Rezensionen

Rezensionen von OWI

Autor: Ottessa Moshfegh

Hände weg von diesem Blödsinn! - 1 Sterne

Mir ist nicht klar, was dieser Roman soll. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die dadurch einen Neustart für ihr Leben finden möchte, dass sie ein Jahr lang überwiegend nur schläft. Sie erreicht das mit Hilfe einer dubiosen Psychiaterin, die ihr einen noch dubioseren Cocktail an Schlafmitteln und anderen Psychopharmaka verschreibt, mit denen sich die "Patientin" einfach wegbeamt...

Abgesehen davon, dass so etwas niemand überleben würde: Man wartet in diesem Buch auf eine Pionte, die aber niemals kommt! Die Geschichte mäandert ebenso ziellos dahin wie ihre Protagonistin.

Fazit: Ich habe das Buch weggeworfen. Schade um den Platz im Regal. Am besten also: Gar nicht kaufen!

Joel Dicker oder "Der Roman fürs schnelle Geld" - 2 Sterne

Die ersten drei Bücher von Joel Dicker fand ich brilliant. In jedem von ihnen verknüpfte er eine spannende und rasante Handlung mit glaubwürdig und präzise gezeichneten Charakteren und sprachlicher Qualität.

Sein insgesamt vierter Roman überrascht - leider - sehr negativ. Ja, das Spannende und Rasante an der Handlung ist geblieben. Aber an allen anderen Ecken und Enden fehlt es erschreckend. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dem Autor ginge es hauptsächlich um das "schnelle Geld", darum, die Erfolgswelle, auf der er momentan schwimmt, kommerziell auszunützen, solange eben diese Welle anhält.

Zur Sprache: Es könnte - vielleicht - auch einfach an einer schlechte Übersetzung liegen, aber sie ist erschreckend im Niveau gefallen. Formulierungen wie "Ich war fix und alle" oder "Die Kacke war jetzt am Dampfen" fand man in keinem seiner Romane bisher. Und das sind - glauben Sie mir bitte - nur zwei von vielen Beispielen.

Noch mehr stört mich aber, wie plump und schablonenhaft, ohne jede Nuancierung, er seine Charaktere zeichnet. Dadurch werden sie völlig unglaubwürdig. Da gibt es einen Supermann (Lew), der einfach alles kann und alles weiß. Korrespondierend dazu ein Supergirl (Anastasia), schöner als jede andere, intelligent sowieso und natürlich jedem materiellen Streben abhold, auf die "wahre Liebe" aus. Da gibt es einen gutmütigen Trottel (Macaire), der in gutem Glauben alles falsch macht, was man falsch machen kann. "Willig, aber blöd", um Hans Moser zu zitieren. Da gibt es eine böse Mutter (Olga), die einzig davon getrieben ist, ihre Töchter reich zu verheiraten. Und so weiter und so fort...

Und drittens schafft Dicker die häufigen Wendungen in seiner Geschichte nicht raffiniert sondern sehr häufig eben..., ja auch plump. Aufgrund banaler Gründe verfehlen sich zwei Protagonisten knapp und unglücklich, etc...

Ich weiß, dass man Dicker NICHT mit Karl May vergleichen kann. Aber ich tue es doch! Erstens erinnert mich Supermann Lew zu sehr an Kara Ben Nemsi/Old Shatterhand. Der konnte auch einfach alles. Und zweitens sind auch Karl Mays erste Romane qualitativ deutlich besser als jene späteren sogenannten Kolportage-Romane, die er für den Verlag Münchmeyer schrieb, und wo es ihm sichtlich ums "Zeilenschinden" ging...

Leider widmet Dicker, der in dem Roman ja auch selbst auftritt, sein Werk seinem verstorbenen Verleger Bernard de Fallois, den er in der Rahemnhandlung mehrfach beschreibt und auch zu Wort kommen lässt. Wenn Fallois so war, wie Dicker ihn schildert, dann hätte er "Das Geheimnis von Zimmer 622" nicht veröffentlicht, zumindest nicht so. Gut, dass er das nicht mehr erleben musste...

FAZIT: Wer Joel Dicker noch nicht kennt, halte sich an seine ersten drei Romane. Wer diese kennt, den vierten aber nicht, soll diesen Autor in Erinnerung behalten so, wie er war.

P.S.: Hier der Link zu einer ausführlichen Rezension, die es auf den Punkt trifft: https://www.tagblatt.ch/kultur/im-kitsch-angekommen-das-neue-buch-des-genfer-starautors-joel-dicker-geht-weg-wie-warme-semmeln-dabei-ist-es-schludrig-geschrieben-ld.2107031

Seelenwanderung, einmal anders. - 4 Sterne

Das ist das dritte Buch von Safier, das gelesen habe. Nach "Mieses Karma 1+2". Dort ging es ja um Reinkarnation. Auch in "Plötzlich Shakespeare" nähert sich Safier dem Thema an, wie es denn so wäre in einem anderen Leben. Diesmal aber nicht im Sinne einer Reinkarnation. Diesmal "fährt" eine Frau in den Körper Shakespeares, der ab nun von zwei Seelen bewohnt wird.
Das schildert der Autor wie gewohnt mit viel Humor, Wortwitz und Skurrilitäten. Und doch geht es ihm irgendwie immer auch um die großen Fragen: Wer sind wir? Wie sieht ein gelungenes Leben aus? Was ist und wie findet man die wahre Liebe?
Nach Buch Nummer 3 bin ich Safiers noch auf keinen Fall überdrüssig und neugierig auf weitere Variationen des Themas...
Autor: David Safier

Seelenwanderung, einmal anders. - 4 Sterne

Das ist das dritte Buch von Safier, das gelesen habe. Nach "Mieses Karma 1+2". Dort ging es ja um Reinkarnation. Auch in "Plötzlich Shakespeare" nähert sich Safier dem Thema an, wie es denn so wäre in einem anderen Leben. Diesmal aber nicht im Sinne einer Reinkarnation. Diesmal "fährt" eine Frau in den Körper Shakespeares, der ab nun von zwei Seelen bewohnt wird.
Das schildert der Autor wie gewohnt mit viel Humor, Wortwitz und Skurrilitäten. Und doch geht es ihm irgendwie immer auch um die großen Fragen: Wer sind wir? Wie sieht ein gelungenes Leben aus? Was ist und wie findet man die wahre Liebe?
Nach Buch Nummer 3 bin ich Safiers noch auf keinen Fall überdrüssig und neugierig auf weitere Variationen des Themas...
Autor:

Spannend wie ein Kriminalroman - leider aber eine wahre Geschichte. - 5 Sterne

Ich beschäftige mich sehr gerne mit der Historie, also mit "Geschichte". Das heißt konkret, dass ich sehr viele "Geschichtsbücher" besitze. Meiner Erfahrung nach gibt es unter den guten und fundierten "Geschichtsbüchern" zwei Arten: Die einen sind von "echten" Historikern geschrieben. Sehr oft sind sie extrem detailreich, "wissenschaftlich korrekt" eben, fundiert, etc..., lesen sich aber schwer, da ein guter wissenschaftlicher Historiker noch lange kein guter Autor sein muss, der Geschichte auch fesselnd vermitteln kann. Sie arbeiten sich sehr häufig primär durch die Archive. Und so trocken sind dann oft ihre Bücher. Die anderen sind entweder Historiker, die auch über ein Schreib-Talent verfügen, oder eben Journalisten, die sowohl mitreißend schreiben als auch gut recherchieren können. Und die mehr als die echten Historiker auf "oral history" also die Befragung von Zeitzeugen setzen. Ehrlich gesagt mag ich diese zweite Art VIEL lieber!

So ein Buch ist auch Adam Higginbotham gelungen. Er beschreibt die Vorgeschichte, die Geschichte und das "Nachleben" des Super-GAUs aussergewöhnlich lebendig, fundiert und verständlich. Und weil diese lebendig geschilderte Geschichte eben ein so dramatisches Ereignis beschreibt, liest sich das Buch sehr spannend. Es ist ein wahrer Pageturner!

Absolute Kaufempfehlung!!

Autor: Mario Vargas Llosa

Ein historischer Roman - viel Historie, wenig Roman - 4 Sterne

Vargas Llosa beschreibt in diesem "Roman" die Geschichte Guatemalas im Zeitalter des Kalten Krieges. Es geht dabei hauptsächlich darum, wie skrupellos die USA in ihrem "Hinterhof" vermeintlich kommunistische Regierungen, auch wenn sie demokratisch gewählt worden waren, stürzen ließen und durch gefügige Regime, die das Kapital und vor allem die United Fruit Company schützen, ersetzt haben. Man nahm billigend in Kauf, dass es sich dabei um Diktatoren handelte, wichtig war nur, dass sie die Interessen der USA vertraten.
Weitgehend beschreibt Vargas Llosa hier Geschichte. Alle wesentlichen Figuren sind echte historische Personen. Nur einige, eigentlich für den Lauf der Historie nebensächliche, sind fiktiv, so die Hauptfigur, eine schillernde Frau, die als Geliebte eines von den USA protegierten Diktators dem Buch einen Rahmen gibt. Und gleichsam, weil sie die Sicht der USA vertritt, vom Autor "benutzt" wird, um die verlogenen und zweifelhaften Positionen des angeblichen "Mutterlandes der Freiheit und der Demokratie" zu entlarven bzw. zu kommentieren.
Die Hauptpointe am Ende ist, dass sie sich als alte Frau erfreut zeigt, dass ein gewisser Donald Trump gerade Präsident geworden ist. So schlägt Vargas Llosa die Brücke in die Gegenwart: Trump ist nur das, was die USA seit dem Zweiten Weltkrieg immer waren.
Empfehlenswert!
Autor: Mario Vargas Llosa

Ein historischer Roman - viel Historie, wenig Roman - 4 Sterne

Vargas Llosa beschreibt in diesem "Roman" die Geschichte Guatemalas im Zeitalter des Kalten Krieges. Es geht dabei hauptsächlich darum, wie skrupellos die USA in ihrem "Hinterhof" vermeintlich kommunistische Regierungen, auch wenn sie demokratisch gewählt worden waren, stürzen ließen und durch gefügige Regime, die das Kapital und vor allem die United Fruit Company schützen, ersetzt haben. Man nahm billigend in Kauf, dass es sich dabei um Diktatoren handelte, wichtig war nur, dass sie die Interessen der USA vertraten.
Weitgehend beschreibt Vargas Llosa hier Geschichte. Alle wesentlichen Figuren sind echte historische Personen. Nur einige, eigentlich für den Lauf der Historie nebensächliche, sind fiktiv, so die Hauptfigur, eine schillernde Frau, die als Geliebte eines von den USA protegierten Diktators dem Buch einen Rahmen gibt. Und gleichsam, weil sie die Sicht der USA vertritt, vom Autor "benutzt" wird, um die verlogenen und zweifelhaften Positionen des angeblichen "Mutterlandes der Freiheit und der Demokratie" zu entlarven bzw. zu kommentieren.
Die Hauptpointe am Ende ist, dass sie sich als alte Frau erfreut zeigt, dass ein gewisser Donald Trump gerade Präsident geworden ist. So schlägt Vargas Llosa die Brücke in die Gegenwart: Trump ist nur das, was die USA seit dem Zweiten Weltkrieg immer waren.
Empfehlenswert!
Autor: Martin Pollack

Die geschichte der Emigration aus Galizien - 4 Sterne

Die Massenemigration aus dem ärmsten Kronland der Monarchie, Galizien, ist Thema dieses Buches und wird detailreich nachgezeichnet. Ein - zumindest für mich - kaum bekanntes Kapitel europäischer Geschichte. War gut, auch darüber mal etwas zu lesen.
Autor:

Die Geschichte der Emigration aus Galizien - 4 Sterne

Die Massenemigration aus dem ärmsten Kronland der Monarchie, Galizien, ist Thema dieses Buches und wird detailreich nachgezeichnet. Ein - zumindest für mich - kaum bekanntes Kapitel europäischer Geschichte. War gut, auch darüber mal etwas zu lesen.
Autor: Sorj Chalandon

Wenn das "Glück auf!" zu Ende geht - ein großartiger Berbau-Roman - 5 Sterne

Welch ein Buch! Chalandon schreibt eine Geschichte von Schuld, Verdrängung, Sühne und Rache. Vor allem aber ist es ein Lobgesang auf die untergegangene Welt des Bergbaus und damit sein Abgesang. Er spielt im nordöstlichsten Zipfel Frankreichs im ehemaligen Steinkohle-Revier des Departement Nord. Ich kenne die Region ein bisschen und habe sie beim Lesen des Romans vor Augen gehabt, diese Abraumkegel, die zu den einzigen Erhebungen im ansonsten flachen Land geworden sind.
Es geht um die harte Arbeit der Kumpels, die ständige Gefahr und um ein großes Grubenunglück (dieses hat tatsächlich stattgefunden - Chalandon widmed den Roman den 42 Toten, die er in seiner Widmung namentlich anführt) und um das damit verwobene persönliche Unglück der Hauptfigur Michel. Und um eine völlig überraschende Wende der Geschichte...