Sieben Tage Mo
Hardcover
Thienemanns, K., Verlag GmbH & Co. (2023)
176 Seiten; 22 mm x 152 mm; ab 11 Jahre
ISBN 978-3-522-18648-3
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Besprechung
"Zunächst einmal ist 'Sieben Tage Mo' an sich schon eine sehr gute Geschichte. Oliver Scherz erzählt darin von den Zwillingsbrüdern Karl und Moritz, kurz Mo, und er tut dies sehr zugewandt, vielschichtig und klischeefrei [...]. 'Sieben Tage Mo' kommt ganz ohne Superfieslinge in der Schule oder sonstige Ekelpakete aus, ohne dysfunktionale Familienverhältnisse, ohne unwahrscheinliche Katastrophenfälle. Die Geschichte zeigt einen sehr besonderen, potenziell stets abenteuerlichen Alltag eines Jugendlichen und wie er ihn zu meistern versucht. Man kann mit Karl verzweifeln, sich mit ihm ärgern - und oft mit ihm lachen. Auch wegen Mo." Stefan Fischer Süddeutsche Zeitung 20240405
Langtext
Berührendes Kinderbuch über zwei ungleiche Brüder. Ab 11 Jahren.
Mo ist Mo. Unberechenbar und unaufhaltsam. Er macht, was er will, und sagt, was ihm in den Kopf kommt. Mit ihm kann man Verrücktes erleben. Und manchmal wäre Karl gern so wie er, so sorglos, so ungehemmt. Oft aber nervt es ihn auch, sich um seinen Bruder kümmern zu müssen, der eine geistige Behinderung hat. Ständig ist er für ihn verantwortlich, gefühlte sieben Tage die Woche. Am liebsten möchte Karl sich freimachen von allem, einfach mit dem Rad durch die Gegend fahren. Oder Nida treffen, die er immer interessanter findet. Um sie zu sehen, lässt er Mo für ein paar Stunden allein. Als er nach Hause zurückkehrt, ist sein Bruder verschwunden ...
Mo und Karl
Seit seiner Geburt ist Mo geistig behindert, Karl ist gesund zur Welt gekommen. Ihre Mutter ist überwiegend alleinerziehend und berufstätig. Also muss sich auch Karl oft um seinen Bruder kümmern – und dafür natürlich auf vieles verzichten.
Ich weiß, wie wichtig es ist, dass auch Geschwisterkinder geistig behinderter Menschen wahrgenommen werden und Anerkennung bekommen.
Der Autor Oliver Scherz sagt mit Herz und Verstand das, worauf es ankommt. Er beschreibt sehr realitätsnah, wie es Karl geht, indem er ihn die Geschichte erzählen lässt.
Mich hat das Buch nicht losgelassen. Ich konnte spüren, wie sehr Karl seinen Bruder liebt, aber auch, dass die Belastung für einen zwölfjährigen Jungen sehr groß, manchmal einfach zu groß ist. Viel zu wenig Zeit hat er für sich, für seine Bedürfnisse, seine Freunde…
Für Mo scheint das Leben leichter, sorgloser zu sein. Dass er aber auch ein ganz empfindliches Gespür hat und merkt, wenn er etwas „falsch“ gemacht hat, zeigen Sätze wie: „Mo brauchte beide Hände, um mir über den Rücken zu streicheln.“ Seine Art, sich zu entschuldigen.
Es ist ein berührendes Buch, das auch von gefährlichen Unternehmungen erzählt, von Menschen, die nicht nachdenken, sondern sich lustig machen über Menschen wie Mo, aber auch von denen, die ohne Berührungsängste ganz einfach mit ihm in Kontakt kommen.