Rezensionen

Mord auf der Insel Gokumon
Kriminalroman

Autor: Seishi Yokomizo

Erschienen 2023 bei Blumenbar
ISBN 978-3-351-05119-8
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Atmosphärischer japanischer Krimi - 5 Sterne

In diesem zweiten Kriminalroman um den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi geht es um grausame Morde auf der abgelegenen Insel Gokumon. Geschickt von seinem, während der Heimkehr aus dem Krieg, verstorbenen Freund macht sich Kindaichi auf Weg das grausame Schicksal der Inselbewohner abzuwenden.

Ohne den Vorgängerband gelesen zu haben, kam ich schnell im Geschehen an. Anscheinend lassen sich die Bände gut unabhängig voneinander lesen, auch wenn alte Bekannte wieder auftauchen.
Das der Autor Seishi Yokomizo insgesamt 77 Kriminalfälle um den Privatdetektiv geschrieben hat, finde ich beachtlich. Nach dem Lesen dieses Buches möchte ich auf jeden Fall noch alle weiteren 76 Bücher lesen.

Der Roman hat mich mit seiner authentischen Darstellung der japanischen Kultur, der interessanten Charaktere und des etwas eigenwilligen Privatdetektivs begeistert. Es ist beim Lesen schnell eine Atmosphäre entstanden, die mich in sich aufgenommen hat. Nun bin ich zurück von der Insel, auf der es schauerlicher nicht hätte zugehen können. Spannend und vorallem eindrücklich fand ich die Schilderungen über die Zurückgebliebenen, die auf die Rückkehr ihrer Angehörigen aus dem Krieg hoffen. Die Stimmung war stellenweise bedrückend auch das Resümee, in einen sinnlosen Krieg geschickt worden zu sein.

Auch wenn die Charaktere sicher noch vielfältiger beleuchtet werden könnten, haben sie mir doch in der ungeschönten Darstellung gefallen.
Die Erzählung ist sachlich und teilweise romantisiert bis blumig. Das hat mir gut gefallen, weil es das Ganze lebendiger macht.
Im Übrigen hat mich die Auflösung sehr beeindruckt, auch wenn es nicht vollkommen überraschend kam. Über die Wahl von Motiv und Täter ließe sich viel sagen und es hat aus meiner Sicht auch große Aussagekraft über unsere Gesellschaft. Der Roman wirkt noch nach.

Sehr gelungener zweiter Kriminalroman um Privatdetektiv Kosuke. Spannend und vergnüglich.
von Marianna T. - 2023-11-14 09:39:00

Japanischer Krimi - 3 Sterne

Der Privatdetektiv Kosuke Kindaichi reist im Auftrag seines Kriegskameraden Chimata Kito auf die Insel Gokumon, um seiner angesehenen Familie die Nachricht von seinem Tod zu übermitteln. Mit seinen letzten Worten teilte Chimata mit, dass Kosuke auf seine Stiefschwestern aufpassen soll, denn falls er sterben würde, werden die drei Mädchen ermordet! Und auf der Überfahrt verstarb Chimata. Kosuke will den Prophezeiungen auf den Grund gehen, doch dann passiert auf der Insel eine Serie von Morden. Der Ermittler beginnt zu untersuchen und gerät dabei selbst ins Visier der Polizeibehörden.
Seishi Yokomizo schreibt unaufgeregt und flüssig. Der Stil ist sehr asiatisch ausgerichtet, für Europäer eher zu höflich, vor allem bei persönlichen Gesprächen. Auch die zahlreichen Haikus sind ungewohnt. Aber trotzdem ein lesenswerter Krimi!
von froschman - 2023-09-28 22:43:00

Mysteriösen Prophezeiung - 4 Sterne

Ein neuer Fall für Privatermittler Kosuke Kindaichi, der klassischen Krimiserie aus Japan. Kosuke Kindaichi kehrt aus dem Krieg zurück und reist auf die abgelegene Insel Gokumon, um der einflussreichen Familie seines Kriegskameraden Chimata Kito die Todesnachricht zu überbringen, der auf einem Rückführungsschiffs gestorben ist. Seine letzen Worte prophezeien ein düsteres Verbrechen: »Ich will nicht sterben. Ich ... ich ... darf nicht sterben. Ich muss nach Hause. Sonst werden meine drei Schwestern ermordet…« Als Gast des reichsten Fischereibetriebes auf der Insel versucht Kosuke mehr herauszufinden, um die drei Schwestern und die Cousine zu schützen, doch die Bewohner reagieren mit Misstrauen und Argwohn. Es herrscht eine unheilvolle Atmosphäre der Angst und man fragt sich: »Warum löste Chimata Kitos Ableben eine solche Panik auf der Insel aus? Was versetzte ihre Bewohner in derartige Alarmbereitschaft?» Die Insel Gokumon, wo nur Nachfahren von Piraten und Sträflingen lebten, mit dem unheilvollen Namen Höllentor oder Gefängnistor.

»Die rätselhaften Honjin-Morde» konnten mich überzeugen. Sollte man den ersten Teil nicht kennen, ist das unproblematisch, denn darauf wird sogar eingegangen und man wird direkt angesprochen. Diese Fortsetzung verläuft nach den selben Mustern: viele skurrile Figuren, die in einem Personenregister aufgeführt werden, viele Details und eine unvorhersehbare Handlung zum Miträtseln, weil man den selben Wissensstand hat, wie der Ermittler, ein ungewöhnliches Setting, eine unaufgeregte Erzählweise, die nach und nach des Rätsels Lösung ansteuert und Haikus. Im zweiten Teil erfährt man auch noch ein bisschen mehr über Kosuke, aber diesmal wirkt die Handlung sehr aus der Zeit gefallen, wenn man das Frauenbild bedenkt. Insgesamt wurde ich wieder gut unterhalten, auch wenn mir der erste Teil ein wenig besser gefallen hat.
von La Calavera Catrina - 2023-08-15 19:40:00

Ein Juwel - 4 Sterne



Seishi Yokomizo war ein großer japanischer Schriftsteller. Er gehört zu der Liga von Agathe Christy. Er lebte von 1902 bis 1981.
Der Krimi Mord auf der Insel Gokumon ist der zweite Band mit dem Detektiv Kosuku Kindaichi. Er hat insgesamt 77 Krimis mit diesem Protagonisten geschrieben.
Dieser Teil spielt nach dem Weltkrieg.
Der Autor schreibt leise und genau.
Kokumu Kindaichi ist gemeinsam mit seinem Freund auf der Heimfahrt, als der totkrank wird und ihn bittet auf die Insel Gokumo zu fahren. Seine drei Stiefschwester sind in Todesgefahr.

Der Detektiv soll berühmt sein, aber in diesem Band tut er sich schwer. Da hatte ich schon früh einen Verdacht. Zwar kam dann noch etwas mehr dazu und der Grund der Morde war mir nicht klar, aber im Grunde hatte ich recht.
Der Krimi ist etwas altmodisch, aber gerade so gefällt mir das.
Lesenswert.


von begine - 2023-08-14 21:14:00

Interessant - 3 Sterne

In "Mord auf der Insel Gokumon" begleiten wir den Privatdetektiven Kosuke Kindaichi. Dabei handelt es sich hier um den zweiten Teil, jedoch muss man nicht vorher den ersten Teil gelesen haben.
Der Schreibstil war ungewohnt für mich. Im ersten Teil brauchte ich eine Weile, um da rein zu kommen, doch dann habe ich den Schreibstil lieb gewonnen.
Am Ende werden auch noch japanische Begriffe erklärt. Leider kommen im zweiten Teil kleine Gedichte vor, welche Ähnlichkeiten zu Sprichwörtern haben und damit eventuell beim Leser nicht wirklich ihre Bedeutung entfalten können.
Zu den Charakteren lässt sich sagen, dass man leider keine wirkliche Beziehung mit ihnen aufbaut, nicht einmal mit der Hauptfigur Kosuke Kindaichi, sodass ich nicht emotional mit dabei war. Das lag auch an der Kürze des Buches und daran, dass eher der Fokus auf die Beschreibungen der Gegend und des Falles gelegt wird als auf die Charaktere.
Auch beim Ende bin ich zwiegespalten. Es schien mir, als hätte man viele Hinweise erst am Ende bei der Auflösung erhalten. Zudem bemerkt man auch, dass die Nebencharaktere zu kurz kommen.
Alles in allem lässt sich sagen, dass das Buch das Potenzial hatte, eine emotionale Geschichte zu werden, welche einen für einen langen Zeitraum nicht loslässt. Jedoch wurde einem "nur" eine interessante Geschichte erzählt, welche einem frustriert über das nicht genutzte Potenzial lässt.
Ein schöner Krimi für zwischendurch. Muss jedoch nicht sein.
von world-of-books - 2023-08-08 20:07:00

Eine ausgegrabene Krimi-Juwelen-Reihe - 4 Sterne

Ich bin ein großer Fan von alten Kriminalromanen, nicht nur, weil es da weniger blutig zugeht, auch sprachlich anders, Ermittlungsmethoden rudimentärer, mehr Logik als CSI.
Und nun konnte ich mal einen altehrwürdigen Japaner entdecken: Seishi Yokomizo, er war für den japanischen Krimimarkt was Agatha Christie in England ist, auch etws zur gleichen Zeit. Daher freue ich mich besonders, dass der Blumenbar-Verlag sich seinen Werken angenommen hat und diese nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt lassen von Ursula Gräfe. Sie schafft es bestens die japansichen Nuancen zutage zu fördern! Einer der besten Übersetzerinnen aus dem Japanischen.
Dies hier ist bereits der 2. Fall vom Privatdetektiv Kosuke Kindaichi. Der erste Fall hieß „Die räselhaften Honjin-Morde“, diesen kenne ich leider (noch) nicht, wird aber nachgeholt. Mich hat es beim Lesen von „Mord auf der Insel Gokumon“ nicht gestört, dass ich den Vorgänger noch nicht gelesne habe.
Wir starten im Jahr 1946, der zweite Weltkrieg ist zu Ende und auch Kosuke Kindaichi war als Soladat tätig und nun auf dem Heimweg. Auf diesem Weg in die Heimat stirbt sein Kamerad Chimata Kito und dieser bittet ihn zu seiner Familile zu reisen um die schlechte Nachricht zu überbringen. So gelangt Kosuke Kindaichi auf die Insel Gokumon und bleibt ein Weilchen und lernt die Bewohner kennen. Wie es der Zufall will, geschieht währen dieses Aufenthalts ein Mord den es aufzuklären gilt!
Mich hat der Krimi gut unterhalten und war etwas Besonderes, denn die Japanischen Ermittlungen sind alleine aus lokalen und historischen Gegenseiten doch sehr anders. Ich bin überzeugt! Ich hoffe es folgen weitere Fälle!
von nil_liest - 2023-07-30 11:40:00

Wieder ein verzwickter Fall für den japanischen Privatdetektiv - 4 Sterne

Japan 1946: Auch Privatdetektiv Kosuke Kindaichi wurde während des Krieges eingezogen und diente bis zu dessen Ende. Er freundete sich in dieser Zeit mit Chimata Kito an, der zwar das Kriegsende erlebte, aber nicht mehr seine Ankunft in der Heimat. Kosuke reist nun auf dessen Bitte zur Insel Gokumon, um Chimatas Familie von dessen Ableben in Kenntnis zu setzen. Außerdem hatte ihn Chimata mit seinen letzten Worten gebeten, seine Schwestern zu retten, die sterben müssten, wenn er nicht heim käme.

Auf der Insel angekommen, lernt er schnell neben Chimatas Familie auch einige andere Bewohner kennen, und lässt sich, trotz seines „Auftrages“ ein wenig treiben, bis eines Tages ein Mord geschieht.

Der Blumenbar Verlag hat nun nach „Die rätselhaften Honjin-Morde“ einen weiteren Fall des japanischen Privatdetektivs veröffentlicht. Hier wie dort stammen die Opfer aus einer wichtigen, gut betuchten Familie, von der es zudem eine Seitenlinie gibt, mit der man sich nicht unbedingt versteht, und die möglicherweise in den Fall verstrickt ist. Hier hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf. Wie der Titel schon sagt, findet dieser Fall auf einer Insel statt. Einer Insel zudem, die so ihre Eigenheiten hat, offenbar stammen alle Bewohner von Sträflingen und Piraten ab. Man lebt hier vor allem von der Fischerei, und Chimata wäre der Erbe des Fischereigroßunternehmen, bei dem ein großer Teil der Bevölkerung angestellt ist, gewesen.

Wie bereits im oben erwähnten Roman ist auch hier der Fall äußerst verzwickt, doch der Autor liefert einiges, worüber nicht nur Kosuke, sondern auch der/die Leser:in nachdenken kann. Die Lösung am Ende ist zufriedenstellend, wenn auch sehr erschütternd.

Nebenbei lernt man manches über die japanische Lebensweise jener Zeit, im Anhang findet sich zudem ein Glossar, das manches näher erläutert. Auch das Personenregister ist nützlich, vor allem, wenn man Probleme hat, die japanischen Namen zuzuordnen. Wie auch bei den Hojin-Morden gibt es einen übergeordneten Erzähler, doch dessen Erläuterungen nehmen hier einiges weniger an Raum ein, was ich schade finde, da ich die dortige Erzählweise sehr interessant fand. Aber auch hier gibt es eine ganz eigene Atmosphäre, das Japan jener Zeit wird durchaus lebendig.
Seishi Yokomizo (1902 – 1981) war ein in Japan sehr bekannter, erfolgreicher und mehrfach ausgezeichneter Kriminalautor, der insgesamt 77 Bänden mit Kosuke Kindaichi veröffentlicht hat. Blumenbar hat also noch eine reiche Auswahl an Romanen der Reihe, von denen der Verlag hoffentlich noch weitere auf Deutsch veröffentlicht.

Auch „Mord auf der Insel Gokumon“ habe ich gerne gelesen, auch wenn ich „Die rätselhafen Honjin-Morde“ lieber mochte. Es ist aber allemal interessant, (Kriminal)Romane japanischer Autoren zu lesen, und dabei ein Stück (historisches) Japan zu entdecken.
von PMelittaM - 2023-07-29 19:35:00

Eine Mordserie in japanischem Ambiente - 3 Sterne


Der vorliegende Roman ist der zweite Band von insgesamt 77 aus der Serie um Privatdetektiv Kosuke Kindaichi. Er erschien im Original vor über 50 Jahren. Kindaichi reist nach Kriegsende auf die Insel Gokumon, um sein dem bei Rücktransport verstorbenen Freund Chimata gegebenes Versprechen einzulösen. Chimata war nach dem Tod des Großvaters Kaemon, dem Patriarchen der Familie Kito als Nachfolger vorgesehen, denn Chimamatas Vater Yosamatsu ist verrückt geworden und lebt in einem Verschlag eingesperrt auf dem Familiensitz. Der Ermittler soll der Familie die Todesnachricht überbringen, will aber außerdem ergründen, was Chimatas letzte rätselhafte Worte zu bedeuten haben. Seine drei Halbschwestern würden ermordet, wenn der Freund es nicht verhindert. Die Menschen auf der Insel, Nachfahren von Piraten und Kriminellen, begegnen dem Fremden mit viel Misstrauen. Dann geschieht der erste Mord, und Kosuke Kindaichi gerät prompt unter Verdacht, wird sogar vorübergehend verhaftet. Dann geschehen weitere Morde, jeweils unter skurrilen Begleitumständen. Die Morde scheinen bekannte Haikus nachzustellen, und die Leichen werden entsprechend arrangiert. Der Ermittler tappt lange im Dunkeln – genauso wie die örtliche Polizei und der Leser.
Die undurchsichtige, weitschweifig erzählte Geschichte verwirrt den Leser mit ihrer Personenvielfalt und dem ausführlich dargestellten japanischen Ambiente. Religion, Mythen, Hexerei spielen ebenso eine Rolle wie Sitten und Gebräuche und die spezielle Bedeutung von familiären Hierarchien für die Erbfolge. Das ist für uns eine völlig fremde Welt, die man ohne Vorkenntnisse nicht wirklich versteht. Nur Kosuke Kindaichi, der beste Privatdetektiv Japans, entdeckt allmählich die rätselhaften Hinweise und kann am Ende die Puzzleteile zusammensetzen. Mir hat der nicht besonders spannende Roman deutlich weniger gefallen als „Die rätselhaften Honjin-Morde“.
von cosmea - 2023-07-23 17:02:00