Francesca MelandriAlle, außer mir (Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln)

Allgemeine Handelsware

Wagenbach (2018)

608 Seiten

ISBN 978-3-8031-3296-3

Besorgungstitel, lieferbar voraussichtlich innerhalb von 14 Tagen

Alle, außer mir (Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln)

Langtext
Kennen Sie Ihren Vater? Wissen Sie, wer er wirklich ist? Kennen Sie seine Vergangenheit? Die vierzigjährige Lehrerin Ilaria hätte diese Fragen wohl mit "ja" beantwortet, und auch ihre Angehörigen glaubte sie zu kennen - bis eines Tages ein junger Afrikaner auf dem Treppenabsatz vor ihrer Wohnung in Rom sitzt und behauptet, mit ihr verwandt zu sein. In seinem Ausweis steht: Attilio Profeti, das ist der Name ihres Vaters ... Der aber ist zu alt, um noch Auskunft zu geben.

Hier beginnt Ilarias Entdeckungsreise, von hier aus entfaltet Francesca Melandri eine schier unglaubliche Familiengeschichte über drei Generationen und ein schonungsloses Porträt der italienischen Gesellschaft. Und sie holt die bisher verdrängte italienische Kolonialgeschichte des 20. Jahrhunderts in die Literatur: die Verbindungen Italiens nach Äthiopien und Eritrea bis hin zu den gegenwärtigen politischen Konflikten verknüpft Melandri mit dem Schicksal der heutigen Geflüchteten - und stellt die Schlüsselfragen unserer Zeit: Was bedeutet es, zufällig im "richtigen" Land geboren zu sein, und wie entstehen Nähe und das Gefühl von Zugehörigkeit?


Alle, außer mir
Kennen Sie Ihren Vater ? Kennen Sie die Geschichte Ihrer Familie ?
Die Lehrerin Ilaria hätte diese Fragen wahrscheinlich mit Ja beantwortet,
bis eines Tages ein junger Afrikaner auf den Stufen zu Ihrer Wohnung sitzt
und behauptet mit ihr verwandt zu sein. Ilaria und ihr Halbbruder begeben sich
gezwungenermaßen auf Entdeckungsreise in ihre Familiengeschichte, die sich
über drei Generationen und einige Geheimnisse erstreckt. Gleichzeitig ist diese Geschichte ein schonungsloses Gesellschaftsporträt und beleuchtet die(verdrängte) italienische Kolonialgeschichte des 20.Jahrhunderts.
Was bedeutet es, zufällig im „richtigen“ Land geboren zu sein ?
Was bedeutet Familie und wie entstehen Nähe und das Gefühl der Zugehörigkeit ?

Ein unbedingter Lesetipp – sehr beeindruckend !

Alle, außer mir
Mit "Eva schläft" wurde Francesca Melandri eine Bestsellerautorin. Lange hat sie sich Zeit gelassen, und der Roman, der jetzt entstanden ist, ist überraschend anders. Die Familiengeschichte von Atilia Profeti birgt für die Tochter Ilaria einige Überraschungen. Sie weiß nichts über Attilias Rolle in der italienischen Kolonie Äthiopien, auch nichts von seinem afrikanischen Sohn. Erst als ihr Neffe, der eine lange Flucht hinter sich hat, vor ihrer Tür steht, beginnt sie nachzufragen und ihr Bild über den Vater ändert sich ständig. Nach einigen Seiten kommt der Leser drauf, dass er auch nix weiß und noch nie etwas dermaßen Schreckliches gelesen hat. Schonungslos führt uns Melandri in den italienischen Faschismus, in die damalige italienische Kolonialgeschichte und in die aktuelle Flüchtlingsthematik ein. Die Bilder des Krieges, die in meinem Kopf entstanden sind, werden mich nicht mehr loslassen.
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