Monika HelferDie Bagage

Hardcover

Hanser (2020)

160 Seiten; 205 mm x 133 mm

ISBN 978-3-446-26562-2

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Die Bagage

Besprechung
"Monika Helfer spricht minutenlang über die Schönheit des Straßenbahnfahrens, ohne dabei einen Gedanken zweimal zu erwähnen. Sie spricht, wie sie schreibt: kein Wort zu viel. Und Menschen, die sie gut kennen, sagen: Sie schreibt, wie sie ist." Christina Pausackl, ZEIT Online, 06.07.20

"Monika Helfer erzählt in einer wunderbar lebendigen, leichten, nie mitleidenden Sprache. Die Charaktere wachsen einem in ihrer Menschlichkeit ans Herz, ohne sich aufzudrängen." Peer Teuwsen, NZZ am Sonntag, 28.06.20

"Wie Monika Helfer hier in gut arrangierten Episoden mit Vor- und Rückblenden vom Verhängnis einer Außenseiterin erzählt, ist meisterhaft." Katharina Teutsch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.05.20

"Wunderbar verdichtet und enorm präzise in der Beobachtung erzählt Helfer von Unordnung und frühem Leid in prekären Familienverhältnissen." Denis Scheck, Tagesspiegel, 26.04.20

"Das ganze, biografisch inspirierte Familiendrama erzählt von den größten Gefühlen, die wir haben: Liebe, Wut, Neid und Trauer." Meike Schnitzler, Brigitte, 6/2020

"Eine berührend archaische Dorfgeschichte aus dem Bregenzerwald. In Österreich und Süddeutschland liebt jeder dieses Buch. Sprachlich herausragend." Marc Reichwein, Die Welt, 07.03.20

"Ein intensiver Roman ... dicht und sprachmächtig." Sabine Scholl, Der Standard, 08.03.20

"Es ist erstaunlich, welch einen Kosmos an komplexen Figuren Helfer auf diesen gerade einmal 160 Seiten aufzuspannen gelingt. Mit nur wenigen scharf gezeichneten Strichen tritt uns diese ganze Bagage mit einem bleibenden Eindruck entgegen." Tom Wohlfarth, Die Tageszeitung, 02.03.20

"Monika Helfer hat mit 'Die Bagage' ein beeindruckendes, klug komponiertes Herkunftsbuch geschrieben." Michael Opitz, Deutschlandfunk Kulutr, 28.02.20

"Ein Buch, das durch seine Kargheit und seine Schlichtheit besticht... Ein sehr tolles Buch!" Katja Gasser, ORF 2, 12.02.20

"Ein fein konstruiertes, unprätentiös erzähltes Buch, das die 'Leute' der Erzählerin als eigenständige Charaktere auftreten lässt und sie nicht zu blossen Staffage eines Allerweltsdorfes macht. ... Ein un- und aussergewöhnlicher Roman." Rainer Moritz, Neue Zürcher Zeitung, 12.02.20

"Helfers 'Bagage' beschreibt auf eindrückliche Weise, changierend zwischen fiktiven und autobiografischen Ebenen, wie jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat und es unweigerlich den Nachkommen aufbürdet und sofort." Ulrich Rüdenauer, Süddeutsche Zeitung, 10.02.20

"Die Erzählerin ist nicht auftrumpfend. Sie reflektiert und misstraut der eigenen Perspektive. Möchte nicht um jeden Preis eine Ordnung in die Erinnerung bringen. Weiß aber, dass vergangene Drama sehr anschaulich und dramaturgisch geschickt zu schildern. Ihre literarische Kunst besteht dabei auch und vor allem in der sprachlichen Einfühlung, sodass die Figuren, die das Leben der Autorin geprägt haben, eine allgemeingültige Relevanz erhalten." Carsten Otte, SWR lesenswert, 09.02.20

"Ein kleines Buch, doch man liest lange darin, denn jeder Satz klingt nach in verschwommener, unbeschreiblicher Schönheit." Alexander Solloch, NDR Kultur, 04.02.20

"Ein literarisches Werk von großer Qualität, das die unterschiedlichen Zeitebenen elegant wechselt und in Beziehung zueinander setzt." Christoph Schröder, Tagesspiegel, 02.02.20

"Ein schmaler Roman, der vom ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart reicht - einer der schönsten des Frühjahrs: In 'Die Bagage' erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer Familie, scheinbar einfach, aber voller Hintersinn." Franziska Wolffheim, Spiegel Online, 31.01.20

"Familienromane gibt es viele, dieser aber ist etwas ganz Besonderes - meine persönliche Entdeckung in diesem Frühjahr... Ein Buch, das bleibt!" Denis Scheck, ARD druckfrisch, 26.01.20

"Es geht um das Gepäck, das wir alle haben, nämlich die Familien und die Familienbeziehungen, die wir mit uns herumschleppen und das ist eben schön österreichisch 'die Bagage'... Ein Buch, das einem Staunen lernt für die Wunder der Welt." Denis Scheck, WDR2 Lesen, 26.01.20

Langtext
"Von uns wird man noch lange reden." Monika Helfers neuer Roman "Die Bagage" - eine berührende Geschichte von Herkunft und Familie

Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.

Monika Helfer, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. Für ihre Arbeiten wurde sie unter anderem mit dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur, dem Solothurner Literaturpreis und dem Johann-Peter-Hebel-Preis ausgezeichnet. Mit ihrem Roman Schau mich an, wenn ich mit dir rede (2017) war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. Für Die Bagage (Roman, 2020) erhielt sie den Schubart-Literaturpreis 2021 der Stadt Aalen. Zuletzt erschienen von ihr bei Hanser die Romane Vati (2021), mit dem sie erneut für den Deutschen Buchpreis nominiert war, Löwenherz (2022) und Die Jungfrau (2023).


Familiengeschichte von Monika Helfer
von PFIFF

Monika Helfer erzählt ihre Familiengeschichte beginnend bei ihren Großeltern, den einfachen Leuten, die mit ihren Kindern in der Nähe von Bregenz außerhalb eines kleinen Dorfes wohnen.
Als der 1. Weltkrieg ausbricht, wird der Familienvater eingezogen und die Familie muss sich mühsam durchschlagen.
Die schöne Maria ist nun den Anbiederungen der Männer ausgesetzt, der älteste Sohn versucht sie zu verteidigen.
Der Großvater Josef kommt manchmal auf ein paar Tage nach Hause, Maria wird schwanger. Niemand glaubt, dass er der Vater des Mädchens sei. Zeitlebens ignoriert Josef seine Tochter, die die Mutter von Monika Helfer wird.
Liebevoll und beeindruckend erzählt. Das Schicksal der Familie ist berührend.

Eine Geschichte aus der guten alten Zeit
von Petris
Monika Helfer erzählt in ihrem Roman die Geschichte ihrer Großeltern und deren Kinder. Ich bin immer sehr skeptisch bei autobiografischen Romanen, das geht öfter schief als dass es gelingt, zu groß ist die Nähe, zu schnell geht die erzählerische Distanz verloren, zu rasch wird es auch selbstverliebt oder selbstmitleidig. All dies ist Helfer nicht passiert, ihr ist aus dem Stoff ihrer Familiengeschichte ein wunderbarer Roman gelungen.
Josef und Maria Moosbrugger leben am Rande eines Tales in der Nähe von Bregenz. Doch nicht nur räumlich wahren sie die Distanz, sie sind anders. Josef ist sehr reinlich, ordentlich gekleidet, verschwiegen, und er trinkt nicht, ernst ist er. Dass seine außergewöhnlich schöne Frau Maria ihn liebt, das kann keiner glauben, oder will er nicht, denn so bleibt ein Funke Hoffnung, dass sie ihn doch noch irgendwann für einen anderen verlässt. Es wird geredet über das Paar und die Familie, die in armen Verhältnissen lebt.
Dann zieht der 1. Weltkrieg ins Land, Josef wird eingezogen, Maria ist schutzlos den Avancen des Bürgermeisters ausgeliefert. Und sie verliebt sich, in einen Deutschen. Josef hat Glück, er überlebt, darf dazwischen sogar zwei Mal auf Heimaturlaub, kurz nur, aber immerhin. Dass die in dieser Zeit geborene Tochter Grete, die Mutter der Autorin, sein Kind ist, glaubt er bis zu seinem Tod nicht. Die Menschen im Dorf auch nicht.
Monika Helfer schreibt hier keinen Sozialroman, sie prangert die Missstände, den Neid und die Bosheit der Dörfler nicht an, sie erzählt einfach. Von den Eltern Moosbrugger und ihren Söhnen und Töchtern, die Meinung dazu, kann man sich als Leser*in selber bilden. Ihre Sprache ist schlicht, sehr direkt, gleichzeitig hochliterarisch, sehr schön zu lesen.
Ohne sie direkt anzuführen kommen in Monika Helfers viele Themen zur Sprache, die Dynamik in einem Dorf, die Situation der Frauen am Land zu Beginn des 20. Jahrhunderts, was ein Krieg mit einer Familie macht, die Frage, was Liebe ist und was Familie bedeutet. Eine Frage, die sich mir während der ganzen Lektüre gestellt hat, war: Was wäre mit diesen außergewöhnlichen, teils sehr begabten Menschen passiert, wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt in einer liberaleren Gesellschaft mit Bildung gelebt hätten?
Ein interessanter, spannend zu lesender Roman, der, obwohl er nicht direkt kritisiert, sehr wohl eine kritische Sichtweise auf „die gute alte Zeit“ darstellt. Mir hat er sehr gefallen!

Interessante Familiengeschichte
von begine

Die österreichische Schriftstellerin Monika Helfer verarbeitet in dem Roman die eigen Vorfahren und prekäre Verhältnisse im Bauernhof in Vorarlberg, in denen sie lebten.

Der Roman „Die Bagage“ spielt vor 100 Jahren. Die Großmutter Maria ist eine schöne Frau, die angefeindet wird. Dann wird es die Geschichte ihrer Mutter und Großmutter.
Maria Moosbrugger wird angefeindet, weil sie schön ist. Die Männer sehen ihr nach, aber sie ist ihrem Mann Josef treu.
Josef muss in den Krieg ziehen, als er wieder kommt hat er er einen neue Tochter. Er wird noch von dem Pfarrer aufgehetzt und der Bürgermeister ist auch nicht ehrlich.
So mag er dieses Mädchen nicht und spricht nicht mit ihr, als wenn sie was für seine Zweifel kann.

Monika Helfer beschreibt die schwere Kindheit ihrer Mutter, die sich nicht natürlich entwickeln konnte. Die Ereignisse zeigen Folgen bis in die Gegenwart.
Das Buch hat nur 160 Seiten, die aber dicht geschrieben sind. Man liest es nicht so schnell, sondern lebt die Geschichte intensiv mit. Es ist eine interessante lesenswerte Familiengeschichte.




Familiengeschichte in 100 Jahren
von yellowdog
Die Handlung setzt vor ca. 100 Jahren ein, 1914 in einem Dorf. Die österreichische Schrifterstellerin Monika Helfer verarbeitet in dieser Familiengeschichte die Geschichte ihrer Mutter und Großmutter in diesem sehr konzentriert geschriebenen Roman, der auch ein Dorfleben zeigt.
Der erste Weltkrieg bricht aus und Josef wird eingezogen. Seine Frau Maria bleibt zurück und wird schwanger. Der Verdacht komm auf, dass Josef nicht der Vater ist. Schließlich war sie mit Georg, einen Fremden aus Hannover gesehen worden. Der Dorfklatsch tut ein übriges und Josef lehnt nach seiner Rückkehr das Kind ab.
Als Leser ist man den Figuren der Familie sehr nahe.
Das Buch fällt durch die sorgfältige, fein gemachte Sprache von Monika Helfer auf. Es ist eine Art des autofiktionalen Schreibens, die ich sehr schätze.

SCHÖNHEIT - FLUCH UND SEGEN
von Hennie
Auf nur 159 Seiten präsentiert Monika Helfer die einzigartige, ungewöhnliche Lebensgeschichte ihrer Familie mütterlicherseits. Die Hauptperson ist ihre Großmutter Maria, die permanent über ihre große Schönheit definiert wird und die ihr mehr Fluch als Segen ist.

Was will mir das Geschehen sagen? Über 100 Jahre ist das her. Da ereignen sich die Dinge um die „Bagage“. Maria und Josef (wie aus der Bibel!) leben mit ihren noch vier Kindern außerhalb eines Bergdorfes in ärmlichen Verhältnissen. Sie werden gemieden, fast geächtet von den Bewohnern. Die Eltern indes scheinen sich selbst genug, obwohl von Liebe nie die Rede ist. Josef ist ein wortkarger Mann, kann gut mit Zahlen umgehen und macht sich beim Bürgermeister nützlich.
Man schreibt das Jahr 1914, der erste Weltkrieg beginnt, und Josef Moosbrugger als alleiniger Ernährer der Familie wird in die Armee einberufen. Das ist der alles entscheidende Ausgangspunkt für die darauf folgenden Situationen. Maria bleibt mit ihren Kindern allein zurück. Sie sollen auf Josefs ausdrücklichem Wunsch vom Bürgermeister beschützt werden. Dann kommt ein gutaussehender, charismatischer Deutscher ins Dorf und mit Maria und ihrer Bagage in Kontakt. Wie alles in dem Büchlein werden die Begebenheiten sehr komprimiert erzählt. Die zeitlichen Abfolgen zwischen Josefs Fronturlaub, die Besuche von Georg legen Vermutungen nahe. Maria wird schwanger mit Grete, der Mutter der Autorin. Die Gerüchte kochen hoch und das Leben für die Familie wird noch härter.

Erzählt wird skizzenhaft, auch mal zwischen den Zeilen, verschwommen wie das Cover, dass ein Gemälde des bekannten Malers Gerhard Richter zeigt. Nur in Andeutungen werden immer wieder die gleichen Aspekte der Familienmitglieder beleuchtet und doch ist es sehr komplex, was die Autorin über ihre Ahnen preisgibt. Von den Geschwistern ihrer Mutter erzählt sie, aber die Grete bleibt wie ein Phantom. Doch ist das weiter nicht verwunderlich, da sowohl sie als auch schon Mutter Maria jung sterben. Josef ebenso.
Aus der Ich-Perspektive und im auktorialen Stil erfolgen die Abläufe in der Geschichte, wobei die Erzählstile auch des öfteren innerhalb eines Satzes wechseln. Das erforderte Aufmerksamkeit beim Lesen.

Monika Helfer erzählt sehr speziell von ihrer eigenen Herkunft und führt den Leser von 1914 bis in die Gegenwart.

Ich empfehle „Die Bagage“ und bewerte mit vier von fünf Sternen.


Aufarbeitung einer Herkunftsgeschichte in Romanform
von Minangel
Die Autorin Monika Helfer untersucht ihre Herkunft und in ihrem Roman „Die Bagage“ werden wir Zeugen eines bäuerlichen Lebens Anfang des ersten Weltkrieges. Der Roman handelt vorwiegend um die Großmutter der Autorin, ihre Lebensumstände, ihre Ehe und der Umstand, den man fast schon als Fluch bezeichnen kann, dass sie schön ist. Dadurch ist sie gefährdet, in einer Welt, wo Männer das Sagen haben. Das ländliche entsagungsreiche Leben einer Bauernfamilie, die abgeschieden lebt wird uns hier porträtiert. Auch die Tatsache, dass der Bürgermeister und der Pfarrer in kleinen Ortschaften die Instanzen waren, welche über die Bürger bestimmten.
Neben der Großmutter Maria werden uns auch deren Kinder näher gebracht und wir erfahren auch, was aus ihnen und ihrem Vater im späteren Leben wird.
Ich fand es interessant, diesen persönlichen und auch an Stellen mutmaßlichen Einblick ins Leben von Maria zu bekommen. Mich störte zeitweise die Erzählart mit den Sprüngen von Gegenwart in die Zukunft und oftmalige Wiederholungen, welche sicherlich gewollt waren von der Autorin, um das Erzählte zu unterstreichen. Manchmal hatte ich das Gefühl, wir haben den roten Faden verloren, doch dann ging es irgendwie weiter in der Erzählung. Wobei schlussendlich für mich doch manches offen blieb und ich einfach gerne mehr über die Gefühle und Emotionen der Protagonisten erfahren hätte, damit mich die Geschichte erreicht.
Fazit: eine Familiengeschichte auf 159 Seiten, die mich jetzt nicht nachhaltig prägen wird, aber mir trotzdem einen guten Einblick in die damalige Zeit gegeben hat. Von mir gibt es 3 Sterne für das ländliche Familienportrait.

Wenn Schönheit ein Unglück ist
von Emmmbeee
Die Autorin ist im vorliegenden Roman ihren Wurzeln nachgegangen und schildert hauptsächlich das Leben ihrer Grossmutter im hintersten Teil eines Dorfes im Bregenzerwald. Von hohen Bergen eingegrenzt, schränkt das Tal auch den geistigen Horizont seiner Bewohner ein. So kann die schöne Maria trotz grosser Armut nur auf Neid und Missgunst stossen, denn die Frauen müssen mitansehen, wie ihre Männer der jungen Mutter von vier Kindern nachsteigen. Noch dazu zieht Marias Ehemann 1914 in den Krieg, und sie muss sich nun selbst gegen alle Nachstellungen zur Wehr setzen. Zum Glück stehen die Kinder ihr tatkräftig zur Seite. Niemand kann jedoch verhindern, dass selbst der Pfarrer von der Kanzel nur aufgrund von Vermutungen gegen die Frau wettert und das Kreuz an ihrem Haus abmontieren lässt.

Monika Helfer rekonstruiert das Leben ihrer Grossmutter aus den Erzählungen ihrer Tante Kathe. Über die eigene Mutter konnte sie wenig erfahren, weil diese gestorben ist, als die Autorin noch ein Kind war. Doch deren Geschwister zeichnet sie in wenigen Sätzen deutlich genug. Wenn auch mehrmals ein Zeitsprung vollführt und vorgegriffen wird, ist es doch immer klar, warum der Wechsel notwendig war.

Die kräftige, bodenständige Sprache in diesem Roman kommt mir vor wie Vorarlberger Dialekt, wenn man ihn 1:1 in die "Schreibe" überträgt. Die Autorin scheut sich auch nicht, in einem Absatz Ausdrücke mehrmals zu wiederholen, denn genauso wird auf dem Land gesprochen. Auch ganze Sätze werden zur Bekräftigung gebetsmühlenartig repetiert, und das gibt dem Buch eine tiefe Eindringlichkeit. Obwohl Viel- und mitunter Schnellleserin, habe ich den Text langsam erkundet und jedes Wort genossen.

Dieses Buch widmet Helfer ihrer eigenen Bagage. Ich kann mir gut vorstellen, dass in einer Kleinstadt wie Hohenems ein Schriftstellerehepaar mit vier Kindern (besonders in ihren Anfängen als Familie) von kulturfernen Leuten so betrachtet worden ist. Auch wenn der Ehemann einer der erfolgreichsten österreichischen Autoren ist und Monika Helfer sich einen sehr guten Namen erschrieben hat.
Das Coverbild vermittelt den Eindruck einer scheuen Braut, die sich zu schützen versucht. Sehr passend, finde ich.
Den Roman empfehle ich allen, die mehr über das Leben in kleinen Bergdörfern wissen wollen – und vor allem natürlich allen Helfer-Köhlmeier-Fans.

von

von Elisabeth Mair
Wir befinden uns im September 1914. Die schöne Maria lebt mit ihrer Familie am Rande eines Bergdorfes. Sie sind die Armen, die Abseitigen, die "Bagage". Als der erste Weltkrieg ausbricht wird Marias Mann Josef an die Front geschickt. Und es dauert nicht lange bis ein Fremder aus Hannover an die Tür der Bagage klopft. Auch der Bürgermeister kommt vorbei, im Glauben, dass was im Krieg passiert, nach dem Krieg keine Wichtigkeit mehr hat.
Bald darauf wird Maria ihre Tochter Grete zur Welt bringen, die Mutter der Autorin. Josef wird jedoch niemals ein Wort mit ihr sprechen.
Sehr bildhaft und berührend berichtet die Autorin über die Herkunft und Schicksale ihrer Familie.

Die Bagage
von Doris Dim-Knoglinger
Das lebendige Portrait einer Frau am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Monika Helfer erzählt die berührende Geschichte ihrer eigenen Herkunft, sie erzählt von einer Familie, die von allen nur die Bagage genannt wird.
Zurecht auf der Bestseller-Liste!

Die Bagage
von Nerdlounge
In „die Bagage“ erzählt Autorin Monika Helfer ihre Familiengeschichte, die ihrer Mutter und Großmutter. Die Bagage meint die Familie Moosbrugger, die Anfang des 20. Jahrhunderts auf einem kleinen Bergbauernhof am Ende eines Vorarlberger Tals wohnt.
Monika Helfers Geschichte war für mich – auf diesen wenigen Seiten – unglaublich einnehmend. Sie schildert so atmosphärisch und so tragisch und so spannend, wie sich die Familie Moosbrugger in der Zeit des 1. Weltkriegs durchschlagen musste.
Der Stil ist ganz frei, sie erzählt so wie es ihr gerade einfällt und das hat mir beim Lesen das Gefühl gegeben, eine Verwandte würde mir beim Kaffeetrinken die Familiengeschichte erzählen. Großes Lob von mir für eine kleine, kurze Geschichte!


Die Bagage
von MMag. Katharina Huchler
Ein wundervoller Roman über die Familie der Autorin: Während des I. Weltkriegs wird Josef in den Krieg eingezogen. Er lässt seine Frau Maria und ihre gemeinsamen Kinder in einem kleinen Bergdorf zurück, wo sie als Außenseiter leben. Außenseiter, weil die Frauen des Dorfes eifersüchtig sind auf Marias Schönheit, und weil die Männer ihre Augen nicht von ihr lassen können. Als Maria schwanger wird, zweifelt das ganze Dorf an Josefs Vaterschaft - und verurteilt sie...

Monika Helfer schreibt in einem sehr berührenden, sehr persönlichen Stil über Liebe, Familie, Freundschaft - und die alltäglichen Gemein- und Grausamkeiten, die Leben zerstören können.
Herzerwärmende Szenen, wie der Zusammenhalt in der Familie, wechseln sich ab mit Momenten, die einen wütend machen, z.B. die Schilderung des Priesters, der sich herausnimmt, Maria zu verurteilen und ihnen das Kreuz vom Haus abmontiert.

Ein (seitenbezogen) kleiner Roman über die ganz großen Themen des Lebens!

Die Bagage
von Doris Stadlbauer
Eine berührende Geschichte von Herkunft und Familie. Monika Helfers sehr persönlicher Roman.

von HEYNi Katja Wassermann
Ein mitreißendes, aufwühlendes und unbedingt lesenswertes Buch!

von Elisabeth Wallinger
Ja was soll man da sagen. Ich glaube mit „Die Bagage“ haben wir schon früh im Jahr einen unserer Jahreslieblinge gelesen. Ein wunderbarer Roman, eine anrührende Familiengeschichte, wird übers Jahr wohl einige Literaturpreise abräumen. Bitte, bitte Lesen!

Die Bagage
von Barbara Kumpitsch
Es macht schon Sinn, dass diese zwei Autoren sich gefunden haben: Monika Helfer und Michael Köhlmeier. Beide können hervorragend schreiben und haben ihren Stil gefunden. Monika Helfer erzählt von ihrer Familie, der „Bagage“. Die Geschichte ihrer schönen Großmutter beginnt 1914, kurz vor dem Krieg. Maria Moosbrugger muss mit ihren Kindern allein zurechtkommen, ihr Mann kann sie nicht beschützen. Schon vor dem Krieg litt die Familie unter ihrem Ruf, doch kaum ist der Mann aus dem Haus, bricht der Zorn des Dorfes über die schutzlose Familie herein. Und es trifft das Gretchen, Monika Helfers Mutter. Ich bewundere Monika Helfer für ihre Offenheit, ihren Humor und ihre innere Schönheit. Diesen Roman werde ich nie wieder vergessen!

von Stefanie Besold-Eisner
Der neue Familienroman von Monika Helfer trägt den Titel Die Bagage. Die Bezeichnung Bagage wird hauptsächlich als Schimpfwort oder abfällige Äußerung gegenüber Menschen verwendet,eigentlich bedeutet das Wort aber Gepäck.
Die Geschichte ist von den Erlebnissen ihrer Vorfahren beeinflusst, die im Bregenzerwald gelebt haben. Der Roman beginnt im Jahr 1914, als der Krieg die Bregenzerwälder Familie in Armut stürzt und die Schönheit der Frau zum Problem wird.
Im Zentrum der Familie steht Maria, deren Schönheit alles ist, was sie besitzt. Zusammen mit ihrem Mann Josef und den Kindern leben sie in sehr bescheidenen Verhältnissen und bewirtschaften eine winzige Landwirtschaft. Als Josef in den Krieg ziehen muss, wird die Schönheit Marias zur Gefahr. Da zeigt das Dorf seine Krallen, besonders in Gestalt des Bürgermeisters und des Pfarrers.
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