Anne BeckerLuftmaschentage

E-Book (EPUB)

Beltz (2023)

173 Seiten; ab 11 Jahre

ISBN 978-3-407-75760-9

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Kurztext / Annotation
Mats ist wahnsinnig schüchtern, Ricci das genaue Gegenteil. Neu in der Klasse, ziemlich punkig, nimmt sie kein Blatt vor den Mund und macht sich damit schnell unbeliebt. Kann Mats mit so einer wie Ricci befreundet sein? Irgendwie schon, vor allem, weil Ricci Mats so nimmt, wie sie ist. Doch es kommt zum Streit, weil Ricci verheimlicht, dass sie kein richtiges Zuhause hat und Mats sich hintergangen fühlt. Ein authentischer Roman, einfühlsam und nah an seinen Protagonistinnen.

Anne Becker studierte Sonderpädagogik in Heidelberg. Sie arbeitet als Förderschullehrerin und lebt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet. Mit ihrem ersten Roman ('Die beste Bahn meines Lebens') war sie für den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis und den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Zuletzt erschien von bei Beltz & Gelberg ihr Roman 'Luftmaschentage'.

Textauszug
1. Tag mit Ricci

Irgendwie lief nichts nach Plan.

Meine Finger waren steif gefroren. Meine Hose klebte feucht an meinem Hintern. Und ich hatte schon vier Mal versucht, in dem mickrigen Licht der Straßenlaterne einen neuen Faden einzufädeln. Aber das Schlimmste war: Der Brockner konnte jederzeit nach Hause kommen. Von seinem Wohnzimmerfenster aus hatte er einen prächtigen Blick auf den Baum, in dem ich saß.

Also höchste Zeit, fertig zu werden. Ich lutschte den Faden an. Eklige Wollfussel blieben in meinem Mund hängen, aber wenigstens rutschte das feuchte Ding jetzt endlich durch die Nadel. Mit zwei Fingern versuchte ich, die Fussel aus meinem Mund zu fischen.

»Was zur Hölle machst du da?«, fragte plötzlich jemand von unten.

Ich zuckte zusammen. Die Nadel fiel mir aus der Hand und verschwand irgendwo im Gras unter dem Baum.

Schnell klammerte ich mich am Ast über mir fest, beugte mich vor und starrte in die Dunkelheit. Direkt unter dem Baum stand eine schwarze Gestalt, aber erst, als ihre Kapuze ein bisschen verrutschte, erkannte ich sie: Riccarda. Die komische Neue aus meiner Klasse.

»Ziehst du dem Baum 'nen Pulli an? Damit er nicht friert oder was?«

Ich antwortete nicht. Natürlich nicht. Das lag an Madame Schüchtern, der Tiefseekrake in meinem Bauch. Sie hatte sich vor Schreck zu einem großen, harten Ball zusammengerollt. Schon klar, dass es die nicht in echt gab. Aber der riesige Kloß, der von unten gegen meinen Hals drückte, fühlte sich genau so an - Antworten unmöglich. Und außerdem war das eine total bescheuerte Frage.

Langsam rutschte ich auf dem Ast Richtung Stamm und versuchte dabei, von oben in dem kurzen, halb gefrorenen Gras den roten Wollfaden zu finden, an dem die Nadel hing.

»Suchst du vielleicht die hier?« Die Nadel blitzte in Riccardas Hand auf. Ich streckte mich nach der Nadel aus, aber Riccarda grinste und zog ihre Hand wieder zurück. Dann holte sie aus und wollte die Nadel gerade in hohem Bogen ins Nirgendwo schmeißen, als der Brockner durch die Dunkelheit brüllte: »Hey! Ich seh dich! Raus aus dem Garten!!«

Ich presste mich mit dem Rücken gegen den Stamm und machte mich ganz klein.

Haub ab!, schrie ich in meinem Kopf Riccarda zu. Verschwinde!

Manchmal klappte das. Bei Charlotte zum Beispiel. Dann guckte sie mich an und wusste einfach, was ich dachte, aber nicht sagen konnte.

Bei Riccarda funktionierte das definitiv nicht. Oder vielleicht doch und sie machte deshalb genau das Gegenteil.

»Hier!«, flüsterte sie. »Nimm das blöde Ding. Ich lenk ihn ab.« Sie hielt mir die Nadel hin.

Kaum hatte ich sie, marschierte Riccarda direkt auf den Brockner zu.

»Tut mir leid«, sagte sie, und ihre Stimme hörte sich dabei ganz fremd an, höflich und vorsichtig. »Ich dachte, das hier wäre öffentlich.«

»Ist es auch«, grunzte der Brockner. »Aber bei der Kirche rumgammeln ist trotzdem nicht drin.«

»Ach so. Dann sind Sie der Kirchen-Hausmeister?«

»Küster heißt das.«

Riccarda nickte. »Stimmt. Küster.« Dann seufzte sie theatralisch. »Ich such meinen Kater. Sie haben ihn nicht zufällig gesehen? Ronny, schwarz, rotes Halsband?«

»'ne Katze?«

»Ein Kater. Er ist gestern Morgen nicht nach Hause gekommen.« Riccarda zog die Nase hoch. Heulte die etwa?

»Hier war kein Kater.«

»Okay.« Sie schniefte wieder.

»Aber Kopf hoch. Der taucht schon wieder auf.«

»Okay.« Sogar ihre Stimme zitterte. »Sorry nochmal.«

Sie war wirklich gut. Es hörte sich voll echt an. Sogar Madame Schüchtern genoss Riccardas Show. Sie saß auf ihrem Sofa, alle Tentakeln entspannt von sich gestreckt.

»Das geht schon in Ordnung. Viel Glück noch bei der Suche.« Der Brockner drehte sich um und lief zu seinem Haus zurück.

Erleichtert atmete ich aus und lehnte meinen Kopf gegen den Stamm.

»So



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