Raffaella RomagnoloBella Ciao

Hardcover

Diogenes (2019)

528 Seiten; 189 mm x 119 mm

ISBN 978-3-257-07062-0

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Bella Ciao

Langtext
Piemont, 1946. Giulia Masca kommt als gemachte Frau zurück in das Städtchen ihrer Kindheit, wo sie noch eine Rechnung offen hat. Vor fünfzig Jahren wurde sie von ihrer besten Freundin und ihrem Verlobten hintergangen, weshalb Giulia die Flucht ergriff und sich in New York eine Existenz aufbaute. Nun will sie ihre Freundin wiedertreffen - wie werden sie sich gegenübertreten?

Raffaella Romagnolo, geboren 1971 in Casale Monferrato, unterrichtet Geschichte und Italienisch an einem Gymnasium. Seit 2007 schreibt sie auch Romane - mit Erfolg. Sie wurde mehrmals für den Premio Strega nominiert und ihr Roman 'Bella Ciao' wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Raffaella Romagnolo lebt in Rocca Grimalda im Piemont.


Italien in der 1. Hälfte des 20. Jahrhundert
von Petris
Was für ein Roman! Über Jahrzehnte hinweg wird die Geschichte der Bewohner des kleinen Dorfes Borgo die Dentro erzählt. Es ist ein armes Dorf voller Fabrikarbeiter und Kleinpächter, schon die Kinder werden früh in die Seidenfabriken geschickt, Bildung gibt es wenig.

Den Rahmen der Geschichte bildet der Besuch Giulias, kurz nach Ende des 2. Weltkrieges kehrt sie mit ihrem Sohn Michael ins Dorf zurück. Sie ist als junge Frau nach Amerika ausgewandert und hatte dort großes Glück. Im Dorf lässt sie sich treiben, die Erinnerungen kommen und gehen.

Parallel dazu wird die Geschichte der Familie Leone über viele Generationen hinweg erzählt. Es sind intelligente, gute Menschen, doch die Umstände machen ihr Leben schwer. Generationen von Brüdern, Männern, Väter bleiben im Krieg, kommen beschädigt zurück oder gehen in den Wirren zugrunde. Nur ihr starker Familienzusammenhalt hilft ihnen weiterzuleben. Anita, einst die beste Freundin Giulias ist eine Tochter dieser Familie.

Nach und nach erfahren wir mehr über die harten Lebensumstände, manche haben Glück, manche Pech. Wir verstehen auch, warum Giulia ausgewandert ist und warum es ihr so schwer fällt, direkt nach ihrer Freundin zu suchen.

In diesem Roman werden wir mitgenommen in eine spannende Reise durch Jahrzehnte italienischer Geschichte. Die Menschen werden lebendig, wir leiden mit, freuen uns mit ihnen und genießen dieses Epos. Ein wortgewaltiger Roman, der den*die Leser*in eintauchen lässt in die Geschichte, wie in einen Film.

Man muss nur durch die ersten Seiten durch, in denen man manchmal denkt, die vielen Charaktere nicht auseinanderhalten zu können. Ein Stammbaum am Anfang jeden Kapitels hilft aber gut weiter.

Gelungenes italienisches Epos, für das man anfangs etwas Geduld braucht, das sich aber am Ende mehr als lohnt!

Sprach- und bildgewaltig
Unter ärmlichsten Verhältnissen leben die Kleinpächter und Fabrikarbeiter in Borgo di Dentro Ende des 19. Jahrhunderts. Schon als kleine Mädchen mussten Giulia und ihre Freundin Anita in den Seidenspinnereien hart arbeiten. Der Lebensweg scheint für beide vorgezeichnet zu sein. Doch dann muss Giulia erfahren, dass ihre beste Freundin und Vertraute und ihr Verlobter sich in einander verliebten und verletzt verlässt sie ihre Heimat Richtung New York. Mittellos und schwanger landet sie dort in der Grosseria des Libero Manfredi, der sie großherzig aufnimmt, ihr und ihrem Kind Liebe und Heimstatt bietet.


Nach gut 50 Jahren kehrt Giulia, nun eine vermögende Amerikanerin mit ihrem Sohn Michael nach Borgo zurück. Wie wird ihr Zusammentreffen mit Anitia sein?


Der großartige Familienroman von Raffaella Romagnolo fächert ein breites Familienepos vor dem Hintergrund der turbulenten Zeitgeschichte auf. Über Borgo sind zwei Weltkriege hinweg gezogen, die viele Opfer in den Familien forderten. Auch Anita musste viel Blutzoll bezahlen. Es hat sich für die kleinen Leute nie etwas geändert, ob Republik oder Faschisten an der Macht waren. Während Giulia in Borgo ist, taucht sie immer wieder in Erinnerungen ein. Die ersten harte Jahre für Immigranten in New York, der allmähliche mühsam erarbeitete Wohlstand und immer wieder auch ihre Enttäuschung über Anita Leone und Pietro.


Ein zweiter, in die Handlung eingewobener Erzählstrang betrifft die Sippe der Leones, ihr Schicksal während der beiden Kriege und des Widerstands gegen die Faschisten.


Es ist die bildgewaltige Sprache, die mich fasziniert hat. Ein halbes Jahrhundert wird geschildert und die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge haben mir ausgesprochen gut gefallen. Ein interessantes Epos mit zwei starken Frauen im Mittelpunkt, zu denen sich im letzten Drittel noch eine weitere starke Frauenfigur mit der jungen Marchesina Adelaide gesellt.


Hatte ich, ein wenig durch den Klappentext ( …. sie hat noch eine Rechnung offen)in die Irre geführt, eine Rachegeschichte a lá „Besuch der alten Dame“ erwartet, stellt sich dieser Roman wesentlich vielschichtiger dar. Es ist ein farbiges, fesselndes Zeitbild eines sehr bewegten Jahrhunderts und wieder mal ein Beispiel dafür, dass der Diogenes Verlag ein Händchen für ganz besondere literarische Entdeckungen hat.

Gelungener historischer Roman über Italien und USA im 20. Jahrhundert
Romagnolo ist mit diesem Buch ein beeindruckender historischer Roman gelungen. Der italienische Titel, "Destino" (Schicksal) passt deutlich besser als das nichtssagende "Bella Ciao", dessen Relevanz zur Geschichte sich mir nicht erschließt. Wir schreiben das Jahr 1900 im kleinen Städtchen Borgo di Dentro, als Ms. Giulia Masca Zeugin davon wird, wie ihre beste Freundin sie hintergeht. Sie flüchtet daraufhin nach Genua und gibt ihre gesamten Ersparnisse für ein Ticket nach New York aus. Dort baut sie sich ein neues Leben auf. Fast fünfzig Jahre und zwei Weltkriege später kommt sie zurück - auf der Suche nach Anita, ihrer besten Freundin von damals. Romagnolo beschreibt ruhig und genau die Geschehnisse zwischen Giulias Flucht nach Amerika in 1900 und ihrer Rückkehr in 1946. Über Erinnerungen baut sie die ganze Geschichte auf, Generationen von Arbeitern in Italien und ebenso in New York, bis zur Wiedervereinigung der Freundinnen. Und was für eine Geschichte: obwohl es sich um einen Roman handelt, sind doch viele historische Gegebenheiten eingearbeitet. Es gibt sehr viele Protagonisten, wobei die Geschichten nicht alle chronologisch erzählt werden, sodass es hilft, ab und zu einen Blick auf die Stammbäume zu Beginn der Kapitel zu werfen. Ich fand das Buch sehr spannend zu lesen und, obwohl traurig, zeigt sich doch wieder einmal, dass die Zeit alle Wunden heilt und dass Familie über alles gestellt werden sollte. Lohnenswert, aber keine leichte Lektüre.

Rückkehr nach 46 Jahren
von Emmmbeee
Der zweite Weltkrieg ist vorbei, und Giulia Masca kehrt als erfolgreiche, reiche Frau nach 46 Jahren in Amerika zurück in ihre Heimat. Seinerzeit hat sie Hals über Kopf Italien den Rücken gekehrt, nachdem sie erfahren hat, dass ihr Verlobter ausgerechnet zum Liebhaber ihrer besten Freundin geworden ist. Schwanger war sie damals ausserdem. Mit sehr gemischten Gefühlen tritt sie nun ihrer Vergangenheit entgegen und erfährt schrittweise, was in den schwierigsten Jahren Europas den Menschen geschehen ist, die ihr nahegestanden haben. Zwei Weltkriege sind vorübergezogen und haben elementare Schäden in Italien angerichtet, nicht nur materieller Art. Sie hingegen ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten trotz aller Vorurteile gegenüber Einwanderern die Leiter emporgestiegen. Die USA waren ja auch kein Kriegsschauplatz. Nun kehrt sie mit Limousine und Chauffeur nach Borgo di Dentro zurück. Eine Story, die fast an Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" erinnert.
Der Roman wird mit Spannung und Sog in einem unaufgeregten Ton und einer angenehmen Sprache erzählt, was auch der Übersetzungsleistung der bewährten Übersetzerin Maja Pflug geschuldet ist. Farbig, plastisch und lebendig führt die Autorin durch die drei Teile des Buches und geizt dabei nicht mit präzisen Beschreibungen, die manchmal bis ins Kleinste gehen. Man ist so richtig mit dabei. Dass die Handlung mit zeitlichen Bezügen durchsetzt ist, versteht sich von selbst, geht ja gar nicht anders.
Doch lange Absätze und nur wenige Dialoge machen das Lesen anstrengend, vor allem, da es viel Durchhaltewillen braucht, um überhaupt in den Stoff hineinzufinden. Hilfreich sind die verschiedenen Personentafeln, welche die Hunde gleich mit einschliessen. Trotzdem wäre es notwendig gewesen, wenn diverse Personen anschaulicher eingeführt worden wären.
Viele Zeitsprünge können zudem verwirrend wirken, wenn man sich nicht in kurzer Zeit durch das Buch liest (immerhin sind es über 500 Seiten). Die Sympathien sind nicht immer auf Seiten der Hauptprotagonistin, schon gar nicht, wenn sie Ausdrücke aus der untersten Schublade benutzt. Auch scheint mir der Schreibstil ein anderer, wenn Romagnolo die Geschehnisse in New York schildert.
Das bekannte Partisanenlied, das für den Titel verwendet wurde, und das Gemälde auf dem Cover wurden klug und sinnreich ausgesucht. Ein Roman, der nicht allen gefallen, aber bestimmt viele Interessierte finden wird.

Rückkehr nach 46 Jahren
von
Der zweite Weltkrieg ist vorbei, und Giulia Masca kehrt als erfolgreiche, reiche Frau nach 46 Jahren in Amerika zurück in ihre Heimat. Seinerzeit hat sie Hals über Kopf Italien den Rücken gekehrt, nachdem sie erfahren hat, dass ihr Verlobter ausgerechnet zum Liebhaber ihrer besten Freundin geworden ist. Schwanger war sie damals ausserdem. Mit sehr gemischten Gefühlen tritt sie nun ihrer Vergangenheit entgegen und erfährt schrittweise, was in den schwierigsten Jahren Europas den Menschen geschehen ist, die ihr nahegestanden haben. Zwei Weltkriege sind vorübergezogen und haben elementare Schäden in Italien angerichtet, nicht nur materieller Art. Sie hingegen ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten trotz aller Vorurteile gegenüber Einwanderern die Leiter emporgestiegen. Die USA waren ja auch kein Kriegsschauplatz. Nun kehrt sie mit Limousine und Chauffeur nach Borgo di Dentro zurück. Eine Story, die fast an Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" erinnert.
Der Roman wird mit Spannung und Sog in einem unaufgeregten Ton und einer angenehmen Sprache erzählt, was auch der Übersetzungsleistung der bewährten Übersetzerin Maja Pflug geschuldet ist. Farbig, plastisch und lebendig führt die Autorin durch die drei Teile des Buches und geizt dabei nicht mit präzisen Beschreibungen, die manchmal bis ins Kleinste gehen. Man ist so richtig mit dabei. Dass die Handlung mit zeitlichen Bezügen durchsetzt ist, versteht sich von selbst, geht ja gar nicht anders.
Doch lange Absätze und nur wenige Dialoge machen das Lesen anstrengend, vor allem, da es viel Durchhaltewillen braucht, um überhaupt in den Stoff hineinzufinden. Hilfreich sind die verschiedenen Personentafeln, welche die Hunde gleich mit einschliessen. Trotzdem wäre es notwendig gewesen, wenn diverse Personen anschaulicher eingeführt worden wären.
Viele Zeitsprünge können zudem verwirrend wirken, wenn man sich nicht in kurzer Zeit durch das Buch liest (immerhin sind es über 500 Seiten). Die Sympathien sind nicht immer auf Seiten der Hauptprotagonistin, schon gar nicht, wenn sie Ausdrücke aus der untersten Schublade benutzt. Auch scheint mir der Schreibstil ein anderer, wenn Romagnolo die Geschehnisse in New York schildert.
Das bekannte Partisanenlied, das für den Titel verwendet wurde, und das Gemälde auf dem Cover wurden klug und sinnreich ausgesucht. Ein Roman, der nicht allen gefallen, aber bestimmt viele Interessierte finden wird.

Man muss sich einlesen
von heinoko

Das wunderschöne, ausdrucksstarke Cover in bester Diogenes-Tradition zeigt einen Ausschnitt aus dem Gemälde „Marguerite Kelsey“ von Meredith Frampton, einem Maler, der zwischen 1920 und 1940 als Porträtist wirkte. Leider setzte eine zunehmende Sehschwäche seiner präzisen Malerei ein frühes Ende. Marguerite Kelsey war ein zur damaligen Zeit bekanntes Künstlermodell, das insbesondere deswegen sehr beliebt war, weil es Haltung und Pose außergewöhnlich lang halten konnte. Gibt es eine Beziehung zwischen Cover und Roman? Der Inhalt wird vom Verlag einfach erzählt: „Giulia Masca kommt als gemachte Frau zurück in das Städtchen ihrer Kindheit, wo sie noch eine Rechnung offen hat. Vor fast fünfzig Jahren wurde sie hier von ihrer besten Freundin Anita und ihrem Verlobten hintergangen, weshalb Giulia die Flucht ergriff und sich in New York eine neue Existenz aufbaute. Nach einem halben Jahrhundert will sie Anita wieder treffen – wie werden sie sich gegenübertreten?“
Man erlebt im Buch die Zeit zwischen 1900 und 1946 (die wohl einzige Verbindung zum Cover-Bildausschnitt). Der Schwerpunkt des Buches liegt in den Schilderungen Italiens in einer Zeit der bittersten Armut und Ausbeutung. Hunger, Kriegsgemetzel, Partisanenkämpfe gegen Mussolinis‘ wachsender Faschismus, Tote und Verletzte bilden das Szenario. Weniger ausführlich dagegen erleben wir zeitgleich in den USA die Ausgrenzung italienischer Zuwanderer, ihren steten Kampf gegen Vorurteile und um Anerkennung.
Mit dem Buch habe ich mich teilweise schwer getan, denn es hat mich nicht wirklich gefangen genommen. Zu spröde war mir mitunter der Text, durch die Fülle an Namen und Begriffen zusätzlich lese-erschwerend. Man muss sich sehr konzentrieren, da die Autorin häufig springt zwischen den Handlungssträngen und Zeiten. Die Protagonisten werden kaum durch wörtliche Rede lebendig, der Leser erlebt sie mehrheitlich nur durch ihre Gedanken und Taten, wenngleich durchaus psychologisch nachvollziehbar. Was mir ausnehmend gut gefiel am Schreibstil der Autorin, waren ihre eindringlich-bildhaften Schilderungen sowohl von schrecklichen als auch von schönen Seiten des Lebens. Wunderbar zum Beispiel die Beschreibung der Hündin Nuxe mit einer „Schnauze mit weichen Falten, die aussieht wie ein Walnusskern, in dessen Mitte der feuchte Knopf der Nase versinkt wie der Steppstich in der Matratze…“ Und genau das bleibt mir als Urteil nach der durchaus nicht leichten Lektüre: Anspruchsvolle, teils anstrengende Lektüre, mit wunderbaren Passagen der Wortmalerei vom Feinsten. So detailliert wie die Arbeiten des Malers Meredith Frampton.

Bella Ciao
von Elfi Wienerroither
Piemont 1946 Abrechnung mit der Vergangenheit und einer alten Freundschaft.

Bella Ciao
von Barbara Kumpitsch
Wofür Elena Ferrante 4 Bände braucht, das schafft Raffaella Romagnolo in einem! Mehr muss man über diesen großartigen Roman eigentlich gar nicht mehr schreiben. Romagnolo hat sich ein Dörfchen im Piemont gesucht und hat dort 50 Jahre Geschichte in Prosa verarbeitet. Giulia kehrt 1946 in ihr Dorf zurück, das sie fluchtartig 1901 verlassen hat. Ihre Freundin Anita hat sie verraten, doch das Schicksal meint es mit beiden nicht so gut. Es lebe der italienische Familienroman, "Bella Ciao" wird noch international Furore machen!
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