Bianca MaraisSumm, wenn du das Lied nicht kennst

Allgemeine Handelsware

Wunderraum (2018)

512 Seiten

ISBN 978-3-336-54794-4

Besorgungstitel, lieferbar voraussichtlich innerhalb von 14 Tagen

Summ, wenn du das Lied nicht kennst

Langtext
Südafrika 1976: Die neunjährige Robin wächst behütet in einem Vorort von Johannesburg auf. In derselben Nation, aber Welten von Robin getrennt, lebt Beauty Mbali, eine verwitwete Xhosa-Frau, die sich allein um ihre Kinder kümmert. Als Robins Eltern getötet werden und zur selben Zeit Beauty in den Wirren des Schüleraufstands von Soweto nach ihrer Tochter sucht, führt das Schicksal diese zwei Menschen zusammen, deren Wege sich sonst nie gekreuzt hätten. Bei Beauty findet Robin Geborgenheit, und es entspinnt sich eine innige Beziehung zwischen den beiden. Doch Robin fürchtet, Beauty wieder zu verlieren, sobald diese ihre Tochter findet. Verzweifelt trifft das Mädchen eine folgenschwere Entscheidung ... Mit diesem Roman setzt die Autorin ihrem Kindermädchen ein literarisches Denkmal.


Emotionale Geschichte über das Überwinden von Vorurteilen
von
In dem Buch "Summ wenn du das Lied nicht kennst" von Bianca Marais geht es um Robin ein neun Jahre altes Mädchen, welches ihre Eltern bei einem Aufstand verliert. Robin soll von nun an bei ihrer Tante aufwachsen, die ist aber beruflich sehr eingebunden und engagiert daher Beauty. Beauty ist eine schwarze Lehrerin vom Stamme der Xhosa und ist selbst in Johannesburg um ihre verschwundene Tochter zu suchen.
Robin beginnt recht schnell Beauty trotz ihres schlimmen Traumas zu vertrauen und entwickelt ein tiefe Beziehung zu ihr. Doch Beauty sucht weiterhin nach ihrer Tochter - und Robin hat Angst wieder verlassen zu werden, sollte Beauty diese finden.
Die Autorin greift in diesem Buch das Thema der Apartheid auf, die vielen Menschen nicht mehr so gegenwärtig ist, obwohl sie schließlich bis 1992 existierte und sie probiert dieses schwierige Themen ihren Lesern einfühlsam und doch einprägsam näher zu bringen.
Insgesamt ein sehr ergreifendes Buch was hervorragend geschrieben ist.
Als zusätzliches Plus hat das Buch eine wunderschöne, liebevolle Gestaltung und ein außergewöhnlicheres Cover und eine tolle Haptik.
Eine klare Leseempfehlung.

Ein wundervolles Debüt, das noch lange nachwirkt
Der 15. Juni 1976 verändert für Robin Conrad alles. Sie lebt wohlbehütet mit ihren Eltern, ihrer imaginären Zwillingsschwester Cat und der Maid Mabel in Witpack, einem ausschließlich von Weißen bewohnten Vorort von Boksburg, in der Nähe von Johannesburg. Sie ist noch nicht mal 10 Jahre alt, als sie ihre Eltern Jolene und Keith bei Rassenunruhen in Johannesburg verliert. Mabel wird verhaftet und Robin kommt zu ihrer Tante Edith, einer Flugbegleiterin, die allerdings mit der neuen Aufgabe und der Trauer um ihre Schwester nicht klar kommt.
Die 49-jährige Beauty Mbali verlässt ihre Heimat die Transkei, lässt ihre Söhne Luxolo, 15, und Khwei, 13, zurück und reist auf einer beschwerlichen Strecke nach Soweto, wo ihre Tochter Nomsa bei Beautys Bruder lebt und dort zur Schule geht. Nach einer Demonstration gegen die Einführung von Afrikaans als Unterrichtssprache ist Nomsa, die die Demo mit anführte, verschwunden.
Auf Umwegen kommt Beauty in den Haushalt von Edith und so lernen sich Robin und Beauty ganz langsam kennen.

Selten hat mich ein Debüt so fesseln und berühren können, wie dieses Erstlingswerk von Bianca Marais. Zum einen weiß die Autorin wovon sie schreibt, da sie selbst als Weiße in Südafrika aufgewachsen ist. Zum anderen kann sich die fiktive Geschichte aber genau so in dem von Apatheit gebeutelten Land abgespielt haben. Ich finde es z.B. so schlimm, wenn sich eine schwarze Frau im Krankenhaus fragt, ob der Eid, den die weißen Ärzte geschworen haben, stärker ist als ihre Vorurteile Schwarzen gegenüber.

Robin und Beauty erzählen ihre Geschichten aus ihrer Sicht in der Ich-Form. Dadurch fühle ich mich ihnen noch näher und bin auch in ihren Gedanken immer bei ihnen. Es ist für mich sehr interessant, verschiedene Situationen aus der Sicht beider Protagonistinnen zu erleben, die dann doch recht unterschiedlich sind. Es ist wunderschön zu lesen, wie sich die Beiden ganz langsam immer näher kommen und eine liebevolle Innigkeit entsteht.

Obwohl die Geschichte viele tragische und auch grausame Momente beinhaltet, schafft es die Autorin, den Schreib- und Erzählstil immer gleichbleibend leicht, unterhaltend und angenehm zu lesen zu halten. Immer wieder dringt trotz der teilweisen Beklemmung eine Prise Humor mit ein. Bianca Marais fängt das Leben von Robin und Beauty mit all seinen unterschiedlichen Facetten sehr gut ein. Die beschriebenen Eindrücke von Demütigung und Hass, aber auch von Hoffnung, Mut und Freundschaft werden mich bestrimmt noch eine Weile verfolgen.

Dass immer mal wieder Wort, ganze Sätze oder Redewendungen in der typisch afrikanischen Landessprache einfließen, gefällt mir sehr gut. Erläutert werden sie im anhängenden Glossar, das aber für das Verständnis selbst nicht norwendig gewesen wäre.

"Summ, wenn Du das Lied nicht kennst" ist soviel mehr als ein Roman über Apartheit. Er vermittelt die Trauer, die Zerrissenheit, die Missstände, aber auch die Hoffnung und den Mut Vieler hier einiges zu ändern in einer Leseform, die mich stark beeindruckt hat.

Stumm, wenn du das Lied nicht kennst
Südafrika 1976, das Land ist gespalten in schwarz und weiß.
Schwarz: In den Townships von Soweto formiert sich der Widerstand gegen die rassistische Bildungspolitik und das Apartheidsregime des Landes. Der aus bis zu 20000 Schülern bestehende Demonstrationszug wird von der Polizei gewaltsam und blutig niedergeschlagen. Die 17jährige Nomsa gilt als eine der Anführerinnen des Protestes und ist seitdem verschwunden. Ihre Mutter Beauty Mbali macht sich auf die beschwerliche und gefährliche Suche nach ihr.
Weiß: die neunjährige Robin ist in einer privilegierten weißen Familie aufgewachsen. Dunkelhäutige Menschen kennt sie nur als Bedienstete und aus den abfälligen Erzählungen ihres Vaters, der Vorsteher in einer der Goldminen Johannesburgs ist. Während des Aufstandes werden ihre Eltern getötet. Robin landet bei ihrer Tante Edith, die als Stewardess weder Zeit noch große Lust hat, sich um das traumatisierte Kind zu kümmern. Und da kreuzen sich Robins und Beautys Wege. Robin ist überrascht, wie gebildet Beauty ist, dass eine Schwarze überhaupt Lehrerin sein kann.
Nach und nach erfährt sie immer mehr über die menschenverachtende Politik ihres Landes und die Vorurteile gegen Randgruppen wie Juden oder Homosexuelle. Und je wichtiger Beauty für Robin wird, desto mehr wird ihr klar, dass die Hautfarbe keine Rolle spielt, wenn es um Zuneigung und Freundschaft geht. Als Zusatzlektüre empfehle ich "Reclam 100 Seiten -- Nelson Mandela".
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