Rezensionen

Rezensionen von Gavroche

Autor: Hera Lind

Emotional - 5 Sterne

Ich habe bereits einige der Tatsachenromane von Hera Lind gelesen und habe mich schon auf dieses Buch gefreut.
Dieses Mal steht Clara im Mittelpunkt und ihre wechselvolle und zum Teil traurige Geschichte hat mich mitgenommen. Als Kind wird Clara von Flüchtlingen aufgenommen und wächst in der DDR auf. Viktor hingegen durchleidet viel im Krieg und auf der Flucht, gemeinsam mit seiner Mutter Rosa. Durch ihn erfährt Clara, dass ihre leibliche Mutter noch lebt. Die beiden verlieben sich ineinander, aber das Glück rückt in weite Ferne, als Clara verhaftet wird.
Ich bin immer wieder entsetzt, wie totalitäre Systeme mit den ganz normalen Menschen umgehen, wie der Alltag vom System und von der Angst beherrscht wird.

Da der Roman auf Tatsachen basiert, hat mich das Nachwort sehr interessiert, in dem wir noch ein paar zusätzliche Informationen erhalten.
Wie immer sehr gut recherchiert und mit einem tollen Spannungsbogen, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.
Ein Buch, das mich noch einige Zeit beschäftigen wird.
Autor: Tamar Weiss Gabbay

Eine Reise in die Vergangenheit - 4 Sterne

Mit diesem Buch unternehmen wir 20 Reisen in die Vergangenheit, danach ist Platz für ein Interview mit den Großeltern, eine Vorlage für die Gegenwart des Kindes und dann noch für ein Kind in der Zukunft.
Es gibt Mädchen und Jungen, oftmals spielen ein Cousin oder eine Cousine eine große Rolle (was mich ein wenig erstaunt hat). Das erste Mädchen hat noch keinen Namen und vermutlich hatte es auch noch keine Sprache. Doch mit der Reise weiter Richtung Gegenwart gibt es immer mehr Errungenschaften, die wir mittlerweile für selbstverständlich halten. So zum Beispiel das Feuer, das Rad, Haustiere, den Anbau von Getreide und Seßhaftigkeit, von Höhlen hin zu Häusern.
Immer wieder erscheint es so, als ob die Kinder zufällig etwas entdecken, von dem wir nicht wissen, wer und wann es zuerst entdeckt wurde. Auf diese Weise wird es anschaulicher für die Kinder. Im Anhang gibt es hierzu und zu weiteren Aspekten des Buches gute Erklärungen.
Zu Beginn des Kapitels findet man eine Zeichnung des Protagonisten, eine Zeitangabe, wie z.B. vor etwas 30.000 Jahren und eine Weltkarte mit dem Vermerk, wo sich die Geschichte abgespielt haben könnte. In späteren Kapiteln steht dann nicht nur vor xy Jahren, sondern ungefähr vor 500 Jahren o.Ä.
Interessant fand ich auch die letzte Seite des Kapitels, in dem in kurzen Texten und Zeichnungen erwähnt wird, was sonst noch zu dieser Zeit auf der Welt passierte.
Ein interessanter Zugang, allerdings hatte ich mir eine größere Einbindung in historische Kontexte erhofft, aber dafür bietet dieses Buch so viel anderes und eine Überfrachtung wäre auch nicht sinnvoll.
Autor: Mariana da Silva

Ein toter Richter - 4 Sterne

Ria Ameida hat sich dazu entschieden in Torreira zu bleiben. Sie wohnt immer noch bei ihrer Cousine Mariposa und deren Mann João, der zugleich ihr Chef ist. Denn Ria hat die Stelle von der schwangeren Mariposa übernommen. Die sich aber natürlich doch nicht raushalten kann. Ria hat eine eigene Wohnung, kommt aber nicht dazu, diese einzurichten und Marposa und João möchten auch nicht, dass sie auszieht. Die portugiesische Familie ist halt sehr vereinnahmend. Aber dann gibt es einen Anruf: ein Richter wurde ermordet in den Dünen gefunden. Und somit tritt auch wieder Baptista, der Kommissar aus Aveira, auf. Das Aufeinandertreffen und die ständigen kleinen Streitereien von Ria und Baptista waren wieder einmal herrlich. Und auch Nuno, Rias Kindheitsfreund und mittlerweile Bestatter, ist wieder dabei.
Zwischendurch muss immer wieder gut gegessen werden und das Leben genossen werden. Dabei geraten die Ermittlungen manchmal ein wenig in den Hintergrund, was aber gar nicht weiter gestört hat.
Ich würde gerne mehr aus dieser Reihe lesen, weitere Fälle und vor allem die Hintergrundgeschichten interessieren mich sehr.
Autor: Aslak Nore

Eher Familiensaga als Thriller - 4 Sterne

Ich liebe historische Romane und Spannungsromane und somit war ich sehr neugierig auf dieses in seinem Heimatland Norwegen so gefeiertes Buch. Wer hier einen megaspannenden Thriller erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein, aber ich habe mich einfach auf die Geschichte eingelassen und geschaut, was mich so erwartet und bin nicht enttäuscht worden.
Neben einer interessanten und abwechslungsreichen Geschichte konnte auch der Schreibstil von Aslak Nore punkten, so dass ich das lange Buch gerne gelesen habe und keine Langeweile aufkam.
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven und Zeiten erzählt und es fühlt sich an wie ein großes Puzzle, das nach und nach wieder zusammen gesetzt werden muss, damit das Geheimnis gelüftet werden kann.
Eine reiche Reederfamilie mit ganz unterschiedlichen Familienmitgliedern und vielen persönlichen Zielen und Geheimnissen. Der Stammbaum zu Beginn des Buches war eine gute Orientierungshilfe.
Autor: Hafsah Faizal

Ein Raub - 4 Sterne

Bei diesem Buch war ich schon beim ersten Blick auf das Cover total neugierig. Zum Einen, weil es wunderschön aussieht und zum Anderen, weil ich eine große Tee-Liebhaberin bin. Aber das ist gar keine Voraussetzung für dieses Buch.
Hafsah Faizal hat einen komplexen und anspruchsvollen Fantasy-Roman geschrieben, den man nicht mal so eben nebenbei lesen kann. Aber gerade das ist für mich ein großer Pluspunkt. Der Schreibstil ist einfach etwas Besonderes, auch wenn ich das nicht genau festmachen kann. Ich habe ihn geliebt und auch die vielschichtigen Charaktere.
Die Handlung ist immer wieder unvorhersehbar und man kommt als Leser*in nicht zur Ruhe, sondern muss immer aufmerksam dabei sein.
Arthie hat mir gut gefallen und aus ihrer Perspektive wird am meisten geschrieben, aber es gibt noch weitere. Ihr Teehaus war sehr interessant und vor allem der Wechsel von Tag und Nacht, wenn es zum Treffpunkt der Vampire wird. Das Teehaus wird allerdings bedroht und deswegen muss Arthie mit Jin und einem zusammen gewürfelten Team einen spektakulären Raub begehen. Ein ganz besonderer Vampir-Roman. Das Ende ist ganz gemein und ich hoffe, es geht bald weiter.

Mord in der Sauna - 4 Sterne

Ich habe letztes Jahr bereits den Vorgänger zu diesem Krimifall gehört und war nun gespannt auf den neuen Fall. Inzwischen bin ich auch besser vertraut mit den Beziehungen und Personen, so dass ich mich besser auf die Geschichte einlassen konnte.
Sankt Peter Ording ist immer wieder gut für einen Filmdreh, aber dieses Mal herrscht große Aufregung, denn einer der ganz großen deutschen Schauspieler hat hier seinen Auftritt. Allerdings wird dieser kurze Zeit später tot in seinem Feriendomizil gefunden, verbrannt in der Sauna. Natürlich mischt Ilva bei den Ermittlungen wieder ordentlich mit, weil ihr Bruder mal wieder nicht den Mund halten kann. Dieses Mal ermittelt auch Freds Vater mit, pensionierter Kommissar aus dem Ruhrgebiet.
Neben den Ermittlungen gibt es wieder viel Lokalkolorit (ich war noch nie dort, aber für diejenigen, die den Ort kennen, ist es bestimmt etwas anderes, weil sie viel wieder erkennen), viel Essen und noch ein Theaterstück, das Ilva mit ihrer Freundin in der Schule probt.
So treten manchmal die Ermittlungen etwas in den Hintergrund und gehen gemächlich voran, dann wird das Tempo wieder angezogen. Insgesamt ein cozy crime mit vielen regionalen Komponenten, angenehm vorgelesen von der Sprecherin Irina Salkow.
Autor: Marie Niebler

Brooke und Noah - 3 Sterne

Brooke wollte eigentlich nicht nach Hause zurückkommen, sie hatte alles hinter sich gelassen und war regelrecht geflüchtet. Warum, das erfahren wir erst relativ spät in diesem Roman und wird deshalb von mir hier nicht verraten.
Aber ihr Vater ist ins Krankenhaus gekommen und somit musste Brooke zurück kommen. Doch aufgrund der Probleme und Streitigkeiten mit ihrem Bruder fühlt sie sich hier nicht mehr willkommen. Nur bei Noah, doch der ist ausgerechnet der beste Freund ihres Bruders Greysen. Noah hingegen kann den Streit unter den Geschwistern nicht so recht nachvollziehen, denn er hat keine Familie und wäre froh, wenn er eine hätte.
Mir war die Geschichte insgesamt gesehen zu sehr problembelastet und um das Geheimnis, weswegen sich die Geschwister so sehr zerstritten habe, wurde viel zu lange "herumgeschlichen" und immer wieder wurde mir zu sehr dramatisiert. Schade, hier hatte ich mir etwas mehr erhofft.
Autor: Sabine Bohlmann

Liebenswert - 5 Sterne

Ottilie freut sich, dass endlich gegenüber neue Nachbarn einziehen, denn das Haus stand definitiv viel zu lange leer.
Aber sie hätte nie erwartet, was sie für Abenteuer mit den neuen Nachbarn erleben würde und was für eine besondere, nun ja, Familie, die Grauses sind. Denn die Mitglieder der Familie Grause sind keine Menschen. Aber sie müssen sich eingliedern und dürfen auf keinen Fall auffallen, denn sonst werden ihnen Punkte abgezogen. Besonders Opa Grause tut sich schwer mit dem neuen Leben, denn der Waldschrat hat einfach ganz andere Vorlieben.
Ottilie nähert sich langsam an die Kinder an; denkt sich Spiele aus, bei denen die Kinder - sind es nun zwei oder doch drei? - drinnen bleiben können.
Ein sehr warmherziges Buch über das Anderssein, über Warmherzigkeit, Freundschaft, Akzeptanz, aber auch mit ganz viel Humor, bei dem man mit den Charakteren lachen kann - und nicht über sie.

Vielschichtig - 4 Sterne

In einem kleinen ostdeutschen Ort kurz nach der Wende. Kommissar Groth kehrt aus dem Westen zurück in seine Heimat, um zu vergessen und einen Neuanfang zu starten. Ein ungepflegter Mann, der trotz Kälte barfuß herumläuft, schnorrt bei ihm Zigaretten. Wenige Tage später ist Siegmar Eck tot. Ertrunken im See. Allerdings weist vieles auf ein Fremdverschulden hin. Immer stärker kristallisiert sich heraus, dass dieser Fall mit einem ungelösten Mordfall zehn Jahre zuvor zusammenhängen muss. Damals wurde eine junge Schülerin ermordet. Die jüngere Schwester ist auch zurück gekehrt.
Vielschichtige Personen und Zusammenhänge, die sich erst nach und nach offenbaren. Immer wieder spielt die politische Gesamtsituation nach der Wende eine Rolle. Insgesamt eine sehr düstere Atmosphäre, ich habe bei dem Hörbuch immer wieder die Kälte gespürt.
Ein anspruchsvoller Krimi, mit viel Melancholie, aber gut "komponiert" und vorgetragen von Oliver Dupont.
Autor: Leigh Bardugo

Gefährliche Zeiten - 4 Sterne

Schon der erste Blick auf das Cover hat mich fasziniert, weil es so düster und gruselig ist und gleich viele Fragen zum Inhalt aufwirft. Und dann natürlich der Name der Autorin.
Leigh Bardugo ist eine begnadete Erzählerin und sowohl ihr Schreibstil als auch ihre Geschichten sind immer wieder etwas Besonderes.
Dieses Mal hat sie einen Roman verfasst, der sich an dem Spanien des Goldenen Zeitalters orientiert, aber natürlich spielt auch hier das Übersinnliche und Fantastische eine Rolle. Die Einbindung des fiktiven Fantasyromans in diese Zeit fand ich sehr gelungen.
Die Protagonistin Luzia wird facettenreich dargestellt und hat auch ihre Probleme, ist nicht in allem gut und gerade das macht sie so authentisch. Luzia erleichtert sich ihren Alltag mit etwas Magie, was verboten ist und gerade in Zeiten der Inquisition auch gefährlich. Und so gerät sie in viel zu große und gefährliche Machtspiele und wird zum Spielball.
Man muss aufmerksam lesen, um den Überblick zu behalten und die komplizierten Gefüge zu durchblicken.