Rezensionen

Was das Meer verspricht
Roman | »Alexandra Blöchls Roman ist wie das Meer: verführerisch, wild und unberechenbar.« Monika Peetz

Autor: Alexandra Blöchl

Erschienen 2024 bei DTV
ISBN 978-3-423-28388-5
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Gefühle, wild wie das Meer - 5 Sterne

Vida lebt auf einer kleinen abgelegenen Insel irgendwo im Norden. Schon immer. Und das wird auch so bleiben. Vida ist zufrieden. Sie hat sich mit ihrem langjährigen Freund verlobt, sie arbeitet im Laden ihrer Eltern, wenn im Dorf Hilfe gebraucht wird, ist sie, wie alle anderen der kleinen Dorfgemeinschaft, zur Stelle. Vida braucht nicht mehr, will nicht mehr. Ihr älterer Bruder hat die Insel nach seiner Schulzeit verlassen und kommt nur selten zu Besuch. Auch sonst ereignet sich nicht recht viel, bis Marie zuzieht. Die junge Frau in Vidas Alter fällt durch ihr Aussehen, ihren Beruf und einfach deshalb auf, weil sie neu ist. Zwischen Vida und ihr entsteht eine Freundschaft, die nach und nach Vidas Leben auf den Kopf stellt. In ihr werden Fragen wach, die sie sich nie zuvor gestellt hat, sie tut Dinge, die sie sich nie hätte vorstellen können. Diese Veränderungen bringen andere Seiten in Vida hervor, emotionale Seiten, die in verschiedene Richtung wirken.
Das Setting für diese Geschichte ist gut gewählt. Die Insel, auf der sich das Geschehen abspielt, strahlt für die einen die große Freiheit aus, unabhängig und bodenständig zu leben, für die anderen ist sie einengend und eher ein Gefängnis. Vida lernt beide Seiten kennen, als sie an sich neue Aspekte entdeckt. Die Insel kann sinnbildlich für viele andere Orte stehen…kleine Dörfer, die ich kenne ähneln ihr.
Die ProtagonistInnen haben viel Tiefe und handeln größtenteils nachvollziehbar. Mit Vidas Entwicklung und den damit einhergehenden Emotionen konnte ich mitfühlen. Die Autorin hat es mit ihrem klaren und angenehm zu lesenden Schreibstil geschafft, mir Vidas nicht alltägliche Situation, nahe zu bringen, ihre Gefühle an meine eigenen anzudocken und so die der Protagonistin nachvollziehbar zu machen.
Mir hat das Buch gut gefallen, es hat mich überrascht und berührt. Es ist leise und doch sehr intensiv.
Für mich eine positive Überraschung, die ich vom Klappentext her nicht erwartet hätte.
von stina23 - 2024-04-22 20:46:00

Meerliebe - 4 Sterne

Landflucht gibt es auch auf Inseln, und so ist Vidas Bruder Zander nur einer von vielen, die nach dem Abitur die kleine norddeutsche Insel hinter sich lassen und sich ein Leben in der Stadt aufbauen. Vida stattdessen bleibt mit ihren Eltern zurück, ihre Rolle ist mit dem Fortgang des Bruders geklärt - irgendwer muss immerhin den kleinen Laden übernehmen. Nicht nur, weil es ohnehin schon kaum mehr Bewohner gibt und der Laden einen wichtigen Versorgungspunkt darstellt, sondern auch, weil die Arbeit der Eltern fortgeführt werden soll. Das war von Anfang an klar für Vida, nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, ihre Zukunft zu hinterfragen; wäre da nicht eines Tages Marie aufgetaucht, denn einsame Orte mögen zwar viele Menschen vertreiben, ziehen andere jedoch wie magisch an.

Und Magie und Marie scheinen überhaupt nah zusammenzuhängen, was nicht nur an dem merkwürdigen Meerjungfrauenkostüm liegt, mit dem Marie zum Entsetzen der Inselbewohner (die keine 10 Seepferdchen ins Wasser bekommen würden) selbst im Winter das Meer unsicher macht; sie übt außerdem schon bald eine merkwürdige Faszination auf Vida aus. Vida, die gute, brave, niemals aufbegehrende, niemals hinterfragende Vida, die mit einem Mal erahnt, dass es da vielleicht doch noch mehr gibt als das ihr vorherbestimmte Inselleben an der Seite ihres Verlobten Jannis. So schnell sich ihre Gefühle für Marie vertiefen, so rasant steuert die Beziehung der beiden jungen Frauen jedoch auch schon auf ihr Ende zu.

Von Anfang an ist klar, dass Vida und Marie keine gemeinsame Zukunft haben können, lässt sich doch häufig eine gewisse Bitterkeit und Melancholie aus Vidas rückblickender Erzählung herauslesen. Trotzdem kommt schnell Spannung auf und es fällt leicht, sich mitziehen zu lassen von Blöchls einfühlsamem Schreibstil. Man fühlt sich Vida nah, deren Leben innerhalb der nichtmal 300 Seiten mehr als einmal aus den Fugen gerät. Ihr Verliebtsein, die Leidenschaft, das Glück, der Schmerz - all das ist wunderbar nahbar beschrieben und lässt Vidas Entwicklung gespannt verfolgen. Ein sehr schöner Roman!
von Anna625 - 2024-04-19 13:34:00

Meerjungfrauen küsst man nicht - 3 Sterne

Vida lebt auf einer kleinen Insel im Norden. Nie hat sie sich Gedanken darüber gemacht, diese Insel zu verlassen. Hier gehört sie einfach hin. Ihr Bruder Zander dagegen hat gleich nach der Schule die Insel verlassen und hat eine Ausbildung in einer Großstadt begonnen. Das heißt für Vida, dass sie ihren Eltern im Laden und im Lokal helfen muss und dass sie irgendwann das Geschäft ihrer Eltern übernehmen wird. Jetzt ist ihre Hochzeit geplant. Vida wird ihren Freund aus Kindheitstagen heiraten. Jannis wohnt bei seinen Eltern nur 300 Meter entfernt von Vidas Elternhaus. Vidas Leben ist also klar und strukturiert. Bis Marie in das Nachbarhaus zieht. Marie ist so ganz anders: spontan, frei und von einer geheimen Aura umgeben. Marie wird vom Wasser magisch angezogen. Das Wetter kann noch so schlecht und kalt sein, Marie steigt in ihr Meerjungfrauenkostüm und muss schwimmen. Vida und Marie freunden sich an und schnell wird daraus mehr als eine ganz normale Freundschaft zwischen Frauen. In wenigen Wochen stellt Marie die Gedanken von Vida auf den Kopf. Und dann kommt plötzlich Zander zurück auf die Insel und noch einmal wird alles durcheinandergewirbelt.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Vida erzählt. Man kann so richtig in ihre gesamte Gefühlswelt eintauchen, was mir sehr gut gefallen hat. Die anderen Charaktere dagegen bleiben irgendwie blass und farblos – schade eigentlich. Das Buch hat sehr kurze Kapitel und ist recht groß gedruckt, sodass man es sehr schnell lesen kann. Auch der Schreibstil ist sehr flüssig. Bis zum Auftauchen von Zander fand ich die Geschichte an manchen Stellen etwas langatmig. Hier hätte man raffen können. Dagegen waren die letzten Kapitel eher zu knapp beschrieben und sehr, sehr düster. Ich hatte mir von dem Buch etwas mehr versprochen.
von Sophie H. - 2024-04-13 16:11:00

Meerjungfrauen müssen frei sein - 3 Sterne

Als Vida das erste Mal Marie begegnet, ist sie sofort fasziniert von ihr. Nicht nur, dass sie bei eisigen Temperaturen im Meer schwimmt und ein Meerjungfrauenkostüm bei sich hat, sie verliebt sich auch in sie. Marie schenkt Vida zwar ebenfalls ihre Zuneigung, doch sie will sich nicht an sie binden, sondern liebt auch Männer.
Mir gefiel die Stimmung, welche Alexandra Blöchl gleich von Beginn an zu schaffen versteht. Es war, als wäre ich ebenfalls auf der Insel und überall mit dabei. Im Lauf der vier Teile, in die der Roman gegliedert ist, wächst die Spannung bis zum Zerreißen.
Am Anfang von Teil vier glaubte ich schon zu wissen, auf welchen Schluss die Handlung hintreibt, denn hier endet die Ich-Form, und dass das Ende tragisch wird, war mir ohnehin klar. Doch ich hatte mich getäuscht.
Schon fast ein Thriller, dieses Buch! Der Mythos von der Meerjungfrau wurde geschickt genutzt und stützt den Spannungsbogen ganz erheblich.
Das Cover übermittelt eine kühle Atmosphäre, und die davonschwimmende Frau deutet das Hauptthema bereits an. Die Geschichte liest sich flott, nicht nur, weil hier eine mitreißende Story sehr lebhaft und farbig erzählt wird, sondern auch noch in großer Schrift gedruckt ist. Allerdings hätte ich mir einen anderen Titel gewünscht, denn: Verspricht das Meer in diesem Buch denn irgend etwas?
Ich empfehle den Roman allen, die sich einerseits von einem Mythos gern ein wenig verzaubern lassen wollen und andrerseits straff gespannte Handlungsfäden mögen.
von Emmmbeee - 2024-04-10 14:34:00

Eintauchen in Vidas Gefühlswelt - 3 Sterne

Der Schreibstil von Alexandra Blöchl gefällt mir sehr gut. Er ist kurz und prägnant und schafft es wahnsinnig gut die verschiedenen Stimmungen zu erzeugen. Ich kann beim Lesen fast Vidas Emotionen spüren.

Am Anfang war ich von der Geschichte gefesselt - die mutige, unangepasste Marie und die kontinuierlich, ruhige Vida. Die klar ihr Leben vor Augen sieht. Wie werden sich die beiden beeinflussen? Was können sie von einander lernen? Zwischenzeitlichen dachte ich mir, wie kitschig und klischeehaft sich die Geschichte gewandelt hat und war fast etwas genervt, dass aus dem spannenden Beginn nicht mehr gemacht wurde. Um dann wieder voll in die Geschichte hineingezogen zu werden, mit Wendungen, welche für mich nicht vorhersehbar waren.

Mein Fazit: Ein guter und lesenswerter Roman, auch wenn er bei mir widersprüchliche Gefühle auslöst.
von Michaela - 2024-04-09 20:39:00

Emotionales Eintauchen - 5 Sterne

Alexandra Blöchels Roman "Was das Meer verspricht" dreht sich um die Protagonistin Vida, die auf einer kleinen Insel im Norden aufgewachsen und eigentlich ihr gesamtes Leben dort verbracht hat. Sie unterstützt ihre Eltern, die ein kleines Café auf der Insel führen, und plant nebenbei die Hochzeit zu ihrem Kindheitsfreund. Während Vida auf der Insel geblieben istund sich ein einfaches Leben geschaffen hat, ist ihr Bruder aufs Festland gezogen und besucht die Familie nur selten. Vida fühlt sich deshalb zum Bleiben verpflichtet und lebt ein Leben, welches ihr scheinbar nicht alles gibt, was sie sucht. Das ändert sich, als Marie auf die Insel und in das Nachbarhaus einzieht. Marie ist das absolute Gegenteil von Vida und die beiden Frauen freunden sich schnell an. Aus der Freundschaft wird jedoch irgendwann mehr und Vida entwickelt den Wunsch, aus ihrem bisherigen Leben auszubrechen und sich neu zu erfinden. Als ihr Bruder Zander dann doch zurückkommt und Gefühle für Marie entwickelt, gerät plötzlich alles aus den Fugen und ein Konflikt scheint sich anzubahnen. 

"Was das Meer verspricht" lässt uns tief in die Welt von Vida eintauchen. Der Schreibstil der Autorin ist so emotional und anschauend, dass ich Vida und ihre Gedanken sowie Emotionen direkt vor mir gesehen habe. Hierdurch hat man ein sehr intensives Leseerlebnis erfahren und ich habe es am Sonntag wirklich in einer Sitzung beendet. Das ist schon lange nicht mehr passiert. Mir haben die geschaffenen Charaktere sehr gut gefallen und sie haben mich alle auf ihre individuelle Art angesprochen. Sei es Vida, die so ein Pflichtbewusstsein gegenüber ihrer Familie und ihrer Heimat hat, dass sie sich nie getraut hat, etwas Unbekanntes oder Neues auszuprobieren oder auch Marie, die nach N. gezogen ist, weil sie sich vor etwas versteckt, aber auch gleichzeitig auf der Suche nach etwas ist. Ohne zu viel verraten zu wollen, möchte ich auch das Ende lobend erwähnen, das für mich wirklich ganz toll konzipiert war. Ich kann die Lektüre nur jedem weiterempfehlen! 
von Karo - 2024-04-08 10:51:00

Vida - 5 Sterne

In ihrem Roman "Was das Meer verspricht" lässt die Autorin Alexandra Blöchl Vida, die die Hauptfigur des Buches ist, auf ihr Leben , das sie auf einer kleinen Nordseeinsel geführt hat, zurückblicken.
Es scheint, als wäre ihr Leben bereits vorbestimmt. Die Insulanerin, die ihre Insel nie wirklich länger verlassen hat wird das Geschäft der Eltern übernehmen und ihren Freund aus Kindheitstagen heiraten. Etwas anderes kann sie sich nicht vorstellen.
Als Marie auf die Insel zieht freunden sich die Frauen an. Marie ist das ganze Gegenteil von Vida, selbstbewusst und souverän. Aus der anfänglichen Freundschaft wird mehr und Vida beginnt ihr Leben in Frage zustellen.
Als ihr charismatischer Bruder auf die Insel zurückkehrt, beginnt auch er sich recht schnell für Marie zu interessieren. Doch Vida ist nicht bereit ihre Freundin zu teilen.
Meine Leseempfehlung!
von peppi - 2024-04-07 15:42:00

Begeisterung 100%! Kann man kaum aus der Hand legen! :) - 5 Sterne

von Claudia Maralik - 2024-03-20 09:14:26