Judith SchalanskyVerzeichnis einiger Verluste

Hardcover

Suhrkamp (2018)

252 Seiten; 13 Abb.; 203 mm x 124 mm

ISBN 978-3-518-42824-5

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Verzeichnis einiger Verluste

Besprechung
»Judith Schalanskys fabelhaftes Verzeichnis einiger Verluste kann aus dem Vollen schöpfen.« Judith von Sternburg Frankfurter Rundschau 20190301

Langtext
Die Weltgeschichte ist voller Dinge, die verloren sind - mutwillig zerstört oder im Lauf der Zeit abhandengekommen. In ihrem neuen Buch widmet sich Judith Schalansky dem, was das Verlorene hinterlässt: verhallte Echos und verwischte Spuren, Gerüchte und Legenden, Auslassungszeichen und Phantomschmerzen. Ausgehend von verlorengegangenen Natur- und Kunstgegenständen wie den Liedern der Sappho, dem abgerissenen Palast der Republik, einer ausgestorbenen Tigerart oder einer im Pazifik versunkenen Insel, entwirft sie ein naturgemäß unvollständiges Verzeichnis des Verschollenen und Verschwundenen, das seine erzählerische Kraft dort entfaltet, wo die herkömmliche Überlieferung versagt. Die Protagonisten dieser Geschichten sind Figuren im Abseits, die gegen die Vergänglichkeit ankämpfen: ein alter Mann, der das Wissen der Menschheit in seinem Tessiner Garten hortet, ein Ruinenmaler, der die Vergangenheit erschafft, wie sie niemals war, die gealterte Greta Garbo, die durch Manhattan streift und sich fragt, wann genau sie wohl gestorben sein mag, und die Schriftstellerin Schalansky, die in den Leerstellen ihrer eigenen Kindheit die Geschichtslosigkeit der DDR aufspürt.
So handelt dieses Buch gleichermaßen vom Suchen wie vom Finden, vom Verlieren wie vom Gewinnen und zeigt, dass der Unterschied zwischen An- und Abwesenheit womöglich marginal ist, solange es die Erinnerung gibt - und eine Literatur, die erfahrbar macht, wie nah Bewahren und Zerstören, Verlust und Schöpfung beieinanderliegen.

Schalansky, JudithJudith Schalansky, 1980 in Greifswald geboren, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign. Ihr Werk, darunter der international erfolgreiche Bestseller Atlas der abgelegenen Inseln sowie der Roman Der Hals der Giraffe, ist in mehr als 20 Sprachen übersetzt und wurde vielfach ausgezeichnet. Sie ist Herausgeberin der Naturkunden und lebt als Gestalterin und freie Schriftstellerin in Berlin.


Verzeichnis einiger Verluste
Es ist das schönste Understatement des letzten Jahres. Das erkennt man am schlichten Titel und am aufregend dezenten Äußeren. Denn Judith Schalansky schreibt nicht nur wunderbare Bücher, sie gestaltet auch die Schönsten.

Diesmal lässt sie verschwundene Dinge sprachmächtig und farbig wieder aufleben. Der ausgestorbene Kaspischen Tiger zB wird noch einmal auflaufen und in einer römischen Arena gegen einen Löwen antreten: Das schildert Schalansky mitreißend und präzise, nicht ohne uns diese Zeit in allen Farben zu schildern.

Verzeichnis einiger Verluste
Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss, und so ist es mir ein besonderes Vergnügen, das wunderbare Buch von Judith Schalansky besprechen zu dürfen. Allein die liebevolle und aufwändige Gestaltung machen dieses Werk zu etwas ganz Besonderem und weckt hohe Erwartungen, die nicht enttäuscht werden. Es geht um unwiederbringlich Verlorenes und Verschwundenes, seien es Inseln, Tierarten, Manuskripte, Filme, etc. Die Einzelkapitel starten mit einem kleinen lexikalischen Eintrag, der dann literarisch verarbeitet wird. Zu jedem Thema findet die Autorin eine eigene Form und Sprache, und so wird aus diesem schmalen Band eine unglaublich vielfältige Fundgrube großartiger Geschichten - ein besonderer Genuss für alle Bücherfreunde!
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