Melandri, FrancescaAlle, außer mir

Taschenbuch

Goldmann, Wilhelm, Verlag GmbH (2020)

608 Seiten; 187 mm x 125 mm

ISBN 978-3-442-71686-9

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Alle, außer mir

Langtext
Kennen Sie Ihren Vater? Wissen Sie, wer er wirklich ist? Kennen Sie seine Vergangenheit? Die vierzigjährige Lehrerin Ilaria hätte diese Fragen wohl mit »ja« beantwortet, und auch ihre Familie glaubte sie zu kennen - bis eines Tages ein junger Afrikaner auf dem Treppenabsatz vor ihrer Wohnung in Rom sitzt und behauptet, mit ihr verwandt zu sein. In seinem Ausweis steht: Attilio Profeti, das ist der Name ihres Vaters ... Der aber ist zu alt, um noch Auskunft zu geben. Hier beginnt Ilarias Entdeckungsreise, von hier aus entfaltet Francesca Melandri eine schier unglaubliche Familiengeschichte über drei Generationen und ein schonungsloses Porträt der italienischen Gesellschaft.

Melandri, FrancescaFrancesca Melandri, geboren in Rom, hat sich in Italien zunächst als Autorin von Drehbüchern für Kino- und Fernsehfilme einen Namen gemacht. Mit ihrem ersten Roman »Eva schläft« wurde sie auch einem breiten deutschsprachigen Lesepublikum bekannt. Ihr aktueller Roman »Alle, außer mir« stand zehn Wochen lang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Hansen, EstherEsther Hansen lebt als literarische Übersetzerin in Köln. Neben Viola Ardones Debütroman hat sie Werke von unter anderen Carmine Abate, Marcello Fois, Lorenzo Marone, Francesca Melandri, Marco Missiroli und Nadia Terranova ins Deutsche übertragen.


Leben und Lieben im faschistischen Italien (und Abbessinien)
von OWI
Melandris Roman beginnt in der italienischen Gegenwart. Bei der Protagonistin und ihrem Bruder taucht ein äthiopischer Bootsflüchtling auf, der sich als ihr Neffe bezeichnet. Offensichtlich hatte ihr Vater während seiner Dienstzeit im Äthiopienkrieg in Addis Abeba eine Beziehung mit einer Amharin.

Auf diesem Grundgerüst entfaltet die Autorin ein spannendes Panorama der italienischen und äthiopischen Geschichte von der Zwischenkriegszeit bis in die Gegenwart. Dies gelingt ihr meiner Meinung nach sehr gut.

Für alle, die sich für Historie interessieren und dafür, wie sich inmitten von Weltgeschichte die Schicksale einzelner Menschen entfalten, ist dieser Roman von meiner Seite absolut zu empfehlen.

Alle, außer mir
Mit "Eva schläft" wurde Francesca Melandri eine Bestsellerautorin. Lange hat sie sich Zeit gelassen, und der Roman, der jetzt entstanden ist, ist überraschend anders. Die Familiengeschichte von Atilia Profeti birgt für die Tochter Ilaria einige Überraschungen. Sie weiß nichts über Attilias Rolle in der italienischen Kolonie Äthiopien, auch nichts von seinem afrikanischen Sohn. Erst als ihr Neffe, der eine lange Flucht hinter sich hat, vor ihrer Tür steht, beginnt sie nachzufragen und ihr Bild über den Vater ändert sich ständig. Nach einigen Seiten kommt der Leser drauf, dass er auch nix weiß und noch nie etwas dermaßen Schreckliches gelesen hat. Schonungslos führt uns Melandri in den italienischen Faschismus, in die damalige italienische Kolonialgeschichte und in die aktuelle Flüchtlingsthematik ein. Die Bilder des Krieges, die in meinem Kopf entstanden sind, werden mich nicht mehr loslassen.
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