Suzette NayrDer Schlafwagendiener

Hardcover

Wagenbach, Klaus, GmbH, Verlag (2023)

240 Seiten; 24 mm x 142 mm

ISBN 978-3-8031-3357-1

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Der Schlafwagendiener

Kurztext / Annotation
Viele der Passagiere auf der Eisenbahnreise quer durch Kanada haben eine besondere Geschichte, auch der stets freundliche und emsige Page Baxter. In einer starken Bildsprache und einer magnetischen Detailfülle wird die Reise mit dieser hochsympathischen Hauptfigur zu einer rasanten und herzergreifenden Tour d'emotion.

Langtext
Baxter träumt davon, Zahnarzt zu werden, und spart dafür jeden Dollar Trinkgeld. Bis er sich das Studium leisten kann, muss er auf mehrtägigen Schlafwagentouren stumm lächelnd und nickend alle Aufträge der reichen, weißen, oft skurrilen Fahrgäste ausführen. Er darf weder seinen eigenen Namen verwenden noch sich den kleinsten Fehler erlauben, dort am untersten Ende der gesellschaftlichen Hierarchie, auf dem Trittschemel beim Schuhepolieren oder beim Kloputzen.Im Jahr 1929 würde er für seine heimliche Hingabe an Männer nicht nur seinen Job verlieren, sondern unweigerlich im Gefängnis landen. Unterdessen bleibt der Zug auf der Fahrt von Montreal nach Vancouver vor einer Schlammlawine stehen. Die Stimmung an Bord wird mit jeder Stunde angespannter. Während des pausenlosen Tag- und Nachtdiensts bekommt der völlig übermüdete Baxter langsam Halluzinationen und hat seine unterdrückten Gefühle immer weniger unter Kontrolle.

Suzette Mayr, geboren 1967, hat für ihre sechs bisher erschienenen Romane bereits mehrere Preise erhalten. 2022 wurde sie für »Der Schlafwagendiener« mit dem renommiertesten kanadischen Literaturpreis, dem Giller Prize, ausgezeichnet. Mayr unterrichtet Kreatives Schreiben an der Universität von Calgary.


Gesellschaftspanorama im Salonwagen
Ein Roman, den man nicht aus der Hand legen kann. Ein Zug mit einer Armee von Köchen, Kellnern und Schaffnern rattert von Toronto nach Winnipeg. Einer dieser Bediensteten ist Baxter, als Schlafwagendiener ganz am unteren Ende der Arbeitshierarchie angesiedelt. Baxter nimmt die LeserInnen mit in die Abteile zu seiner aufreibenden, schlecht bezahlten Tätigkeit. Permanent dem Wohlwollen oder den Schikanen der Reisenden ausgesetzt, abhängig von Trinkgeld und immer in der Angst vor Beschwerden, die Gehaltskürzungen bedeuten. Und er hat ein Geheimnis, er ist homosexuell.

Eine fesselnde und hoffnungsfrohe Geschichte über das Leben einer queeren Person of Color aus den 1930er Jahren
R.T. Baxter träumt vom Studium der Zahnmedizin. Der Weg dorthin ist allerdings lang, denn das Studieren kostet einen Haufen Geld. Baxter heuert als Schlafwagendiener an. Während sich der Zug durch die nordamerikanische Landschaft schlängelt, führt Baxter stumm lächelnd und allzeit bereit die Aufträge der reichen, extravaganten und meist weißen Fahrgäste aus. Diese sehen in Baxter kaum einen Menschen, vielmehr einen Roboter, der nur für ihren eigenen Komfort existiert. Dementsprechend muss der Schlafwagendiener Erniedrigungen, Feindseligkeiten und falsche Freundschaften ertragen. Alles für seinen großen Traum der Zahnmedizin. Als der Zug dann aufgrund eines Unglücks einen unplanmäßigen, mehrtägigen Halt machen muss, verlieren die Passagiere die Nerven und Baxters Traum droht ihm zu entgleiten.

Suzette Mayr beschreibt pointiert, mit viel Fantasie und literarischen Anspielungen gespickt, das Leben eines Schwarzen Mannes mit Hingabe an Männer. Zu einer Zeit, in der diese Hingabe das Karriereende, womöglich sogar einen längeren Gefängnisaufenthalt bedeuten kann.


Der Schlafwagendiener
Dass Suzette Mayr selbst "Creative Writing" lehrt merkt man diesem Roman auf sehr positive Weise an. Ihr sprachlicher Stil beschert eine große Lesefreude und es gelingt ihr mit einem Blick fürs Detail unheimlich gut und authentisch Situationen kurz und dynamisch einzufangen. Auch von den historischen Komponenten her sehr interessant - das Leben eines farbigen und zudem schwulen Schlafwagendieners in den 30er Jahren in den literarischen Mittelpunkt zu rücken ist schließlich ungewöhnlich. Dabei auch noch eine zutiefst menschliche Geschichte. Sehr gelungen!
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