Rezensionen

Nacht in Caracas
Roman

Autor: Karina Sainz Borgo

Erschienen 2019 bei S. Fischer Verlag GmbH
ISBN 978-3-10-397461-4
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Nacht in Caracas - 5 Sterne

Caracas brennt und mittendrin kämpft Adelaida für sich selbst, denn sie hat nichts und niemanden mehr. Die Not zwingt sie zu grausamen Dingen und so schmiedet sie einen Plan wie sie dem Elend in Caracas entkommt. Dabei geht sie wortwörtlich über Leichen. Präzise und auf wenigen Seiten komprimiert breitet Karina Sainz Borgo eine Geschichte über Venezuela im Ausnahmezustand aus. Fesselnd und grausam zugleich.
von Evelyn - 2019-12-05 17:23:00

Leben in einem sterbenden Land - 5 Sterne

Karina Sainz Borgo erzählt in ihrem Debütroman Nacht in Caracas vom Leben in Venezuela. Es ist die gefährlichste Stadt der Welt, gemessen an Tötungsdelikten. Außerdem herrscht Armut. Selbst alltägliches ist oft nur schwer zu bekommen und stets fehlt das Gefühl der Sicherheit. Entsprechend zerrüttet ist die Gesellschaft.
Dieses negative Lebensgefühl wird exemplarisch durch die Hauptfigur und Icherzählerin Adelaida ausgedrückt, die zu Beginn des Romans gerade ihre Mutter, eine gebildete Frau und Lehrerin, zu Grabe tragen muss.
Der Tod der Mutter ist ein schwerer Verlust für Adelaida, sie verliert dann auch noch ihre Wohnung und sie droht sich selbst zu verlieren.
Adelaide steht stellvertretend für viele junge Menschen. Sie ist intelligent und gebildet, aber sie bekommt keine Chance. Sie kann nur hoffen zu überleben und vielleicht irgendwie das Land zu verlassen. Auch darum ist dieses Land, das sich auch momentan in einer schweren Krise befindet ein sterbendes Land.
Es ist also recht bedrückend zu lesen, aber wie die Autorin die Sprache einsetzt und einen eigenständigen Ton erzeugt, überzeugt sehr. Die in Caracas geborene, jetzt aber in Spanien lebende Autorin, ist zwar Journalistin, aber der Text wirkt nicht direkt dokumentarisch. Ihre Form ist wirklich Literatur und vermittelt ein Bild von Lateinamerika, wie es die meisten deutschen Leser, die davon weit entfernt sind, nicht kennen. Das erzeugt Verstehen und Empathie. Man versteht auch, dass man in Deutschland privilegiert ist.
von yellowdog - 2019-08-14 06:22:00