Die Hölle ist leer - die Teufel sind alle hier

Allgemeine Handelsware

(2019)

ISBN 978-3-10-397213-9

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Die Hölle ist leer - die Teufel sind alle hier

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Wer sprachliche Eleganz zu schätzen weiß, wird an Gerhard Roths jüngstem Roman seine Freude haben
Emil Lanz fühlt sich wie ein einsamer Fisch in einem Aquarium, ein Sonderling, der die Bücher von Schriftstellern in andere Sprachen übersetzte und in dieser Zeit zu einer oder mehreren erfundenen Figuren in einer erfundenen Welt wurde (S. 23).
Er würde sich nicht aus Verzweiflung umbringen, sondern in einem Moment der Gleichgültigkeit und Leere. Er wünscht sich einen nebensächlichen Tod, einen undramatischen, von Gleichgültigkeit begleitetes Sterben.
Roth hat ein Faible für Venedig und damit für ihre Geo- und Topographie, ihre locande, pizzerie, chioschi, alberghi und ospedali. Beeindruckend und sehr bereichernd die Schilderungen der historischen Hintergründe des venezianischen Ghettos und des jüdischen Museums.
Alles war Teil eines unendlichen, komplizierten Rätsels und wenn Lanz glaubte es gelöst zu haben brachte es weitere Rätsel hervor und wenn er diese löste, stieß er auf Widersprüche, die seine Hypothesen und Theorien in Frage stellten. Er fühlte sich in einen Irrgarten hineingeboren zu sein, aus dem er sein ganzes Leben vergeblich einen Ausgang suchte.
Lanz bummelte von der Außenwelt in seine Innenwelt und von seiner Innenwelt in die Außenwelt, er spürte wie verwirrt er war. Er konnte zuerst nicht unterscheiden, was gerade geschah und was Erinnerung war.
Emil/Emilio geriet in eine Drehscheibenwelt, in der sich die Drehscheiben synchron bewegen und niemand sie versteht und jeder, der ihm nahesteht, sich an jedem reibt, sich selbst beschädigt und zuletzt im Leerlauf dahinvegetiert. Kaum hat sich das Betthäschen Julia verflüchtigt, hat Emilio wieder ein neues gefunden – Caecilia.
Die kriminalistische Handlung ist nicht sehr glaubwürdig, eher eine Persiflage und verleitet zum Schmunzeln, ist doch Gerhard Roth in ganz anderen literarischen Gefilden zu Hause. Ein Lesegenuss auf alle Fälle.

Cover
Venedig und der Karneval sind untrennbar verbunden und mit ihm die Masken. Langenasenmasken sind in Karneval sehr beliebt. Charakteristisch für diese sogenannten Halbmasken, die nur Augen und Nasen bedecken, sind die langen Nasen. Auch wenn im Buchtitel „Teufel“ steht, ist die abgebildete Maske keine Teufelsmaske. Bei einer Teufelsmaske dominiert die Farbe ROT und die Masken haben keine lange Nase. Die Abbildung auf dem Cover ist die sehr beliebte Zani Halbmaske in Schwarz, die etwas Düsteres mit sich bringt. Der Erzählung nach trug der Tod einst diese Maske als er sein Unheil in Venedig trieb. Daraus entstand auch die Pestarzt-Maske, die von Dottore della Peste, die sich von der Zani Halbmaske in einem wesentlichen Detail unterscheidet, vor allem, weil sie WEISS ist.

Venedig Krimi-Tipps
Der Film „The Tourist” mit Angeline Jolie und Johnny Depp, 2010.
Neben unzähligen Autorinnen und Autoren, die Venedig als Krimischauplatz gewählt haben, ist Donne Leon der unerreichte Star unter ihnen: Die US-amerikanische Schriftstellerin Donna Leon (geboren 1942) lebt seit 1981 in Venedig und schreibt seit 1992 Jahr für Jahr einen neuen in Venedig spielenden Kriminalroman. Bis 2020 hat sie bereits 29 Krimis veröffentlicht, alle mit dem Commissario Guido Brunetti als Protagonisten.
Der Venedig-Klassiker von Daphne du Maurier „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ 1971/Film 1973 mit Julie Christie und Donald Sutherland.

Lesenswert
von begine


Der Schriftsteller Gerhard Roth führt uns in seinem Roman „Die Hölle ist leer – die Teufel sind alle hier“ durch die Straßen Venedigs.
So lernt man noch Venedig kennen.

Der Protagonist Emil Lanz, er arbeitet als Übersetzer. Er betrinkt sich und will sich erschießen, schläft dann aber ein. Dann beobachtet er einen Mord. Da trifft er die Fotografin Julia.
Die Geschichte ist teilweise rätselhaft, das Lanz selber nicht weiß, ob er vielleicht geträumt hat, denn einige Szenen sind etwas rätselhaft. Er ist schon ein eigenartiger schräger Typ.

Der Autor hat diesen Roman mit vielen Dialogen locker geschrieben und der Titel verlockt, ihn zu lesen. Er ist ein versierter Schriftsteller.



Ein unvergleichliches Leseerlebnis!
Wer hat die Fäden unseres Lebens in der Hand? Oder ist doch alles Zufall, ein Traum gar, oder nur ein Spiel...?
Dieser abenteuerliche Trip durch Venedig ist unbedingt empfehlenswert!

Die Hölle ist leer - die Teufel sind alle hier
von Florian Lechner
Eine Reise nach Venedig mit Gerhard Roth ist ein außergewöhnliches Leseerlebnis, wie er schon mit seinem Vorgängerroman "Die Irrfahrt des Michael Aldrian" bewiesen hat. Jetzt ist der Mittelband seiner Venedig-Trilogie erschienen, und wieder führt Roth seine Leser durch die faszinierende Stadt, diesmal schwerpunktmäßig durch das Ghetto und den Lido. Die äußerst lebendig beschriebene Szenerie aus Architektur und bildender Kunst bildet den teils surrealen Hintergrund für eine Handlung voller Verfolgungsjagden, Morde und Liebschaften. Bereitwillig lässt man sich als Leser auf die kunstvoll verschlungene Reise durch die Stadt mitnehmen und erfreut sich an den vielfältigen Möglichkeiten zur Abschweifung - eine pralle Geschichte voll überraschender Wendungen.
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