Ingrid J. ParkerDer Prinz von Sadoshima

E-Book (EPUB)

Aufbau Digital; Penguin Books, New York (2020)

477 Seiten

ISBN 978-3-8412-2457-6

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Kurztext / Annotation

Akitada ermittelt im Auftrag des Tenno.

Japan im 11. Jahrhunder. Sugawara Akitada, schon seit zwei Jahren Gouverneur in einer entlegenen Nordprovinz, erhält vom Kaiser höchstselbst den Auftrag die Ursache des Todes von Prinz Okisada festzustellen. Von seinem Vater auf die Sträflingsinsel Sadoshima verbannt, starb der einstige Kronprinz nach einem üppigen Festmahl. Wurde er vergiftet? Getarnt als Gefangener, begibt sich Akitada auf die Insel und verrichtet dort niedrigste Arbeiten. Unter Gefahr für Leib und Leben macht er dabei Entdeckungen von größter politischer Tragweite ...

Der zweite Fall für Akitada, der gegen verschwörerische Machenschaften in höchsten adligen Kreisen antritt. Ingrid J. Parker führt Geschichte, Religion, Kultur und Aberglauben im alten Japan geschickt in einem historischen Krimi zusammen.



Ingrid J. Parker hat viele Jahre an verschiedenen Universitäten Literatur unterrichtet, u. a. an der Norfolk State University in Virginia. Für eine ihrer Short Stories um Akitada, den Helden der vorliegenden Serie, erhielt sie 2000 den Shamus Award. Bei Aufbau Digital verfügbar sind die drei Romane 'Tod am Rashomon Tor', 'Der Prinz von Sadoshima' und 'Der Schatzmeister des Tenno' um den im Japan des 11. Jahrhunderts ermittelnden Justizbeamten Sugawara Akitada vor.



Textauszug
Kapitel 2
Der Strafgefangene

Zwei Tage lang war das Schiff auf See gewesen. Ein plötzlich aufkommender, heftiger Sommersturm hatte es vom Kurs abgebracht, so daß es bereits kurz, nachdem es die Küste von Echigo verlassen hatte, verloren im offenen Meer trieb.

Der Gefangene befand sich im Heck des Schiffes. Als sie das Land hinter sich gelassen hatten und keine Fluchtgefahr mehr bestand, hatte man ihm die Ketten gelöst. Die ganze Zeit und auch jetzt lag er an der Seitenwand des Schiffes. Die aufgewühlte See spielte ihm übel mit, und er war jämmerlich seekrank.

Als man ihn an Bord brachte, hatten sie ihn in ein dunkles Loch unter Deck bugsiert. Später auf offener See hatte ein Wärter, der ihm die Fesseln abnahm, eine Öllampe angezündet, die von der niedrigen Decke baumelte; das Licht, das sie spendete, war nicht der Rede wert, dafür verbreitete sie einen fürchterlichen Gestank. Der winzige Raum war so heiß und rauchig geworden, daß man nur mit Mühe atmen konnte.

Mit dem Sturm wurde es dann richtig schlimm. Ohrenbetäubender Lärm des schlingernden und stampfenden Schiffes hatte ihn aus einem ohnehin unruhigen Schlaf gerissen. Draußen peitschten Sturm und Wasser mit dumpfem Tosen gegen das kleine Schiff. Laut knatterte das Segel im Wind, und die Seeleute riefen sich knappe Befehle zu. Voller Unruhe hatte der Gefangene auf das Ächzen der Planken gehorcht, die der geballten Kraft von Wind und Wasser wohl kaum würden standhalten können, und angsterfüllt an seine Familie gedacht.

Durch den stechenden Geruch der Ölfunzel, ihr heftiges Hin- und Herschwingen, das Zittern und Knarren der altersschwachen Planken unter ihm war ihm übel geworden. Und schließlich hatte er den rebellierenden Magen nicht mehr unter Kontrolle. Von Natur aus auf Sauberkeit bedacht, war er aus seiner Ecke gekrochen und hatte sich über eine kurze Bambusleiter aufs schwankende Deck hochgequält. Niemand hatte von ihm Notiz genommen. Im ersten Augenblick hatte er die eisigen Wasserfontänen und heftigen Windstöße als Wohltat empfunden, dann aber gab ihm das gräßliche Schlingern des Schiffes den Rest, er war zur Seite getaumelt, hatte sich an die Reling geklammert und hilflos ins brodelnde schwarze Wasser gekotzt.

Seitdem hatte er sich unablässig übergeben müssen, konnte bei jeder Bö darauf warten, daß es wieder losging, hatte ein Weile Ruhe, wenn der Wind nachließ, litt um so heftiger, wenn der Sturm das Schiff erneut packte. So viel wurde er gewahr, einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gab es kaum. Der pechschwarzen ersten Nacht war ein undurchsichtiges dunkles Grau gefolgt, in dem Wasser und Himmel verschwammen. Erst dann hatte ihm geschwant, daß sie verloren waren. Das Gefühl für Zeit kam ihm abhanden, und es erschien ihm eine Ewigkeit, daß er weder einen Schluck Wasser noch feste Nahrung zu sich genommen hatte. Verlangen danach verspürte er ohnehin nicht, und mit der Zeit wurde er so schlapp und apathisch, daß er sich gar nicht mehr aufrichtete, um Galle und Magensaft herauszuwürgen. So lag er in seinem Erbrochenen und naß bis auf die Haut in einem Dämmerzustand.

Das Schiff rollte und hob und senkte sich immer noch, der Wind heulte ohne Unterlaß, Gischt schoß über das Deck, und dennoch schien sich eine leichte Wetterberuhigung anzubahnen. Das ungestüme Tosen ebbte ab, der Wind legte sich. Irgendwo betete jemand zu Amida, doch es waren Dankesworte, daß er verschont geblieben war.

Der Gefangene hatte weder Kraft noch Lust, Dankessprüche von sich zu geben. Seine Reise zur Insel der Verbannten hatte bereits jetzt seine schlimmsten Befürchtungen übertroffen, und er konnte sich nicht vorstellen, daß das, was ihn erwartete, harmloserer Natur sein würde.

Wogen und Wetter kamen tatsächlich zur Ruhe, der Kapitän ging erneut auf Kurs, und eine frische Brise brachte sie endlich ans Ziel. Es war früh am nächsten Morgen. Der Gefangene trank gerade in gierigen Zügen aus einer Wasserflasche, die i



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