Mario Vargas LlosaHarte Jahre

Taschenbuch

Suhrkamp; Suhrkamp Verlag (2021)

408 Seiten; 28 mm x 118 mm

ISBN 978-3-518-47134-0

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Harte Jahre

Besprechung
»Llosa liefert ... virtuose Aufklärungsarbeit, um solche Zeiten in Zukunft hoffentlich etwas öfter zum Besseren wenden zu können.« Tom Wohlfarth neues deutschland 20210224

Langtext

Harte Jahre ist ein vielstimmiges Romanepos über Macht, Verschwörung und Verrat - über die Fallstricke der Geschichte und die dreisten Machenschaften imperialer Politik. Und ein virtuoser literarischer Hochseilakt.

Im Jahr 1954 bringt ein Militärputsch die Regierung Guatemalas zu Fall, mit freundlicher Unterstützung des CIA. Und zwar vermittels einer dreisten Lüge, die als Wahrheit durchgeht: US-Präsident Eisenhower hatte in Umlauf gebracht, Guatemalas Präsident Árbenz billige und unterstütze die Ausbreitung des sowjetischen Kommunismus auf dem Kontinent. Eine Lüge, die das Schicksal ganz Lateinamerikas verändern wird. Diese folgenreiche historische Episode - die uns schmerzlich an unsere Gegenwart erinnert - greift Mario Vargas Llosa auf und erzählt sie lebhaft und packend in ihrer ganzen Vielgestaltigkeit. Wer gründet welche Intrigen? Wer sind die Profiteure? Wer bleibt auf der Strecke?



Mario Vargas Llosa, geboren 1936 in Arequipa/Peru, studierte Geistes- und Rechtswissenschaften in Lima und Madrid. Bereits während seines Studiums schrieb er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und veröffentlichte erste Erzählungen, ehe 1963 sein erster Roman Die Stadt und die Hunde erschien. Der peruanische Romanautor und Essayist ist stets als politischer Autor aufgetreten und ist damit auch weit über die Grenzen Perus hinaus sehr erfolgreich. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Das grüne Haus, Das Fest des Ziegenbocks, Tante Julia und der Schreibkünstler und Das böse Mädchen.
Vargas Llosa ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer und europäischer Universitäten und hielt Gastprofessuren unter anderem in Harvard, Princeton und Oxford. 1990 bewarb er sich als Kandidat der oppositionellen Frente Democrático (FREDEMO) bei den peruanischen Präsidentschaftswahlen und unterlag in der Stichwahl. Daraufhin zog er sich aus der aktiven Politik zurück.
Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er 1996 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2010 den Nobelpreis für Literatur. 2021 wurde er in die Académie Française aufgenommen. Heute lebt Mario Vargas Llosa in Madrid und Lima.



Thomas Brovot lebt als Übersetzer (unter anderem Mario Vargas Llosa, Juan Goytisolo, Federico García Lorca) in Berlin. Seine Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Paul-Celan-Preis.




Ein historischer Roman - viel Historie, wenig Roman
von OWI
Vargas Llosa beschreibt in diesem "Roman" die Geschichte Guatemalas im Zeitalter des Kalten Krieges. Es geht dabei hauptsächlich darum, wie skrupellos die USA in ihrem "Hinterhof" vermeintlich kommunistische Regierungen, auch wenn sie demokratisch gewählt worden waren, stürzen ließen und durch gefügige Regime, die das Kapital und vor allem die United Fruit Company schützen, ersetzt haben. Man nahm billigend in Kauf, dass es sich dabei um Diktatoren handelte, wichtig war nur, dass sie die Interessen der USA vertraten.
Weitgehend beschreibt Vargas Llosa hier Geschichte. Alle wesentlichen Figuren sind echte historische Personen. Nur einige, eigentlich für den Lauf der Historie nebensächliche, sind fiktiv, so die Hauptfigur, eine schillernde Frau, die als Geliebte eines von den USA protegierten Diktators dem Buch einen Rahmen gibt. Und gleichsam, weil sie die Sicht der USA vertritt, vom Autor "benutzt" wird, um die verlogenen und zweifelhaften Positionen des angeblichen "Mutterlandes der Freiheit und der Demokratie" zu entlarven bzw. zu kommentieren.
Die Hauptpointe am Ende ist, dass sie sich als alte Frau erfreut zeigt, dass ein gewisser Donald Trump gerade Präsident geworden ist. So schlägt Vargas Llosa die Brücke in die Gegenwart: Trump ist nur das, was die USA seit dem Zweiten Weltkrieg immer waren.
Empfehlenswert!

Harte Jahre
Der Wikipedia-Eintrag zu diesem Thema klingt so, als wäre das Ereignis nicht von Bedeutung gewesen, als hätte es gar nicht stattgefunden: Guatemala als Hotspot von Wirtschaftsinteressen wird mit einer dreisten Lüge (dass die Kommunisten dort ihr Zentrum haben) aufgemischt. Vargas macht daraus einen ganzen Roman, und alle Beteiligten kommen zu Wort. Oft fragt man sich dann doch, was ist Wirklichkeit, was ist Fiktion, und ein Nobelpreisträger kann das eben gut, dem Leser den Spiegel vorhalten! Welche Gerüchte hat die CIA in die Welt gesetzt und wie kann ein Medienmogul soviel Unwahrheiten verbreiten, dass sich die Geschichte ganz Südamerika verändert? So träumen wir zusammen mit Vargas weiter von einer Demokratisierung dieser Länder, die durch Einmischung der USA so viel verloren haben und in einen Zustand zurückgefallen sind, der weit weg von Freiheit ist.

Harte Jahre
Mario Vargas Llosa widmet sich in seinem neuen Roman der jüngeren Geschichte Guatemalas, die exemplarisch für die meisten mittelamerikanischen Länder steht. Am Beispiel einiger ausgewählter Protagonisten erzählt er, wie ein großer Lebensmittelkonzern mit Hilfe der CIA eine Regierung stürzte, um eine Land-. und Steuerreform zu verhindern. Da in den USA der 50er Jahre ein geradezu paranoider Antikommunismus herrschte, hatten diese Organisationen leichtes Spiel, einen von Amerika finanzierten Putsch zu organisieren. In der Folge kam es zu weiteren Umstürzen, an denen oftmals dieselben Personen im Hintergrund mitwirkten. Andere mussten ins Exil und trieben in anderen Diktaturen Mittelamerikas ihr Unwesen. Vargas Llosa gelingt es wie in all seinen anderen politischen Romanen kühle Analyse mit spannender Erzählung zu verbinden und macht so komplexe historische Zusammenhänge für eine breite Leserschaft zugänglich. Hervorragend!
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