Rezensionen

Marschlande
Roman | Nominiert für das Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

Autor: Kubsova, Jarka

Erschienen 2023 bei Sigloch Distribution S. Fischer Verlage Remittendenabteilung
ISBN 978-3-10-397496-6
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Marschlande - 5 Sterne

Britta übersiedelt mit ihrer Familie von Hamburg ins Umland - die Marschlande, ein fruchtbarer Landstrich, der allerdings häufig von Flutwellen heimgesucht wird.
Hier stößt sie auf einen Straßennamen, mit dem sie zunächst nichts anfangen kann. Der Weg ist nach Abelke Bleken benannt, deren Geschichte Britta in der Folge recherchiert. Abelke lebte im Mittelalter als alleinstehende Frau, die sehr erfolgreich ein großes Gut bewirtschaftete. Die übrigen Dorfbewohner stehen der selbstbewussten Gutsherrin skeptisch gegenüber, und als nach einem Unwetter der Deich auf ihrem Grundstück bricht, hat sie keine Hilfe beim Wiederaufbau zu erwarten. Sie muss nach damaligem Recht den Hof verlassen und als Tagelöhnerin ihr Dasein fristen. Britta bringt der Umzug auch kein Glück, ihre Ehe zerbricht, ihre Tochter wird gemobbt, und ihr Mann verweigert den Unterhalt. Die Lage spitzt sich für beide Frauen zu und endet für die eine katastrophal. Jarka Kubsova erzählt die Schicksale der beiden alternierend, wobei sie die Geschichten raffiniert verknüpft. Ihr gelingen eindringliche Naturschilderungen, die das Geschehen mitbestimmen und eine atmosphärische Dichte erzeugen. Ein hervorragendes Buch über die Stellung der Frau in Geschichte und Gesellschaft.
von Florian Lechner - 2023-12-05 09:31:52

Ein tolles Buch - 4 Sterne

Jarka Kubsova widmet sich in ihrem jüngsten Roman einer erschreckenden, wahren Geschichte.

Britta, die mit ihrer Familie in die vier und marschlande gezogen ist findet immer wieder Hinweise auf eine Frau namens Abelke Bleken.

Dieser Name geht Britta nicht mehr aus dem Kopf und sie beschließt herauszufinden was mit dieser Frau geschehen ist. Wie kam es dazu, dass sie sogut wie nie von dieser Frau gehört hat der man vor Jahrhunderten ein großes Unrecht antat und die aus der Stadtgeschichte verschwunden zu sein scheint.
Britta macht sich auf die Suche nach Spuren von Abelke um ihre Geschichte zu erforschen. Doch damit das diese Forschung auch ihr ganzes Leben und ihre Sicht auf einige Dinge verändern wird hat sie nicht gerechnet.

Von Abelke Bleken, die es wirklich in den Marschlanden gab, hatte ich bisher noch nie etwas gehört. 1583 wurde sie als Hexe verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sie ist die einzige Frau in Hamburg von der eine Aussage in einem Hexenprozess existiert.

Dieser Roman widmet sich der dunklen Zeit der Hexenverfolgung auf sehr interessante Weise und ich wollte das Buch schon sehr bald nicht mehr aus der Hand geben. Der Stil gefällt mir gut, die Handlung war extrem spannend da mich Hexenverfolgung generell schon länger interessiert, waren doch diese vermeintlichen Hexen oft mächtige, intelligente und gebildete Frauen die für Kirche und Obrigkeit eine gewisse Intelektuelle Bedrohung darstellten. Ein wirklich gelungener Roman.

von Katharina Grassmugg - 2023-12-03 10:59:00

Marschlande - 5 Sterne

Was kann man im Leben einer anderen Frau über sich selbst lernen? Dieser Frage spürt Jarka Kubsova nach. Geschichte zweier Frauen ein, die, obwohl eine lange Zeit dazwischen liegt, nicht minder mit patriarchalen Ungerechtigkeiten zu kämpfen haben. 1580 führt Abelke den Hof ihres Vaters erfolgreich, das ist natürlich den Mitbewerbern ein gehöriger Dorn im Auge. Und Britta, die sich ihrem Ehemann gebeugt hat, in den Speckgürtel zu
ziehen, fühlt sich in der neuen Heimat einsam, bis sie auf Abelkes Geschichte stößt …
von Carmen - 2023-11-29 11:33:25

zwei Frauen Leben - 5 Sterne

"Marschlande" der Autorin Jarka Kubsova erzählt die Geschichte zweier Frauen, deren Leben gute 500 Jahre trennt.

Da ist Abelke Bleken, die 1580 im Hamburger Marschland ihren Hof alleine bewirtschaftet und sich gegen viele Unliebsame Dinge dieser Zeit behaupten muss. Auf der anderen Seite zieht Britta mit ihrer Familie gut 500 Jahre später auch ins Hamburger Marschland. Sie hat für ihre Familie ihren Beruf aufgegeben und hadert mit ihrem Schicksal, fühlt sie sich doch in der neuen Heimat fremd. Lange Spaziergänge halten sie aufrecht. Bei diesem Spaziergängen erfährt sie von der Frau, die 500 Jahre vor ihr dort lebte. Sie taucht ins Leben von Abelke ein und sieht immer mehr Gemeinsamkeiten.

Das Buch ist sehr eindrucksvoll geschrieben, doch leider wurde ich mit Britta nicht wirklich warm. Sie strahlte für mich trotz allen Gedanken und Gefühlen immer eine unterschwellige Unzufriedenheit aus, die es mir wirklich schwer machte einen Zugang zu finden. Ganz anders die Geschichte von Abelke, die ihrer Zeit voraus war und dafür einen hohen Preis bezahlte.

Deshalb bleibe ich ziemlich zwiegespalten zurück und vergebe 4 Sterne.



von Nele33 - 2023-11-27 15:34:00

Marschlande - 4 Sterne

Britta ist mit ihrem Mann und ihren Kindern in die Hamburger Marschlande an der Elbe gezogen. Dort hinter dem Deich geht für Brittas Mann mit dem neuen Zuhause ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Die Kinder sind weniger begeistert und auch Britta fällt es schwer sich in die neuen Umstände einzuleben. Sie unternimmt lange Spaziergänge, um die Natur und das Land zu erkunden. Dabei stößt sie auf das Schicksal von Abelke, einer Bäuerin, die vor fünfhundert Jahren in den Marschlanden einen Bauernhof bewirtschaftete. Das Schicksal dieser Frau, die versuchte sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten und als Hexe denunziert wurde, lässt Britta nicht mehr los. Sie möchte das Schicksal dieser Frau vor dem Vergessen bewahren. Doch mit ihrem Ansinnen stößt sie bei ihrem Mann auf wenig Begeisterung.
Jarka Kubsova hat mich bereits mit ihrem Roman „Bergland“ begeistert, da es für mich spürbar war, wie sehr sie sich für das Schicksal der Menschen, über die sie schreibt, interessiert hat. Und auch ihr neues Buch war für mich wieder etwas Besonderes. Zwei Frauen stehen im Mittelpunkt: Abelke und Britta. Ihr Schicksal ist durch über fünfhundert Jahre getrennt und doch in manchen Belangen gar nicht so weit auseinander. Denn beide sind nicht bereit sich anzupassen und verlieren deshalb ihr gewohntes Leben und ihre Sicherheiten. Natürlich ist Abelkes Schicksal viel schlimmer als Brittas. Doch auch Britta, die doch in unserer modernen Welt lebt, bekommt am eigenen Leib die Schattenseiten des Frauseins in dieser Welt zu spüren.
von Barbara Pernter - 2023-10-18 10:55:30

Was für ein großartiges Buch! - 5 Sterne

Um zwei Frauenschicksale geht’s in diesem Buch. Allerdings liegen da 500 Jahre dazwischen. Die eine, eine für damalige Verhältnisse emanzipierte Frau wurde als Hexe verbrannt. Die andere zieht in den Ort des damaligen Verbrechens und stößt auf ihre Spuren, rekonstruiert ihre Geschichte.
Den Hintergrund dieser Geschichte bietet das Marschland in der Nähe von Hamburg, umgeben von Deichen und bei Gott kein einfacher Platz zum Leben. Vor 500 Jahren zumindest.
Kurz und gut, Marschlande wurde eines unserer Lieblingsbücher der letzten Zeit und eine große Empfehlung. LESEN!
von Elisabeth Wallinger - 2023-10-06 16:41:29

Marschlande - 5 Sterne

Testleserin SONJA, Tyrolia-Filiale Innsbruck (Vösendorf)

Das Buch erzählt über das Leben von zwei Frauen in unterschiedlichen Jahrhunderten. Abelke lebt im 16. Jahrhundert und kämpft alleine darum, ihren Hof zu halten. Doch in dieser Zeit haben die Männer das Sagen, und einer erfolgreichen Frau wird letztlich das Bündnis mit dem Teufel vorhergesagt. Schließlich wird ihr nach einer Flut keine Hilfe zugeteilt, mit dem Ziel sie zu enteignen.
Britta lebt ihr Leben als verheiratete Frau, Mutter zweier Kinder im 21. Jahrhundert. Sie hat ein Studium abgeschlossen und ihren Traum als Wissenschaftlerin aufgegeben, um den Haushalt zu führen und für Mann und Kinder jederzeit da zu sein. Als ihr Mann ein Haus in Marschland kauft, beginnt Britta jedoch an ihrer Aufgabe als Ehefrau, Mutter und Haushaltsführung zu zweifeln, denn sie möchte wieder einer Arbeit nachgehen. Doch das sieht ihr Mann anders…

Die erzählte Geschichte über das Leben von Abelke Bleken zeigte ganz extrem den damaligen Stand der Frauen in der Gesellschaft. Jegliche Leistungen von Frauen, ob körperlicher oder geistiger Natur, die jenen der Männer gleichkamen, wurden nicht gerne gesehen. Da Männer jedoch im Ort wesentliche ranghohe Zuständigkeiten und somit das Sagen hatten, war es einfach, letztlich jede Frau in wahrsten Sinne des Wortes in die Knie zu zwingen. Dies hat die Autorin mit der Protagonistin Abelke sehr gut dargestellt. Schockierend erzählt jedoch war es, wie einfach es damals war, erfolgreiche Frauen als Hexen darzustellen und sie auf den Scheiterhaufen zu bringen.
Aber hat sich die Stellung der Frau in der Gesellschaft heute gebessert? Die erzählte Geschichte von Britta zeigte gewisse Parallelen der fehlenden Akzeptanz von Leistungen der Frauen. Britta hat letztlich ihren Traum aufgegeben, um sich um den Haushalt, Mann und Kinder zu kümmern. Als die Kinder schon Teenies sind, möchte Britta wieder in den Beruf zurück.
Die Autorin hat hier das Thema aufgegriffen, wie schwierig es für Frauen wird, sich aus der Rolle der haushaltsführenden Ehefrau und Mutter zu befreien, wenn der Ehemann diesen Weg nicht mitgehen möchte und welche Maßnahmen dieser setzt, um Britta klarzumachen, dass sie ohne ihn alles verlieren wird...
Ein beeindruckendes Buch, das sehr zum Nachdenken anregt. Sehr zu empfehlen!
von Kund:innen-Tipp Tyrolia - 2023-10-03 12:06:46

Der Wunsch nach Selbstbestimmung - 4 Sterne


"Marschlande" erzählt von zwei Frauen: Britta Stoever, die mit ihrer Familie ein Haus in den Marschlanden gekauft hat und nun versucht, sich in ihrer neuen Heimat einzugewöhnen. Fasziniert von den Marschlanden, spaziert sie durch das geschichtsträchtige Gebiet nahe Hamburg und wird auf ein Straßenschild aufmerksam. Britta ist unglücklich, denn sie hat ihre Karriere als Geografin zugunsten der Kinder aufgegeben und wird von ihrem Mann kaum unterstützt, der beruflich aufsteigen konnte und meistens abwesend ist. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Marschlande so einiges anstoßen würden? Die andere Frau, um die es geht, ist Abelke Bleken, die 1580 in den Marschlanden lebte. Nach dem Tod ihres Vater hat sie den Hof allein geführt, bis ein Unwetter die Gegend heimsuchte und nur Abelke entsprechende Schutzmaßnahmen ergriff, weil ihr niemand glauben wollte. Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich kapitelweise ab und Jarka Kubsova erzählt sehr atmosphärisch von den Marschlanden und zieht Parallelen zwischen zwei Frauen, die völlig unterschiedliche Leben im Marschland führen, aber unter sozialer Degradierung und Unrecht leiden, die ihren Ursprung vor fünfhundert Jahren nahm. Jarka Kubsova setzt Abelke Bleken ein Denkmal, eine besondere Hamburgerinnen, der unglaubliches Unrecht widerfahren ist. Sehr berührend geschrieben, macht der vergebliche Kampf, die Hexenverfolgung und das Klima der Angst fassungslos, während Abelke bis zuletzt große Stärke zeigt und ich am liebsten mehr von ihr gelesen hätte. Hexenforschung ist eine spannendes Gebiet, wie das ausführliche Nachwort noch einmal zeigt. Der Versuch, die Folgen aufzuzeigen, die Frauen heute noch immer ereilen, konnte mich nicht ganz überzeugen, aber es wurden viele Punkte angesprochen, die zum Nachdenken anregen und wichtige Impulse setzten, wie finanzielle Unabhängigkeit.
von La Calavera Catrina - 2023-09-23 15:28:00

Mitreißend! - 5 Sterne

Zwei Frauen, zwei Zeitebenen, zwei Leben, die gar nichts gemeinsam haben und doch so viel. Eine großartige, faszinierende Geschichte! Lesenswert!
von HEYNi Isabella Lehner - 2023-08-30 16:00:09

Frauen jetzt und vor 500 Jahren - 5 Sterne



Die Schriftstellerin Jarka Kubsova
hat ihren Roman Marschlande in zwei Zeitebenen eingefangen.

In der heutigen Zeit geht es um Britta Stöver. Sie und ihr Mann ziehen nach dem Hamburger Marschland. Sie habe zwei Kinder und der Mann verlangt, das sie zu Hause bleibt und die Kinder erzieht.
So wird sie lange aus ihrem Beruf herausgerissen.
Fünfhundert Jahre früher lebte Abelke Beken in der gleichen Gegend. Sie war alleinstehend und bewirtschaftete einen Hof. Zu der Zeit war es Frauen auch nahegelegt einen Mann zu nehmen und viele Kinder zu bekommen.

Die Geschichte um Sie kann ,an auf Wikipedia nachlesen. Sie wurde als Hexe verbrannt.
Die Autorin hat um sie herum eine gute Geschichte geschrieben.

Britta will eine Heimatchronik über Abelke schreiben.

Es ist interessant ihre Erlebnisse auf dem Land mitzuerleben. Schlie0lich hatten sie erst in Hamburg gelebt.

Der Roman ist spannend und berührend.
von begine - 2023-08-30 13:30:00