Adebayo, AyobamiDas Glück hat seine Zeit

Hardcover

Piper Verlag GmbH (2023)

496 Seiten; 50 mm x 146 mm

ISBN 978-3-492-07146-8

Sofort verfügbar oder abholbereit

Das Glück hat seine Zeit

Langtext

Gibt es Glück in einem zerrissenen Land?

Eniola ist groß für sein Alter, ein fünfzehnjähriger Junge im Körper eines Mannes. Jeden Tag fürchtet er die Schläge seiner Lehrer, denn seit der Entlassung des Vaters fehlt das Geld für seinen Schulbesuch. Bis Eniola als Laufbursche einer Näherin der wohlhabenden Yeye begegnet.

Wuraola dagegen hat Glück: Die junge Ärztin ist frisch verlobt, ihr Freund Kunle stammt aus besten Verhältnissen. Während ihre Mutter Yeye vom Hochzeitskleid träumt, zeigen sich erste Risse. Die Familie wird bedroht, seit Kunles Vater als Gouverneur kandidiert. Und der amtierende Honorable wirbt für seine Leibgarde Jugendliche an, so groß und kräftig wie Männer.

»'Das Glück hat seine Zeit' setzt sich mit Klasse und sozialem Aufstieg im heutigen Nigeria auseinander. Während Eniolas Armut dazu führt, dass ihm die ersehnte Bildung verwehrt wird, muss Wuraola erleben, dass ihr Wohlstand sie nicht vor der harten Realität des Lebens bewahrt. Eine eindrückliche, erschütternde Lektüre.« Jury des Booker Prize 2023

»Ein herausragendes Buch!« BBC Radio 4

»Adébáy zeichnet all diejenigen, die in den Strudel der Macht geraten, mit bemerkenswertem Mitgefühl. Die Irrtümer und Irrwege ihrer Figuren sind so tief, so empathisch nachempfunden, dass sie selbst lebendig werden.« The New York Times

»'Das Glück hat seine Zeit' löst auf ganzer Linie ein, was man sich von einer so begabten Erzählerin wie Ay bámi Adébáy verspricht.« Oprah Daily

»Unwiderstehlich ... Dieser ausgesprochen gut lesbare Roman ist eine schonungslose Anklage des (politischen wie privaten) Machtmissbrauchs und der allgegenwärtigen Gewalt, die ganze Leben über Nacht zu zerstören vermag.« Observer

Ein mitreißender Roman über Armut und Privileg im zerrütteten Nigeria - und über die Kosten des Glücks.



Ay bámi Adébáy , geboren 1988 in Lagos (Nigeria), studierte Englische Literatur und Kreatives Schreiben, unter anderem bei Margaret Atwood und Chimamanda Ngozi Adichie. Ihr Debütroman »Bleib bei mir« wurde von der Kritik hoch gelobt, für den Women's Prize for Fiction 2017 nominiert und in zwanzig Sprachen übersetzt. Sie gilt als eine der wichtigsten Stimmen der jüngeren afrikanischen Literatur.



Simone Jakob, geboren 1975, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf. Zu den von ihr  übersetzten Autoren gehören David Nicholls, Anne Tyler,  Sun-Mi Hwang, Yvonne Adhiambo Owuor, Philip Kerr, Chris  Baréz-Brown und Virginia Reeves. Sie lebt in Essen.




Stark erzählte Gesellschaftskritik aus Nigeria
Der Debütroman „Bleib bei mir“ von Adébáyò schlug bei mir ein wie eine Bombe, ich war gefesselt von der Erzählkraft dieser jungen Autorin aus Nigeria.
Natürlich wollte ich ihren neuen Roman „Das Glück hat seine Zeit“ auch unbedingt lesen.
Und auch hier lässt mich die großartige Erzählstimme von Adébáyò über die Seiten fliegen und trifft mich genau in mein Herz.

Ayòbámi Adébáyò schreibt in ihrem zweiten auf deutsch erschienenen Roman wesentlich politischer und gesellschaftskritischer als noch in „Bleib bei mir“.
Mit ihren Figuren thematisiert sie sehr kontrastreich die krassen Unterschiede zwischen arm und reich in diesem zerrissenen Land. Aber auch die Unterschiede zwischen Mann und Frau.

Nigeria ist mit über 200 Millionen Einwohnern das bevölkerungsstärkste Land Afrikas und von großer, nicht konfliktfreier, kulturellen Vielfalt geprägt.

Adébáyò schildert mit ihrem Figuren vor allem die finanziellen und gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den Menschen. Die Familie von Wuraola ist sehr privilegiert und die junge Frau ist auf dem Weg in eine glänzende Zunkunft. Sie wird bald eine Ärztin sein und ihrem Verlobten, ebenfalls aus sehr privilegiertem Haus, heiraten.
Trotzdem ist Wuraola nicht frei. Strenge gesellschaftliche Normen, die für Frauen ihres Standes gelten, und die Anforderungen ihrer Mutter Yeye engen sie ein.

Am anderen Ende der gesellschaftlichen Skala steht der 15-jährige Eniola. Seine Familie ist mittellos, seit sein Vater durch die Willkür des Staates seine Stelle als Lehrer verloren hat. Eine staatliche Absicherung oder soziales Netz gibt es nicht und arbeitlos zu werden ist ohne weitere berufliche Perspektive oft ein Grund für Selbstmord. Eniolas Vater fällt in eine Depression und ist nicht mehr in der Lage die Familie zu versorgen. Eine gute Schulbildung, die in Nigeria nur über kostenplichtig Privatschulen zu erhalten ist, rückt in weite Ferne.

Deutlich beschreibt Adébáyò die Auswirkungen der wirtschaftlichen Not auf die Familien und übt Kritik an einem System, das seine Hilfbedürftigsten seinem Schicksal überlässt. Staatliche Willkür und politische Korruption lässt das Land ausbluten.
Die Auswirkungen von starren und traditionellen Geschlechterrollen, thematisiert und kritisiert Adébáyò anhand ihrer starken weiblichen Figuren wie Wuraola und ihrer Mutter Yeye und ziehen sich durch den ganzen Roman.

Beide Familien lässt Adébáyò im Laufe der Handlung aufeinandertreffen und ich ahne früh: hier hat das Glück keine Zeit…


Adébáyò schafft es wieder mich mit ihrem großem Schreibtalent in den Bann ihres Romans zu ziehen. Thematisch hat mir „Bleib bei mir“ persönlich vielleicht besser gefallen, die stärkere politische Botschaft hat eindeutig „Das Glück hat seine Zeit“.

Ein Zauber der guten Dinge
Es ist der zweite Roman der Autorin Ayọ̀bámi Adébáyọ̀ aus Nigeria. Der Originaltitel lautet A spell of good things.

Bücher aus Afrika sind sehr unterschiedlich, aber sie unterscheiden sich doch von dem, was man hier an gängiger Literatur liest. Zum Beispiel spielen die Lebensbedingungen eine grosse Rolle.

Der Roman ist figurenbetont geschrieben, die Figurenentwicklung ist schlüssig.
Die Hauptfiguren, der Schüler Eniola und die 28jährige Ärztin Wuraola haben zunächst wenig miteinander zu tun. Sie leben in verschiedenen Welten. In wechselnden Kapitel wird ihre Perspektive verdeutlicht.
Während Eniola in finanzieller Not ist, spielt bei Wuraola die Frage, welche Rolle als Frau sie einnehmen kann. Als Ärztin ist die erfolgreich, aber ihr Verlobter Kunle misshandelt sie.

Manchmal ist es etwas umständlich erzählt. Anfang fehlt der Schwung. Doch dann wird das Buch immer besser. Es lohnt sich, den Roman zu lesen, denn es ist ein Text von gesellschaftlicher Relevanz.
Rezension verfassen