Rezensionen

Going Zero

Autor: Anthony McCarten

Erschienen 2023 bei Diogenes Verlag
ISBN 978-3-257-61310-0
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Ich fühle mich zwiegespalten - 4 Sterne

Zum Buch:

Ein Versuch, der es in sich hat. FUSION ist ein Projekt des CIA in wie weit es möglich ist, Menschen anhand ihres Verhalten im Netz, in der Öffentlichkeit und in den sozialen Medien zu überprüfen. Zehn willkürlich ausgewählte Personen sind in dem Test und sollen dreißig Tage unter dem Radar bleiben. Dem Sieger steht ein hohes Preisgeld in Aussicht, aber FUSION ist sich sicher, sie gewinnen.


Meine Meinung:

Meine Buchhändlerin schwärmte so von dem Buch, ich war neugierig. Muss aber sagen, zu Beginn war ich sehr skeptisch, da es gerade zu Beginn teilweise sehr technisch war und mit extrem vielen Namen um sich geworfen wurde. Aber wen ich von Beginn an sehr interessant fand, war Kaitlyn, eine Bibliothekarin aus Boston, die ausgewählt wurde.
Die Geschichte ist beängstigend real und macht einem eigentlich Angst wie weit die Regierung oder irgendwelche Datensammler tatsächlich gehen können. Letztendlich hoffe ich doch, daß es Fiktion ist und so ganz wurde ich auch nicht immer mit der Story warm, es hat mich schon zwiespältig zurückgelassen. Aber es ist dennoch sehr lesenswert und macht nachdenklich.
von Lesemama - 2023-07-25 20:39:00

Mega - 5 Sterne

Zum Inhalt:
Die CIA hat mit dem Silicon-Valley-Wunderkind Baxter ein Überwachungsprogramm entwickelt. Für einen Beta-Test werden nun 10 Personen ausgewählt, die alle Datenspuren vermeiden sollen und 30 Tage unentdeckt bleiben sollen. Erstaunlicherweise ist ausgerechnet die vermeintliche schwächste Teilnehmerin talentierter als alle anderen Teilnehmer und dafür gibt es auch einen Grund.
Meine Meinung:
Boah, dass ist so ein Buch, dass einem kalte Schauer über den Rücken jagt und das nicht nur wegen der wahnsinnig spannenden Geschichte, die wirklich gut ist. Nein, man verinnerlicht auf einmal auch, wieviel Datenspuren man selbst mittlerweile hinterlässt und das heutzutage ohne groß darüber nachzudenken, denn man hat sich einfach daran gewöhnt. Der Schreibstil hat mir gut gefallen und die Geschichte überrascht immer wieder aufs Neue.
Fazit:
Mega
von brauneye29 - 2023-06-07 14:19:00

Gut, meist spannend, mit einem "Bruch" - 4 Sterne

Ein bedrohend aktuelles Thema, in durchaus origineller Verpackung:
Ein Überwachungssystem wird mit 10 mehr oder weniger interessanten Probanden überprüft. Das wäre durchaus Stoff genug. Die Sprache ist eher schnörkellos - das passt ganz gut zum "technisch" KI nahen Thema. Ich hätte mir gewünscht, dass ein oder 2 Menschen der Überwachung einfach entkommen wären.....Vielleicht zu schön, um wahr zu sein!
Die Wendung in der Geschichte hat mich nicht ganz überzeugt, obwohl die zweite Geschichte für sich genommen auch einiges hergibt. Irgendwie lese ich 2 sehr verschiedene Handlungen in einem Buch.
Insgesamt ein lesenswertes Buch!
Maria D.
von HEYN Leserunde Maria Dörfler - 2023-05-15 13:52:00

Abwechslungsreich erzählte, intensive Menschenjagd mit überraschenden Wendungen - 4 Sterne

Katelyn Day arbeitet als Bibliothekarin in Boston. Ihr routinierter Alltag wird durchbrochen, als sie die einmalige Chance erhält am Going Zero-Betatest der Fusion-Initiative teilzunehmen, worüber sie nach dem durchlaufenen Bewerbungsprozess ein Schreiben des Department of Homeland Security informiert. Insgesamt hat dieser Betatest nur zehn Teilnehmer. Jeder dieser zehn Ausgewählten wird zum Verfolgten in einer maximal dreißig Tage andauernden Menschenjagd und muss sich in dieser Zeit vor den nahezu unbeschränkten technischen Möglichkeiten zur Überwachung, die dem Unternehmen Fusion unter Leitung seines genialen Chefs Cy Baxter zur Verfügung stehen, verstecken. Jeder Teilnehmer, dem das gelingen sollte, erhält dafür ein Preisgeld in Höhe von 3 Millionen Dollar. Und so beginnt die Jagd.

Mich erinnert die Handlung von Going Zero ein wenig an den Action-Film Klassiker Running Man mit Arnold Schwarzenegger bzw. an die Serie Most Dangerous Game mit Christoph Waltz, die allerdings von Anthony McCarten in seinem Roman in konsequenter Weise, was die technischen Möglichkeiten des heutigen Überwachungsstaats betrifft, modernisiert werden.
Dabei gibt es in Going Zero nicht nur einen Teilnehmer, der dreißig Tage lang untertauchen und unsichtbar werden muss, sondern gleich eine ganze Gruppe. Diese besteht zur Hälfte aus ganz gewöhnlichen Menschen. Die andere Hälfte wird von Profis womit größtenteils IT-Sicherheitsexperten gemeint sind. Letztere verfügen über besonderes Wissen bzw. einzigartige Möglichkeiten in Gestalt von eigens dafür entwickelter Software, um sich der Überwachung durch moderne Technik zu entziehen. Diese umfasst nicht nur die Nutzung von Handys, Suchmaschinen und sozialen Netzwerken, woran man zuerst denken mag. Stattdessen entwirft Anthony McCarten ein erschreckendes Szenario, indem die Paranoiden nicht die Verrückten, sondern die Realisten sind.

Fusion-Chef und Leiter des Betatests Cy Baxter wird von Anthony McCarten nicht als profitgieriger IT-Mogul eingeführt, der nur nach einem gewaltigen Regierungsauftrag strebt, sondern als sich selbst optimierender, seine Stimmungsschwankungen mit Yoga kontrollierender Visionär. Cy ist geprägt durch ein in der Vergangenheit begangenes schreckliches Verbrechen und sucht das dabei erlittene Trauma dadurch zu verarbeiten, dass er die Wiederholung einer solchen Tragödie um jeden Preis verhindern will, indem er die Welt sicherer machen wird. So ist der Autor bemüht seine Figuren nicht in gut und böse unterteilt anzulegen. Dennoch sind die Sympathien von Anfang an klar verteilt. Sie gehören der Gruppe der Normalen, die am Going Zero Betatest teilnehmen. Das gilt für die psychisch ein wenig instabile, manchmal ziemlich eigenartige Katelyn, die als Bibliothekarin unterschätzt wird, aber auch für Rose Yeo, die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern ist, und für den ältesten Teilnehmer im Feld, den Veteranen Ray Johnson, der komplett analog lebt und dessen bescheidene Ansprüche wie realistische Einschätzung seiner Chancen mir gefallen haben. Diesen Underdogs habe ich in diesem ungleichen David-gegen-Goliath-Wettstreit von Beginn an die Daumen gedrückt.
Der Roman ist von Anthony McCarten so angelegt, dass durch seinen Aufbau die Spannung von Anfang an hochgetrieben wird. Da dauert es nur wenige Seiten, bis der Going Zero-Betatest und damit die Jagd auf dessen zehn Teilnehmer startet. Zudem wechselt der Autor von Kapitel zu Kapitel die Sichtweise zwischen Verfolger und Verfolgten. Dabei beweist er besonderes Geschick darin stets aus der Perspektive zu berichten, die die Ereignisse besonders überraschend werden lässt. Als Katelyn etwa die Fusion-Zentrale mit ihrem ersten Schachzug überlistet, wird das zwar zuvor aus ihrer Perspektive angedeutet, dann aber ausschließlich aus Sicht der Fusion-Zentrale erzählt, die von Katelyns Aktionen überrumpelt werden und ihre Niederlage gar nicht fassen können.

Im weiteren Verlauf dieses Romans sorgt der kontinuierliche Wechsel der Perspektiven zwischen Fusion-Zentrale und Betatest-Teilnehmer für eine abwechslungsreiche Erzählweise. So wird die Spannungskurve vom Autor hochgehalten. Dazu trägt auch bei, dass die meisten der zehn Teilnehmer gleich bei deren ersten oder spätestens dem zweiten Auftreten von der Fusion-Zentrale entdeckt und den auf ihren Kommandos hin agierenden Zugriffsteams gestellt werden.
Die Kehrseite der Medaille des hohen Spannungslevels ist, dass viele der an sich interessant angelegten Nebenfiguren wenig in Erinnerung bleiben, da Anthony McCarten diesen kaum Raum gibt. Dabei verschenkt der Autor viel Potenzial, was besonders schade bei den als Sympathieträger angelegten Figuren von Rose Yeo und Ray Johnson ist. Ich hätte aber auch gern mehr über Maria Chan, die als ehemalige Studentenaktivistin aus Hongkong im Asyl in den USA lebt, oder die früher so engagierte Polizistin Catherine Sawyers erfahren. Denn Anthony McCarten hat es geschafft, eine wirklich bunt gemischte Gruppe von zehn im Betatest Gejagten zusammenzustellen, aus der er nur leider zu wenig herausholt. Da hätte mir besser gefallen, wenn der Autor sich bis zum Start des Tests mehr Zeit gelassen hätte, indem er seine Nebenfiguren ausführlicher vorgestellt und mir die Möglichkeit gegeben hätte, diese besser kennenzulernen.

Dieser Wunsch wird dadurch verstärkt, dass die Figuren der Fusion-Zentrale und allen voran deren Chef Cy Baxter erstaunlich blass geblieben sind. Beim arbeitssüchtigen, von seinen Wutausbrüchen getriebenen Silicon-Valley-Milliardär Cy, der sein Unternehmen Worldshare, die Muttergesellschaft von Fusion, einst als begabter Programmierer aufgebaut hat, hätte ich eine schillernde, charismatische Figur erwartet. Doch nach seiner Vorstellung wirkte er auf mich konturlos und hinterließ kaum Eindruck. Auch die in diesen Kapiteln geführten Diskussionen, die um Datenschutz und den Überwachungsstaat kreisten, kratzten leider nur an der Oberfläche. Da hätte mir eine tiefergehende Auseinandersetzung mit diesen Themen besser gefallen. Und an Cys zwar überraschender Entwicklung im weiteren Verlauf des Romans hat mich gestört, dass diese für mich wenig nachvollziehbar gewesen ist, da die nicht zur vorigen Charakterisierung Cys passen wollte.
Die Figur von Cy leidet zudem darunter, dass ich den genialen IT-Mogul zuletzt etwa bei Jennifer Egan in Gestalt von Bix Bouton, dem Gründer eines sozialen Netzwerks, schon weit eindrucksvoller erlebt habe. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass sich Anthony McCarten mit der Charakterisierung von Cy ein wenig schwer getan hat. So hätte mir der Roman besser gefallen, wenn der Autor sich weniger auf Cy konzentriert hätte und stattdessen mehr von den zehn Teilnehmern am Betatest erzählt hätte.

Die zentralen Wendungen in diesem Roman konnten mich überraschen, auch wenn sie zuvor angedeutet wurden. Dabei sind diese derart durchdacht, dass sie höchstens in unbedeutenden Details nicht absolut konsistent sind, obwohl sie alles zuvor Erzählte auf den Kopf stellen. Zudem hat Anthony McCarten ein starkes Ende für seinen Roman gefunden, das bei mir wohl noch länger nachwirken wird und von einem passenden, zeitlich in der Zukunft angesiedelten Epilog abgerundet wird.
von alekto - 2023-04-27 11:14:00

Schöne neue Welt - 5 Sterne

Um es gleich vorweg zu sagen, Anthony McCarten kannte ich bisher nicht. Aber „Going Zero“ hat mich voll und ganz überzeugt. Worum geht es?
FUSION ist ein geheimes Projekt des Social-Media-Moguls Cy Baxter in Zusammenarbeit mit der CIA, um Wege zu finden, potenzielle Terroristen auf amerikanischem Boden zu identifizieren und zu lokalisieren.
Für den Beta-Test werden 10 Kandidaten ausgewählt, die auf ein bestimmtes Signal hin versuchen müssen zu verschwinden. Wem es gelingt, 30 Tage unauffindbar zu bleiben, dem winken 3 Millionen Dollar.
Das erweist sich im 21. Jahrhundert mit Kreditkarten, Kameras, Mobiltelefonen und dem Internet als nahezu unmöglich. Kaitlyn, eine junge Bibliothekarin aus Boston ist entschlossen, es dennoch zu versuchen...
Anthony McCarten gelingt es in „Going Zero“ meisterhaft, Spannung aufzubauen. Unerbittlich wandelt sich das Buch zu einem rasanten Actionthriller. Wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Das Wichtigste jedoch sind all die Wendungen, die gegen Ende des Buches immer mehr werden.
Es geht um totale Kontrolle. Von der Überwachung zur Steuerung und Manipulation. Ein Recht auf Privatsphäre gibt es nicht mehr. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz, wenn einem Zero die Dinge vor die Nase gehalten werden, die ihm zum Verhängnis wurden.

Fazit: Ein erfreulich unblutiger Thriller. Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.

von Baerbel82 - 2023-04-03 13:29:00