Rezensionen

Demon Copperhead
Roman | Pulitzer-Preis u. Women’s Prize for Fiction 2023 | »Ein Buch, das man nicht vergisst.« (freundin)

Autor: Barbara Kingsolver

Erschienen 2024 bei dtv Verlagsgesellschaft
ISBN 978-3-423-28396-0
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Entwicklungsroman - 4 Sterne

Typisch amerikanischer Coming of Age Roman über einen Jungen, der in einer sozial benachteiligten Region Virginias spielt. Demon verliert früh seine Eltern und wird von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergereicht. Er erlebt eine Jugend die von Armut, Drogen und Gewalt geprägt ist.
Ganz gut zu lesen. Dennoch schaffte die Autorin es nicht, mich nachhaltig zu beindrucken.
von HEYN Leserunde Manuela Meierhofer - 2024-04-23 15:35:00

mein Highlight des Jahres - 5 Sterne

Ein gutes Buch ist leider nie lang genug. Egal wie viele Seiten das Buch hat, am Ende bleibt trotzdem das Gefühl, dass man die ProtagonistInnen noch eine Weile begleiten würde. Auch wenn das Buch über 800 Seiten lang ist.

"Demon Copperhead" ist aus der Ich-Perspektive von Demon erzählt. Er ist ca. 20 Jahre alt und, wenn man glauben würde, dass sein Leben erst anfängt, hat er so vieles schon erlebt, dass er ein dickes Buch füllen kann.
Wir begleiten Demon, seit er geboren ist, bis er ca. 20 Jahre alt wird. Sein Vater stirbt kurz vor Demons Geburt und Demon lebt nur mit seiner Mutter in USA in Virginia. Weil die Mutter von Drogen abhängig ist, wird Demon, auch wenn er nur ein Kind ist, auf die Mutter aufpassen, dass sie jeden Tag aufsteht und in die Arbeit geht. Alles verschlimmert sich, als die Mutter einen neuen Mann heiratet, Stoner, der glaubt, die Erziehung macht man mit den Fäusten.
Ab nun wird Demon vom Jugendamt genommen und weil das Jugendamt nicht wirklich aufpasst, was mit den Kindern passiert, wird ab jetzt Demon nur auf sich selbst gestellt.

Wichtig finde ich aber, dass Demon und seine Freunde eigentlich repräsentativ für die Menschen in den ärmeren Schichten in den USA, vor allem Virginia, sind. Barbara Kingsolver schreibt nicht nur über Demon, sondern über alle armen Kindern und alle armen Menschen, die wenig Auswahl im Leben haben. "Demon Copperhead" ist eine Gesellschaftskritik, die sich mit der Armut, Jugendamt, dem schlechten Gesundheitssystem, Gewalt und Drogen- und Medikamentensucht auseinandersetzt.

Alle sind Menschen wie wir, das sieht und fühlt man schon bei der ersten Liebe. Aber leider reicht das nicht, um die Lebensumstände leichter zu machen.
Der Schreibstil ist unglaublich flüssig und fesselnd, manchmal mit Humor gesprüht. Barbara Kingsolver schreibt aus der Ich-Perspektive von Demon. Als Kind sieht Demon die Welt so wie sie ist und erzählt es treu, ohne etwas zu bewerten. Die Bewertung entsteht erst im Kopf des/der Lesers/Leserin und ist nur noch herzzerreißender, als man das Gesamtbild versteht.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und die meisten sind von Armut betroffen. Das ist auch der Grund, warum, auch wenn sie im Grunde gute Menschen sind, können sie manchmal nur begrenzt helfen.

Ich kann leider keine Stelle nennen, die mir am meisten gefallen hat. Das ganze Buch ist nicht nur berührend, sondern aufwühlend, herzzerreißend und dazu voll mit tollen Zitaten. Meine zwei Lieblingszitate: S. 713: Demon über seine Liebe zu Dori „Es ist ein Wunder, dass man das Leben mit nichts beginnt und mit nichts beendet und dazwischen trotzdem so viel verliert.“ und Demon S. 504: "Man sagt, keiner macht dich so fertig wie du selbst."

Ich finde das Buch ist eine Liebeserklärung der Autorin in ihrer Heimat Virginia, wo sie nun auch lebt. Die Autorin zeigt ein unglaublich gutes Verständnis auf die ganze Lebenssituation und man bemüht sich, etwas so gut zu verstehen, nur wenn man es so stark liebt. Und wenn man alles in Worte umsetzen kann, dann haben alle nur was davon gewonnen.

Ein ganz besonderes Buch, ich habe jede einzelnen Satz genossen und 800 Seiten waren mir zu wenig.
von NicoB - 2024-04-14 12:54:00

Keine Seite zu viel - 5 Sterne

Demon wird in prekäre Verhältnisse geboren: die Mutter, fast selbst noch eine Teenagerin und drogenabhängig, bringt ihn in einem Trailer zur Welt. Sein Vater ist bereits verstorben, von ihm geerbt hat Demon seine kupferroten Haare. Als Demon noch ein Kind ist, stirbt auch die Mutter; und ab da beginnt die Odyssee von Pflegefamilie zu Pflegefamilie, die den kleinen Buben ausbeuten und schlecht behandeln, Gewalt ausüben, ihn hungern und schuften lassen. Sein Überlebenswille wird dadurch jedoch nicht gebrochen.

Demon erfährt aber auch dauerhafte Beziehungen zu Menschen, die es wirklich gut mit ihm meinen und ihm eine Stütze sind. So schafft er es in der High-School ein angesehener Footballstar zu werden, bis zu seiner Verletzung. Dieser Teil des Romans hat die Opioid-Krise in Amerika zum zentralen Thema, die viele Menschen in Abhängigkeit, Ruin und Tod getrieben hat.

Der Großteil der Protagnist*innen in dem Roman sind die Hillbillys, die Hinterwäldler aus den ländlichen Gegenden Amerikas. Der Autorin ist es unglaublich gut gelungen, dieses Milieu darzustellen.

Alles in allem eine herzzerreißende, sozialkritische Erzählung, die wohl auf eine breite Schicht der amerikanischen Bevölkerung zutrifft. Die über 800 Seiten des Romans sind getragen von schwierigen Lebenssituationen und doch immer wieder hoffnungsvollen Lichtblicken und – vor allem – einer Prise Humor. Die Adaption des David Copperfield Romans von Charles Dickens in die Gegenwart ist unglaublich gut gelungen.
von niki - 2024-04-07 21:43:00

Was für ein Buch! - 4 Sterne

Was für ein Buch - und das gleich in mehrfacher Hinsicht.
Zum Einen ist es ein ganz besonders dicker Wälzer mit fast 900 Seiten, für dessen Lektüre man allein deswegen schon viel Zeit benötigt.
Dann ist es eine Art moderne Adaption des "David Copperfield" von Charles Dickens.
Aber andererseits ist es auch eine ganz eigene Geschichte.
Eine Geschichte, die sehr sozialkritisch ist und in Virginia in einem trailerpark der 1990er Jahre beginnt.
Wie David Copperfield ist es keine einfache Lektüre, eine Geschichte, in der viel Leid geschieht, viel zu viel Leid eigentlich für ein einzelnes Leben.
Geboren in diesem Trailerpark wächst Demon Copperhead auf. Seine drogensüchtige Mutter stirbt früh, sein Stiefvater ist gewalttätig und Demon durchlebt eine schlimme Kindheit.
Auch als Erwachsener ist es so, aber es gibt immer wieder Momente der Hoffnung, in denen es ihm besser geht.
Wer Copperfield gelesen hat, wird einige Personen wieder erkennen, so Uriah Heep, der hier U-Haul heißt, aber dessen Charaktere sich nicht unterscheiden.
Man muss David Copperfield zum Verständnis nicht gelesen haben, aber man liest das Buch ganz anders, wenn man jenes kennt.
von Gavroche - 2024-03-17 18:44:00

Was für ein Roman! - 5 Sterne

Wie in Dickens' David Copperfield erzählt der anfangs kindliche Held rückblickend aus seinem Leben. Und das ist starker Tobak. Früh verwaist durchläuft er das Elend und die Brutalität diverser Pflegeeltern, die ihn hungern und schuften lassen. Das ländliche Virginia mit Tabakfeldern, Arbeitslosigkeit und Opioidkrise bildet den
Hintergrund dieser großartigen Erzählung. Dickens lässt David Copperfield zum Schriftsteller werden, Demon Copperhead (dessen richtiger Name Damon Fields ist) ist ein begabter Comic Zeichner. Allen Widrigkeiten zum Trotz bleibt er ein mitfühlender Mensch und entwickelt eine Resilienz, die ihn - so lässt der Schluss vermuten - in eine positive Zukunft führen wird. Ich habe diesen Roman verschlungen!
von HEYNi Christine Klepitsch im Unruhestand - 2024-03-10 15:35:30

Imposant und sehr intensiv - 5 Sterne

„Demon Copperhead“ ist ein wirklich grandioses Werk der in Virginia lebenden Autorin Barbara Kingsolver.

Der Protagonist kommt als Damon Fields im Hinterland von Virginia zur Welt. Seine Mutter ist drogenabhängig und mit ihm überfordert und sein Vater bereits tot. Aus Damon wird Demon und wegen seines roten Haars wird er Copperhead genannt. Seine Lebensbedingungen sind ungünstig. Bei der Nachbarsfamilie findet er ein wenig Halt, aber dennoch ist es ein Leben, das zutiefst erschüttert und erschreckt.

Der Schreibstil von Barbara Kingsolver ist unbeschreiblich intensiv. Sie erzählt aus der Sicht von Demon, einem Kind, dass sehr nüchtern und sachlich auf sein Leben blickt. Er klagt nicht an, was ihm passiert, wie ungerecht die Welt ist oder was für ein Pech er hat, sondern er berichtet einfach ganz sachlich aus kindlicher Sicht über sein Leben. Trotz der Abgründe, in die Demon immer wieder blickt und der Schicksalsschläge, die kein Ende nehmen wollen, bleibt er optimistisch.

Das Buch ist ein schonungsloser Blick auf die amerikanische Gesellschaft. Armut, Drogensucht, Gewalt, Hunger, das miserable Pflege- und Gesundheitssystem und vieles mehr werden hier thematisiert. Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund und beschreibt die schwierigen Lebensumstände auf eine ganz beeindruckende Art und Weise und es gelingt ihr tatsächlich mich zwischendurch immer wieder durch eine passende Portion Humor zum Lachen zu bringen.

Es sind über 800 Seiten, aber diese lohnen sich und ich bin gespannt auf weitere Werke von Barbara Kingsolver.
von Tara - 2024-03-09 19:36:00

Bemerkenswerter Roman - 4 Sterne

Zum Inhalt:
Demons Start in die Welt steht nicht gerade unter einem Glücksstern. Der Vater tot, die Teeniemutter frisch auf Entzug, geboren in einem Trailer im Wald. Aber er ist ein Junge mit großer Klappe und Überlebenswillen. Und er wird mit allem umgehen, was das Leben für ihn bereit hält wie Armut, Pflegefamilien, Drogensucht oder Verluste. Hier lesen wir seine Geschichte, die trotz des schwierigen Lebens eine ungeheure Kraft hat.
Meine Meinung:
Man möchte mit Demon wahrlich nicht tauschen, denn sein Leben ist nicht leicht, aber dennoch spürt man eine ungeheure Kraft, die dieser Junge, später Mann hat. Natürlich ist es irgendwie ein tragisches Leben, aber dennoch an vielen Stellen fast humorvoll erzählt, was ich bei der Buchbeschreibung wirklich nicht erwartet hatte. Ich hatte das Buch als Hörbuch und bin nicht undankbar darüber, denn so einen Schinken, sprich so viele Seiten, lasse ich mir dann gerne vorlesen. Ich fand das Buch auch gut gelesen und die Stimme angenehm.
Fazit:
Bemerkenswerter Roman
von brauneye29 - 2024-02-28 17:31:00

Wow, was für ein Roman!!! Mein neues Lieblingsbuch!!! - 5 Sterne

von Monika Hörner - 2024-02-28 13:23:53

Wortgewaltig - 4 Sterne



Der Roman, Demon Copperhead, ist ein lebendiges Werk der Schriftstellerin
Barbara Kingsolver.
Das Hörbuch wird von Fabian Busch gelesen. Sein Ton ist total passend.

Der Zeitraum ist 1890 bis 1990 in Virginia.
Mitreißend und wortgewaltig ist der Stil der Geschichte.
Deamon ist der Icherzähler, er ist 1980 Zehn Jahre alt. Er erzählt aus der Erinnerung, mit lockerer Sprache.
Als Sohn einer Junkiemutter hat er einen schweren Anfang.
An seinem elften Geburtstag stirbt sie. Er ist sowieso schon bei einem Pflegevater und so geht es von einer Verlegerfamilie zur Anderen.
Es gibt viel Gewalt und Hunger. Dann kommen auch noch schnell die Drogen ins Spiel.

Die Autorin kommt aus der Gegend, in der der Roman spielt. Da kennt sie auch, wie die Leute da ticken.
Manchmal ist das Lesen etwas hart.
Auf jeden Fall, ist der Roman zu lang.
Ich weiß nicht, warum die Übersetzung viel länger ist, wie das Original.

Das Buch ist gute Literatur.







von begine - 2024-02-28 13:16:00

Eine berührende Geschichte, die großartig erzählt wird. - 5 Sterne

Damon Fields wird in einem Trailer in den Wäldern West Virginias geboren. Im Lee County, das zu den ärmsten Provinzen der USA gehört. Schon der Start ins Leben war für den Jungen nicht einfach, seine drogensüchtige Teenie-Mutter war - wie er selbst es nennt - „nicht ganz da“, sein Vater schon einige Zeit tot. Eine aufmerksame Nachbarin ist zum Glück zur rechten Zeit am rechten Ort.

Der Lebensweg, den Barbara Kingsolver für ihren Protagonisten vorgesehen hat, besteht eigentlich nur aus Hindernissen und ist von Schicksalsschlägen geprägt. Der Junge, der wegen seiner kupferroten Haare Demon Copperhead genannt wird, erlebt all das, was ein Heranwachsender eigentlich nicht erleben sollte: Armut, eine Odyssee durch Pflegefamilien, Drogen, Ausbeutung, Vernachlässigung und Gewalt. Man sollte meinen, dass jemand, der wie Damon eigentlich keine Perspektive hat, an seinem Schicksal zerbricht, doch Damon ist ein Stehaufmännchen. Kraft dafür schöpft er sowohl aus der tiefen Verbundenheit mit seiner Heimat, seinen Leuten und der Natur wie auch aus seinem Talent als Comiczeichner, so dass es egal scheint, wie tief und finster das Tal ist, das er gerade durchschreiten muss, da ist immer ein Hoffnungsschimmer, dass es irgendwie weitergeht…

Barbara Kingsolver lässt Damon seine Geschichte selbst erzählen. Mit Worten, die oft sehr direkt und auch derb sind, aber eben auch zu ihm passen. Worte, die mich trotz aller Tragik gut unterhalten haben. Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, wie man eine so traurige, herzzerreißende Geschichte mit so viel Witz in der Stimme erzählen kann. Ich habe diesem klugen Jungen gerne zugehört. Man spürt, dass er die raue Welt, in die er hineingeboren wurde, verstanden hat.

Barbara Kingsolver wollte eine Geschichte über ihre Heimat schreiben und damit die appalachische Lebenswelt verständlich machen. Sie wollte sowohl die positiven wie die negativen Seiten der Gemeinschaft in Appalachia aufzeigen, vor allen Dingen aber auf die zahlreichen Missstände aufmerksam machen und damit denen Gehör verschaffen, die selbst nicht dazu in der Lage sind. Das ist ihr in beeindruckender Weise gelungen. Damons Geschichte zu lesen hat sich für mich angefühlt, als hätte er mich an die Hand genommen und gesagt: „Komm, ich zeige dir mal, was in meiner wunderbaren Heimat los ist, was hier verdammt noch mal alles nicht richtig läuft.“ Und es läuft vieles nicht richtig.

Demon Copperhead steht als Sinnbild für eine Generation, der von Anfang an nur Steine in den Weg gelegt wurden - verwaiste Kinder und Jugendliche, die von den verheerenden Auswirkungen der Opioidkrise niedergedrückt und von Armut und dem Stigma Hillbilly ausgebremst werden, die mit mangelnder Schulbildung und einem miserablen Pflege- und Gesundheitssystem zu kämpfen haben, die sich nur selten aus eigener Kraft aufrappeln können und so oft nicht in der Lage sind, dem Unbill des Lebens die Stirn bieten. Eine ewige Abwärtsspirale.

Barbara Kingsolver hat sich von Charles Dickens und seinen leidenschaftlichen Romanen inspirieren lassen. David Copperfield stand Pate für Demon Copperhead. Die Autorin hat trotz aller Parallelen mit ihrer Geschichte allerdings etwas geschaffen, das durchaus für sich allein stehen kann.

„Demon Copperhead“ hat mir sehr gut gefallen - ein Roman, der mich realitätsnah miterleben lassen hat, was es heißt, ein Leben zwischen Albtraum und Chancen zu leben. Eine fesselnd erzählte, berührende Geschichte, die lange nachklingt. Absolute Leseempfehlung!
von dorli - 2024-02-25 14:54:00