Judith SchalanskyFrau im Dunkeln

Hardcover

Suhrkamp (2019)

188 Seiten; 217 mm x 137 mm

ISBN 978-3-518-42870-2

versand- oder abholbereit innerhalb von 3 Werktagen

Frau im Dunkeln

Besprechung
»Hochspannende Parabel über das Leben moderner Frauen!« DIE WELT 20190218

Langtext

Leda ist fast fünfzig, geschieden, sie unterrichtet Englisch an der Universität in Florenz. Die erwachsenen Töchter sind jetzt beim Vater in Kanada, und Leda muss sich eingestehen, dass sie statt der erwarteten Sehnsucht vor allem Erleichterung empfindet. Den heißen Sommer verbringt sie in einem süditalienischen Küstenort: Bücher, Sonne, das Meer, was könnte friedlicher sein? Am Strand macht sich neben ihr allerdings eine übermütig lärmende neapolitanische Großfamilie breit, darunter eine noch junge Mutter und deren kleine Tochter. Leda beobachtet die beiden über Tage, zunächst fasziniert, wohlwollend. Allmählich aber schlägt ihre Stimmung um, irgendwann folgt sie einem Impuls und tut dem kleinen Mädchen und der Familie etwas Unbegreifliches an. Und wird selber heimgesucht, von lange verdrängten Erinnerungen - an gravierende Entscheidungen, die sie zu treffen hatte, ganz zum Leidwesen ihrer eigenen Töchter ...

Was bedeutet es, eine Frau und Mutter zu sein? Mit frappierender Ehrlichkeit ergründet Elena Ferrante die widersprüchlichen Gefühle, die uns an unsere Kinder binden.



Ferrante, ElenaElena Ferrante hat sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans im Jahr 1992 für die Anonymität entschieden. Ihre vierbändige Neapolitanische Saga - bestehend aus Meine geniale Freundin, Die Geschichte eines neuen Namens, Die Geschichte der getrennten Wege und Die Geschichte des verlorenen Kindes - ist ein weltweiter Bestseller. Zuletzt erschienen im Suhrkamp Verlag auch Ferrantes frühere Romane Lästige Liebe, Tage des Verlassenwerdens und Frau im Dunkeln, sowie der Band Frantumaglia, der Briefe, Aufsätze und Interviews versammelt.


Schicksal einer Frau im mittleren Alter
von PFIFF

Leda, fast 50, Universitätsdozentin an der Universität in Florenz, Mutter zweier erwachsener Töchter, die bei ihem Vater in Amerika leben, beschließt einen Urlaub am Strand.
Sie hat Mühe, sich zu entspannen und nicht über ihr Leben nachzudenken, was sie falsch gemacht hat, was ihr noch bleibt. Sie beobachtet eine einfache italienische Familie und freundet sich mit ihnen an.
Doch ihre dunklem Gedanken lassen sie dunkle Taten setzen, wofür sie letztendlich die Rechnung bezahlen muss.
Ein brillantes Frauenporträt.

Frau im Dunkeln
Leda beobachtet am Strand ihres süditalienischen Urlaubsorts eine neapoletanische Großfamilie, besonders die junge Nina und ihre Tochter Elena. Die eigene Vergangenheit drängt sich heftig in ihre Erinnerung, und sie begeht eine Tat, die ihr selbst unerklärlich ist. Der Roman ist ein elegantes Meisterwerk schonungsloser und kristallscharfer Offenlegung der Schönheit und Grausamkeit in den Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern. Spannung bis zum letzten Satz bekommt man als Draufgabe dazu.

Frau im Dunkeln
Wenn man diesen Roman von Elena Ferrante liest, kann man erkennen, wie fein das Gespür dieser Autor ist und wie viel man schon in diesem 1992 erschienen Roman entdecken kann, das dann in den 4 Neapel-Bänden so richtig zur Geltung kommt. Der Urlaub am Strand bringt in Leda Gefühle hoch, die sie lange verdrängt hat. Sie gibt seltsamen Impulsen nach, die sie in dem Moment selber nicht versteht. In den Tagen, die sie einer neapolitanischen Familie widmet, stellt sie sich Fragen über wichtige Themen einer Frau: warum hat sie die Kinder, als sie klein waren, für über 3 Jahre verlassen, warum war sie eifersüchtig auf ihre eigenen Töchter, warum hat sie sich so von ihrer eigenen Familie distanziert, warum hat sie dem kleinen Mädchen und ihrer jungen Mutter am Strand das angetan? Ferrante wird immer zu meinen Lieblingsautorinnen gehören, denn ihre Einsichten sind so nah dran an der Wirklichkeit, dass der Leser selten im Dunkeln bleibt.

Schockierend ehrlich!
von Andrea Türkcan
Leda - knapp fünfzig, Single, Mutter zweier erwachsener Töchter - verbringt den Sommer allein an der ionischen Küste. Als sie am Strand auf eine Familie aus Neapel aufmerksam wird, lässt sie sich immer öfter dazu hinreißen, die junge Mutter Nina und deren Tochter Elena aus der Ferne zu beobachten. Der restliche Familienclan – angefangen beim besitzergreifenden Vater der Kleinen bis hin zur schwangeren Schwägerin – sind Leda eher suspekt. In ihnen allen erkennt sie ihre eigene Famile bzw. wird an ihre Kindheit und Jugend in ihrer alten Heimat erinnert. Erneut sieht sie sich mit ihrer Vergangenheit als junge Mutter konfrontiert. All die widersprüchlichen Gefühle, die sie für ihre Töchter empfindet und auch früher empfand, kommen zum Vorschein. Von diesem Gefühlschaos überfordert, trifft sie eine Entscheidung, die für sie und die Neapolitaner weite Kreise zieht.
Rezension verfassen