Rezensionen

Der Vertraute
Roman | Historische Fantasy mit einer magischen Liebesgeschichte

Autor: Leigh Bardugo

Erschienen 2024 bei Knaur
ISBN 978-3-426-28477-3
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Magische Wunder oder teuflische Zauber? - 5 Sterne

Luzia ist nur ein einfaches Küchenmädchen. Ihre magischen Fähigkeiten, mit denen sie ihren Alltag ab und zu erleichtert, hat sie bisher vor allen geheim gehalten. Zu groß ist die Gefahr, die Aufmerksamkeit der Inquisitoren zu erregen.
Doch Luzia war nicht vorsichtig genug, ein harmloser kleiner Küchenzauber verrät ihre magischen Fähigkeiten und Luzias Herrin, Doña Valentina, versucht nun, Kapital aus Luzias Wunder zu schlagen. Und dann dauert es auch nicht lange, bis die richtig Mächtigen der Stadt von Luzia hören.

Leigh Bardugo verwebt in ihren neusten Roman Historie mit ein bisschen Magie. Schauplatz der Geschichte ist Madrid, der König von Spanien wirkt auf sein Volk schwach und unfähig, hat er doch gerade erst seine berühmte Armada verloren. Magische Hilfe soll Spanien im Krieg unterstützen und dazu ruft der König zu einem Torneo, einem Wettbewerb auf.
Hier sollen die fähigsten Magier des Landes gegeneinander antreten, und ihr Können unter Beweis stellen.
Und da kommt Luzia ins Spiel, die bald zwischen die Fronten gerät. Denn einige wollen sich Luzias kleine Wunder zu Nutze machen, und durch ihre Fähigkeiten die Gunst des Königs erhalten, oder wieder erlangen, je nachdem wen man fragt.

Der Wettbewerb ist spannend. Nie weiß man genau wer mit offenen Karten spielt. Intrigen und politische Machtspielchen stehen am Austragungsort des Wettbewerbs an der Tagesordnung.
Der Wettbewerb selbst ist voller Wunder, Luzia wächst über sich selbst hinaus, und trotzdem scheint sie immer wieder zu noch größerem fähig zu sein. Ihr Problem, oder auch ihr Vorteil ist es, dass sie ständig unterschätzt wird.
Der Vertraute aus dem Titel des Buches, ist auch immer wieder überrascht. Was es mit ihm auf sich hat, muss jeder Leser selber herausfinden. Es ranken sich aber um seine Person die wildesten Gerüchte, sogar mit dem Teufel soll er im Bunde sein.
Und dann ist da noch die Inquisition. Sie allein entscheidet, ob die Magie auf dem Torneo Wunder sind, oder direkt aus der Hölle geschickt werden. Und sie fackelt nicht lange, wenn sie einen Verdächtigen gefunden hat.

Leigh Bardugo hat es mal wieder geschafft, mich vollkommen zu fesseln. Von Anfang an war ich in der Geschichte drin, mit Luzia habe ich mitgefiebert, nie war von der Handlung etwas vorauszuahnen. Spanien in seinem goldenen Zeitalter wird wieder lebendig gemacht, die Atmosphäre ist greifbar. Es war für mich ein tollen Lese-Erlebnis.
von nanu?! - 2024-05-08 16:30:00

Ein fabelhafter und in seiner Aussage sehr heutiger Fantasyschatz - 5 Sterne

Luzia Cotado dient im Hause Don Marius als Hausmädchen. Sie hat früh gelernt, nicht aufzufallen, zu gefährlich ist ihr jüdischer Hintergrund, vor allem aber ihre Fähigkeit kleine Missgeschicke durch Magie ungeschehen zu machen. Ihr Schicksal nimmt eine dramatische Wendung, als die Herrin des Hauses herausfindet, dass es gerade diese Gabe ist, die sie selbst zu Wohlstand und Ansehen bringen könnte.
Leigh Bardugo ist eine Meisterin ihres Fachs und Liebhaber:innen werden auch hier auf ihre Kosten kommen.
von HEYNi Birgit Weitlaner - 2024-05-06 16:11:07

Intrigen und Inquisition - 5 Sterne

Das Buch dreht sich um Luzia, die Wunder wirken kann. Diese wirkt sie, indem sie eine Mischung aus Worten nutzt, die von ihrer Familie weitergegeben wurde. Ihre Familie, die jüdische Wurzeln hat und deswegen im christlichen Spanien verfolgt wird. Ihre Magie sorgt dafür, dass sie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rutscht bei einem Wettkampf, in dem es darum geht, den König Spaniens zu beeindrucken, um seine Kämpferin zu werden. Dabei lernt sie auch Santangel kennen, der sie trainiert und langsam aber sicher etwas Beeindruckendes in ihr sieht. In diesem Wettkampf muss Luzia nun überleben, zwischen Intrigen und Inquisition erkennt sie langsam ihre Stärke.

Ich habe schon einige Bücher von Leigh Bardugo gelesen und ihr Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er konnte mich direkt wieder gefangen nehmen.
Das Buch übt Kritik am Christentum, dabei natürlich vor allem an der Ansicht mancher Christen, die ihre Religion in ihrer Ausübung als die einzige korrekte Art sehen. Früher, zu der Zeit in der das Buch spielt, führte das zur Inquisition. Dabei wird vor allem der Antisemitismus dieser Zeitperiode angeprangert, der leider auch zu unserer Zeit relevant ist.
Die Art und Weise, wie Leigh Bardugo Menschen beschreibt, gefällt mir gut. Wie sie die Charaktere äußerlich und charakterlich beschreibt, ist sehr anschaulich. Außerdem kann man als Leserin sehen, wie sich ihre Beziehung stark darauf auswirkt, wie schön sie einander einschätzen, was ich mag.
Ich mochte Luzia sehr gerne. Ihre Beweggründe sind nicht per se sympathisch. Sie ist von Gier nach Macht und Ehrgeiz angetrieben, aber genau deswegen mag ich sie so gerne. Sie ist kein perfekter Mensch, der mal einen Fehler macht, sich letztendlich aber korrigiert und die vermeintlich sympathischere Position einnimmt. Nein, sie hat ein Verlangen und sie gibt dem nach. Sie will Macht und Luxus und ihre Bedürfnisse nicht mehr hintenan stellen und sie trifft ihre Entscheidungen basierend darauf, auch wenn andere sicherer wären.
Santangel ist ein faszinierender Charakter. Es war interessant zu sehen, wie sich seine Prioritäten im Verlauf des Buches geändert haben und er mit seinen Entscheidungen hadern musste.
Schon in “Das neunte Haus” mochte ich das Magiesystem gerne, weil es einen Weg gibt, Magie zu “machen”. Man braucht Materialien oder Rituale und das hat mir auch hier wieder gut gefallen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es nur empfehlen.
von _Le4_ - 2024-05-02 09:37:00

Sehr historisch - 4 Sterne

Mit „Der Vertraute“ wagt sich Leigh Bardugo in neue Gegenden vor. Vor einem historischen Setting treffen wir auf Magie und kleine Wunder, sowie Protagonisten, die auf jeder Seite etwas Neues offenbaren könnten.

Luzia wirkt auf den ersten Blick wie ein normales Küchenmädchen, doch dieser Eindruck wird schnell verschwinden. Sie ist taff und immer wieder undurchsichtig. Sie weiß, wie sie sich bestimmten Menschen gegenüber verhalten muss und ist doch unberechenbar. Als Hauptprotagonistin sorgt sie definitiv für Spannung.
Doch auch Antonio Pérez und Santángel sind zwei interessante Protagonisten, die man nicht aus den Augen verlieren darf. Besonders Santángel wurde für mich von Seite zu Seite immer interessanter.
Neben diesen dreien gibt es natürlich noch genügend Nebenprotagonisten, die die Geschichte etwas abwechslungsreicher gestalten und oft ebenfalls etwas Undurchdringliches an sich haben.
Das Problem an den ganzen Protagonisten? Ich habe so meine Zeit gebraucht, bis ich raus hatte, wer was mit wem zu tun hat und wie genau alle zusammenhängen. So war der Start in das Buch doch sehr holprig.
Dazu kommt der doch eher langsame Beginn, der sich etwas gezogen hat, obwohl es spannend war in eine neue Welt einzutauchen, denn gerade das Setting und die Atmosphäre spielen hier eine übergeordnete Rolle.
Dies führt dazu, dass die Liebesgeschichte in den Hintergrund rückt und der Fokus auf anderen Dingen liegt, wie etwa der Politik oder der Inquisition. Romantasy darf man hier keinesfalls erwarten.

Der Schreibstil von Leigh Bardugo ist auch hier wieder einzigartig. Sie bringt das historische Setting hervorragend in die Geschichte ein und kreiert mit ihrer recht schlichten Wortwahl eine einzigartige Atmosphäre, die ich so noch nicht erlebt habe.
Trotzdem ist es mir zwischendurch ein wenig zu historisch und langatmig gewesen. Erst ab dem zweiten Drittel nimmt die Geschichte richtig an fahrt auf, aber das Dranbleiben lohnt sich, wenn man historisches Fantasy mag.

Fest steht, dass man von Intrigen über Geheimnisse, bis hin zur Liebe und Vertrauen alles in diesem Buch findet. Wer meint es gut mit dir und wer will dich tot sehen? Auf jeder dieser Seiten kann man eine gute oder böse Überraschung erleben.
Mich konnte das Buch zwar nicht zu hundert Prozent überzeugen, ist aber dennoch eine Empfehlung, für alle, die historisches Fantasy mögen und denen die Atmosphäre eines Buches am Herzen liegt.
von Jule - 2024-04-29 21:59:00

Wilde Magie - 5 Sterne

"Wie sollte sie Liebe und Verlangen auseinanderhalten? Es war, als hätte man Salbei neben Fingerhut gepflanzt und wollte die Blätter voneinander unterscheiden, wenn noch keine Blüten zu sehen waren. Beide hatten medizinische Eigenschaften, doch man musste sie auseinanderhalten können. Santangel war gefährlich, aber konnte er ihr gefährlich werden?"

Spätestens mit diesem Buch hat Leigh Bardugo endgültig zu ihrer vollendeten stilistischen Kraft gefunden. Auch inhaltlich hat mich die Story absolut mitgerissen und begeistert.

Spanien zur Zeit der Inquisition. Das Küchenmädchen Luzia besitzt eine wilde Form der Magie, die sie für einfache Haushaltzauber einsetzt. Als ihre gelangweilte Herrin Valentina ihr auf die Schliche kommt, verfällt sie auf die Idee, Lucia im Interesse des eigenen gesellschaftlichen Aufstiegs als Wundertäterin zu präsentieren. Doch das bleibt nicht unbemerkt. Schon bald wollen andere intrigante Mächtige Luzias Kräfte für sich nutzen, allen voran Don Victor, der stets in Begleitung des fürchteinflößenden Dieners Santangel erscheint. Und Santangel scheint mehr Dämon als Mann zu sein...

Leigh Bardugo nimmt sich viel Zeit für die Figurenzeichnung und Entwicklung ihrer Protagonisten, was für mich der Geschichte absolut zugute kommt. Egal ob sie die Entwicklung von Luzias Kräften schilderte, Santangels schillerndes Geheimnis aufdeckt oder atmosphärisch dicht eine Zeit wieder zum Leben erweckte, in der Wunder und Betrug nicht nur kaum unterscheidbar, sondern auch die Gefahr des Scheiterhaufens bargen - ich war stets gleichermaßen fasziniert.
von Sago - 2024-04-28 17:12:00

Ein Wandel des Schicksals - 4 Sterne

Luiza Cotado arbeitet als Küchenmädchen in Spanien, um die Schufterei ein bisschen zu erleichtern, nutzt sie ihre Magie. Valentina, ihre Herrin, erkennt die Magie und benutzt Luzia, damit sich ihr gesellschaftliche Stand verbessert und lädt wohlbetuchtere zu Luzias Magievorstellungen ein. Dort entdeckt der, vorm König in Ungnade gefallene, Perez Luzia und möchte mit ihr die Gunst des Königs zurückgewinnen. Dafür schreckt er vor nichts zurück!

Doch auch Luzia möchte die Chance nutzen und in ein besseres Haus einkehren, um das elendige Schuften und die schmutzige Schlafkammer hinter sich zu lassen. Der unsterbliche Guillén Santangel wird ihr zur Hilfe gestellt und wird zu ihrem Vertrauten.

Der Vertraute von Leigh Bardugo ist ein historischer Fantasy-Roman, der durch eine grandiose Weltenbeschreibung zu überzeugen weiß. Durch einen stetigen Sichtwechsel zwischen den Protagonisten wird das Werk lebendiger, allerdings ist das auch der einzige Effekt, der ein wenig Spannung/Tempo in die Geschichte bringt. Alles andere wird eher ruhig und langsam erzählt, was zu einem grandiosen Worldbuilding führt und mir die Charaktere langfristig auch sehr Nahe gebracht hat, allerdings hat es dadurch auch weit mehr als die Hälfte des Buches benötigt, bis ich die Figuren greifbar und interessant fand.

Die Darstellung der damaligen Zeit, um die spanische Inquisition, und die Vermischung mit den fantastischen Elementen fand ich super umgesetzt.

Der Vertraute war auf historischer Ebene interessant und auch die Geschichte konnte mich am Ende einnehmen, doch es hat leider zu lange gedauert, bis mich die Figuren, ihre Gedanken und Handlungen mitgerissen haben. Dennoch hat das Buch mit seinem packenden Ende insgesamt für einen schöne Lesezeit gesorgt.
von Anndlich - 2024-04-25 15:17:00

Gefährliche Zeiten - 4 Sterne

Schon der erste Blick auf das Cover hat mich fasziniert, weil es so düster und gruselig ist und gleich viele Fragen zum Inhalt aufwirft. Und dann natürlich der Name der Autorin.
Leigh Bardugo ist eine begnadete Erzählerin und sowohl ihr Schreibstil als auch ihre Geschichten sind immer wieder etwas Besonderes.
Dieses Mal hat sie einen Roman verfasst, der sich an dem Spanien des Goldenen Zeitalters orientiert, aber natürlich spielt auch hier das Übersinnliche und Fantastische eine Rolle. Die Einbindung des fiktiven Fantasyromans in diese Zeit fand ich sehr gelungen.
Die Protagonistin Luzia wird facettenreich dargestellt und hat auch ihre Probleme, ist nicht in allem gut und gerade das macht sie so authentisch. Luzia erleichtert sich ihren Alltag mit etwas Magie, was verboten ist und gerade in Zeiten der Inquisition auch gefährlich. Und so gerät sie in viel zu große und gefährliche Machtspiele und wird zum Spielball.
Man muss aufmerksam lesen, um den Überblick zu behalten und die komplizierten Gefüge zu durchblicken.
von Gavroche - 2024-04-24 10:33:00

Gefährliche Wunder - 3 Sterne

Luzia, Dienstmädchen bei der geizigen und stets unzufriedenen Valentina, beherrscht Zauberkunst. Sie muss vorsichtig sein, lebt sie doch in der Epoche der spanischen Inquisition. Ehrgeiz und Streben nach einem besseren Leben bringen sie dazu, ihr Geheimnis zu offenbaren. Natürlich versuchen Höhergestellte, das auszunutzen. Dann taucht der geheimnisvolle Santangel, dessen Vorgeschichte unbekannt bleibt, auf und versucht, sie zu unterstützen. Ein gefährlicher Plan wird erdacht.
Viel Religiöses kommt vor, besonders die Verfolgung und die Gefahren für Menschen jüdischen Glaubens oder Conversos wird geschildert. Auch philosophische Diskussionen spielen eine Rolle.
Das alles beschreibt Leigh Bardugo ausführlich, um nicht zu sagen, langatmig. Es gibt Unerwartetes, Spannendes, aber auch lange Erklärungen zu nicht ganz so interessanten Ereignissen. Konnte mich nicht wirklich packen.
von Daffodil - 2024-04-21 20:17:00

Der Duft von Orangenblüten - 5 Sterne

Inhalt: Luzia Cotado wirkt wie ein gewöhnliches Küchenmädchen, doch sie besitzt Magie. Als Hausherrin Valentina von der Begabung ihres Küchenmädchens erfährt, zwingt sie Luzia ihre Magie zu ihren Gunsten zu nutzen. Es dauert nicht lange, bis ihr Geheimnis zu einem größeren Gesprächsthema wird. Auch Antonio Perez hört das Gerücht über die Fähigkeiten des Mädchens. Um der Inquisition zu entkommen, gibt es für sie nur eine Möglichkeit, und zwar Antonio Perez zu dienen, denn dieser möchte die Gunst des Königs mit Luzias Fähigkeiten wiedererlangen. Gemeinsam bereitet sie sich mit Guillén Santángel auf das Turnier vor, das ihre Magie als Heilige Kräfte preisen soll, doch der vertraute scheint selbst ein dunkles Geheimnis zu wahren …

Fazit: Wieder einmal ein absolut großartiges Buch von Leigh Bardugo. Schon die Krähen Duologie habe ich in mein Herz geschlossen und sind zu meinen absoluten Lieblingsbüchern geworden. Auch dieser Einzelband konnte mich nur begeistern,der Schreibstil lässt einen vollkommen in eine andere Welt eintauchen.Trotz des düsteren Themas ist es das sinnlichste Buch, das Bardugo bis jetzt geschrieben hat.Es spielt mit den Sinnen des Lesers und verführt ihn mit dem Duft von Orangenblüten und dem Saft praller Granatapfel Kernen. Besonders gefallen haben mir die fantastisch ausgearbeiteten Charaktere und spannende Plot Twists, die mich bis zum Schluss in Spannung gehalten haben. Ich freue mich schon sehr auf das nächste Werk der Autorin.
von Peachybookdreams - 2024-04-14 22:26:00