Susanne GregorDas letzte rote Jahr

Hardcover

Frankfurter Verlagsanstalt (2019)

224 Seiten; 247 mm x 138 mm

ISBN 978-3-627-00263-3

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Das letzte rote Jahr

Langtext
Misa, Rita und Slavka sind Freundinnen, seit sie denken können. Sie alle wohnen in einem Haus in der Stadt Zilina: die Ich-Erzählerin Misa, 14 Jahre alt, zusammen mit ihrem älteren Bruder Alan und ihren Eltern, die gleichaltrige Rita in der Wohnung darüber, Slavka in der Wohnung darunter. Sie vertrauen sich Geheimnisse an, sprechen über ihre ersten Liebschaften. Dabei könnten sie unterschiedlicher kaum sein: Rita ist überzeugte Pionierin, umso unerhörter erscheint es den Freundinnen, dass gerade Ritas Eltern hinter vorgehaltener Hand über eine Flucht nach Österreich sprechen. Rita ist empört, sie will nicht enden wie Slavka, deren Vater sich bereits vor zehn Jahren nach Schweden abgesetzt hat. Slavka interessiert sich wenig für Politik, dafür umso mehr für den neuen Geschichtslehrer, Genosse Baník, und für die Gymnastik, ihre große Leidenschaft. Misa ist die Sensibelste der drei, ihre erste und (vorerst) einzige Liebe gilt der Literatur, was so recht niemand nachvollziehen kann, am wenigsten ihr Vater. Misa bewundert ihre Freundinnen, Rita für ihre Willenskraft, Slavka für ihre Disziplin, sie hat das Gefühl, das Leben würde immer so weitergehen - das Gegenteil ist der Fall: Denn wir schreiben das Jahr 1989, und nichts wird mehr so sein, wie es einmal war. Drei Freundinnen und ihre Familien erleben das Jahr vor dem Untergang des sozialistischen Regimes in der Slowakei: Opportunismus oder Rebellion, Anpassung oder Auflehnung - die Mädchen an der Schwelle zum Erwachsensein, aber auch die Eltern, begegnen dem sinkenden Stern des Sozialismus jeder auf seine Weise.Einfühlsam, in einer klaren, eleganten Sprache erkundet Susanne Gregor die Außen- und Innenwelten der drei jungen Freundinnen, lässt große Umwälzungen anhand von kleinen Verschiebungen greifbar werden und führt den Leser an sicherer Hand durch die Jahreszeiten des Jahres 1989: Es ist »Das letzte rote Jahr«.

Susanne Gregor, 1981 in Zilina (Tschechoslowakei) geboren, zog 1990 mit ihrer Familie nach Oberösterreich. Nach dem Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg lehrte sie ein Jahr lang an der University of New Orleans. Seit 2005 wohnt Gregor in Wien, wo sie Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. 2009 gewann sie den Förderpreis des Hohenemser Literaturpreises und 2010 den ersten Preis der exil-literaturpreise. 2011 erschien ihr Debütroman, »Kein eigener Ort«, 2015 der zweite Roman,»Territorien«, 2018 folgte der Erzählband »Unter Wasser«.


Das letzte rote Jahr
Diesen Roman werde ich noch öfters lesen, was selten genug vorkommt. Genau wie Misa, der Christa Wolfs „Der geteilte Himmel“ in die Hände fällt, und sie erhält einen ganz neuen Blick auf ihre Welt hinter der Mauer, immer wieder liest sie es, um ihre Familie und ihre 2 Freundinnen besser verstehen zu können. Vor 20 Jahren wurde auch in der Slowakei die Teilung aufgehoben, und wir werden uns nie vorstellen können, was es bedeutet, im Sozialismus aufzuwachsen. Keiner ahnte 1989, was auf die 3 Familien zukommt und wie sie sich verändern werden. Misa lernt, dass Bücher ihr einen klaren Blick auf die Welt verleihen, und so spürt sie auch die feinen Risse, die in der Freundschaft zu Slavka und Rita entstehen. Susanne Gregor wurde für ihre Bücher mehrfach ausgezeichnet und lebt in Wien. Ihr Gespür für Menschen im Ausnahmezustand – sei es an der Schwelle zum Erwachsenwerden oder an der Grenze zwischen Ost und West – kommt in jedem Satz zum Vorschein und man kann sich ihrer Erzählung nicht mehr entziehen!
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