Robert MenasseDie Hauptstadt

Hardcover

Suhrkamp (2018)

459 Seiten; 205 mm x 130 mm

ISBN 978-3-518-42758-3

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Die Hauptstadt

Besprechung
»Eine grandiose ... Liebeserklärung an Europa und gleichzeitig eine blendend recherchierte Innenansicht über die Arbeit der Europäischen Kommission.« Denis Scheck Der Tagesspiegel 20171217

Langtext

Der große europäische Roman | Deutscher Buchpreis 2017

In Brüssel laufen die Fäden zusammen - und ein Schwein durch die Straßen.

Fenia Xenopoulou, Beamtin in der Generaldirektion Kultur der Europäischen Kommission, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Sie soll das Image der Kommission aufpolieren. Aber wie? Sie beauftragt den Referenten Martin Susman, eine Idee zu entwickeln. Die Idee nimmt Gestalt an - die Gestalt eines Gespensts aus der Geschichte, das für Unruhe in den EU-Institutionen sorgt. David de Vriend dämmert in einem Altenheim gegenüber dem Brüsseler Friedhof seinem Tod entgegen. Als Kind ist er von einem Deportationszug gesprungen, der seine Eltern in den Tod führte. Nun soll er bezeugen, was er im Begriff ist zu vergessen. Auch Kommissar Brunfaut steht vor einer schwierigen Aufgabe. Er muss aus politischen Gründen einen Mordfall auf sich beruhen lassen; zu den Akten legen wäre zu viel gesagt, denn die sind unauffindbar. Und Alois Erhart, Emeritus der Volkswirtschaft, soll in einem Think-Tank der Kommission vor den Denkbeauftragten aller Länder Worte sprechen, die seine letzten sein könnten.
In seinem neuen Roman spannt Robert Menasse einen weiten Bogen zwischen den Zeiten, den Nationen, dem Unausweichlichen und der Ironie des Schicksals, zwischen kleinlicher Bürokratie und großen Gefühlen.
Und was macht Brüssel? Es sucht einen Namen - für das Schwein, das durch die Straßen läuft. Und David de Vriend bekommt ein Begräbnis, das stillschweigend zum Begräbnis einer ganzen Epoche wird: der Epoche der Scham.



Menasse, RobertRobert Menasse wurde 1954 in Wien geboren und ist auch dort aufgewachsen. Er studierte Germanistik, Philosophie sowie Politikwissenschaft in Wien, Salzburg und Messina und promovierte im Jahr 1980 mit einer Arbeit über den »Typus des Außenseiters im Literaturbetrieb«. Menasse lehrte anschließend sechs Jahre - zunächst als Lektor für österreichische Literatur, dann als Gastdozent am Institut für Literaturtheorie - an der Universität São Paulo. Dort hielt er vor allem Lehrveranstaltungen über philosophische und ästhetische Theorien ab, u.a. über: Hegel, Lukács, Benjamin und Adorno. Seit seiner Rückkehr aus Brasilien 1988 lebt Robert Menasse als Literat und kulturkritischer Essayist hauptsächlich in Wien.


Die Hauptstadt
In seinem neuen Roman spannt Robert Menasse einen weiten Bogen zwischen den Zeiten, den Nationen, dem Unausweichlichen und der Ironie des Schicksals, zwischen kleinlicher Bürokratie und großen Gefühlen.
Eine Beamtin der Europäischen Kommission und ihr Referent, ein Holocaust-Überlebender, ein Polizei-Kommissar und ein Hochschulprofessor der Volkswirtschaft spielen dabei wichtige Rollen. Brüssel übernimmt die Hauptrolle.
Hier laufen die Fäden zusammen - und ein Schwein durch die Straßen…

Die Hauptstadt
Für was steht Brüssel? Für die EU, für Menschen, die in verschiedenen Gremien versuchen, nationale Interessen einzubringen? Die Europa einen möchten, mit einer gemeinsamen Idee? Diese Grundidee ist nicht neu, doch wie wichtig ist die EU noch? Wird sich der nationale Gedanke wieder durchsetzen und wieviele Menschen gibt es noch, die den Holocaust überlebt haben und davon berichten können? Was diesen Roman zusammenhält, ist ein Schwein, oder sind es gar mehrere? Wer diesen Roman zusammenhält, ist auch Robert Menasse, der überhaupt nichts mit Schweinereien zu tun hat. Er gräbt aber in der Tiefe, er bringt alles an die Oberfläche, das man sich teilweise denkt. Wir wissen, dass die EU eine Karikatur unserer eigenen kleinen Welt ist und wir in unserem Bemühen nicht viel bewirken. Robert Menasse hat einen Roman geschrieben, der die Hauptstadt der Lächerlichkeit preisgibt. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte! Unbedingt lesen!
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