Karin PeschkaDschomba

Hardcover

Müller, Otto, Verlag Ges..m.b.H. & Co. KG (2023)

378 Seiten; 40 mm x 125 mm

ISBN 978-3-7013-1303-7

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Dschomba

Langtext
Ein halbnackter Fremder tanzt zwischen den Gräbern des Eferdinger Pfarrfriedhofs. Es ist November 1954, ein nasskalter Tag, und Dragan Dzomba ist auf der Suche. Vor dem Friedhofstor stehen die Bürger - aufgebracht, misstrauisch, neugierig. Nur der Dechant nähert sich dem Serben und gibt ihm schließlich Quartier im Pfarrhof. Dragan spricht nicht viel, immer wieder zieht es ihn hinaus zum Lagerfriedhof nahe der Donau. Dort, wo es kaum Spuren der Vergangenheit gibt, sucht Dragan aber genau diese. Er bezieht die Hütte auf dem "Serbenfriedhof", schließt Freundschaften, erlebt Anfeindung und Argwohn. Jahre später, alt geworden, sitzt er im Gasthof "Zum roten Krebs" am Stammtisch. Dem Fremden bleibt das Fremde haften, das Seltsame. Ab und zu stellt ihm die zehnjährige Wirtstochter ein Bier hin. Sie ist in ihren Tagträumen daheim und fühlt eine Verbindung zu dem Mann, der nach Wald und Erde duftet, der vor ihr da war und weiß, welche Geschichte sich unter den Feldern verbirgt. Mit "Dschomba" schreibt sich Karin Peschka das Wissen um die Vergangenheit jenes Ortes, in dem sie aufgewachsen ist, in die eigene Biografie. Sie erzählt vom Leben in einer kleinen Stadt, von Begegnungen, von Lebenswegen und -wendungen, und ein wenig davon, wie es ist, als Wirtstochter aufzuwachsen.

Beschreibung für Leser
Nominiert für den Österreichischen Buchpreis 2023 (Longlist)

Geboren 1967, aufgewachsen in Eferding, Oberösterreich, als Wirtstochter. Besuchte die Sozialakademie Linz und lebt seit 2000 in Wien. Arbeitete u. a. mit alkoholkranken Menschen und mit arbeitslosen Jugendlichen, aber auch mehrere Jahre im Bereich Onlineredaktion und Projektorganisation. Karin Peschka publizierte in diversen Anthologien und schrieb Kolumnen für oe1.ORF.at. 2008 erschien in der Edition Neuhauser Kunstmühle ihr Kunstbuch "Sterntaler" (mit Michael Hedwig). Ausgezeichnet u. a. mit dem Literaturpreis Wartholz, dem Floriana Literaturpreis, dem Literaturpreis ALPHA und dem Ingeborg-Bachmann-Publikumspreis. Für die Arbeit an ihrem neuen Roman "Dschomba" erhielt die Autorin ein Robert-Musil-Stipendium (2020-2023). Ihr Debütroman "Watschenmann" wurde 2019 für die Bühne adaptiert und im Wiener Volkstheater aufgeführt.


auf den Spuren der Vergangenheit
von PeLi
Die Geschichte beginnt an einem nasskalten Novembertag, im Jahr 1954, als ein halbnackter Mann auf dem Friedhof des kleinen österreichischen Ortes Eferding tanzt.
Die Dorfbewohner beäugen diesen seltsamen Unbekannten aus sicherer Entfernung, sind sich sicher, das muss ein Verrückter sein. Keiner traut sich, sich ihm zu nähern, also wird der Dechant des Ortes zu Hilfe geholt, denn der ist, nach Meinung der Schaulustigen, ja schließlich für den Friedhof zuständig.
Der Dechant hat keine Angst, er spricht mit dem Fremden, der, wie sich herausstellt, ein Serbe namens Dragan Džomba ist. Die beiden Männer reden kurz miteinander und schließlich nimmt der Dechant den Unbekannten mit ins Pfarrhaus, wo er ihm Verpflegung und ein kleines Zimmer zum Übernachten anbietet. Dschomba nimmt die Einladung an und wohnt dann eine ganze Weile im Haus des Dechants.

Den Dorfbewohnern und ganz besonders einem von ihnen, ist es allerdings ein Dorn im Auge, dass ein Fremder, der auch noch so anders ist als sie selbst, im Pfarrhaus wohnt. Irgendwann muss Dschomba aus dem Pfarrhaus ausziehen und findet ein ungewöhnliches neues Zuhause direkt auf dem Friedhof, auf dem er sowieso den Großteil seiner Zeit verbringt. Hier , wo früher ein großes Kriegsgefangenenlager war, liegen viele Serben begraben und was er dort sucht, sind Spuren seiner eigenen Vergangenheit. Zwischendurch wird er wird immer wieder geplagt von schlimmen Erinnerungen. Diese Erinnerungen teilt er nur mit wenigen Personen und nur die wissen von dem tiefen Schmerz, den er mit sich herumschleppt.

Dschomba bleibt in dem Ort und auch nach vielen Jahren ist er dort für viele Einheimische noch der fremde Serbe, dem man besser aus dem Weg geht, weil er etwas verrückt ist. Doch er findet auch ein paar wenige Menschen, die zu Freunden werden und ihn akzeptieren wie er ist.

"Dschomba" war mein erstes Buch von Karin Peschka und ich fand es , ehrlich gesagt, nicht leicht zu lesen, denn der Schreibstil ist schon sehr ungewöhnlich. Kurze abgehackte Sätze, oftmals sogar unvollendet. Anfangs war das schon sehr gewöhnungsbedürftig für mich und es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mich an diesen Sprachstil gewöhnt hatte. Doch dann fand ich doch noch rein in diese ungewöhnliche Geschichte um den "verrückten Serben", der nach außen hart wirkt, aber im Innern einen großen Schmerz mit sich herumträgt. So hat mir dieses ungewöhnliche Buch nach holprigem Start doch noch sehr gut gefallen.

Leben in der Fremde
Leben in der Fremde

Das Buch spielt in Eferding - einer kleinen Stadt in Oberösterreich. Die Autorin stammt aus dieser Stadt, daher hat sie natürlich das Ambiente authentisch umsetzen können. Auch dass man die Nachkriegszeit beim Lesen fühlen kann, finde ich toll gelungen.
Drankar Dzomba, genannt Dschomba, für ihn bleibt dieser Ort doch immer fremd. Durch sein Verhalten war er immer wieder Gesprächsthema im Ort.

Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gut gefallen und lässt sich flüssig lesen - direkt und die Autorin kommt schnell auf den Punkt. Überflüssige Ausschweifungen werden vermieden.
Das Buch bringt definitiv eine gewisse Dramatik mit sich, und das hat mir sehr gut gefallen - auch der Unterhaltungswert ist gegeben.
Ein gelungenes Werk, welches ich auf jeden Fall weiter empfehlen kann. Meine Erwartungen an das Buch wurden erfüllt.

Verlorene Heimat und Hoffnung
Dragan Dzomba der Serbe, erscheint im November 1954 erstmals in dem kleinen Ort Eferding in Oberösterreich. Trotz der Kälte tanzt er halb nackt zwischen den Gräbern des Friedhofs auf der Suche nach dem Grab seines verstorbenen Bruders. In der Nähe gab es ein Kriegsgefangenenlager. Dragan, den alle nur Dschomba nennen, scheint den Verstand verloren zu haben und bleibt in Eferding. Der Dechant verhilft im zu einer Bleibe, einer kleinen Hütte in der Nähe des Friedhofs. Sie freunden sich an und auch seine Köchin schätzt Dragans Gesellschaft. Dragan bleibt in dem kleinen Örtchen und die Jahre vergehen. Oft sitzt Dragan im Gasthaus "Zum roten Krebs" und erzählt aus seinen Erinnerungen. Eine besondere Freundschaft verbindet ihn mit der kleinen Wirtshaustochter.
Die Autorin Karin Peschka erzählt in gefühlvoller Sprache vom Verlust der Heimat, den Nachwehen des Krieges, aber auch von ungewöhnlichen Freundschaften, Hoffnung und der Liebe zur Natur. Ich schätze den besonderen Schreibstil der Autorin.
Das fast triste Cover spiegelt die Verlorenheit Dragans, die roten Bäume sind karge Zeichen der Liebe.
Im Buch gibt es zwei Landkarten der nahen Umgebung von Eferding und auch ein Glossar der verwendeten serbischen Wörter.
Mich hat dieser Roman emotional tief berührt und er stellt eine faszinierende Reise durch die Geschichte dar.
Absolut lesenswert!
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