Abbas KhiderPalast der Miserablen

Hardcover

Hanser (2020)

320 Seiten; 210 mm x 130 mm

ISBN 978-3-446-26565-3

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Palast der Miserablen

Besprechung
"'Palast der Miserablen' geht nahe. Besonders, weil er zeigt, wie Menschen selbst in aussichtsloser Lage ihr Leben mit Hoffnung und Sinn erfüllen können - wenn sie es denn können." Die Presse, 11.12.20

"Ein packendes Panorama irakischer Geschichte. ... Politik, Soziologie, Psychologie, Tradition und individuelle Hoffnungen und Wünsche verbinden sich zu einer großen Erzählung über den Zustand des Irak in den Jahren vor dem Sturz Saddam Husseins." Franziska Hirsbrunner, SRF 2 Kultur, 10.05.20

"Ein Buch, das über die Geschichte des Iraks weit hinausgeht." Insa Wilke, 3sat Kulturzeit, 08.04.20

"Die vielleicht größte Stärke der Kunstform Literatur, das zeigt Abbas Khider, liegt nicht darin, Handlungsempfehlungen zu geben, sondern zu erinnern, nicht locker zu lassen, die Sprache nicht zu verlieren angesichts des Unsäglichen, sondern es auch dann zu begleiten, wenn es in absehbarer Zeit nicht verschwinden wird, und damit diejenigen zu würdigen, die ihm ausgesetzt sind." Lea Schneider, Süddeutsche Zeitung, 07.03.20

"Abbas Khider schreibt so mitreißend dass es schaudern macht. Doch ist es die Wirklichkeit, die diesem Roman die hoffnungsvollen Seiten verdunkelt." Cornelia Geissler, Frankfurter Rundschau, 27.02.20

"Abbas Khider hat wunderbare Figuren geschaffen, und es tut weh, sie scheitern zu sehen. ... Er hat die Grausamkeiten des irakischen Regimes überlebt, nun lässt er die sprechen, die es selbst nicht mehr können." Leonie Berger, SWR, 29.02.20

"Abbas Khider gehört längst zu den wichtigen deutschsprachigen Schriftstellern der Gegenwart. Seine Literatur ist überraschend nüchtern, mit kurzen Sätzen, einem schonungslosen Blick für die Grausamkeiten von Krieg und Folter und voller Humor, der halb befreiend, halb bitter ist. ... Ein mitreißender neuer Roman." Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.02.20

"Khider erzählt mit weltkluger Zärtlichkeit von seinen Figuren. Und begeisternd von der Leidenschaft für Literatur... Der Roman ist das Porträt eines Landes, das bis heute nicht zur Ruhe kommt. Eine irakische Coming of age-Geschichte. Ein Faustschlag gegen eine geschlossene Tür." Carsten Hueck, Deutschlandfunk Kultur, 20.02.20

"Wie immer schreibt Abbas Khider unverschnörkelt realistisch und direkt. Seine Sprache ist so geschmeidig und genau geworden, dass man nicht nur atemlos der Handlung folgt, sondern auch dem Rhythmus seiner Sätze. Palast der Miserablen' ist sein bisher bestes Buch." Klaus Hübner, Tagesspiegel, 18.02.20

"Hart ist diese Geschichte und schwer zu ertragen. Es gibt nichts, was ihre Wucht dämpfen könnte. So ist das in diesem wundervollen, traurigen Roman: Immer, wenn irgendetwas auch nur den Anschein erweckt, vielleicht in eine gute Richtung zu gehen, kommt ein gewaltiges 'Doch dann', das alles erschlägt." Alexander Solloch, NDR Kultur, 17.02.20

Langtext
Die Geschichte eines Jungen aus den Slums von Bagdad: "Überraschend nüchtern, mit schonungslosen Blick und voller Humor, der halb befreiend, halb bitter ist. (Abbas Khiders) mitreißender neuer Roman." Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Shams Hussein ist ein normaler Junge mit ganz normalen Träumen. In der Hoffnung auf ein friedlicheres Leben ziehen seine Eltern mit ihm und seiner Schwester aus dem Süden des Irak nach Bagdad. Doch aus dem Streben nach einer besseren Zukunft wird in dem von Saddam Hussein beherrschten Land schnell ein Leben in existenzieller Not. Die Familie wohnt neben einem riesigen Müllberg, Shams arbeitet als Plastiktütenverkäufer, als Busfahrergehilfe, als Lastenträger. Und er liebt Bücher. In einer Zeit jedoch, in der ein falsches Wort den Tod bedeuten kann, begibt er sich damit in eine Welt, deren Gefahren er nicht kommen sieht. Ein persönlicher, höchst lebendiger Roman voll unvergesslicher Figuren.

Khider, AbbasAbbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Mit 19 Jahren wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. 2008 erschien sein Debütroman "Der falsche Inder", es folgten die Romane "Die Orangen des Präsidenten" (2011) und "Brief in die Auberginenrepublik" (2013). Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, zuletzt wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis, dem Hilde-Domin-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis geehrt. Außerdem war er im Jahre 2017 Mainzer Stadtschreiber. Abbas Khider lebt zurzeit in Berlin. Bei Hanser erschienen von ihm Ohrfeige (Roman, 2016), Deutsch für alle (Das endgültige Lehrbuch, 2019) und Palast der Miserablen (Roman, 2020).


Alltag im Irak Saddam Husseins
von Petris
Sham Hussein ist ein kleiner Junge aus dem Süden des Iraks. Sein Land ist geprägt von Kriegen, von denen sie aber im Süden relativ unbehelligt bleiben. Doch dann kommt der Einmarsch in Kuwait, sein Vater wird verwundet, die Situation immer unsicherer und die Familie geht nach Bagdad. Der Neuanfang dort ist schwer, Wohnraum rar, so errichten sie eine Hütte im Blechviertel am Rande einer Mülldeponie. Mit viel Fleiß und Witz arbeiten sich die Eltern hoch, ihre Kinder gehen zur Schule, daneben arbeiten sie. In einem korrupten, von Kriegen und einem gewalttätigen Herrscher geführten Land ist das Glück aber nie von langer Dauer. Immer und immer wieder beginnen sie von vorne, Embargo und Willkür machen das Leben schwer. Sham entdeckt seine Liebe zu Büchern und zur Literatur. Allerdings sind selbst Worte gefährlich, vor allem, wenn es sich um verbotene Bücher handelt. Es ist ein Leben voller Gefahr, voller Gewalt und dennoch immer wieder voller Lebenslust.
Den Rahmen der Geschichte bildet Shams Bericht aus dem Gefängnis, damit wissen wir, dass es für ihn nicht gut ausgegangen ist, in Rückblicken erzählt er aus seiner Kindheit im Dorf, aus seiner Jugend und seinem jungen Erwachsenenleben. Bis zum Schluss hofft man, dass er der Hölle des Gefängnisses entfliehen wird können, mit Spannung verfolgt man, wie er überhaupt dahin gekommen ist.
Es ist ein bedrückender Roman, erzählt wird ein Leben, wie es völlig unvorstellbar ist und sicher kein Einzelfall war. Ich kann mich noch gut an die Irak-Kriege, an Berichte über Saddam Hussein erinnern, was das für den Alltag der Menschen bedeutete, davon hatte ich keine Ahnung. Abbas Khider lässt diesen Alltag hier lebendig werden. Er erzählt spannend, man leidet mit Sham mit und wünscht sich ein Happy End für ihn.
Sprachlich ist die Geschichte großartig erzählt, voller Literatur und Poesie, eine Parallelwelt im harten Alltag des Protagonisten. Geschichtlich und thematisch ist das Buch unglaublich spannend, da es viele für mich ganz neue Themen aufgegriffen hat und mir auch eine neue Sichtweise der Irakkriege bzw. des Lebens mit dem Embargo aufgezeigt hat.
Ein sehr gelungener, spannender und gut erzählter Roman. Allerdings keine leichte Kost. Mich hat er überzeugt!

Vom Blechviertel an die Universität, oder wie Träume zerplatzen
von Miro76
Shams Hussein ist im Süden, den shiitischen Teil des Iraks aufgewachsen. Seine Erzählung beginnt während des Krieges zwischen Iran und Irak. Auf dem Land bekommen sie vom Krieg vorerst nicht viel mit. Doch das sollte sich ändern, als der Iran Kuwait überfällt.

Schams' Vater wird in diesem Krieg verwundet und will auf keinen Fall weiter als Soldat dienen. Deshalb verlassen sie den Süden in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Bagdad. Doch Bagdad platzt aus allen Nähten und es gibt viele, die auf der Suche nach einer Bleibe und Arbeit sind. So bleibt ihnen nichts anderes übrig als im Blechviertel, quasi auf der Müllhalde, eine Hütte zu bauen und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten.

Sahms und seine Schwester dürfen allerdings in die Schule gehen. Sie sollten es einmal besser haben. Doch so einfach ist das nicht unter einem tyrannischen Herrscher, der nur sein eigenes Wohlergehen in Blick hat.

Immer wieder muss die Familie bei Null beginnen, doch sie verlieren nicht den Mut. Shams lernt und arbeitet fleißig, um seinen Anteil an der Versorgung beizutragen. Bis auch er einen Fahler macht.

Wir wissen von Anfang an, dass etwas schiefgeht auf diesem Lebensweg, denn Shams erzählt uns aus seinem schrecklichen Alltag im Gefängnis. Zwischen den Kapiteln erfahren wir immer wieder, wie es um seinen schwer geschundenen Körper steht. Was ihn ausmacht, ist längst aus ihm herausgeprügelt. Diese kurzen Episoden sind hart und lassen wenig Raum für Hoffnung, obwohl sein Lebensweg so vielversprechend schien.

Ich habe dieses Buch mit großem Interesse gelesen. So vieles am Leben der einfachen Leute im Irak war mir nicht bewusst. Wieder einmal hat ein Buch meinen Horizont erweitert.

Stilistisch fand ich die Leistung des Autors auch großartig, denn die Erzählweise verändert sich mit dem fortschreitenden Alter von Shams. Erzählt er anfangs noch eher kindlich, wie es ein Zehnjähriger machen würde, werden seine Beobachtungen und Gedankengänge mit dem älter werden immer differenzierter.

Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die sich für die neuere Geschichte des Nahen Ostens interessieren.

Eine Jugend im Irak
Abbas Khider ist ein auf Deutsch schreibender Autor, der im Irak geboren wurde. Seine Romane haben mich stets berührt. Seine neues auch.
Palast der Miserablen ist meiner Meinung nach ein großer Wurf. Der Autor erzählt vom Aufwachsen und Leben im Irak.
Für die meisten von uns ist es eine fremde Welt. Dieses Buch erlaubt einen Einblick.

Zu so einer Jugend im Irak gehören auch die menschenfeindliche Diktatur eine Sadam Hussein und die Bomben des Bush.
Dann versucht die Familie von den Jungen Sham in Bagdad Fuß zu fassen. Das ist nicht einfach. Es wird auch ein gutes Portrait von Shams Vater und Mutter und seiner selbstbewussten Schwester.

Das Buch erzählt außerdem von leidvoller Gefangenschaft. Das sind düstere Abschnitte.
Die Handlung wechselt zwischen diesen beiden Eckpunkten.

Abbas Khider lässt sich Zeit beim Erzählen. Mit der Zeit entwickelt sich die Handlung und der Roman entfaltet sich. Man spürt, dass der Autor lange an dem Buch gearbeitet und alles gegeben hat.

von HEYNi Tanja Zwiener
Ein Leben im Blechviertel Bagdads - nicht nur die klare, eindringliche Sprache hat mich begeistert, auch die Atmosphäre nahm mich so gefangen wie die Figuren mir unvergessen bleiben werden. Ein besonderes Leseerlebnis!

von Stephan Lauf
Was für ein Buch!

Bagdad, das Blechviertel, ein Slum am Rande der Stadt. Einer der Plätze, wo man definitiv nicht seine Jugend verbringen will. Unser Protagonist, Shams Hussein, wächst hier heran und gewährt uns einen tiefen Einblick in die irakische Gesellschaft, wie sie funktioniert, beziehungsweise nicht funktioniert.
Dieses Buch fliest dahin, fein gezeichneten Charaktere, eine durchaus heitere Familiengeschichte, die aber regelmäßig unterbrochen wird bis sie förmlich explodiert.

Eine drastisches Stück Literatur, das Sie noch lange beschäftigen wird. Unheimlich lesenswert!

Palast der Miserablen
von Florian Lechner
Shams wächst zur Zeit des Irakkriegs im hauptsächlich von Schiiten bewohnten Südirak auf. Als die Repressalien des Saddam Regimes zunehmen, entscheidet sich die Familie, in Bagdad unterzutauchen. Dort bauen sie sich eine Blechhütte in einem neuen Slumviertel und kämpfen sich durch den Alltag. Shams hat das Glück, ein guter Schüler zu sein, und so muss er nicht zum Militär. Bald entdeckt er die Faszination der Bücher und wird in einen Zirkel von Literaturenthusiasten aufgenommen - man trifft sich wöchentlich im Palast der Miserablen, und Shams übernimmt bald einen Bücherstand am Straßenmarkt des Bücherviertels. Dass dies auch mit erheblichen Gefahren verbunden ist, muss er bald am eigenen Leib erfahren. Abbas Khider erzählt feinfühlig und humorvoll eine Alltagsgeschichte unter erschwerten Bedingungen. Man lacht und weint mit den ProtagonistInnen und hofft auf ein gutes Ende, doch bald muss man einsehen, dass unter den gegebenen Bedingungen der Optimismus fehl am Platz ist. Ein großartig erzählter Roman voll lebendiger Charaktere - unbedingte Empfehlung!
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