Wo die Asche blüht
Hardcover
Insel Verlag Anton Kippenberg (2024)
443 Seiten; 216 mm x 138 mm
ISBN 978-3-458-64421-7
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Langtext
Vom Schicksal der vergessenen Kinder des Vietnamkrieges
Vietnam, 1969: Die beiden Schwestern Trang und Quy nh wachsen in einem kleinen Dorf im Mekongdelta auf. Als junge Frauen bestellen sie die Reisfelder ihrer verarmten Eltern, der Vater ist als Invalide aus dem Krieg heimgekehrt. Als eine Freundin ihnen erzählt, in Saigon wäre es für Mädchen wie sie leicht, Arbeit als Barmädchen zu finden, fassen sie den Entschluss, in die Stadt zu gehen. Trang lernt dort einen amerikanischen Soldaten kennen und stürzt sich mitten in den Wirren des Krieges in eine Affäre mit ihm, die nicht ohne Folgen bleibt ...
Jahrzehnte später kehrt ein amerikanischer Veteran zurück nach Ho-Chi-Minh-Stadt in der Hoffnung, sich von den Schatten der Vergangenheit befreien zu können. Er trifft auf Phong, den Sohn einer Vietnamesin und eines ehemaligen GIs, der in einem Waisenhaus aufwuchs und verzweifelt seine Eltern sucht - kann Phong ihm helfen, seine alte Schuld wiedergutzumachen?
Der atmosphärisch dichte neue Roman der internationalen Bestsellerautorin ergründet das bewegende Schicksal der Kinder vietnamesischer Frauen mit amerikanischen Soldaten - und erzählt eine unvergessliche Geschichte von Schuld und Vergebung.
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Einblicke in das Schicksal von Amerasiern
Besonders interessant fand ich die Darstellung des oft verschwiegenen Schicksals der Kinder vietnamesischer Frauen mit amerikanischen Soldaten, der sog. Amerasier. Die Autorin rückt diese Thematik in den Fokus und zeigt, wie der Krieg und seine Nachwirkungen bis heute Menschenleben prägen. Trotz des erlittenen Leids stehen in diesem Roman aber die Hoffnung und die Möglichkeit zur Vergebung im Vordergrund. Das hat mir gut gefallen und führt zu berührenden Momenten.
"Wo die Asche blüht" mag zwar nicht die kunstvolle Verknüpfung der Handlungsstränge wie sein Vorgänger aufweisen, aber die Erzählweise der Autorin und die Vielseitigkeit der Geschichte haben mich insgesamt dennoch gerne weiterlesen lassen. Eine klare Empfehlung für Leser:innen, die sich für bewegende Geschichten und einen Einblick in die vietnamesische Geschichte interessieren.
Staub des Lebens
In Ngueyn Phan Que Mais Roman “Wo die Asche blüht“ geht es um den Vietnamkrieg und seine Folgen für die Überlebenden in Vietnam und die amerikanischen Veteranen. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen: 1969 und 2016 mit einem Epilog im Jahr 2019. Zwei Schwestern, - 18 und 16 Jahre alt - leben in äußerster Armut in einem Dorf. Betrüger haben die Familie um ihre gesamten Ersparnisse gebracht. Sie haben außerdem fast alles verloren, weil sie ihre Schulden an Geldverleiher nicht zurückzahlen können. Die Schwestern lassen sich von einer Freundin überreden, mit ihr nach Saigon zu gehen und dort als Barmädchen zu arbeiten. Sie begreifen erst später, dass von ihnen erwartet wird, dass sie sich für ein paar Dollar prostituieren, wovon vor allem ihre Chefin profitiert. Die ältere Schwester lässt sich auf eine Beziehung mit dem Soldaten Dan ein, der sie schwängert und im Stich lässt. Dan leidet auch Jahrzehnte später noch unter PTBS und lässt ich von seiner Frau Linda überreden, nach Vietnam zurückzukehren und seine Probleme endlich aufzuarbeiten. Er hat ihr allerdings nie von seiner Beziehung zu Kim alias Trang und dem Kind erzählt. In einem zweiten Handlungsstrang sucht der Amerasier Phong nach seinem unbekannten Vater, einem farbigen GI. Er wurde vor einem Waisenhaus ausgesetzt und hat nur wenige glückliche Jahre mit einer katholischen Nonne erlebt. Dann kamen die Vietcong und damit Umerziehungslager, Gewalt und Hass. Aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe wurden diese Menschen als Staub des Lebens bezeichnet.
Die Autorin verdeutlicht in ihrem exzellent recherchierten Roman, dass aus den Beziehungen zwischen amerikanischen Soldaten und Vietnamesinnen Zehntausende von Kindern hervorgingen, die später Ausgrenzung und Hass ausgesetzt waren, vor allem, wenn sie eine andere Hautfarbe hatten, und nie eine Chance auf ein normales Leben bekamen. Dieser grausame Krieg hat niemand genützt, sondern viele Opfer gefordert und Traumatisierte auf beiden Seiten hinterlassen. Der Roman informiert nicht nur über weniger bekannte Seiten dieses Krieges, er überzeugt vor allem durch seine geschickt fiktionalisierte Form der Informationen und persönlichen Erfahrungen der Autorin. Allerdings wirkt die Zusammenführung der verschiedenen Handlungsstränge mit ihrem jeweiligen Personal zum Schluss hin etwas unwahrscheinlich. Dennoch ist dies ein sehr lesenswertes Buch, das ich gern empfehle.
Vietnamerikanische Geschichte
Wie schon in „Der Gesang der Berge“ arbeitet die Autorin mit Rückblenden und Zeitsprüngen und Charakteren, deren Geschichten erst nach und nach miteinander verbunden werden und auch die kleinen Plottwists ähneln denen im anderen Roman. Leider gelingt es ihr nicht immer so gut wie in „Der Gesang der Berge“, die besondere Atmosphäre einzufangen und manche Dialoge und inneren Monologe wirken, als würden sie mehr der Exposition dienen als der Story. An einigen Stellen bleiben Charaktere auch recht blass, von denen man gerne mehr erfahren hätte. Dennoch: Da „Der Gesang der Berge“ sechs Sterne verdient hätte, kommt „Wo die Asche blüht“ noch auf fünf Sterne.