Der Lärm der Zeit
Hardcover
Kiepenheuer & Witsch (2017) (2017)
256 Seiten
ISBN 978-3-462-04888-9
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€ 20,60
Langtext
Jede Nacht wartet der Komponist Schostakowitsch am Lift vor seiner Wohnung, um seiner Familie den Anblick seiner Verhaftung zu ersparen, denn Stalin, der sich plötzlich für seine Musik zu interessieren scheint, ist in der Pause die Aufführung seiner Oper "Lady Macbeth von Mzensk" weggegangen. Fortan ist Schostakowitsch zum Abschuss freigegeben. Durch Fürsprecher entgeht er der Säuberung, doch was bedeutet es für einen Künstler, keine Entscheidung frei treffen zu können? In welchem Verhältnis stehen Kunst und Unterdrückung, Diktatur und Kreativität zueinander, und ist es verwerflich, wenn man sich der Macht beugt, um künstlerisch arbeiten zu können? - Ein meisterhafter Roman, der in unserer Zeit der MöchtegerndiktatorInnen traurige Aktualität genießt.
Schostakowitsch-Biographie
Der Komponist Schostakowitsch kämpft sein ganzes Leben an gegen starke Frauen und die Diktatur seines Landes. Nur in seiner Musik geht er auf und steckt in sie seine ganze Energie trotz der Probleme, die er wegen seiner freizügigen Auslegung seiner Kompositionen mit Rußlands Bonzen hat.
Barnes beschreibt an Hand von einigen markanten Abschnitten das Leben des berühmten Komponisten, zeigt seine Verletzlichkeit auf, seine Schüchternheit und seine ständige Angst, verhaftet und umgebracht zu werden.
Ein großartiges Portrait, interessant und amüsant geschrieben, wie man es von Barnes gewohnt ist.
Der Lärm der Zeit.
Der Lärm der Zeit.
Roman
Kiepenheuer & Witsch
Julian Barnes, den ich schon bei "Vom Ende einer Geschichte" sehr lieben gelernt habe, schreibt nun über Schostakowitsch. Zu Schostakowitsch bin ich über das Buch "Der Dirigent" von Sarah Quigley gekommen, was mich dazu bewegt hat, mir die CD der Leningrader Symphonie zu besorgen und sie immer wieder zu hören.
Nun. Schostakowitsch. Nun. Julian Barnes.
Muss hervorragend sein.
Was es auch ist.
Schostakowitsch steht im Flur und wartet. Dass er abgeholt wird. Von den Schergen. Er steht da, mit seinem Koffer, und wartet auf den Aufzug. Er will nicht, dass sie ihn im Pyjama aus dem Bett zerren, vor Frau und Kind. Deshalb gibt er sich vernünftig. "Ein Mann, der mit einem Koffer in der Hand das Haus verlässt, kommt zurück, einer, der im Pyjama aus dem Bett gezerrt wird, nicht." Das tröstet.
Julian Barnes lässt vieles anklingen. Was es bedeutet, in einem totalitären Staat zu leben. Darf man Kunst machen? Darf man sich anpassen? Wie geht leben?
Was macht das nächtliche Warten auf die Verschleppung aus jemandem? Wie umgehen mit der Angst? Um sich, um seine Frau, um sein Kind?
Julian Barnes schafft es in einer sehr dichten Erzählung, anhand des Beispiels Schostakowitsch sehr eindringlich zu zeichnen, was eine Dikatur aus den Menschen macht. Wie sie sich verändern, anpassen, um zu überleben.
Und die Frage der Nachkommen. Dürfen sie das? Darf man sich beugen, und was bedeutet es, es nicht zu tun? Wer richtet?
Dazu ist das Buch gespickt mit Sätzen, Zitaten, Textzeilen, die man sich rausschreiben, an die Wand pinnen, ständig zitieren möchte. So einfach, so viel aussagen.
Mehr Details noch unter: http://hertaemmer.blogspot.co.at/2017/05/der-larm-der-zeit-von-julian-barnes.html
Der Lärm der Zeit