Schutzzone
Hardcover
Suhrkamp (2019)
332 Seiten; 214 mm x 134 mm
ISBN 978-3-518-42882-5
versand- oder abholbereit innerhalb von 3 Werktagen
€ 24,70
Besprechung
»Man kann die Beweglichkeit nur bewundern, mit der Nora Bossong ihr Thema ausfaltet, den Sinn für das bezeichnende Detail und die schlanken Pointen, mit der sie die innere Welt ihrer Heldin gegen alle Zumutungen der Globalität abfedert.« Thomas Thiel Frankfurter Allgemeine Zeitung 20191024
Langtext
Nach Stationen bei der UN in New York und Burundi arbeitet Mira für das Büro der Vereinten Nationen in Genf. Während sie tagsüber Berichte über Krisenregionen und Friedensmaßnahmen schreibt, eilt sie abends durch die Gänge der Luxushotels, um zwischen verfeindeten Staatsvertretern zu vermitteln. Bei einem Empfang begegnet sie Milan wieder, in dessen Familie sie nach der Trennung ihrer Eltern im Frühjahr 94 einige Monate gelebt hat. Die Erinnerungen an diese Zeit, aber auch Milans unentschiedene Haltung zwischen gesuchter Nähe und schroffer Zurückweisung überrumpeln und faszinieren sie zugleich. Als ihre Rolle bei der Aufarbeitung des Völkermords in Burundi hinterfragt wird, gerät auch Miras Souveränität ins Wanken, ihr Glaube, sie könne von außen eingreifen, ohne selbst schuldig zu werden.
Was bedeuten Vertrauen und Verantwortung? Wie greifen Schutz und Herrschaft ineinander? Wie verhält sich Zeugenschaft zur Wahrheit? Und wer sitzt darüber zu Gericht? Hellsichtig und teilnahmsvoll geht Nora Bossong in ihrem virtuosen Roman diesen Fragen nach - in privaten Beziehungen wie auf der großen politischen Bühne - und setzt den Konflikten der Vergangenheit die Hoffnung auf Versöhnung entgegen.
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Roman voller Themen mit Substanz
Hauptfiguren sind die für die UNO arbeitende Mira, ihr verheirateter Freund Milan und der afrikanische Rebellenführer Aimé.
Die Figuren werden einigermaßen zurückhaltend charakterisiert, daher findet man vielleicht nicht sofort Zugang zu ihnen, aber das wird mit der Zeit.
Erzählt wird in rasch wechselnden Zeitabschnitten (1994, 2017, 2011, 2012) an verschiedenen Orten (Genf, Bonn, Bujumbura, New York). das kann leicht verwirrend sein und man muss sorgfältig lesen, damit sich mehr erschließt. Ich habe streckenweise ganze Abschnitte zweimal gelesen.
Der Roman verträgt kein schnelles, flüchtiges Lesen.
Nora Bossong ist auch Lyrikerin und auch in ihrer Prosa gibt es einige hervorragende Formulierungen, die literarische Qualität besitzen und für Leser, die Feinheiten mögen, einiges bieten.
Schutzzone
Ein engagierter Roman, der viel Stoff zum Nachdenken liefert!