Rezensionen

Rezensionen von Bettina

Die Wahrheit hinter der Lüge - 3 Sterne

„Eine Lüge führt zur nächsten und zur übernächsten. Wenn man nicht von Anfang an ehrlich ist, ist man am Arsch.“

1999: Der begeisterte Sonnenfinsternisjäger Kit und seine Freundin Laura erleben mit anderen begeisterten Anhängern auf einem Festival in Cornwall eine totale Sonnenfinsternis. Kurz danach wird Laura Zeugin einer Vergewaltigung, doch Jamie, der vermeintliche Täter, bestreitet die Vorwürfe und das Opfer, Beth, schweigt zunächst dazu. Es folgt der Prozess in der Aussage gegen Aussage steht und der wegweisend für die weiteren Geschehnisse ist, denn kurze Zeit nach der Urteilsverkündung drängt sich Beth immer mehr in Lauras und Kits Leben. Dabei wird Laura mit der Zeit immer unsicherer ob sie in Bezug auf Beth nicht doch vorschnell geurteilt und einen großen Fehler gemacht hat. 15 Jahre später, leben Laura und Kit unter falschem Namen und versuchen alles zu vermeiden, was ihren Aufenthaltsort verraten könnte. Während Kit sich erneut auf eine Reise macht um eine totale Sonnenfinsternis mitzuerleben, bleibt Lauren diesmal alleine daheim zurück und spürt ihre Panik darüber, dass Beth sie und Kit nun doch finden könnte, weil er seiner Faszination für Sonnenfinsternissen erneut nachgibt. Dabei holt Laura einmal mehr ihre Lüge von damals ein, ohne zu ahnen, dass bald nichts mehr so sein wird wie zuvor.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, zum einen in der Gegenwart und im Jahre 1999, wo die Ereignisse ihren Anfang nehmen und man sich ausgehend davon immer weiter den aktuellen Geschehnissen nähert. Das Ganze wird sowohl aus Kits als auch aus Laurens Sicht erzählt und ist dabei in die Phasen einer Sonnenfinsternis eingeteilt. Das Thema Sonnenfinsternis ist die ganze Zeit ein sehr präsentes Thema und die Faszination der Figuren dafür ist regelrecht ansteckend, auch wenn es doch sehr viel Raum in der Geschichte einnimmt.

Anfänglich ist man sofort neugierig was für eine Geschichte wohl dahinter stecken mag, dass Kit und Laura untergetaucht sind und warum vor allem Laura unter Panikattacken leidet, wenn sie an Beth denkt. Wir erfahren Bruchstückhaft was dahinter steckt und mehr und mehr verdichten sich die Andeutungen zu einer lückenlosen Geschichte, dabei wird auch auf die Entwicklung der Beziehung zwischen Kit und Laura eingegangen. Als Leser ist man, je mehr Einblicke man in die Geschehnisse und Personen bekommt, ständig hin- und hergerissen wem man glauben kann und wem nicht. Ist die Wahrheit wirklich so klar wie es zu Beginn scheinen mag? Oder gibt es hier noch andere Lügen und Geheimnisse? Ist Beth wirklich nur ein unschuldiges Opfer oder ein berechnendes Biest? Ist Jamie der abgebrühte Täter, der sein gutes Aussehen, seine angesehene und vermögende Familie, sowie seinen bisherigen tadellosen Ruf zu seinem Nutzen gekonnt vor Gericht einsetzt oder Opfer einer Intrige? Fragen über Fragen die erst ganz am Ende aufgelöst werden und vieles nochmal in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Anfangs ist alles sehr realistisch, vor allem der Prozess rund um die Vergewaltigung zeigt sehr anschaulich wie schwer es ist objektiv zu bleiben und wie intensiv so eine Verhandlung für alle Beteiligten ist. Mit der Zeit nimmt die ganze Geschichte aber Ausmaße an, die mir persönlich doch etwas zu viel des Guten sind, teilweise schon sehr konstruiert wirken und dann auch nicht gänzlich überzeugen können je mehr man alles wirken lässt und gewisse Dinge hinterfragt. Auch der Fokus verlagert sich dann auch immer mehr in eine etwas andere Richtung als anfänglich gedacht. Letztendlich hat mich die Geschichte im weiteren Verlauf etwas verloren, was vor allem auch an den Figuren lag, die nur begrenzt Sympathien wecken, durchaus anstrengend sind und für die zweitweise einfach das Verständnis fehlt.

Trotz etlicher Wendungen und Verstrickungen, fand ich die Handlung im Großen und Ganzen überraschend langatmig und obwohl es durchaus etliche Spannungsmomente gibt, ging es mir bei weitem nicht so unter die Haut wie erwartet, da es zumindest teilweise doch mehr Drama als echter Thrill für mich war. Die Geschichte selbst wird teilweise sogar etwas zermürbend, weil man irgendwann einfach nur noch alles hinterfragt und schon gar nicht mehr weiß wo einem der Kopf steht und das Ende noch lange nicht in Sicht ist, sondern immer noch eins draufgesetzt wird. Das Ende selbst schließt alles gelungen ab und löst alle noch offenen Fragen, aber ist dann auch eine persönliche Geschmackssache, denn mich konnten die abschließenden Entwicklungen nicht so ganz für sich gewinnen, einfach weil es mich nicht gänzlich überzeugt und ich mich mit gewissen Aspekte nicht recht anfreunden kann. Andererseits finde ich die Geschichte dann aber auch wieder unglaublich gelungen und großartig, wenn man an den Anfang der Geschichte zurückdenkt und wie sich alles tatsächlich verhält, selbst wenn mich nicht alles zu hundert Prozent überzeugen konnte, so zeigt das Ganze doch wie wenig man in andere Menschen hineinsehen kann und wie jeder sich selbst alles so zurechtlegt, dass es richtig erscheint bzw. Sinn ergibt, wenn man nicht den Mut aufbringt zu seinen Fehlern zu stehen und die Wahrheit zu sagen. Zugleich stellt sich aber auch die Frage ob Lügen jemals gerechtfertigt sind und wie zweischneidig auch die Wahrheit sein kann.

Fazit: Eine Geschichte, die etliche Überraschungen zu bieten hat, aber es dann vielleicht auch einen Tick zu weit reibt und seine Glaubwürdigkeit in einigen Dingen einbüßt. Trotz der intensiven und gelungen Darstellung wie sich der Druck einer simplen Lüge immer weiter aufbaut, welche ungeahnten Konsequenzen sie nach sich ziehen kann und wie unterschiedlich die Motive zu lügen sein können, sowie die Darstellung zweier Seiten rund um eine Vergewaltigung, war es mir rundherum doch etwas zu viel Drama und leider auch trotz spannender Momente und etlichen Wendungen, überraschend langatmig. Dabei hatte ich dann auch so meine Probleme mit den Figuren und nicht alles ist wirklich schlüssig, dennoch ist es eine durchaus gute und dichtgesponnene Geschichte eingebettet in ein Netz aus Lügen, wo nichts nur schwarz oder weiß ist, auch wenn die Handlung mich bei weitem nicht so fesseln konnte wie anfänglich gedacht und ich es am Ende etwas schade fand, das so manche Figur letztendlich blasser blieb als gedacht.
Autor: Ezekiel Boone

Die Menschheit wird heimgesucht, diesmal in Form von Spinnen - 4 Sterne

Seltsame Vorfälle auf der ganzen Welt passieren und noch weiß niemand genau was gerade passiert. Schwarze Schatten, die sich bewegen und komische Geräusche machen, ein Spinnenkokon, der bei Grabungen bei den Nazca-Linien gefunden wurde, ein Milliardär, der in seinem Flugzeug abstürzt und aus dessen Leiche eine Spinne hervorkrabbelt, komische seismologische Daten in Indien und das ist erst der Anfang, denn plötzlich kommt es zu einer Atombombenexplosion in China, die neue Fragen aufwirft.

Dieses Buch unterscheidet sich alleine schon dadurch von anderen, dass man zu Beginn durch die wechselnden Perspektiven und Orte ohne viel Vorlauf in das Geschehen hineingeworfen wird und anfänglich gar nicht weiß wie man das alles einordnen soll, da auch zwischen den Handlungssträngen noch nicht wirklich ein gemeinsamer Bezug hergestellt wird. Manche der Personen erleben wir nur um sie gleich darauf sterben zu sehen, andere tauchen später wieder auf und sterben dann dennoch. Es gibt natürlich einen Punkt an dem man sich dann als Leser schon wünschen würde, dass jetzt endlich mehr Handlungsfäden zusammenlaufen würden und die Hauptcharaktere fixiert werden, damit auch inhaltlich etwas weitergeht, was der Autor nach einiger Zeit selbstverständlich tut, selbst wenn zwischendurch immer noch scheinbar total unnötig kurze Sequenzen vorkommen. Dennoch ist es spannend, weil man erst gegen Ende des Buches dann wohl die wirklich wichtigen Charaktere zusammen hat die wohl auch in der Fortsetzung noch von Bedeutung sein werden. Dies hat der Autor sehr gut gemacht, indem er am Ende in einem Epilog alle diese Charaktere kurz zeigt und wo sie am Ende des 1. Bandes stehen, während es in punkto Spinnenepidemie noch viele offene Fragen gibt und man nur den ersten Schub überstanden zu haben scheint.

Man bekommt hier im weiteren Verlauf der Geschichte mit den verschiedensten Personengruppen in Berührung (Politiker, Wissenschaftler, Militär, Polizei, Suvivalisten, Zivilisten,?) und es ist durchaus interessant zu sehen wie diese auf die Gefahr reagieren und die Situation wahrnehmen. Besonders die politische Ebene ist gut umgesetzt, während einem dennoch einige Entscheidungen zu denken geben oder auf Unverständnis stoßen, bekommt man eine Ahnung davon wie es in Wirklichkeit wohl ablaufen könnte.
Die Charaktere werden schnell und einfach eingeführt, wobei hier neben ihren fachlichen Qualitäten vor allem ihre Liebesangelegenheiten viel Raum bekommen, die einen zwar jetzt nicht so wichtig erscheinen, aber was wäre ein Roman ohne ein paar private Beziehungskisten und in der Realität ist es ja oftmals nicht anders. Und obwohl hier die Frauen alle als sehr gutaussehend geschildert werden, sind sie dennoch starke und intelligente Charaktere, die hier neben den Männern ordentlich mitmischen und sogar das Sagen haben. Großteils jedoch geht es hier darum wie die Spinne, plötzlich aus dem Nichts auftauchen, sie sich ihren Weg frei fressen, sich vermehren und für ordentliches Chaos auf der Welt sorgen.
Etliches erscheint einem zwar etwas schwer vorstellbar und in so einigen Punkten bleibt die Neugierde noch unbefriedigt, dennoch ist es spannend seine eigenen Theorien zu spinnen und selbst Teil dieser Menschen zu werden, die versuchen dahinter zu kommen was hier vor sich geht. Man kann nur hoffen, dass am Ende alles logisch und stimmig aufgelöst wird. Wer schon, so wie ich, bei kleinsten Spinnen die Krise bekommt, der wird auch hier oftmals von Ekel und Gänsehaut überrannt werden und schon selbst die ein oder andere Phantomspinne sehen, weshalb es dann wohl auch noch intensiver ist als für jemanden der mit Spinnen keine Probleme hat.

Fazit: Viele grausige Stellen und besonders für Leute mit guter Vorstellungskraft und Arachnophobiker ein Buch, das einem unter die Haut geht. Da es als Trilogie angelegt ist, bleiben natürlich am Ende viele Fragen noch offen, andere wurden teilweise schon etwas geklärt. Ich persönlich fiebere dem 2. Band entgegen, da ich unbedingt Antworten haben will. Wer Filme wie Arachnophobia, Angriff der Killerbienen usw. mag, der wird auch dieses Buch verschlingen, selbst wenn (noch) nicht alles stimmig erscheint und es durchaus noch Luft nach oben gibt was die Handlung und Figuren anbelangt, die hier zugunsten der Spinnen und vielen Szenenwechsel doch etwas in den Hintergrund gerückt wurden. Alles in allem aber ein gelungener Start dieser Reihe, der einen enorm gespannt zurücklässt was da wohl noch auf die Menschheit zukommen mag.

Wie lebt man nach einem Verlust weiter? - 3 Sterne

Eine Geschichte über eine Familie, die aufgrund eines Zugunglücks einen geliebten Menschen verliert. Annie, die eigentlich mit ihrer Schwester Kristen im Zug hätte sein sollen, fühlt sich genauso schuldig wie ihre Mutter Erika, die ihre beiden Töchter eigentlich zum College hätte fahren sollen. Während Erika sich abkapselt und sich auf ihre Arbeit konzentriert, kann Annie nicht glauben, dass ihre Schwester Kristen wirklich tot ist und macht sich auf die Suche nach ihr. Wie Erika geht auch Annie ihren Weg und beide werden von ihrer Familie, alten und neuen Bekannten durch diese schwere Zeit begleitet und manchmal auch von unerwarteter Seite mittels E-Mails. Nach und nach müssen sich beide mit ihren Gefühlen auseinandersetzen, um endlich wieder richtig leben zu können.

Dieses Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück, da es mich am Anfang überhaupt nicht in seinen Bann zog, dafür ab der Hälfte aber viel besser wurde und endlich auch echte Emotionen spürbar waren.

Es verwirrt anfangs auch einfach etwas wie hier die Trauerverarbeitung von Anni und Erika vonstatten geht und so einiges wirkte einfach zu konstruiert und aus der Luft gegriffen, dass es einem schwer fiel die Geschichte wirklich ernst zu nehmen. Generell braucht es etwas um mit den Figuren warm zu werden und vieles erklärt sich erst nach und nach.

Man erfährt warum Erika so verbissen wurde und scheinbar nur mehr die Arbeit im Sinn hat, warum Kristen sich so komisch verhalten hat an ihrem Todestag, weshalb Anni immer das Gefühl hatte im Schatten ihrer Schwester zu stehen und warum Erikas Beziehung zu ihrem Vater so schwer, um nicht zu sagen, unwiederbringlich zerrüttet ist. Was die Autorin hier gut schafft ist, dass es nie wirklich ins kitschige abdriftet, sondern es gelingt ihr manchmal auch beim Verlauf der Handlung etwas zu überraschen.

Eine große Rolle spielen hier die Erinnerungen von Erika an ganz besondere Sprüche, die sie durch ihr Leben begeleitet haben und quasi eine kleine Familientradition sind, weshalb auch ihre beiden Töchter von ihr ein Buch mitbesonderen Sprüchen bekommen haben, die sie in ihrem Leben begleiten sollen.

Was sehr gut vermittelt wird ist, wie schwer es ist sich zu ändern und sich darauf zu besinnen was wirklich wichtig ist im Leben und wie oft man sich zu sehr auf unwichtiges fixiert. Zentrales Thema hier ist allerdings nicht nur ein tragischer Verlust, sondern auch die Kommunikation innerhalb einer Familie, angefangen von Schwestern, die grundverschieden sind und ihre jeweiligen Geheimnisse haben, von Vätern und Töchtern, die beide Sturschädel sind und sich aufgrund ihrer Ähnlichkeit einfach nicht annähern können, davon einfach nicht verstanden zu werden, obwohl man doch alles nur für die Familie tut, bis hin zum Gefühl der Zurückweisung und der Scheu davor zu zeigen wie man sich wirklich fühlt.

Fazit: Leider nicht so überwältigend und emotional wie von der Inhaltsangabe erwartet. Zwar geht es um ein sehr ernstes Thema, doch gerade zu Beginn fühlte ich mich mehr wie ein gänzlich unberührter Zuschauer und verfolgte die Geschichte recht distanziert, besonders weil sich die Handlung irgendwie am Anfang nicht so ganz zu entscheiden kann in welche Richtung es geht und teilweise einfach nicht gerade glaubwürdig bzw. logisch wirkt. Zum Glück wurde es dann ab der Hälfte besser und es konnte mich auch gefühlsmäßig endlich packen. Manche der Handlungsstränge waren besser als andere, aber alle haben sich mehr oder weniger gelungen am Ende aufgelöst und sogar der etwas konfuse Anfang ergab dann am Schluss mehr Sinn. Dennoch war es ein auf und ab mit dieser Geschichte und wirklich außergewöhnlich war sie letztendlich nicht, auch wenn sie sich zum Ende hin schön entwickelt.

Ist perfekt zu sein wirklich erstrebenswert? - 4 Sterne

Im ersten Teil dieser Dilogie lernen wir eine Gesellschaft kennen in der ein Komitee namens "Die Gilde" darüber entscheidet, ob man als moralisch fehlerhaft verurteilt und gebrandmarkt wird und von da an ein Leben mit strengen Auflagen führen muss. Wir begleiten hier die 17jährige Celestine, die klug, beliebt und hübsch ist, einen süßen Freund hat und somit quasi das perfekte Beispiel für jemanden ist, der "Perfekt" zu sein scheint. Nach einem Vorfall in ihrer Nachbarschaft wird ihr Vertrauen in das System der Gilde jedoch erschüttert und sie fängt an manches zu hinterfragen, was letztendlich dazu führt, dass sie eine für sie logische Entscheidung trifft, die ihr Leben für immer verändert.

Cecilia Ahern bedient sich in ihrer Dystopie über eine moralisch perfekte Gesellschaft einiger Elemente, die man so oder so ähnlich bereits kennt und vermixt diese gekonnt mit eigenen Ideen, um damit eine wirklich atmosphärische Alternativwelt zu erschaffen, in der es wie in allen Dystopien eine Zweiklassengesellschaft gibt. Hier sind dies: die Fehlerhaften und die Perfekten.
Natürlich auch in dieser Handlung mit dabei ist eine art Dreiecksgeschichte, wie sie mittlerweile in so vielen Büchern vorkommt, und die hier zwar doch etwas anders verläuft als erwartet (zumindest im 1. Teil), aber auch leider gegen Ende dann viel zu gewollt und nicht ganz nachvollziehbar ist, da auf dieser Gefühlsebene viel zu viel passiert ohne das wirklich etwas passiert. Klingt komisch ist aber so ;)

Celestines Entwicklung erfolgt hier zu Beginn relativ schnell, andererseits ist sie in dieser Gesellschaft groß geworden und hat sie nie wirklich hinterfragt, bis sie erkennen muss, dass auch "Fehlerhafte" nicht unbedingt so verkommen sind, wie sie bislang angenommen hat und ihre einstigen Vorurteile überdenkt und sich dann die Ereignisse auch nur so zu überschlagen scheinen.

Viele der anderen Figuren machen hier ebenfalls mehr oder weniger rasante Entwicklungen durch und sind durchaus auch sehr vielschichtig angelegt in ihrer Rolle. Einige überraschen, andere zeigen ihr wahres Gesicht und wieder andere bleiben noch sehr schwer einschätzbar.

Die Autorin erschafft hier eine düstere Atmosphäre und man verfolgt mit Spannung wie Celestine am eigenen Leib erfährt, was es heißt "Fehlerhaft" zu sein und somit von einem Moment auf den anderen fast alles zu verlieren, was das Leben bislang so wunderbar machte (wie zB soziale Kontakte, essen und trinken was man will, Bewegungsfreiheit, die eigene Würde, das Ansehen uvm.). Damit allerdings nicht genug, brodelt es unter der Oberfläche dieses Systems und Kritiker sowie Befürworter treten hier nach und nach auf, wobei es gar nicht so einfach ist zu sagen, was hier wirklich die persönlichen Ziele des jeweils Einzelnen sind. Man fühlt sich hier wie in einer gigantischen Schlangengrube und kann daher Celestines Misstrauen, aber auch ihre Überforderung sehr gut nachvollziehen, denn sie wird zur Schachfigur in diesem Spiel um Macht, wo jeder glaubt durch sie einen Vorteil zu erzielen.

Fazit: Der Ausflug von Cecelia Ahern in dieses Genre ist definitv gelungen und lesenswert, auch wenn die Rahmenhandlung nicht gänzlich neu ist. Zu Beginn erfährt man in welcher Welt Celestine lebt und wie ihre Einstellung dazu ist. Die Handlung schreitet am Anfang schnell und teilweise auch recht schockierend voran. Man verfolgt atemlos und auch sehr beunruhigt, wie diese scheinbar "perfekte" Gesellschaft funktioniert und was es bedeutet "fehlerhaft" zu sein. Nach und nach lernt man Celestine und ihre Familie näher kennen, sowie die verschiedensten anderen Charaktere, die hier fast alle (noch) etwas schwer durchschaubar sind und es deshalb schwer zu sagen ist, wer es wirklich gut mit Celestine meint und wer nicht. Gegen Ende wird es dann allerdings schon etwas zu hektisch und vieles wirkt einfach zu konstruiert, um noch schnell soviel wie möglich in der Handlung unterzubringen. Dennoch ein guter erster Teil, der einem stellenweise echt die Haare zu Berge stehen lässt, auch wenn das Erzähltempo phasenweise zu schnell war.

Die Macht eines Einzelnen - 3 Sterne

In "Dark Memories" geht es um eine neuartige Therapie, die nach traumatischen Erlebnissen dafür sorgt, dass man sich an diese nicht mehr erinnert. Die 15jährige Jenny wurde nach einer Vergewaltigung dieser Therapie unterzogen, doch obwohl sie nichts mehr von der schrecklichen Tat weiß, kann ihr Körper es nicht einfach vergessen und dies führt dazu, dass sie nach knapp einem Jahr und einem weiteren einschneidendem Ereignis mit ihrer Familie den Therapeuten Dr. Alan Forrester aufsucht, der schon einige Erfahrung darin hat verschüttete Erinnerungen zurückzubringen. Was geschah in jener Nacht und wer ist der Täter? Kann ihr die Therapie helfen und inwieweit sind ihre Erinnerungen, soweit vorhanden, überhaupt real?

Die Geschichte wird aus der Sicht des Therapeuten erzählt, was anfangs gar nicht mal schlecht ist, aber nach einer Zeit doch etwas anstrengend wird, da alles nur indirekt von ihm wiedergegeben wird und er teilweise zwischen den Zeiten hüpft und man etwas den Überblick verliert, wann was genau passiert ist. Er macht auch so einige Gedankensprünge und anfangs geht nicht viel weiter, weil er immer irgendwo anders mit seiner Erzählung und den Protagonisten hängenbleibt und sehr weit ausholt.

Die Beschreibung was Jenny widerfahren ist, ist sehr eindringlich geschildert und man mag sich selbst gar nicht vorstellen vor der Entscheidung zu stehen, diese schlimmen Erinnerungen auslöschen zu lassen. Wir lernen hier aber vorallem zu Beginn viele Nebenfiguren kennen, die für die Geschichte noch von Bedeutung sind und ein großer Teil konzentriert sich zu Anfang auf die Eltern, Tom und Charlotte, die nebenbei auch ihre eigene Vergangenheit aufarbeiten und versuchen mit der Situation um Jenny zurechtzukommen. Einerseits Charlotte, die einfach nur möchte, dass alles wieder normal wird und dann Tom, der verbissen auf der Suche nach dem Täter ist. Jenny bleibt hier lange Zeit fast unsichtbar in dieser Geschichte, was ich so gar nicht erwartet hätte.

Hier wird vieles geboten, Wut, Trauer, Eifersucht, Sex, Missbrauch, Überheblichkeit, Angst, Hoffnung, Manipulation uvm., dennoch dauert es bis einen wirklich die Spannung packt und es einige Wendungen in der Geschichte gibt, die einen überraschen. Dieses Buch bietet sehr komplexe Charaktere, wobei es einem besonders Alan, Jennys Therapeut, immer schwerer macht ihn zu mögen, da er überheblich, abwertend und auch manipulativ gegenüber anderen ist und natürlich nur aus seiner Sicht erzählt wird, was dann oftmals auch recht nervig sein kann.

Fazit: Entgegen der Werbung, war es jetzt nicht mein Thriller des Jahres. Der Einstieg war gut, danach wurde es eine Zeitlang einfach nur zäh, da man über alle anderen viel erfährt nur nicht über Jenny. Ab der Hälfte wurde es dann mit den verschiedensten Verdächtigen wirklich spannend und das Ende überraschte dann, ließ mich aber auch sprachlos und perplex zurück, besonders wenn man nachher in Gedanken nochmal alles durchgeht. Die Erzählweise ist teilweise etwas gewöhnungsbedürftig und die Figuren sind alles andere als einfach, doch es ist auch sehr spannend wie sich alles letztendlich entwickelt und was dabei zu Tage gefördert wird.
Autor: Hülsmann, Petra

Für alle, die einen Glücksmoment brauchen - 5 Sterne

Isabelle, eine junge Floristin, ist ein Gewohnheitstier wie es im Buche steht und hat etwas gegen Veränderungen und Chaos. Verpflichtend für sie ist ihre Dailysoap Liebe!Liebe!Liebe! und die Mittagssuppe beim Vietnamesen Mr. Lee von gegenüber. Als daher dort ein neues Restaurant aufmacht, ist sie deshalb mehr als nur deprimiert. Im neu eröffneten Restaurant Thiels schwingt nun der Feinschmecker Jens den Kochlöffel und der hält von Isas Suppenwünschen nicht das geringste. Während sie also auf eine kulinarische Reise von Jens geschickt wird, mischt auch seine 16jährige Schwester Merle das Leben von Isa gehörig auf. Bei all dem leckeren Essen, der Suche nach dem Bämm-Moment mit ihrem Traummann (den es erst noch zu finden gilt), den Problemen im Blumenladen und dem ganz normalen Wahnsinn, ist es gar nicht so leicht zu erkennen, was man manchmal direkt vor der Nase hat.

Das mittlerweile 3. Buch von dieser Autorin und ich hoffe auf viele viele weitere! Mit ihrem humorvollen, liebenswerten und auch berührenden Erzählstil, kann man gar nicht anders als mit den Figuren bis zum Ende mitzufiebern. Sie sind bei weitem nicht perfekt, haben so ihre eigenen Dramen und sind doch nur auf der Suche nach der Liebe, weshalb gerade das sie so wahnsinnig sympathisch macht, denn irgendwie kennt man das doch alles von sich selbst nur zur Genüge. Klar, werden auch einige Klischees bedient und man weiß natürlich wie die Geschichte wohl enden wird, doch das macht gar nichts, denn dem Charme der Handlung kann man sich nach dem Kennenlernen der Figuren und den unglaublich unterhaltsamen Zusammenkünften von Isa und Jens (lachen auf eigene Gefahr!) gar nicht mehr entziehen. Aber es sei gewarnt, dieses Buch könnte dazu führen, dass man eine fast schon unanständige Sucht nach Köchen und ihrem leckeren Essen entwickelt (besonders betrifft dies das sogenannte Schokoladenmalheur, Rezept im Buch anbei).

Für Isa ist Ordnung das halbe Leben und sie ist jemand der von der großen Liebe auf dem ersten Blick, nein falsch, auf den sogenannten ersten BÄMM-Moment wartet, wie es bei ihren Eltern war und sich dabei schon richtig darauf fixiert, was hier noch zu einigen Turbulenzen führt.
Jens hingegen ist mit seinem neueröffneten Restaurant und der Verantwortung für seine kleine Schwester ziemlich überfordert und von der Liebe hält er nach seinen letzten Beziehungen nicht mehr viel. Da hat es ihm gerade noch gefehlt es mit einem Suppenkasper à la Isa zu tun zu bekommen, die ihm dann auch noch Blumendeko für sein Restaurant einreden will. Dennoch ist Jens ein Mann der wirklich sehr viel Geduld beweist und jede Menge Sinn für Humor besitzt.

Aber nicht nur die Haupfiguren Jens und Isa muss man gernhaben, auch die Nebencharaktere sind wieder liebevoll besetzt und mich hat es ganz besonders gefreut, dass auch der Taxifahrer Knut mit seinen Lebensweisheiten, hier wieder mit dabei ist und diesmal selbst etwas Hilfe in Liebesdingen braucht.

Fazit: Ein wirklich wunderbares Buch um mal wieder einfach abzuschalten und herrlich zu lachen. Auch wenn manche Dinge etwas überzogen dargestellt werden und man natürlich den Handlungsverlauf ziemlich schnell vorhersagen kann, sind es allesamt so sympathische Charaktere, dass man einfach weiterlesen muss. Es ist bei weitem keine kitschige Liebesgeschichte, hat durchaus auch ernste Untertöne und zeigt wieder einmal, wie kompliziert man alles machen kann, wo man sich doch einfach nur darauf besinnen sollte, was einen wirklich glücklich macht.

Eine Familiengeschichte der besonderen Art - 5 Sterne

Ein Buch über eine Familie in der es zur Tradition geworden ist, dass die Frauen Bettelarmbänder tragen und so selbst ein Teil der Gesamtgeschichte werden. Hier treffen wir auf drei Generationen von Frauen, die Großmutter Lolly, ihre Tochter Arden und deren Tochter Lauren. Als Arden und Lauren nach langer Zeit Lolly besuchen fahren, wird es eine Zeit voller Veränderung und Lebensweisheit, in denen diese nicht nur erfahren, was es heißt nichts zu bereuen, sondern ihr Verständnis zueinander durch die Geschichten der Anhänger von Lolly sie wieder alle näher zusammenbringt.

?In diesen Anhängern ist jeder Moment meines Lebens festgehalten ? Und des euren auch. Keine von uns würde heute ohne sie hier sitzen. Sie erzählen die Geschichte davon, woher wir kommen, wie weit wir es gebracht haben und wohin wir noch zu gehen hoffen.?

Dieses Buch hat mich wirklich sehr berührt. Es regt zum Nachdenken an und man wünscht sich selbst eine solche Tradition in der Familie zu haben, die viele schöne Erinnerungen enthält und die man von Generation zu Generation weitergeben kann.

Lolly als Patriarchin ist es hier die an der Tradition der Anhänger festhält, während Arden ihres längst nicht mehr trägt und es nie ganz verstanden hat, warum ihre Mutter so versessen darauf ist. Doch nach und nach erfährt sie, vieviel an Geschichte der eignen Familie in diesen Anhängern wirklich steckt und lernt endlich wieder, was das Leben wirklich ausmacht. Lauren, die ihre lebenslustige und sehr extrovertierte Oma liebt, lernt dadurch nicht nur mehr über ihre Mutter und Großmutter, sondern auch wie wichtig es ist, sich nicht zu verbiegen und das zu tun was einem Freude macht. Beide, also Arden und Lauren, sind so von Pflichtgefühl erdrückt und haben ihre eignen Träume zugunsten dieser scheinbar aufgegeben.

Dieses Buch zeigt, wie wichtig es ist den Weg zu sich selbst zu finden um nichts bereuen zu müssen und sich nicht zu schämen anders zu sein, denn jeder Mensch ist anders und so facettenreich wie eine Schneeflocke, wie Lolly zu sagen pflegt.

?Es liegt an uns, nicht zu vergessen, wie vielschichtig wir sind, und all diese eigentümlichen kleinen Ecken und Kanten zu feiern, die uns zu dem machen, der wir sind.?

Einerseits geht es hier stark um die Familienbande, aber natürlich auch, wie kann es anders sein, um die Liebe. Die Angst davor verletzt zu werden und sich völlig auf jemand anderen einzulassen. Doch auch hier zeigt Lolly anhand ihrer eigenen Geschichte wie schön es sein kann, sein Herz zu verschenken, auch wenn man nie sicher sein kann was passieren wird.

?Die Liebe ist voll großer Schönheit und großem Schmerz. Aber das Leben hat keine Schönheit, wenn du dein Herz nicht riskierst. Die Fähigkeit zu lieben, ist eines der größten Geschenke, die uns gegeben wurden. Sie ist der Grund, warum wir hier sind.?
Dieses Buch ist voller Botschaften, die mit wunderbaren Geschichten untermalt werden, sodass man ziemlich oft mit seinen eigenen Emotionen kämpfen muss. Sicher es ist eine Geschichte die teilweise natürlich etwas zu rosa gefärbt ist, dennoch aber auch ernsthafte Momente hat und daher definitiv weit von seicht entfernt ist. Kleinigkeiten, die jetzt nicht ganz logisch sind oder eben schon etwas zu viel des Guten, tun der Geschichte jedoch keinen Abbruch, weil sie einem nicht nur unter die Haut, sondern auch zu Herzen geht.

Fazit: Eine so wundervolle und voll an Lebensweisheiten geschriebene Geschichte, dass man noch viel mehr dieser Erinnerungen von Lolly und ihren Anhängern gelesen hätte. Es sind drei Frauen, die alle auf ihre Weise von ihrer Umgebung geprägt wurden und sich alles in allem doch viel ähnlicher sind, als man es zu Beginn ahnt. Ein sehr emotionales Buch, das obwohl es teilweise auch sehr verklärt wirkt, dennoch dem Lesegenuss keinen Abbruch tut und einem nicht nur einmal die Tränen kommen, ob der berührenden Szenen und deren wunderbaren, fast schon poetischen Aussagen. Es ist eine Geschichte über Familie, Tradition, Liebe und so vielem mehr.