weniger als ein Wunder.

Der Bestsellerautor Markus Zusak hat sechs Romane geschrieben, darunter »Nichts weniger als ein Wunder«, »Die Bücherdiebin« und »Der Joker«. Seine von Publikum und Presse gleichermaßen gefeierten Bücher sind in mehr als vierzig Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Sydney.

Textauszug

Am Anfang gab es einen Mörder, ein Maultier und einen Jungen, aber noch sind wir nicht am Anfang, noch sind wir vor dem Anfang, und vor dem Anfang, da gibt es mich, Matthew, und ich sitze in der Küche, mitten in der Nacht - in diesem uralten Flussdelta des Lichts -, und ich tippe und hämmere unermüdlich. Das Haus ist still.

Die anderen schlafen.

Ich sitze am Küchentisch.

Nur ich und der alte Klapperkasten, wie unsere vor Langem abhandengekommene Großmutter laut unserem ebenfalls schon lange abhandengekommenen Vater die Schreibmaschine immer nannte. Eigentlich sagte sie »der olle Klapperkasten«, aber solche Spitzfindigkeiten liegen mir nicht. Schrammen und Besonnenheit liegen mir, Höhen und Muskeln und Blasphemie, und gelegentlich eine Spur Sentimentalität. Wenn du wie die anderen bist, fragst du dich wahrscheinlich, ob ich überhaupt einen vollständigen Satz zu Papier bringen kann, und du würdest nicht glauben, dass ich über Heldendichtung und die alten Griechen Bescheid weiß. Manchmal ist es ganz nützlich, in dieser Hinsicht unterschätzt zu werden, aber noch besser, wenn jemand es erkennt. Ich hatte Glück.

Bei mir war es Claudia Kirkby.

Es gab einen Jungen, einen Sohn, einen Bruder.

Ja, für uns gab es immer einen Bruder, und er war derjenige von uns fünfen, der alles auf seine Schultern lud. Wie immer, sagte er ruhig und besonnen zu mir, und natürlich traf er damit ins Schwarze. In einem heruntergekommenen Hinterhof in einer heruntergekommenen Hinterhofstadt lag tatsächlich eine alte Schreibmaschine begraben, aber ich musste den Spaten an der richtigen Stelle einstechen, sonst würde ich einen toten Hund oder eine tote Schlange ausgraben (was ich dann auch tat). Ich dachte mir, wenn der Hund und die Schlange da waren, konnte die Schreibmaschine nicht weit sein.

Ein perfekter, piratenloser Schatz.

Ich fuhr am Tag nach meiner Hochzeit hinaus.

Hinaus aus der Stadt.

Durch die Nacht.

Durch die Unmengen leeren Raums. Und noch weiter.

Die Stadt, in die ich fuhr, war ein unbarmherziges Szenenland. Man sah es schon von Weitem. Die strohige Landschaft, der Marathon des Himmels, ringsum eine Wildnis aus Gestrüpp und Eukalyptus. Und es stimmte, es stimmte haargenau: Die Menschen buckelten und bückten sich. Die Welt hatte sie abgenutzt.

Vor dem Bankgebäude, gleich neben einem der zahlreichen Pubs, wies mir eine Frau den Weg. Sie war die aufrechteste Frau der Stadt.

»Biegen Sie von der Turnstile Street links ab, okay? Dann etwa zweihundert Meter geradeaus und wieder links.«

Sie war braunhaarig und gut gekleidet, mit Jeans und Stiefeln, einer roten Bluse und einem Auge, das sie gegen die Sonne zusammenkniff. Einzig das eingefallene Dreieck unterhalb ihres Halses verriet sie, die müde, alte und geriffelte Haut, wie der Griff einer Ledertruhe.

»Haben Sie's verstanden?«

»Verstanden.«

»Nach welcher Hausnummer suchen Sie denn?«

»Dreiundzwanzig.«

»Ach, dann wollen Sie also zu den alten Merchisons, ja?«

»Nun, eigentlich nicht.«

Die Frau kam näher, und jetzt bemerkte ich ihre Zähne, die weiß und glänzend waren und gelb, so wie die gleißende Sonne. Ich streckte ihr meine Hand entgegen, und da standen wir nun, sie und ich und ihre Zähne und die Stadt.

»Ich heiße Matthew«, sagte ich. Der Name der Frau war Daphne.

Als ich schon wieder am Wagen stand und sie am Geldautomaten, drehte sie sich um und kam noch einmal zurück. Sie ließ sogar ihre Kreditkarte im Schlitz stecken und baute sich mit der Hand in die Hüfte gestemmt vor mir auf. Ich war gerade am Einsteigen, und Daphne nickte. Sie wusste Bescheid. Sie wusste fast alles, wie eine Frau, die alle Nachrichten liest.

»Matthew Dunbar.«

Das war keine Frage.

Da war ich also, zwölf Stunden von zu Hause entfernt, in einer Stadt, in die ich in meinen ganzen einunddreißig Jahren noch nie einen Fuß geset



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