Rezensionen

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen

Autor: Isaac Blum

Erschienen 2023 bei Beltz
ISBN 978-3-407-75721-0
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Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen - 5 Sterne

Testleserin KIRA, Tyrolia-Filiale Innsbruck (12 Jahre, Innsbruck)

Hoodie ist jung und geht auf eine jüdisch-orthodoxe Schule. Seine Familie ist streng gläubig und er muss sich an die Regeln halten. Vor kurzem erst sind sie in die neue Stadt gezogen, doch von den Bewohnern dort werden sie nicht akzeptiert und auch die Bürgermeisterin setzt sich nicht für sie ein. Eines Tages sieht er ein Mädchen draußen, während er in der Schule ist. Er geht hinaus und spricht sie an. Sie erzählt ihm, dass ihr Name Anna-Marie ist. Als sie ihren Nachnamen nennt, weiß er sofort, dass dies die Tochter der Bürgermeisterin ist. Eigentlich dürfte er sich nicht einmal mit ihr unterhalten. Doch als sie sich wiedersehen, kommt es dazu, dass er jüdische Gräber säubert, denn auf ihnen sind Hitlerkreuze. Er fühlt sich immer mehr zu Anna-Marie hingezogen und dafür wird er wie ein Aussätziger behandelt.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil man sehr viel über Juden erfährt und es dazu ein sehr spannendes Buch ist.
von Tyrolia Testleser:in - 2023-05-17 13:05:52

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen - 5 Sterne

„Du hast dir meine Familie vielleicht im Geiste vorgestellt. Wenn du dich an stark übertriebenen orthodoxen Stereotypen orientierst, liegst du goldrichtig.“

Jehuda Rosen, genannt Hoodie „wie der Pulli“, muss es als einziger Junge mit einem Haufen Schwestern in dieser Familie aushalten, mit allen Erwartungen, die diese Rolle mit sich bringt. Er erfüllt diese Erwartungen nie. Hoodie ist nicht gut in der Schule, er hat nie die passende Auslegung einer Talmudstelle parat, wenn es darauf ankommt, er kann kaum Hebräisch lesen.

Und jetzt ist Hoodie zum ersten Mal verliebt, und das ist vielleicht sein größter Fehler.

Anna-Marie ist nicht jüdisch und noch dazu die Tochter der antisemitischen Bürgermeisterin. Die will mit allen Mitteln verhindern, dass sich die neu zugezogene orthodoxe Gemeinde, zu der auch Hoodies Familie gehört, in ihrem amerikanischen Kleinstädtchen ausbreitet.

Eine eigene Talmud-Schule und eine Synagoge wurden bereits eröffnet, aber gegen den Wohnungsbau durch die Firma von Hoodies Vater, der den Menschen leistbaren Wohnraum ermöglichen soll, stellt sich die Bürgermeisterin quer. Auf ihre Initiative hin reiht sich ein Rasenschild ans andere in den adretten Vorgärten: „Bewahrt Tregaron“ oder „NEIN zum neuen Wohnungsbau“.
Als dann auch noch jüdische Gräber mit Hakenkreuzen und Geschmier – „Geh nach Hause, Jude“ – geschändet werden, wird Hoodie zum ersten Mal direkt mit Antisemitismus konfrontiert.
Was gut gemeint war – Hoodie und Anna-Marie entfernen die Schmierereien gemeinsam – geht nach hinten los. Für seine Gemeinde, für seinen eigenen Vater ist Hoodie ein Verräter, und Hoodie versteht die Welt nicht mehr.

„Du magst denken, du könntest Antisemitismus bekämpfen, indem du dich mit der Welt da draußen auseinandersetzt. Du glaubst, dass sie dich akzeptieren werden, wenn du dich der Außenwelt öffnest. Aber das werden sie nicht. Die vergangenen Jahrhunderte beweisen es.“

Hoodie hat immer getan, was man von ihm verlangt hat, hat zwar immer die kleinen Dinge in Frage gestellt, aber niemals das große Ganze. Wird seine Freundschaft zu Anna-Marie ihn wirklich vom Glauben abbringen? Kann er Antisemitismus wirklich nicht zusammen mit einer Nichtjüdin bekämpfen?

„Du musst dir unser orthodoxes System wie von Mauern umgeben vorstellen. Solange du Regeln innerhalb der Mauern brichst, ist alles in Ordnung. Aber hast du die Mauern erst einmal verlassen, um die Regeln zu brechen, dann hängst du draußen fest und kannst nie wieder hinein.“

Isaac Blum ist mit seinem Debütroman ein ebenso unterhaltsames wie interessantes Stück (Jugend-)Literatur gelungen. Er zeigt eindrucksvoll, wie Antisemitismus beginnt und im schlimmsten Fall eskalieren kann. Zugleich ist es die Geschichte eines Jungen, der tief in seinem Glauben verwurzelt ist, und zugleich viele Aspekte seiner Religion hinterfragt und sie mitunter als sehr beengend empfindet.

Der Einblick in die orthodoxe Lebensweise dürfte für junge (aber auch alle anderen) Leser sehr interessant sein, weswegen ich mir diesen Roman auch gut als Schullektüre vorstellen kann.
Mitunter etwas umständlich fand ich nur, dass es im Buch kein Glossar für die vielen hebräischen Ausdrücke gab. Hierfür hat der Beltz Verlag eine eigene Rubrik auf seiner Webseite eingerichtet – da ich mein Smartphone beim Lesen eher nicht zur Hand habe, hätte ich lieber ans Ende des Buches geblättert, um das ein oder andere Wort nachzuschlagen.
von Maxie Bantleon - 2023-04-19 22:59:58

Kein Titel - 4 Sterne

Sie wollten schon immer mehr über die jüdische Religion erfahren? Die Schicksalsgeschichte von Hoodie Rosen erzählt, wie ein Leben sein kann, wenn man nach den strengen Regeln der Tora und ihrem Glauben lebt.
Als sich Hoodie in ein Mädchen verliebt die keine Jüdin ist, beginnt der größte Albtraum für ihn.
Durch seine Geschichte erkennt man, dass viele Juden heute noch sehr streng nach ihren Regeln leben. Der Konflikt der in dieser Geschichte zwischen zwei jungen Menschen aufkommt, lässt einen sehr nachdenken. Was ist gut, was ist richtig oder falsch? Haben alle das Recht auf freie Entscheidung? Wieso müssen wir im 21. Jahrhundert noch Antisemitismus bekämpfen?
von Heidi Wieser - 2023-03-28 08:05:02

Interessant - 4 Sterne

Hoodie Rosen, Sohn einer jüdisch Ortodoxen Familie der zutiefst gläubig ist kommt durch die bekanntschaft mit Anna - Marie der Tochter der Antisemitischen Bürgermeisterin in ziemliche Schwierigkeiten.

Immer wieder merkt man während des Lesens in welcher moralischen Zwickmühle sich Hoodie befindet. Wird er seiner Erziehung und den Regeln der Religion folgen und seiner Familie Ehre machen oder soll er seinem Herzen folgen und damit alles aufs Spiel setzten. Hoddie ist wirklich zerrissen und muss seinen Weg finden zwischen jahrhundertealten Traditionen und seinen eigenen Vorstellungen davon wie er leben möchte.

Ich fand das Buch wirklich sehr interessant, man konnte einiges über jüdisch orthodoxe Gepflogenheiten lernen und gleichzeitig einer sehr spannenden Story folgen die sich sowohl mit den Themen Erwachsenwerden, seinen eigenen Weg gehen, sich gegen Konventionen auflehnen auseinandersetzt sowie auch mit politischen Fragen wie Antisemitismus beschäftigt.

Für mich insgesamt ein gutes, lehrreiches und unterhaltendes aber nie seichtes Buch das sich sicherlich auch dazu eigent auch als Schullektüre verwendet zu werden.
von Katharina Grassmugg - 2023-03-10 21:59:00

Sehr gemischtes Urteil - 3 Sterne


Eigentlich schien mir der Inhalt dieses Buches sehr interessant und lesenswert. Der Konflikt zwischen selbstverständlichem jüdischen Leben und antisemitischem Gedankengut hielt ich für ein wichtiges Thema für jugendliche Leser. Doch nach Lektüre des Buches bin ich mir (allerdings als sehr viel älteres Semester) sehr unsicher, ob dieses Buch die Jugendlichen wirklich erreicht.

Hoodie Rosen hat einen recht langweilig-normalen Alltag. Chips essen, Lehrer ärgern, den Attacken der Schwestern entfliehen. Normal halt. Dann lernt er Anna-Maria kennen, verliebt sich von jetzt auf gleich in sie. Als er mit ihr zusammen Hakenkreuze von einem jüdischen Grabstein entfernt, was er für gut und richtig hält, gerät er mitten hinein in einen großen Konflikt. Hoodie’s Familie sieht das anders, denn Anna-Maria ist die Tochter der Bürgermeisterin, die der jüdisch-orthodoxen Gemeinschaft den Kampf angesagt hat. In den Augen von Hoodie’s Familie begeht er durch die Verbindung zu Anna-Maria Verrat. Jetzt sitzt Hoodie zwischen den Stühlen und muss sich entscheiden…

Der Schreibstil ist recht angenehm, insbesondere die eingestreuten humorvollen Stellen lockern das eigentlich sehr ernste Thema auf. Auch sind einige Situationen sicher ganz bewusst recht überspitzt dargestellt. Nicht immer konnte ich alle Handlungen der Hauptperson wirklich nachvollziehen, obwohl ich eine gewisse Sympathie für Hoodie hegte. Die gebotenen Einblicke in das orthodoxe jüdische Leben waren eigentlich auch recht interessant, da ich mich damit bislang noch nie befasst hatte und keine Kenntnisse hatte. Gleichzeitig jedoch bin ich streckenweise völlig ausgestiegen und habe Teile des Textes nur noch überflogen, weil mir die vielen fremden hebräischen Begriffe und Namen die Lust am Weiterlesen nahmen, da mir diese unbekannten Wörter für Feiertage oder Lebensmittel oder Gebräuche kein Begriff waren und im Verlauf auch unverständlich blieben, weil sie nirgends erklärt werden. Auch hatte ich Schwierigkeiten mit dem vom Autor gewählten Spagat zwischen heiter-lockerer Erzählweise und dem Darstellen einzelner brutaler Schilderungen.

Kurzum: Mein Urteil über dieses Buch bleibt sehr gemischt. Interessant wäre zu erfahren, ob Jugendliche einen besseren Zugang zum Inhalt haben als ich, die ich zwei Generationen älter bin als die Zielgruppe.

von heinoko - 2023-03-02 12:00:00

Überraschendes Debüt mit ernstem Thema - 5 Sterne

Der fünfzehnjährige, jüdisch-orthodoxe Hoodie Rosen verliebt sich ausgerechnet in das goijische Mädchen Anne-Marie. Beide trennen Welten. Während die jüdische Gemeinde in der Stadt feindselig gebilligt wird, steht Anne-Marie, als Tochter der Bürgermeisterin, für die verbotene Frucht. Wer jetzt eine romantische Liebesgeschichte erwartet, liegt daneben. Es geht um viel mehr…

Der Schreibstil ist durch die sarkastische Ich-Perspektive von Hoodie sehr locker und direkt, nicht zuletzt wegen der vielen Dialoge, die das Buch lebendiger machen. Besonders die Gespräche mit seiner Schwester Zippy waren klasse. Sie ist eine ebenso sympathische Figur und ein hoffnungsvoller Lichtblick.
Die Handlung nimmt dann eine Wende, mit der ich nicht gerechnet habe, obwohl Hoodie es in seinen ersten Sätzen angedeutet hat. Dadurch wurde das Buch mit zunehmender Seitenzahl immer besser.
Viele jüdische Begrifflichkeiten haben mir den Einstieg ein bisschen erschwert, weil ich über die Wörter gestolpert bin, ohne ihre Bedeutung zu erfahren. Diese findet man in einem Online-Glossar, zum herunterladen. Obwohl die Menge groß ist, hätte ich mich gefreut, diese direkt im Buch nachschlagen zu können.

Es ist insgesamt eine humorvolle und lehrreiche Geschichte, die unangenehme Fragen aufwirft, die in unserer modernen Welt beinahe surreal wirken, und vom Erwachsenwerden in einer jüdischen Gemeinschaft und ernsten Themen wie Antisemitismus erzählt. Es ist ein wunderbarer Appell an Liebe und Akzeptanz - ganz natürlich und ungezwungen. Ich klappte das Buch zu und dachte, das dies wirklich eine stimmiges Ende war und ein Buch, dass man nicht so schnell vergessen wird, weil man einfach davon erzählen möchte.
von La Calavera Catrina - 2023-02-26 19:27:00

Sympathischer Hoodie - 5 Sterne

Isaac Blum hat einen wichtigen und unterhaltsamen Coming-of-Age Roman geschrieben, wie ich ihn so über orthodoxes Judentum, die erste Liebe, Antisemitismus und Selbstfindung noch nicht gelesen habe.

Es geht darum, dass die Gemeinde von Tregaron keine Juden in der Stadt will und die antisemitische Bürgermeisterin setzt sich dafür ein, dass alles so wird, wie es früher war. Das jüdische Bauprojekt soll unbedingt verhindert werden. Als Hoodie sich in die Tochter der Bürgermeisterin verliebt, wird es sehr kompliziert für ihn und man fragt sich beim Lesen, wie das funktionieren soll, wobei besonders die Reaktionen seiner Familie mich überrascht habt. Hoodies lustige und reflektierte Art, zu erzählen, macht es leicht, dranzubleiben. Ein sympathischer Typ, so naiv, verliebt und mutig, dass man ihn einfach mögen muss. Ein gut geschriebenes Debüt, das zum Nachdenken anregt.

Isaac Blum gibt Einblicke in die jüdische Kultur und zeigt Hassverbrechen, die viel zu real sind. Das macht betroffen, wütend und genau so soll es sein. Ein Buch, das viel Aufmerksamkeit verdient und verfilmt gehört.
von Kokoloreslot - 2023-02-22 14:23:00

ernste und humorvolle Erzählung - 4 Sterne

ernste und humorvolle Erzählung

Das Comic-Stil Cover hat mir nicht so zugesagt, ist aber sicherlich trotzdem gut passend für das Buch. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

Die gesamte jüdisch-orthodoxe Community von Hoodie ist umgezogen - in eine neue Gemeinde. Dort wird es ihnen nicht leicht gemacht, einigen Bewohnern der Kleinstadt passt der Zuzug nicht - zum Beispiel verbietet der Bürgermeister den Bau eines Gebäudes. Die Stimmung wird immer geladener in der Kleinstadt.

Obwohl das Buch sehr schwere Themen behandelt (Antisemitismus auf die brutalste Art), ist das Buch auch sehr humorvoll verfasst, und das lockert dann wieder alles auf - das hat mir gefallen, nur Ernst wäre für die Zielgruppe nicht das richtige. Geschrieben ist das Buch mit einem schön flüssigen Schreibstil.

Alles in allem, war das Buch interessant und unterhaltsam, und hat durchaus Potential bei der Zielgruppe gut anzukommen.
von book_love - 2023-02-16 21:20:00

Liebes- und Glaubensprobleme - 4 Sterne

Ein wunderbares Buch. Humorvoll, hintergründig, leider lebensnah. Die Geschichte von Hoodie Rosen, einen jüdischen Jungen, welcher sich in die katholische Tochter der Bürgermeisterin verliebt. Und schon beginnen die Probleme. In der Schule, auf der Straße und natürlich auch daheim hat sein "ungebührliches Verhalten" gravierende Folgen ausgelöst. Folgen, welche bald schon lebensbedrohend werden. Alles in Allem wird die Geschichte der Beiden aber mit einem Augenzwinkern immer etwas humorvoll erzählt. Hoodie selbst hinterfragt oft die strengen Regeln des Talmud und verstößt des Öfteren auch dagegen. Es wird auch ein Sittenbild der Gesellschaft gezeichnet, welches genau in unsere Gesellschaft und in unsere Zeit passt. Lediglich viele jüdische Ausdrücke hemmen etwas den Lesefluss. Doch das tut dem ausgezeichnetem Gesamteindruck dieses Buches keinen Abbruch. Das sehr gelungene Cover rundet den eher guten Gesamteindruck nur noch ab.
von goejos - 2023-01-24 19:11:00

Liebes- und Glaubensprobleme - 4 Sterne

Ein wunderbares Buch. Humorvoll, hintergründig, leider lebensnah. Die Geschichte von Hoodie Rosen, einen jüdischen Jungen, welcher sich in die katholische Tochter der Bürgermeisterin verliebt. Und schon beginnen die Probleme. In der Schule, auf der Straße und natürlich auch daheim hat sein "ungebührliches Verhalten" gravierende Folgen ausgelöst. Folgen, welche bald schon lebensbedrohend werden. Alles in Allem wird die Geschichte der Beiden aber mit einem Augenzwinkern immer etwas humorvoll erzählt. Hoodie selbst hinterfragt oft die strengen Regeln des Talmud und verstößt des Öfteren auch dagegen. Es wird auch ein Sittenbild der Gesellschaft gezeichnet, welches genau in unsere Gesellschaft und in unsere Zeit passt. Lediglich viele jüdische Ausdrücke hemmen etwas den Lesefluss. Doch das tut dem ausgezeichnetem Gesamteindruck dieses Buches keinen Abbruch. Das sehr gelungene Cover rundet den eher guten Gesamteindruck nur noch ab.
von Goejos - 2023-01-24 19:06:00