Rezensionen

Tagebuch eines Buchhändlers

Autor: Shaun Bythell

Erschienen 2019 bei btb
ISBN 978-3-442-71865-8
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Für die echte Bücherfreund-Seele und alle die es werden wollen - 4 Sterne

Mit Hinblick auf den Brexit, habe ich mir am letzten Wochenende ein schottisches Buch gegönnt:
„Tagebuch eines Buchhändlers“ von Shaun Bythell. Der Autor, selbst dieser besagte antiquarischer Buchhändler, offeriert uns sein Tagebuch zur Lektüre.
Ein kauzig, aber liebenswerter Zeitgenosse, der uns mit hinter die Kulissen seiner Buchhandlung nimmt und uns einen exklusiven Einblick ermöglicht.
Zum einen erfährt man viel über den Wandel der Zeit in der Buchhändlerbranche über die letzten 20 Jahre, besonders die Auseinandersetzung mit dem Internethandel und wie der Branchenriese dominiert.
Dann bekommt der Leser einen erhellenden Einblick auf die Kundeninteraktion aus der Buchhändlersicht – amüsierend und erschreckend zugleich. Eingestreut werden dann noch persönliche Belange, wie der ungewünschte Besuch einer fremden Katze in der Wohnung,
Natürlich werden auch unzählige Bücher erwähnt, die allesamt im britischen Raum entstanden sind. Generell, ist dies ein sehr britisches/schottisches Buch. Aus diesem Aspekt heraus, würde ich diese Lektüre, wenn möglich, eher auf Englisch empfehlen. Geht doch sicher die eine oder andere charmante britische Formulierung verloren, auch wenn die Übersetzungsarbeit von Mechthild Barth außerordentlich gut ist.
Insgesamt ein Buch ohne jegliche Action, herrlich ereignislos, wunderbar, wenn man den eigenen Alltag mal über Bord werfen will.
von nil_liest - 2020-02-04 15:31:00

Habe mir mehr versprochen - 3 Sterne



Durch das pittoreske Cover und den Klappentext habe ich mir vom ,,Tagebuch eines Buchhändlers“ eine unterhaltsame, interessante und witzige Lektüre versprochen. Ich wurde bald eines Besseren bzw. Schlechteren belehrt. Als Büchernarr finde ich zwar die Darstellung der Tätigkeit eines Buchhändlers, des Handels mit gebrauchten Büchern usw. zunächst einmal sehr interessant. Auch die Bedrohung durch amazon usw. ist ein Thema, das mir wichtig erscheint und im Buch immer wieder angesprochen wird. Auch werden die unterschiedlichsten Kunden mit ihren manchmal skurrilen Wünschen und Fragen teils amüsant und ironisch dargestellt. Dennoch bekam ich immer wieder den Eindruck, dass – wie in einem persönlichen Tagebuch wohl auch – Belanglosigkeiten und Wichtiges nebeneinander gestellt werden, ohne dass ein Zusammenhang erkennbar wird. Vielleicht ist manches auch dem trockenen schottischen Humor und dem eher nüchternen Stil geschuldet, dass man sich als Leser zu wenig involviert fühlt. Manche Andeutungen erschließen sich wohl auch nur einem englischsprachigen oder anglophilen Publikum.
Die Idee, jedes Kapitel mit der Anzahl der bestellten und der gefundenen Bücher einzuleiten, die Zahl der Kunden und die Höhe des eingenommenen Geldes ans Ende zu setzen, ist zwar originell und vermittelt einen authentischen Eindruck des Buchhändler-Alltags, wirkt durch die stete Wiederholung aber irgendwann auch ermüdend. Zahlreiche Beschreibungen könnten meiner Meinung nach auf Relevantes gekürzt werden. So erfährt man von Besuchen irgendwelcher Personen, die im Folgenden aber keine Rolle mehr spielen. Berührend hingegen finde ich z.B. die Schilderung des treuen, älteren Kunden, der immer wieder Bücher bestellt, teilweise aber vergisst, dass er sie schon einmal bestellt hat. Solche Passagen bleiben in Erinnerung und machen das Buch interessant. Allerdings gibt es auch immer wieder Längen und eintönige Passagen, die zwar dem Leser den Alltag eines Buchhändlers vermitteln, aber wenig Unterhaltungswert haben. Weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen.
von Amena25 - 2019-10-11 08:45:00

Interessante Einblicke, locker aufbereitet - 4 Sterne


Shaun Bythell ist der Besitzer des größten Buchladens in Schottland, wo er an die 100.000 Gebrauchtbücher führt. In seinem (fiktiven?) Tagebuch erzählt er von seinen alltäglichen Sorgen, Ärger mit Angestellten und Kunden, aber auch von den schönen Seiten seines Berufs.

Tag für Tag (außer Sonntag) begleiten wir den antiquarischen Buchhändler Shaun Bythell ein ganzes Jahr lang und erleben dabei Höhen und Tiefen dieses Berufs. Die Eintragungen für jeden Tag beginnen mit der Anzahl der Online-Bestellungen und der dafür gefundenen Bücher. Oft bleiben die Bücher unauffindbar, da sie falsch einsortiert wurden - die Angestellte Nicky hat dafür immer eine ausgefallene Begründung parat - oder vielleicht gestohlen wurden.

Nach einigen herausragenden Ereignissen des jeweiligen Tages, ein besonderes Kundengespräch, Ankauf einer Büchersammlung, Schwierigkeiten mit dem Online-Bestell-System oder Ähnliches, endet der Tageseintrag mit den Tageseinnahmen und der Anzahl der Kunden, was in der Regel leider recht deprimierend ist.

Jedem Monat ist ein Zitat aus George Orwells „Erinnerungen an eine Buchhandlung“ aus dem Jahr 1936 vorangestellt, das von Bythell kurz kommentiert wird, indem er es mit seiner gegenwärtigen Situation vergleicht.

Bei allen Schwierigkeiten mit dem Konkurrenten Amazon und geizigen Kunden lässt Shaun Bythell aber auch immer wieder eine Begeisterung für den Beruf des Buchhändlers und für Bücher an sich durchblicken. Dies alles ist sehr interessant und gibt Einblicke in die Branche. Dabei lässt sich das Buch aber sehr locker lesen. Shaun Bythell schreibt oft sehr sarkastisch, manchmal geradezu böse, aber man muss auch immer wieder schmunzeln.

Ein bisschen öde fand ich die ständigen Wiederholungen. Andererseits macht gerade dies die Tagebucheinträge auch authentisch.
von Lilli33 - 2019-09-19 20:21:00

Tagebuch eines Buchhändlers - 5 Sterne

Gute Nachrichten für Buchhändler! Ab sofort brauchen wir kein eigenes Tagebuch mehr über unseren Berufsalltag zu führen, denn das hat Shaun Bythell freundlicherweise für uns übernommen. Der junge Mann aus Schottland hat über ein Jahr lang Tag für Tag notiert, was ihm so widerfährt im größten Antiquariat in Schottland. Und selber denkt man sich immer wieder: Das könnte haargenau von mir sein! Er erzählt von lustigen, aber auch merkwürdigen Kunden, von seinem ständigen Kampf mit und gegen den Internet-Buchhandel-Giganten, dessen Name hier selbstverständlich nicht genannt werden soll, und von der beinahe täglichen (oft hoffnungslosen) Jagd nach einem antiquarischen Sensationsfund.
Die kleine Stadt Wigtown im Süden Schottlands hat nicht mal 1000 Einwohner, ist aber seit über 20 Jahren die erste offizielle Buchstadt des Landes. Jährlich findet dort ein mehrtägiges, mittlerweile sehr bekanntes Buchfestival statt. Und wer mal selber Buchhändler spielen möchte, kann für etwa 50,- € am Tag den Laden "Open Book" mieten, nach Herzenslust umräumen und natürlich Bücher verkaufen. Aber Achtung: Die Warteliste hierfür ist inzwischen schier endlos. Also besser in der Zwischenzeit das Buch lesen!
von Maxie Bantleon - 2019-09-16 12:12:00

Klasse - 5 Sterne

Dieses Buch hat mich wirklich überrascht. Das Cover sieht schon irgendwie niedlich aus aber die Leseprobe hat mir eindeutig den Impuls gegeben weiterzulesen. Dieses Buch ist ehrlich, komisch und erfrischend zugleich.

Bythell gestaltet sein Buch anhand von Tagebucheinträgen. Er ist Eigentümer eines Buchshops in Schottland und erzählt was sein Hobby als Beruf taugt und kann hier mit einigen kuriosen Geschichten aufwarten. Nebenbei lernt man auch ein paar andere Personen wie seine Angestellte kennen. Dabei hat er seine ganz eigene Art und Weise zu erzählen. Schottisch ist definitiv ein Wort, das hier sehr gut passt, der Humor und die Art ist wohl unleugbar.

Inhaltlich geht er auf die Probleme und Chancen des stationären Buchhandels im Zeiten des Onlinehandels ein und setzt sich sachlich kritisch damit auseinander. Absolut nachvollziehbar und angemessen dezidiert für diesen Zweck. Dabei verliert er aber nie die Komponente: Freude am Lesen aus den Augen. Sein Buch ist absolut nicht als reine Abrechnung mit diesem oder jenem zu sehen. Vielmehr ist es unterhaltend und vertreibt die Zeit.

Man kann immer mal wieder eines der kurzen Kapitel lesen. Es ist absolut für zwischendurch geeignet, weil nicht unbedingt ein innerer Zusammenhang in Form eines Romans gegeben ist. Nach Lust und Laune lesbar!

Ich mag auch seine Sprache und die Seitengestaltungen bzw. Kapitelgestaltung.

Eine sehr gelungene Lektüre, die sich auch als Buch neben anderen Büchern eignet, weil man quasi nicht den Faden verlieren kann und vielmehr schnell gut unterhalten wird.
von SLovesBooks - 2019-09-09 23:47:00

Einblick der etwas anderen Art - 4 Sterne

Das Tagebuch eines Buchhändlers bietet einen etwas anderen Einblick in das Leben in einem Buchhandel. Als Leser erfährt man, was sich im Leben von Shaun Bythell und in seinem Buchladen "The Bookshop" abspielt. Das Buch bietet viele interessante Informationen und Einblicke, die sehr unterhaltsam zu lesen sind. Das Buch ist in der Form von Tagebucheinträgen geschrieben, die sich flüssig lesen lassen. Ich finde diesen Schreibstil besonders ansprechend und gut passend für die Geschichte.

Man merkt, dass der Autor ein Bücherliebhaber ist - genauso wie der Protagonist. Und diese Bücherliebe springt beim Lesen auf den Leser über - ich glaube für jeden Bücherfreund ist dieses Buch empfehlenswert und unterhaltsam. Mir hat es sehr gut gefallen, auch wenn es jetzt nicht höchste Spannung bietet.
Von mir gibt es eine klare Empfehlung.

von book_love - 2019-08-30 18:44:00

Das langweilige Tagebuch eines Buchhändlers - 2 Sterne

Ein zauberhaftes Cover, das sich auf der Innenseite fortsetzt - für alle Buchliebhaber*innen einfach ein Traum - als ich es sah, war mir sofort klar, dieses Buch muss ich einfach haben.

Bythell führt nicht nur ein Antiquariat in Schottland, sondern auch ein ganzes Jahr Tagebuch. Das klang interessant, zumal er auch sehr kauzig und damit für uns Lesende umso interessanter ist.

Allerdings habe ich mich bereits nach 40 Seiten fürchterlich gelangweilt. Es passiert einfach nichts - Bythell sichtet Bücher, führt Statistik über Online-Bestellungen und gefundene Bücher und führt mehr oder weniger absurde Gespräche mit potentiellen Kunden, die nur selten etwas kaufen. Und das gefühlt für mich in Endlosschleife.

Die Charaktere sind allerdings wirklich schön schräg, sowohl seine Angestellten als auch seine Kunden und den trockenen Humor mochte ich ("Die neuesten Nachrichten aus der Gegend heute: Die Destillerie Bladnoch ist nicht mehr flüssig und musste Konkurs anmelden").

Der Einblick in den so gar nicht romantischen Berufsalltag fand ich auch sehr aufschlussreich - die Dominanz des großen Bücher-Internetriesen und was das für die kleinen Buchläden bedeutet.

Aber das alleine hat nicht genügt, mich für das Buch zu begeistern. Schade.
von Marie aus E. - 2019-08-30 17:40:00

Wie geht es zu im größten Buchladen Schottlands? - 5 Sterne

In einer kleinen Stadt in Schottland lebte ein junger Mann, der sich entschloss, einen Buchladen zu führen. Er übernahm einiges vom Vorbesitzer und fährt zu Haushaltsauflösungen, um Bücher aufzukaufen. Manche werden ihm in den Laden gebracht und er prüft, ob ein Ankauf lohnt. Ein ganzes Jahr, jeden Tag, an dem Shaun Bythell geöffnet hat, darf ihm der Leser über die Schulter schauen und seine Tageslauf verfolgen. Nicht nur eiskalte Räume und ein Versandhausmonopol machen ihm das Leben schwer, auch die Tücken der Technik und eigenwillige Angestellte machen es nicht besser. Die größte Herausforderung aber sind natürlich die Kunden oder Ladenbesucher, die nur nerven, feilschen, alles in Unordnung bringen oder nichts kaufen. All das wird mit mal ironischem, mal mit bissigem, aber auch depressiven Anmerkungen erzählt. Zitate von George Orwell leiten jedes Kapitel, sprich: jeden Monat, ein. Jeder Tag beginnt mit der Anzahl der Online-Bestellungen und der erfolgten Erledigung und endet mit der Zahl der Kunden und des Umsatzes. Allein das ergibt schon eine aussagekräftige Story. Shaun Bythell geht gern und oft angeln, ist einem Bier oder Whiskey nicht abgeneigt, engagiert sich für seine Heimatstadt und berichtet sehr anschaulich, was es heißt, einen Buchladen zu führen. Das ganze Drumherum hat man so noch nicht wahrgenommen, es liest sich authentisch und unterhaltsam. Da einige Titel im Original benannt werden, sind Englischkenntnisse von Vorteil. Kein in einem Rutsch durchzulesendes Buch, sondern viele appetitliche Happen, die immer mal wieder für interessante Schmökerei sorgen.
von Daffodil - 2019-08-12 09:20:00