Rezensionen

Ein französischer Sommer
Roman

Autor: Francesca Reece

Erschienen 2022 bei S. FISCHER
ISBN 978-3-10-397068-5
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Ein französischer Sommer - 5 Sterne

Die 24jährige Engländerin Leah lebt in Paris in einer Miniwohnung und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Sie ist noch nicht richtig im Leben angekommen und Alkohol- und Drogenkonsum nicht abgeneigt. Da stößt sie auf das Inserat des Schriftstellers Michael, der im Sommer in seiner Villa in Saint Luc eine persönliche Assistentin sucht, die seine Post und Mails beantwortet und vor allem seine Tagebücher von 1968 bis 1970 transkribieren soll. Lea erinnert ihn an Astrid. Wer ist Astrid? Was ist zwischen den beiden geschehen? In Rückblenden erzählt der Autor vom Kennen- und Liebenlernen der beiden und wie Astrid zu Michaels Familie wurde. Doch er behandelt Astrid schlecht, verleugnet sie, indem er Beziehungen mit anderen Frauen eingeht, obwohl er sie liebt.
Mit Leah scheint Michaels jahrelange Schreibblockade beendet zu sein.
Doch welches Spiel spielt Michael? Was will er damit bezwecken, dass Leah gerade die Tagebücher lesen soll, in denen Astrid vorkommt? Im Laufe der Geschichte kommen die unerträglichen Spannungen innerhalb der Familie und im Freundeskreis ans Tageslicht, vor allem zwischen Michael und seiner Frau Anna.
Als Julian, der beste Freund von Michael, nach 45 Jahren auf dem Sommersitz auftaucht, kommt viel Verschwiegenes ans Tageslicht. Entspricht alles der Wahrheit?
Michael ist ein durch und durch unsympathischer Typ – zynisch, überheblich, von sich eingenommen. Glaubt, jede Frau zu bekommen. Um an seine Ziele zu gelangen, manipuliert er Menschen. All seine Beziehungen sind für ihn vollkommen unverbindlich.
Ein spannender Roman mit teils undurchschaubaren Beziehungsgeflechten, einem egoistischen Schriftsteller, der gerne im Mittelpunkt steht und Angst vor den Enthüllungen seiner Freunde hat. Mittendrin Leah, welche die Klassenunterschiede zu spüren bekommt, und auf der Suche nach ihrem Platz im Leben ist.
von Brigitte Thaler - 2023-08-14 15:08:54

Buch mit Atmosphäre - 3 Sterne

Ein französischer Sommer. Titel und locken den Leser in Erwartung eines Sommerromans. Das trifft zwar bedingt sogar zu, aber das Buch ist mehr als das.

Die junge Britin Leah lebt mehr oder weniger ziellos in Paris und wird schließlich Assistentin des Schriftstellers Michael.Sie verbringt daher viel Zeit mit seiner Familie, freundet sich sogar mit der Tochter Clarissa an. Und Leah erinnert Michael an seine lange zurückliegenden große Liebe Astrid.
Leah liest dann Michaels alte Tagebücher, die auf sie faszinieren wie verstörend wirken.

Der Roman hat viele gute Ansätze, aber mich störte ein wenig das sprunghafte. Das wird natürlich auch durch die wechselnden Erzählperspektiven verstärkt. Die Kapitel teilen sich abwechselnd zwischen Leah und Michael als Icherzähler auf. So lernt man aber auch ihre Gedanken kennen.
Mit beiden Protagonisten habe ich mich nicht leicht getan. Andererseits sind sie wirklich interessante Figuren, aber doch blieb ich immer auf Distanz zu ihnen.

Leider gibt es viel Abschweifungen und erhebliche Längen in der Handlung, wobei gerade zu ausgiebige Dialoge stören, die nur Gerede sind und wenig beitragen. Manche Passagen sind auch etwas verwirrend formuliert.

Der Debütroman von Francesca Reece hat vielversprechendes, aber auch noch Luft nach oben.
von yellowdog - 2022-07-02 12:08:00

Intelligenter und wortgewaltiger Roman - 5 Sterne

Die gebürtige Waliserin Francesca Reece erzählt in ihrem Debütroman die Geschichten zweier Protagonisten im Jahr 2016: die von Leah, einer jungen Britin, die in Paris lebt, und die des britischen Schriftstellers Michael Young.

Leah lebt mit ihren 24 Jahren recht plan- und ziellos in den Tag hinein. Sie hat ihr in England begonnenes Studium nicht beendet und ist ohne beruflichen Ehrgeiz. Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, arbeitet sie in einem Café als Bedienung und gelegentlich als Englischlehrerin. Zufällig entdeckt sie in einem Pariser Stadtmagazin eine interessante Anzeige. In dieser wird von einem Autor eine Assistentin zur Unterstützung und Recherche für einen neuen Roman gesucht. Gegen den Rat ihrer Freunde bewirbt Leah sich auf die Anzeige und bekommt die Stelle - allerdings durch eine zufällige Begegnung erst im zweiten Anlauf. Ihr Arbeitgeber für das befristete Arbeitsverhältnis ist Michael Young. Er ist seit den siebziger Jahren erfolgreicher Autor, hat allerdings seit fast 20 Jahren kein Buch mehr veröffentlicht. 

Während der ersten Wochen erledigt Leah kleinere Aufträge für Michael, später begleitet sie ihn und seine Familie nach Südfrankreich, wo die Familie eine Ferienvilla besitzt. Leahs dortige Aufgabe ist es, Michaels Tagebücher aus den Jahren 1968-1970 zu ordnen und zu digitalisieren.
In Saint-Luc geht Leah nicht nur ihrer Tätigkeit nach, sie lernt die Bewohner und Gäste des Hauses näher kennen, genießt den unbeschwerten und komfortablen Lebensstil -  und sie verliebt sich ...

Ebenso wie die Geschichte von Leah wird auch die von Michael aus der Ich-Perspektive erzählt. Er ist fasziniert von Leah, die seiner großen Liebe Astrid so sehr ähnelt, und widmet sich mit Elan seinem neuen Buchprojekt.
Nach und nach werden Michaels Vergangenheit und sein dunkles, schockierendes Geheimnis aufgeblättert.

Der schöne und intelligente Schreibstil hat mich von der ersten Seite an begeistert. Das Buch, anfangs eher in ruhigem Tempo erzählt, wird in der zweiten Hälfte immer spannender, und ich konnte es bis zum Ende kaum aus der Hand legen. Francesca Reece ist es gelungen, die Charaktere der Haupt- und Nebenfiguren authentisch aufzuzeichnen.
Obwohl mir weder Leah noch Michael wirklich sympathisch waren, hat der anspruchsvolle Roman mich sofort in seinen Bann gezogen und mir sehr viel Lesefreude bereitet. 

Klare Leseempfehlung von mir und 5 Sterne!
von Bücherfreundin - 2022-06-16 17:55:00

Sommer auf franzsösisch - 5 Sterne

Was für ein fantastischer Sommer, der unserer Protagonistin Leah bevor steht. Denn sie darf für einen berühmten Schriftsteller seine alten Tagebücher lesen und diese Zusammenfassen. Doch dies ust nicht genug, da sie dies in einer wunderschönen französischen Villa mit Pool im Sommer machen darf. Bei dem Plot und dem Cover habe ich direkt an den Film Swimmingpool gedacht. Die Grundstimmung ist auch die Tendenz. Und dass nicht alles Gold ist was glänzt, dass ist auch nach der Lektüre klar. Denn so edel wie er scheint, ist der Autor nicht und Leah dringt immer mehr in seine frühere Geschichte vor. Ich finde das Buch sehr gut geschrieben. Es lässt sich gut lesen und durch die gewisse Düsterniss die sich aufbaut, wird eine besondere Spannung erzeugt. Ich kann es nicht nur als Sommerlektüre empfehlen, es ist packend das ganze Jahr über.
von inya - 2022-05-11 19:58:00

ein spannender Sommer - 5 Sterne

Das Cover des Buches finde ich sehr ästhetisch gestaltet. Es ist reduziert aber dennoch macht es neugierig auf den Inhalt des Buches. Das Buch dreht sich um einen Sommer in einer wunderbaren Villa. Die Protagonistin Leah hat einen eigentlich traumhaften Job. Sie darf die Memoiren sichten und erstellen von einem berühmten Schriftsteller und dies in dieser tollen französischen Villa, mitten im Sommer. Natürlich ist es malerisch an dem tollen Pool in der Sonne und Leah möchte auch den Job genießen. Doch je mehr sie in die Tagebücher ihres Auftraggebers vordringt, umso mehr tuen sich immer mehr Abgründe auf. Das Buch ist als Sommerlektüre nicht seicht, sondern doch sehr spannend und ich finde es sehr spannend geschrieben. Es fesselt den Leser und man möchte immer mehr über alle Figuren erfahren. Ich kann es nicht nur als Strandlektüre empfehlen.
von v_im_wunderland - 2022-05-05 21:04:00

Ein französischer Sommer - 5 Sterne

Michael ist ein berühmter Schriftsteller, der mich sehr an Michel Houellebecq erinnert. Seit Jahren hat er nichts mehr veröffentlicht und um seine Blockade zu lösen, sucht er nach einer Assistentin, die ihm hilft, seine Tagebücher aufzuarbeiten. Er hat ein ausschweifendes Leben in Soho in den 60ger Jahren geführt, zusammen mit Jenny und Jules. Leah, seine neue Assistentin lebt schon ein paar Jahre in Paris und sie verhofft sich von der neuen Arbeit eine Wende in ihrem Leben. Zusammen mit der ganzen Familie verbringt sie den Sommer auf dem Land. Sie will endlich zur High Society gehören und Teil der Bourgeoisie sein. Den Preis dafür zahlt sie aber schnell. Ein sehr atmosphärischer und literarisch gut umgesetzter Sommerroman!
von Barbara Kumpitsch - 2022-05-04 10:22:47

Malerisch, sinnlich, stimmungsvoll - 3 Sterne

Leah wird auf eine Anzeige im Stadtmagazin aufmerksam, in welcher der Schriftsteller Michael eine Assistentin sucht. Es geht darum, Michaels Tagebücher aus zwei Jahrzehnten zu sichten und zu übertragen. Sie hat gerade erst ihren Abschluss gemacht, ohne genau zu wissen, wie es weitergeht, aber die Anzeige macht sie neugierig. Doch erst über Umwege kommt es zu einem Treffen und die Dinge nehmen ihren Lauf.

Francesca Reece erzählt ihr Debüt aus zwei Ich-Perspektiven: mit Michael taucht man in seine 70er Jahre ein, während Leah im Hier und Jetzt bliebt. Michael wird ungeschönt als rücksichtslose Persönlichkeit dargestellt und seine Vergangenheit gibt interessante Rückschlüsse über sein Verhalten. Leah hingegen hat ein angenehmes Naturell. Mit ihrer Schwäche, den Bewertungen anderer hohe Bedeutung beizumessen, bildet sie einen starken Kontrast zu Michael, der es nicht darauf anlegt, sympathisch zu wirken. Der ausgeglichene Schreibstil verleiht dem Roman einen Flair von Sinnlichkeit und einen spürbaren französischen Esprit voller Klugheit und Charme. Das passt ausgesprochen gut zu der Vorstellung warmer Sommertage und bietet bildhafte Eindrücke französischer Kultur und Landschaftsbilder. Den auch sprachlich spürbaren Wechseln zwischen den Perspektiven, fand ich gelungen. Jugendliche Moderne trifft auf gekünstelte Stabilität. Mit Eingewöhnungszeit wurde der Roman nach zweihundert Seiten deutlich interessanter und ich durchlebte mit Leah aufregende Zeiten. In Hinblick auf das Ende, fehlte es mir an Nachvollziehbarkeit. Dadurch konnte mich die Handlung insgesamt weniger überzeugen, aber die sommerliche Stimmung, der französische Stil und Leah werden mir in guter Erinnerung bleiben. Eine gute Mischung aus anspruchsvollem Stil und federleichtem Sommer.
von La Calavera Catrina - 2022-04-29 21:16:00

Französischer Flair - 4 Sterne



„Ein französischer Sommer“ ist der der erste Roman der Schriftstellerin Francesca Reece.

Ich brauchte ein wenig Zeit, um mich in dem Roman einzulesen.

Die Protagonisten der Schriftsteller Michael und Lea sind die Icherzähler.

Lea soll Michaels Tagebücher seiner Jugendzeit in den 1960er Jahren.sichten.

Michael ist mir immer unsympathischer geworden aber das ist ja Sinn der Sache.

Die Autorin zeigt die Zeiten und Lebensumstände wunderbar. Die Zeiten und de politische Lage in Griechenland ist interessant.
Paris hat sie gut eingefangen, allerdings lebt sie da ja auch,da ist das ja klar.

Es gibt einige sehr unterschiedliche Charaktere.

Der Sommer den Lea bei dem Schriftsteller verbringt ist für sie ziemlich aufregend.

Zeitweise konnte der Roman nicht richtig überzeuge, es gab ein paar Längen. Aber trotzdem wurde ich gut unterhalten.
von begine - 2022-04-26 08:53:00