Freudenthaler, LauraArson

Hardcover

Jung und Jung Verlag GmbH (2023)

256 Seiten; 26 mm x 123 mm

ISBN 978-3-99027-287-9

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Arson

Besprechung
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"Laura Freudenthaler gehört nach ihren ersten drei Büchern bereits zu den besten Erzählerinnen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Bedingungslose Einfühlung bei konsequenter Distanz: das ergibt die wunderschöne Zartheit des
Romans und seine literarische Qualität." Helmut Gollner, Literatur und Kritik

"Laura Freudenthaler schreibt eine klare und schnörkellose Prosa - und sie ist eine Meisterin im Beschreiben von Stimmungen." Anna Jeller, Buchhändlerin in Wien

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Langtext
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»Ich muss zu überleben beginnen.« Nüchtern, ruhig und gefasst beobachtet die Frau, deren Stimme wir in Laura Freudenthalers Buch hören, wie die Dinge außer Kontrolle geraten. Die Dinge in ihrem Umfeld, in ihrem Leben, die Dinge, die eine globale Katastrophe ankündigen: Überall brennen Feuer, herrscht Dürre, macht sich Hitze breit. Die Frau, die hier erzählt, registriert es mit kalter Verzweiflung und wachsender Besessenheit. Sie sucht Zuflucht, wechselt, von Träumen getrieben, ständig ihren Wohnort, tauscht die Zudringlichkeiten der Stadt gegen die Isolation am Land und entfernt sich zunehmend von der Welt, in der man bei Abendeinladungen und Festen über Beziehungen und Psychotherapien spricht. Stattdessen findet sie einen Komplizen ihrer Obsession in einem Mann, der als Experte für Wildfeuer am meteorologischen Institut arbeitet. Er leidet unter Schlaflosigkeit, weiß aber auch, dass viereinhalb Stunden Schlaf genügen, um zu überleben. Und so wacht er über den Feuerkarten, die weltweit jeden Brand verzeichnen. Als ließe sich kontrollieren, was längst außer Kontrolle geraten ist.

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Geboren 1984 in Salzburg, lebt in Wien. Für ihren Roman "Die Königin schweigt" (2017) erhielt sie den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis, er wurde 2018 als bester deutschsprachiger Debütroman beim Festival du premier Roman in Chambéry ausgezeichnet. Für "Geistergeschichte" (2019), ihren zweiten Roman, erhielt sie den Literaturpreis der Europäischen Union. 2020 gewann sie den 3sat-Preis bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt, 2021 wurde sie für ihr Werk mit dem manuskripte-Preis ausgezeichnet.


Außergewöhnliche, hochkarätige Gegenwartsliteratur
Freudenthaler erzählt in „Arson“ von einer Frau und einem Mann.

Die Rastlose und der Schlaflose.
Die Verletzte auf der Flucht und der Feuerjäger. Zwei Existenzen am Rande des Kontrollverlusts.

Es fällt mir leicht, mich auf Freudenthalers fragmentarische Erzählform einzulassen. In die Stimmung einzutauchen.
Manchmal konkret, manchmal traumhafte Bilder und Szenen, teilweise abstrakt, nicht greifbar und dennoch scharf geschnitten.

Es gibt viele metaphorische Beschreibungen von Schlaflosigkeit. Der schlaflose Feuerjäger weiß, viereinhalb Stunden muss ein Mensch im Schnitt schlafen um zu überleben.

„Die Schlaflosigkeit gebiert Motten, unter der Schädeldecke, hinter der Stirn. In den verborgensten Winkeln und den tiefsten Schichten legen sie ihre Larven ab, die sich von Hirnmasse ernähren“

Währenddessen in der äußeren Welt: Die Hitze, die Feuer, die von Algen erstickten Meere, Gewitter und Unwetter. Ein dystopisches Szenario?
Die verwundete Frau zieht sich wie ein schutzsuchendes Tier immer weiter aus der überhitzen Stadt zurück. Immer weiter, bis sie Zuflucht auf dem Land in einem verlassenen Schloss findet.

Können Mann und Frau einander halten? Miteinander eine Zukunft sein?

„Vielleicht, sage ich, gibt es einfach keinen Ort mehr für Träume.“

Freudenthalers Stil wechselt nicht nur zwischen abstrakt und konkret, sondern ist stellenweise fast experimentell. In einigen Passagen lese ich seitenweisen nur einzelne Worte und Satzfragmente aneinander gehängt, sehr assoziativ.

Doch das hat mir gefallen, konnte mich gut darauf einlassen. Eine ganz freie Art des Lesens, sehr wenig geführt durch die reduzierte Handlung des Textes. Vielmehr fühle ich mich emotional geleitetet durch die beschriebenen starken Bilder und die poetische, wortstarke Sprache.
Lesende, die außergewöhnliche, hochkarätige Literatur suchen, finden in „Arson“ eine intensives Stück Gegenwartsliteratur.
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