Leila SilmaniAll das zu verlieren

Taschenbuch

btb (2021)

224 Seiten; 16 mm x 125 mm

ISBN 978-3-442-71969-3

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All das zu verlieren

Langtext
»Die neue Stimme der französischen Literatur.« ZEITmagazin

Kann man sich zu seinem Glück zwingen? Prix Goncourt-Preisträgerin Leïla Slimani erzählt von der Zerrissenheit einer Frau. Nach außen hin führt Adèle ein Leben, dem es an nichts fehlt. Sie arbeitet für eine Pariser Tageszeitung, ist unabhängig. Mit ihrem Ehemann, einem Chirurgen, und ihrem kleinen Sohn lebt sie in einem schicken Viertel, ganz in der Nähe von Montmartre. Sie reisen, sie fahren übers Wochenende ans Meer. Dennoch macht Adèle dieses Leben nicht glücklich. Gelangweilt eilt sie durch die grauen Straßen, trifft sich mit Männern, hat Sex mit Fremden. Sie weiß, dass ihr die Kontrolle entgleitet. Sie weiß, dass sie ihre Familie verlieren könnte. Trotzdem setzt sie alles aufs Spiel.

Die französisch-marokkanische Autorin Leïla Slimani gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Ihre Bücher sind internationale Bestseller. Slimani, 1981 in Rabat geboren, wuchs in Marokko auf und studierte an der Pariser Eliteuniversität Sciences Po. Für den Roman »Dann schlaf auch du« wurde ihr der renommierte Prix Goncourt zuerkannt. Zuletzt erschienen im Luchterhand Literaturverlag der persönliche Band »Der Duft der Blumen bei Nacht sowie die beiden Romane »Das Land der Anderen« und »Schaut, wie wir tanzen«. Letztere sind Teil einer Romantrilogie, die auf der Geschichte von Leïla Slimanis eigener Familie beruht.

Amelie Thoma übersetzt Literatur aus dem Französischen, u. a. Texte von Marc Levy, Joël Dicker, Françoise Sagan und Simone de Beauvoir.


Leben am Abgrund
Eine Frau (Adèle) taumelt dem Abgrund ihres Lebens entgegen. Es ist ihr völlig bewusst. Dennoch kann sie sich nicht gegen ihre Triebe, die ihr Leben beherrschen, stellen.
Was für ein Buch! Es zu lesen schmerzt. Ich mag mir kaum vorstellen, was diese Frau alles durchmacht. Andererseits schafft Adèle es vielleicht, sich aus dieser Spirale zu befreien.
Einmal begonnen, konnte ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Empfehlung!

All das zu verlieren
Madame Bovary, Anna Karenina, Effie Briest. Frauen, die in der Literatur sich durch ihren Ehebruch namenhaft gemacht haben. Die Konsequenzen waren brutal. Aber es waren Männer, die ihnen ihre Stimme verliehen. Doch was denkt Frau wirklich, wenn sie solche Taten vollzieht? Was ist die Motivation? Welche Gefühle gewinnen die Oberhand? Leila Slimanis Debütroman, der nun ins Deutsche übersetzt wurde, lässt sich mit solchen Größen durchaus vergleichen. Sie erzählt von der inneren Zerrissenheit Adèles, einer Frau, die alles hat - einen Arzt als Mann, einen süßen Jungen, einen tollen Job als Journalistin, eine Wohnung in Paris. Dennoch ist Adèle nicht glücklich. Sie flüchtet zu ihrem Liebhaber anstatt zur Arbeit zu gehen, sie lässt ihren Sohn alleine zuhause, um die nächste Bekanntschaft in einer Bar anzutreffen, sie belügt ihren Mann mit einer Raffinesse, die man nur beneiden kann, um sich für einige Stunden in den Armen eines Fremden davonzustehlen. Wir wollen sie nicht verstehen, tun es aber doch. Dann wieder nicht. Es ist eine Geschichte, in der man sich selbst fragt, auf welcher Seite man steht. Je näher man dem Ende kommt, umso unbefriedigter wird man selbst. Man spürt die Leere. Eine Leere, die an Adèles erinnert. Ein Roman, der nicht nur in einer brillanten Weise über das Innere einer Frau erzählt, sondern auch ganz still an der Gesellschaft Kritik ausübt.
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