Marilyn Yalom; Theresa Donovan BrownFreundinnen

E-Book (EPUB)

btb Verlag; Harper Perennial (2017)

416 Seiten; Evtl. mit Abbildungen

ISBN 978-3-641-18494-0

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Kurztext / Annotation
Freundinnen - jede Frau hat sie, jeder braucht sie. In der heutigen westlichen Welt gilt Freundschaft unter Frauen als Selbstverständlichkeit. Doch ein Blick zurück zeigt: noch vor einigen Jahrhunderten waren »Freundinnen« so gut wie unbekannt, Freundschaften unter Frauen waren verpönt. In der Antike galten Frauen als das schwache Geschlecht, nur Männer seien intellektuell und emotional fähig, wirklich tiefgehende Freundschaften zu entwickeln und zu pflegen. Und auch heute noch gibt es Kulturen, in denen Frauen keine eigenständigen Freundschaften pflegen dürfen.
Anhand zahlreicher Quellen werfen Marilyn Yalom und ihre Co-Autorin Theresa Donovan Brown einen höchst informativen und unterhaltsamen Blick auf die Entwicklung und das Verständnis von Frauenfreundschaft im Wandel der Zeit: von der Bibel und den Römern bis zur Aufklärung, von der Frauenbewegung der 60er Jahre bis zu Sex and the City.

Marilyn Yalom (1932-2019) war Mitbegründerin und Senior Scholar am Clayman Institute for Gender Research an der Stanford University. Sie hat zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Über 65 Jahre war sie mit dem Buchautor und Psychoanalytiker Irvin D. Yalom verheiratet.

Theresa Donovan Brown ist preisgekrönte Autorin von sowohl Sachbüchern als auch Belletristik zum Thema Freundinnen. Sie hat Creative Writing an der Stanford University studiert und einen MBA von der Haas School of Business der Berkeley University.

Textauszug

Einleitung

Haben Frauen mehr Freunde oder Männer? In den Vereinigten Staaten sind es aller Wahrscheinlichkeit nach die Frauen. Der Volksmund sagt, dass Frauen üblicherweise geselliger, offener, empathischer, fürsorglicher, kollegialer und »freundlicher« sind als Männer. Die Medien verstärken dieses Stereotyp mit Filmen, Fernsehserien und Frauenromanen, in denen die engen Beziehungen thematisiert werden, die viele Mädchen und Frauen im Laufe ihres Lebens eingehen. Darüber hinaus haben einige wissenschaftliche Studien aufgezeigt, dass Frauen tiefere, intimere Freundschaften entwickeln als Männer und dass Freundschaften zwischen Frauen sowohl für ihre eigene seelische Gesundheit als auch aus evolutionärer Sicht für das Überleben ihres Nachwuchses von entscheidender Bedeutung sind.1 Wenn bei verheirateten Paaren die Frau zuerst stirbt, vereinsamt der Mann häufig, wird depressiv oder physisch krank, während im umgekehrten Fall die zurückbleibende Frau oft von ihren Freunden aufgefangen wird.2 Heutzutage werden gute Freunde - ob Frauen oder Männer - für das Wohlbefinden amerikanischer Frauen jeden Alters als unverzichtbar angesehen.

Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Freundschaftsmustern ist seit mindestens 25 Jahren ein heißes Thema sowohl in der Populärkultur als auch in der Wissenschaft.3 Die meisten wissenschaftlichen Studien kommen zu dem Schluss, dass Unterschiede zwischen Männerfreundschaften und Frauenfreundschaften bestehen. Ein Sozialwissenschaftler definierte es so: »Wenn Männer sich treffen, pflegen sie eine 'shoulder-to-shoulder'-Beziehung - wir machen etwas gemeinsam -, während Frauen eher zu 'face-to-face'-Beziehungen tendieren.«4 Viele Frauen vertrauen sich einander an, während Männer einfach nur gern zusammen abhängen. Nicht selten sind die sozialen Beziehungen unter Männern von Konkurrenzdenken geprägt, und das hindert sie daran, ihren Freunden Schwächen und Sorgen zu offenbaren. So beschränken Männer vertrauliche Unterhaltungen häufig ausschließlich auf ihre Partnerinnen, Ehefrauen oder platonischen Freundinnen. Damit können sie nach außen hin ein unabhängiges und selbstständiges Bild von sich vermitteln - klassische »männliche« Eigenschaften.

Andererseits wird einer auch noch so erfolgreichen Frau ohne enge Freunde nachgesagt, ihr mangele es an dem emotionalen Kapital, das lange mit dem weiblichen Geschlecht in Verbindung gebracht wurde. Von heranwachsenden Mädchen und Frauen um die 20 wird angenommen, dass sie sich emotional auf ihre Freundinnen verlassen, wenn es um Empathie und Feedback geht. Während junge Frauen in den Anfängen einer Ehe sich vielleicht von zeitraubenden Freundschaften zurückziehen, scheinen sie später wieder Freundinnen zu finden, wenn sie welche brauchen: Sie halten Ausschau nach Kolleginnen und Mentorinnen, wenn sie über die Anforderungen des Arbeitsplatzes diskutieren; sie kommunizieren mit anderen Müttern, wenn sie ihre Kinder großziehen; sie vertrauen einander persönliche Geheimnisse an, wenn sie die Wechseljahre oder eine Scheidung durchmachen, und sie stützen einander, wenn sie an Krebs oder anderen Krankheiten leiden oder wenn ein Ehepartner gestorben ist. Wie oft haben wir Frauen sagen hören: »Ohne meine Freundinnen hätte ich es nie geschafft.«

Diese besondere Rolle von Frauen als Freundinnen hätte die Menschen in grauer Vorzeit überrascht. Fast alle Dokumente über Freundschaften in den ersten 2000 Jahren der Geschichte des Abendlandes - von 600 v. Chr. bis 1600 n. Chr. - betreffen Männer. Natürlich wurden fast alle diese Dokumente von Männern für Männer geschrieben. Aber hinter dem Augenmerk auf Männerfreundschaften steht weit mehr als die Frage einer geschlechterbezogenen Autoren- und Leserschaft. Männliche Autoren erhoben die Freundschaft zu einem männlichen Unternehmen, notwendig nicht nur für das private Wohlbefinden, sondern auch für die st



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