Hala AlyanHäuser aus Sand

Allgemeine Handelsware

Dumont (2018)

396 Seiten

ISBN 978-3-8321-9855-8

Besorgungstitel, lieferbar voraussichtlich innerhalb von 14 Tagen

Häuser aus Sand

Langtext
Salma musste Jaffa verlassen. In Nablus hat sie mit ihrem Mann und ihren Kindern einen neuen Platz gefunden. Doch das Haus bleibt ihr stets fremd, allein den Garten kann sie zu ihrem eigenen Reich machen, ihre Tochter Alia dagegen fühlt sich mit dem Haus verbunden. Dazu plagen Selma Vorahnungen, die sich bestätigen. Sie muss erleben, wie ihr Sohn ihr im Sechstagekrieg genommen wird und ihre Tochter nach Kuwait flieht. Alia hasst ihr neues, beengtes Leben und durchlebt, so wie ihre Mutter, nicht nur dieselbe Sehnsucht nach der Heimat, sondern auch den Widerstand ihrer Kinder gegen ihr Festhalten an den alten Regeln. 20 Jahre später verlieren Alia und ihre Familie erneut ihr Zuhause und retten sich in alle Himmelsrichtungen: nach Boston, Paris, Beirut. Wieder einmal wird ihre Geschichte von anderen bestimmt und geschrieben. Erst als Alias Kinder in der Fremde auf einen Ort hoffen, der ihnen für immer bleibt, begreifen sie, dass die Überzeugungen ihrer Mutter deren einziger Halt in einer sich ständig ändernden Welt sind.


Häuser aus Sand
"Die Liebe zu längst verschwundenen Dingen sollte später Alias liebenswerteste und zugleich anstrengendste Eigenschaft werden." Sätze wie dieser sind es, die diesen Roman so wunderschön machen. Einem farbenprächtigen Orientteppich gleich verwebt Hala Alyan auf kunstvolle Weise die Geschichten und Schicksale von vier Generationen einer palästinensischen Familie, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat.
Die Geschichte der großen Familie rund um Salma, Alia, Rihan und Manar ist geprägt von Vertreibung, Verlust und stetem Neuanfang. So vergänglich wie die Häuser aus Sand, die die Kinder am Strand bauen, so vergänglich sind auch die verschiedenen Zuhause, die sich die Familie immer wieder neu erschaffen muss. Was macht ein Zuhause aus? Was ist Heimat?
Es sind die Frauen, die am Alten festhalten, um nicht zu vergessen, und die gleichzeitig stark genug sind loszulassen, die immer wieder einen Neuanfang wagen und dennoch die Familie zusammenhalten. Und die verstehen lernen, dass Heimat dort ist, wo man selber gerade ist.
Dennoch bleibt Palästina für die Familie stets eine offene, nie völlig verheilte Wunde. Mir wurde beim Lesen wieder einmal bewusst, wie lückenhaft mein Wissen über Israel und Palästina eigentlich ist, wie wenig ich schlussendlich über den ganzen Nahostkonflikt weiß. Für mich ist "Häuser aus Sand" einerseits ein wunderschöner und gleichzeitig trauriger Unterhaltungsroman, der aber gleichzeitig zum Nachdenken und vor allem zum Nachlesen in Sekundärliteratur anregt. Ich würde mir mehr von dieser Autorin wünschen.
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