Anne OttoWoher kommt der Hass?

E-Book (EPUB)

Gütersloher Verlagshaus (2019)

272 Seiten

ISBN 978-3-641-25020-1

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Kurztext / Annotation
Rassismus, rechtsextreme Gesinnungen und die aggressive Herabsetzung »der anderen« sind wieder erschreckend salonfähig geworden. Wie ist das möglich? Woher kommt dieser Hass? Anne Otto fragt nach den psychologischen Mechanismen, die dazu beitragen, dass Menschen sich wieder offen rassistisch äußern, nach Autoritäten verlangen oder sogar überzeugt Blut- und Boden-Ideologien vertreten. Ein wichtiges Buch, das auf einzigartige Weise Licht in die dunklen Kellerräume unseres Fühlens und Denkens bringt.

  • Dieses Buch zeigt, wo sich Diskussionen mit Rechten lohnen und wo nicht
  • Hintergründe zum Wahljahr 2019
  • Erklärt den Wunsch nach Autorität und die Mechanismen rechtsextremer Ideologien
  • Für Leser/innen, die gesellschaftliche Entwicklungen kritisch hinterfragen und durch Populismus und Rechtsruck beunruhigt sind


Anne Otto, geboren 1970, ist Diplom-Psychologin und Wissenschaftsjournalistin. Nach dem Psychologie-Studium und einer Therapie-Ausbildung im Bereich 'Psychodrama' arbeitete sie zunächst mehrere Jahre als Klinische Psychologin - unter anderem in einer Jugend-Wohngruppe und in einem Frauengefängnis. 2002 wechselte sie in den Journalismus und ist seitdem hauptberuflich als feste und freie Autorin und Redakteurin für den Spiegel, Spiegel Onlien, Psychologie Heute, Brigitte und Flow tätig.

Textauszug

Einleitung:
Rechte auf der Couch?

Psychologie und Politik, das passt für manche Menschen auf den ersten Blick nicht besonders gut zusammen. Diesen Eindruck habe ich jedenfalls in den letzten Monaten gewonnen. Wenn ich in meinem Umfeld davon erzählt habe, dass ich gerade darüber schreibe, mit welchen psychologischen und psychosozialen Mechanismen man den aktuellen Rechtsruck in der Gesellschaft erklären könnte, waren die Reaktionen stets ähnlich. Zunächst äußerten die meisten eine Art Hoffnung: Es könne ziemlich hilfreich für den Umgang mit rechten Tendenzen sein, wenn man genau verstehen würde, was in Menschen vorgeht, die sich zu Rassismus, Nationalismus und antidemokratischen Ideen bekennen oder sie zumindest gutheißen, so der Tenor. Vielleicht könne man auf der Basis dieses Wissens Einfluss nehmen? Im besten Fall sogar verhindern, dass sich rechtes Gedankengut in den Köpfen der Menschen festsetzt? Im nächsten Schritt bekamen viele dann aber schnell Zweifel, der sich in der Frage niederschlug, ob es überhaupt etwas gäbe, das Psychologen substanziell zum Thema beitragen könnten. Der zunehmende Rechtsextremismus in Deutschland, der Machtgewinn von rechtspopulistischen Parteien hier und anderswo, die aggressive Stimmung im Land, das alles sei doch eine durch und durch politische Angelegenheit, Folge der sozioökonomischen Situation und der allgemeinen Politikverdrossenheit.

An dieser Sicht ist natürlich etwas dran. Die übergeordneten politischen und sozialen Entwicklungen und die historischen Wurzeln rechtsextremer Positionen spielen immer die Hauptrolle, wenn man die Wahlergebnisse hierzulande und auch den Hang zu autoritären Führungsfiguren weltweit verstehen will. Doch aus psychologischer Sicht bleibt eine Lücke: Aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen allein können noch nicht erklären, warum Menschen derart hasserfüllt und wütend auf die politische und soziale Lage reagieren oder angesichts von Flüchtlingen in Not keinerlei Mitgefühl mehr zeigen. Sie können auch nicht erklären, warum extreme Rechte und Populisten mit einer stets zunehmenden Grobheit über ihre Positionen sprechen und viele Menschen ihnen - gerade hier in Deutschland - in einem grimmigen Endlich-darf-man-das-wieder-sagen-Duktus zustimmen. Bei all diesen Entwicklungen spielen auch persönlichkeitspsychologische, tiefenpsychologische und sozialpsychologische Faktoren eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus wird die gesellschaftliche Stimmung derzeit stark von destruktiven Kommunikationsprozessen beeinflusst, die man aus einer medien- und kommunikationspsychologischen Perspektive oft konstruktiver angehen kann als durch kluge politische Debatten. Alle diese psychosozialen Fragen sind im Augenblick noch offen.

Dieses Buch beleuchtet verschiedene psychische Mechanismen genauer und macht transparent, inwiefern sie an der Entstehung von Rassismus, Nationalismus und undemokratischen Einstellungen beteiligt sind. Um Antworten und Erklärungen zu finden, habe ich Erkenntnisse aus der modernen Tiefenpsychologie, der empirischen Sozialwissenschaft, der klassischen Sozialpsychologie sowie der systemischen Psychologie herangezogen. Auch emotions- und kommunikationspsychologische Erkenntnisse fließen ein.

Wenn man sich von dieser Seite dem Thema nähert, nimmt man paradoxerweise zuerst einmal etwas Abstand von den aktuellen politischen Diskussionen, Demonstrationen oder Hass-Mails. Es ist ein bisschen so, als würde man sich von den normalen politischen Denkgebäuden aus Glas-Beton und den Protest-Bewegungen auf der Straße etwas wegbewegen, um für einige Stunden die verwinkelten Kellerräume des Fühlens und Denkens in Bezug auf politische Gesinnung zu betreten. So werden Zusammenhänge zwischen Psyche und stramm rechten Einstellungen sichtbar und es entsteht die Möglichkeit, mehr Präzision, Stringenz und Reflexion in die Diskussion zu bringen. Außerdem kann es mit diesem Wissen gelingen, auch einige blinde Flecken ode



Beschreibung für Leser
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