Rezensionen

Tahara

Autor: Emanuel Bergmann

Erschienen 2024 bei Diogenes
ISBN 978-3-257-07243-3
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Schein und Sein in Südfrankreich - 5 Sterne

Wer, wenn nicht jemand der 20 Jahre lang Filmkorrespondent eines Filmmagazins war, kann so authentisch das Flair von Cannes hinter den Kulissen einfangen. Dieser verarbeitete Erfahrungsschatz macht dieses Buch so gut. Emanuel Bergmann der uns zuletzt mit dem guten Roman „Der Trick“ beglückt hat, schrieb nun einen neuen tollen Roman: „Tahara“. Diese kompakte Liebesgeschichte mit 275 Seiten ist in den durchwachten Nächten beim Hütten seiner Zwillinge in den ersten Lebensmonaten entstand ist. Explosiv. Intensiv und ein einziges Abenteuer. Ist es denn überhaupt eine Liebe?
Hier treffen zwei Menschen mit Lebensgepäck aufeinander. Der deutsche Journalist Marcel Klein trifft auf Héloïse, eine Französin, die Deutsch unterrichtete. Beide kommen ins Gespräch, sie hat kürzlich ihren Mann verlassen und er fühlt sich stark von ihr angezogen. Sie reiben sich und arbeiten sich aneinander mehr ab als sich näher kommen. Zunächst einmal. Immer wieder kommen Geheimnisse ans Licht und neue Aspekte brechen das Geglaubte wieder auf. Die beiden verlassen Cannes und eine kurze gemeinsame intensive Zeit beginnt.
Was mir so gut an dieser Geschichte gefällt, ist das es eine erwachsene Liebe ist, Charaktere mit Ecken und Kanten und echtem Leben, nicht Schwarz und Weiß, auch Grauschattierungen sind vorhanden. Und natürlich, ist die imaginierte Sonne Südfrankreichs eine Wohltat.
Ich hab den Roman sehr sehr gerne gelesen und kann ihn allen ans Herz legen, die eine Brise Côte d'azur mögen, den Trubel von Cannes erspüren wollen und vor allem zwei Menschen im einer undefinierten Gemengelage folgen wollen.
von nil_liest - 2024-03-02 20:06:00

Tahara von Emanuel Bergmann - 5 Sterne

Beim Filmfestival in Cannes begegnet der Filmkritiker Marcel der verführerischen, melancholischen Héloïse - zwischen den beiden entwickelt sich eine leidenschaftliche Amour fou, die beide dazu zwingt, sich ihrer Vergangenheit und Gegenwart zu stellen. Auf einfühlsame Weise schildert Emanuel Bergmann das Schicksal seiner Charaktere, die sich nach einem glücklichen, sorgenfreien Leben sehnen und, zumindest für kurze Zeit, im jeweils anderen zu finden meinen. Sehr berührend!
von Gerda Mangl - 2024-02-27 15:57:38

Tahara - 3 Sterne

Es ist ja so: Am einfachsten schreibt sich natürlich ein Buchtipp zu einem Roman, den man während des Lesens geliebt hat und dem man jede Menge Leserinnen und Leser wünscht.

Von daher habe ich mich mit Emanuel Bergmanns „Tahara“ wirklich schwergetan, und der jubelnde Hinweis auf dem hinteren Buchumschlag – „Ein berührender und temporeicher Roman über die Lügen und die Liebe“ – hat mir auch nicht wirklich geholfen.

Wir begleiten den Journalisten Marcel Klein – „der große Klein“, wie er sich gerne selber nennt – zu den Festspielen nach Cannes; er ist ein „berüchtigter“ Filmkritiker, auch das ein Attribut, bei dem ich annehme, dass er es sich selbst verpasst hat und nicht etwa – wie er uns und wahrscheinlich auch sich selbst gern glauben machen möchte – von der Filmwelt aufgedrückt bekommen hat.
Gleich nach seiner Ankunft trifft er im Hotel auf die geheimnisvolle Héloïse, die sie umgebende Melancholie macht sie für ihn sofort unwiderstehlich.
Es entspinnt sich – Zitat Umschlag – „eine amour fou“, die mich leider weder in ihren Bann gezogen noch überzeugt hat.
Ich konnte weder mit Marcel noch mit Héloïse so richtig warm werden, beide waren mir nicht sympathisch und ihr Geplänkel und Gezänke hat mich nicht mitgerissen. „Immer wieder verletzten sie einander, immer wieder suchten sie den Schmerz, und je mehr sie das taten, desto enger waren sie verbunden.“
Für mich war von enger Verbundenheit, vielleicht sogar von Liebe nur wenig zu spüren; diese angebliche Liebesgeschichte blieb für mich leider zu oberflächlich.

Marcel ist ein Hochstapler und ein Aufschneider, auf seinen angeblichen Charme bildet er sich ganz schön was ein, „im Verdrängen unbequemer Wahrheiten war er ein Meister“.
Sein übergroßes Ego macht es ihm dann nahezu unmöglich, einen riesengroßen Fehler, den er während eines Interviews mit einer berühmten Hollywood-Schauspielerin (bzw. danach!) gemacht hat, einzugestehen – viel zu groß ist auf einmal seine Angst, dass auch noch die ein oder andere unangenehme Wahrheit über sein Leben ans Licht kommen könnte.
Dieser Teil des Romans war vielleicht nicht unspannend, aber trotzdem bin ich Marcels Versuchen, sich aus der Bredouille hinauszumanövrieren und seine Haut irgendwie doch noch zu retten, mit einer gewissen Teilnahmslosigkeit gefolgt. Marcel, „der es gewohnt war, dass alle nach seiner Pfeife tanzen. Besonders Frauen“, hat es auf knapp 300 Seiten nicht geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen.

Gespannt wäre ich auf andere Leserstimmen, die mir vielleicht näherbringen, was sie an Bergmanns Roman fasziniert hat und warum es doch ein richtig gutes Buch ist.
Außerdem bin ich echt am Überlegen, seinen hochgelobten Erstling „Der Trick“ zu lesen, um so mein Urteil vielleicht doch zu revidieren oder aber ein zweites Mal festzustellen, dass dieser Autor einfach nicht mein Fall ist.

von Maxie Bantleon - 2024-02-22 19:41:56

Eine Begegnung in Cannes - 4 Sterne

Selten liest man einen Roman, dessen Schauplatz ein Filmfestival ist.
In Cannes trifft der Filmjournalist Marcel Klein auf Heloise, die gerade ihren Mann verlassen hat. Sie kommen ins Gespräch, geraten dabei aber in Streit. Dennoch ziehen sie sich gegenseitig an.

Das Emanuel Bergmann schreiben kann, weiß man seit seinen ersten Roman Der Trick.
Emanuel Bergmann gelingt es, die Begegnungen der beiden Hauptfiguren effektvoll in Szene zu setzen. Es sind keine einfachen Charaktere. Beide haben ihre Geheimnisse. Es gibt immer wieder überraschende Passagen und es wird nie langweilig.

Eine Stärke des Buches ist, dass Emanuel Bergmann sich in der von ihm beschriebenen Branche auskennt und deshalb glaubhaft und realistisch schildert. Ich habe auch für die Figuren viel übrig, die zwar nicht ohne Schwächen und Fehler sind, die man aber doch gefesselt durch die Handlung begleitet.
von yellowdog - 2024-02-21 19:39:00

Mensch ist das ein cooles Buch! - 5 Sterne



Eine Geschichte am Rande der Filmfestspiele von Cannes. Zwei Menschen treffen aufeinander, kommen sich näher, aber alles andere als friktionsfrei. Und beide haben vieles, was sie dem anderen nicht sagen wollen/können.

Trotzdem entspringt daraus eine Liebesgeschichte, die sich schon sehr, sehr schön entwickelt, voller Drama, Spannung, sowohl die beiden, als auch die Story betreffend.

Von Emanuel Bergmann haben wir schon „Der Trick“ geliebt und mit „Tahara“ hat er sich noch tiefer in unsere Herzen geschrieben. Ein Buch, das so richtig guttut!
von Elisabeth Wallinger - 2024-02-20 14:54:44