Kristina OhlssonSchwesterherz

E-Book (EPUB)

Limes Verlag; Piratförlaget, Stockholm 2014 (2017)

496 Seiten

ISBN 978-3-641-17231-2

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Kurztext / Annotation
Der Sensationserfolg - insgesamt 55 Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und unter den Top 5 der bestverkauften Paperbacks 2017!
Staatsanwalt Martin Benner will Bobby Tell eigentlich schnellstmöglich wieder loswerden: Dieser ungepflegte, nach Zigaretten stinkende Kerl wirkt erst mal wenig vertrauenswürdig. Sein Anliegen ist nicht weniger prekär: Tells Schwester Sara - eine geständige fünffache Mörderin, die sich noch vor der Verfahrenseröffnung das Leben nahm - soll unschuldig gewesen sein, und Benner soll nun posthum einen Freispruch erwirken. Vor Gericht hätte die Beweislage damals nicht mal ausgereicht, um Sara zu verurteilen, doch unbegreiflicherweise legte sie ein umfassendes Geständnis ab und konnte sogar die Verstecke der Tatwaffen präzise benennen. Benners Neugier ist geweckt, und er nimmt das Mandat an ...

Alle Bücher der Serie:
Schwesterherz. Martin Benner 1
Bruderlüge. Martin Benner 2
Blutsfreund. Martin Benner 3

Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismusexpertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman »Aschenputtel« gelang ihr der internationale Durchbruch und der Auftakt zu einer hoch gelobten Thrillerreihe um die Ermittler Fredrika Bergman und Alex Recht. August Strindberg ist Ohlssons neueste Romanfigur, der mit seinem gelben Leichenwagen Fälle löst, obwohl er gar nichts mit der Polizei zu schaffen hat ...



Textauszug

1

BOBBY BRACHTE DAS SCHLECHTE WETTER mit. Regen ist in Stockholm im Grunde nichts Ungewöhnliches, aber bevor Bobby in mein Leben trat, hatte die Sonne geschienen, daran erinnere ich mich noch genau.

Wie auch immer. Es regnete also. Ich hatte nicht sonderlich viel zu tun, und das war mir auch ganz recht. Es war Sommer, und bald würde ich den Laden für die Ferien schließen. Lucy und ich wollten nach Nizza fliegen, baden und in der Sonne liegen, Drinks schlürfen und einander mit Sonnencreme einschmieren. Belle sollte bei ihren Großeltern bleiben. In dieser Situation hat man echt keinen Bock darauf, dass es an der Tür klingelt. Aber genau das passierte. Helmer, Lucys und mein Assistent, ließ den Besucher rein und führte ihn zu meinem Zimmer. Er blieb auf der Schwelle stehen.

Ich erkenne ein Problem, sobald ich es vor Augen habe. Und in dem Augenblick, als ich Bobby zum ersten Mal vor Augen hatte, witterte ich auf der Stelle Unrat. Das hatte nichts mit seiner Kleidung zu tun oder damit, dass er stank wie eine alte Zigarettenfabrik. Nein, sein Blick hatte ihn verraten. Augen wie zwei antike Pistolenkugeln. Kohlrabenschwarz.

»Was gibt's?«, fragte ich, ohne mir die Mühe zu machen, die Füße vom Schreibtisch zu nehmen. »Ich mache gerade zu.«

»Nicht, bevor Sie mit mir geredet haben«, erwiderte der Mann und trat ins Zimmer.

Ich zog die Augenbrauen hoch.

»Ich hab mich nicht Herein sagen hören«, knurrte ich.

»Seltsam«, entgegnete der Mann, »ich schon.«

Ich nahm die Füße vom Tisch und setzte mich ordentlich hin.

Der Mann streckte mir die Hand über den Schreibtisch hinweg entgegen.

»Bobby T.«, sagte er.

Ich lachte ihm direkt ins Gesicht. Es war kein freundliches Lachen.

»Bobby T.?«, fragte ich und gab ihm die Hand. »Sehr interessant.«

Verdammt lächerlich, hätte ich eigentlich sagen wollen. Ich meine, wer zum Henker nennt sich hier in Stockholm Bobby T.? Es klang wie der miese Name eines miesen Gangsters aus einem miesen amerikanischen Film.

»Als ich klein war, gab es in meiner Klasse zwei Bobbys«, erklärte der Mann. »Also wurden wir Bobby L. und Bobby T. genannt.«

»Ach so«, erwiderte ich. »Zwei Bobbys also? Das ist ungewöhnlich.«

Wahrscheinlich nicht nur ungewöhnlich, sondern einzigartig. Ich riss mich zusammen, um nicht noch mehr zu lachen.

Schweigend stand Bobby vor meinem Schreibtisch. Ich musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle.

»So war es jedenfalls«, sagte er. »Aber wenn Sie nicht Bobby T. sagen wollen, dann müssen Sie das nicht. Bobby reicht vollkommen.«

Meine Gedanken wanderten erneut zum amerikanischen Filmbusiness. Dort wär Bobby ein großer Schwarzer gewesen, die Mutter hätte Lockenwickler in den Haaren gehabt, und sein Vater wäre Bankräuber gewesen. Bobby T. selbst wäre wahrscheinlich der Älteste in einer Schar von vierzehn Geschwistern, der Bräute anbaggerte, indem er ihnen erzählte, wie er seine kleinen Geschwister zur Schule brachte, während die Mutter zu Hause saß und soff. Dass Frauen aber auch immer auf einen solchen Mist reinfallen müssen. Männer, die ihnen leidtun.

Aber zurück zum echten Bobby. Er war hellhäutig, mager und sah ziemlich mitgenommen aus. Seine Haare waren so fettig, dass sie sich lockten, und die Haut glänzte. Was wollte dieser Kerl von mir?

»Jetzt sehen Sie mal zu, dass Sie zur Sache kommen«, sagte ich. Mein Besucher fing allmählich an zu nerven. »Wissen Sie, das war nicht gelogen, als ich gesagt hab, ich würd für heute dichtmachen. Ich hab heute Abend ein verdammt heißes Date und will vorher noch duschen und mich umziehen. Das verstehen Sie doch sicher, oder?«

Ich glaube, er verstand es ganz und gar nicht. Lucy und ich machen uns manchmal einen Spaß daraus zu schätzen, wann die Leute zum letzten Mal Sex hat



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